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nach waren Ende 1885: 27,841,149 oder 98,3 Proz. der Einwohner Preußen, [* 2] unter dem Rest befanden sich zunächst 319,192 andre Deutsche, [* 3] während im übrigen 43,883 Österreicher und Ungarn, [* 4] 30,326 Dänen, 25,146 Holländer, 21,217 Russen, 6963 Briten, 6519 Schweden [* 5] und Norweger, 5687 Schweizer, 4472 Belgier, 2732 Italiener, 1895 Franzosen, 1896 andre Europäer, 5055 Nordamerikaner und 2338 andre Nichteuropäer und ohne Angabe gezählt wurden.
Religionsbekenntnis. In Preußen gab es 1885: 18,244,405 Evangelische (mit Lutheranern und Reformierten), 9,620,326 Katholiken (einschließlich der Altkatholiken), 1437 Griechisch-Katholische, 82,030 sonstige Christen und zwar 57,741 aus protestantischen Kirchengemeinschaften (Herrnhuter, Irvingianer, Baptisten, Mennoniten, Methodisten, Presbyterianer, Quäker, freie schottische Kirche), 1372 Angehörige der englischen Hochkirche, 22,917 Dissidenten, ferner 366,575 Juden und 3697 Bekenner andrer Religionen und ohne Angabe. Für die einzelnen Provinzen wurden folgende Zahlen ermittelt:
Provinzen 1885 | Evangelische | Proz. der Bevölkerung | Katholiken (auch griech.-katholisch) | Sonstige Christen | Juden | Andersgläubige |
---|---|---|---|---|---|---|
Ostpreußen | 1677711 | 85.6 | 255024 | 11028 | 15667 | 45 |
Westpreußen | 668255 | 47.4 | 701842 | 13438 | 24654 | 40 |
Berlin | 1143352 | 87.0 | 99579 | 6911 | 64383 | 1062 |
Brandenburg | 2266430 | 96.8 | 58343 | 5350 | 12164 | 124 |
Pommern | 1465477 | 97.3 | 22390 | 4371 | 13291 | 46 |
Posen | 531722 | 30.9 | 1131869 | 1143 | 50866 | 18 |
Schlesien | 1897002 | 46.1 | 2156578 | 7048 | 51481 | 110 |
Sachsen | 2258446 | 93.0 | 157943 | 4396 | 7343 | 239 |
Schleswig-Holstein | 1131899 | 98.4 | 12217 | 2215 | 3544 | 431 |
Hannover | 1883673 | 86.7 | 269134 | 4533 | 15009 | 353 |
Westfalen | 1035869 | 47.0 | 1145632 | 4044 | 18935 | 100 |
Hessen-Nassau | 1110831 | 69.9 | 431529 | 6398 | 43145 | 551 |
Rheinland | 1171398 | 27.0 | 3115994 | 11152 | 45405 | 578 |
Hohenzollern | 2340 | 3.5 | 63689 | 3 | 688 | - |
Zusammen | 18244405 | 64.4 | 9621763 | 82030 | 366575 | 3697 |
Näheres über die örtliche Verteilung der Evangelischen, Katholiken sowie der Juden s. Deutschland, [* 6] S. 818 (mit Karte).
Bildungsanstalten.
Volksbildung. Die preußische Volksschule steht gegenwärtig neben der andrer deutscher Staaten auf der ersten Stufe unter den Völkern der Erde. Infolge des verfassungsmäßig bestehenden Schulzwanges müssen alle Bewohner ihre nicht anderweit gehörig unterrichteten Kinder vom zurückgelegten 6. bis zum vollendeten 14. Lebensjahr zur öffentlichen Schule schicken. Die Volksschule untersteht den Bezirksregierungen und in oberster Instanz der Staatsregierung, während die unmittelbare Aufsicht seitens der Gemeinden durch Deputationen und Kommissionen sowie durch Lokal- und die staatlich bestellten Kreisschulinspektoren ausgeübt wird. Im allgemeinen liegt den Gemeinden die Unterhaltungspflicht ob, indessen wird fast überall Schulgeld erhoben, und anderseits leistet der Staat Zuschüsse. 1886 betrugen die Unterhaltungskosten im ganzen 116 3/5 Mill. Mk., wovon 9,4 Proz. auf Schulgeld, 78,6 auf Leistungen der Verpflichteten und 12 Proz. auf Staatsbeiträge entfielen.
Die Zahl der Volksschulen betrug 1886: 34,016 mit 4,838,247 Schülern, welche in 77,097 Klassen (darunter noch 54,704 gemischte Klassen) unterrichtet wurden. Unter den Schulen waren 23,152 ein- und zweiklassige mit Einer Lehrkraft, dagegen 3951 vier- und mehrklassige (zu 3/5 in den Städten). An den öffentlichen Volksschulen waren 64,750 Stellen für voll beschäftigte Lehrkräfte (darunter 6848 Lehrerinnen) vorhanden, wovon 460 unbesetzt, für Hilfslehrkräfte 1183 (49 für Lehrerinnen).
Neben den öffentlichen Volksschulen mag es etwa 2000 niedere Privatschulen mit 125,000 Schülern geben. Für die Ausbildung der Volksschullehrer bestehen 106 königliche Lehrer- und 8 Lehrerinnenseminare mit zusammen ca. 10,000 Schülern, ferner 34 Präparandenanstalten. Als eine Art Ergänzung der Volksschulen erscheinen die Fortbildungs-, Abend- und Sonntagsschulen; höhere Ziele verfolgen die Mittelschulen, deren es 1878 für Knaben 336, für Mädchen 1885: 185 gab. In 15 Blindenanstalten wurden 1886: 540 Blinde in schulpflichtigem Alter und 473 erwachsene Blinde unterhalten, während außer in 75 königlichen und Provinzial-Taubstummenanstalten noch in 21 Gemeinde- und Privatanstalten Taubstumme Unterricht genossen.
Höhere Lehranstalten. Im Winter 1885/86 zählte man 259 Gymnasien, 39 Progymnasien, 89 Realgymnasien, 86 Realprogymnasien, 13 Oberrealschulen, 17 Realschulen und 22 höhere Bürgerschulen, zusammen mit 8724 Lehrern und 151,541 Schülern (inkl. der Vorschüler). Zur Ausstellung des Qualifikationszeugnisses für den einjährigen Militärdienst waren außer diesen noch 33 andre Anstalten (darunter 16 Landwirtschaftsschulen) berechtigt.
Die Universitäten bestehen in der Regel aus vier Fakultäten: einer theologischen, juristischen, medizinischen und philosophischen. Die Universitäten Bonn [* 7] und Breslau [* 8] haben außer der evangelisch- auch eine katholisch-theologische Fakultät, während die Akademie zu Münster [* 9] nur zwei Fakultäten, eine katholisch-theologische und eine philosophische, und das Lyceum zu Braunsberg [* 10] nur eine katholisch-theologische Fakultät hat. Im Durchschnitt der letzten Jahre wurden die 11 preußischen Hochschulen (Berlin, [* 11] Bonn, Breslau, Göttingen, [* 12] Greifswald, [* 13] Halle [* 14] a. S., Kiel, [* 15] Königsberg [* 16] i. Pr., Marburg, [* 17] Münster [Akademie] und Braunsberg [Lyceum]) von zusammen 13,400 Studierenden (ohne ca. 2000 zum Besuch der Vorlesungen Berechtigte) besucht. Das Lehrpersonal beläuft sich insgesamt auf 1157, darunter 503 ordentliche Professoren.
Fachschulen. Zur Vorbereitung für den landwirtschaftlichen Beruf dienen die landwirtschaftliche Hochschule zu Berlin, die landwirtschaftliche Akademie zu Poppelsdorf (bei Bonn) sowie die landwirtschaftlichen, mit den Universitäten verbundenen Institute zu Königsberg (mit einem Tierarzneiinstitut), Breslau, Halle, Kiel und Göttingen (mit einem Tierarzneiinstitut), zusammen 7 Hochschulen. Ferner gibt es zwei tierärztliche Hochschulen, eine zu Berlin und eine zu Hannover. [* 18] An mittlern und niedern landwirtschaftlichen Lehranstalten sind zu nennen: 16 berechtigte Landwirtschaftsschulen, 32 Ackerbauschulen, 45 landwirtschaftliche Winterschulen, 3 Wiesenbauschulen, 4 pomologische Institute und Gärtnerlehranstalten, 33 Garten- und Obstbauschulen, das Lehrinstitut für Zuckerfabrikation zu Berlin, die Brennereischule zu Berlin, 15 Molkerei- und Haushaltungsschulen, 22 Lehrschmieden und Hufbeschlagsschulen, die Imkerschule zu Buckow (Kreis [* 19] Lebus). Endlich gehören hierher die 418 ländlichen Fortbildungsschulen (die meisten im Rheinland). Forstliche Lehranstalten sind außer den königlichen Forstakademien zu Eberswalde [* 20] und Münden mit zusammen 220 Studierenden die königlichen ¶
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Forstlehrlingsschulen zu Groß-Schönebeck und Proskau. Lehranstalten für die Baukunst [* 22] und das Baugewerbe sind die 3 technischen Hochschulen zu Berlin, Hannover und Aachen, [* 23] ferner 12 Baugewerkschulen, eine Schule für Maschinenbau (Einbeck), [* 24] für Metallindustrie (Iserlohn, [* 25] Remscheid [* 26] und Bochum). [* 27] In Berlin und Klausthal bestehen Bergakademien, während die Zahl der Bergschulen 10 und diejenige der Bergvorschulen 29 beträgt. Zahlreich sind auch die gewerblichen Fachschulen (darunter 6 höhere Webschulen), Handels-, Navigations- etc. Schulen.
Die Zahl der letztern beträgt 14 nebst 18 Navigationsvorschulen. Der Pflege der bildenden Künste widmen sich die staatlichen Kunstakademien zu Berlin, Königsberg, Düsseldorf, [* 28] Kassel, [* 29] ferner die Zeichenakademie zu Hanau, [* 30] und neben den zwei staatlichen Kunstschulen zu. Berlin (mit Kunstgewerbeschule) und Breslau gibt es noch derartige Privatinstitute in Königsberg, Danzig [* 31] und Magdeburg. [* 32] Die Tonkunst wird vorzugsweise in Privatanstalten geübt; doch bestehen in Berlin eine akademische Hochschule für Musik, eine akademische Meisterschule für musikalische Komposition und ein akademisches Institut für Kirchenmusik.
Der Vorbereitung für den Kriegsdienst und allgemeinen militärischen Zwecken dienen die Kriegsakademien, die vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule zu Berlin sowie die Marineakademie zu Kiel, welche militärische Hochschulen sind, ebenso wie die zunächst militärischen Zwecken dienenden: königliche medizinisch-chirurgische Akademie und medizinisch-chirurgisches Friedrich Wilhelms-Institut zu Berlin. Zur Versorgung der Armee mit Roßärzten besteht in Berlin die Militär-Roßarztschule.
Kriegsschulen sind in Anklam, [* 33] Engers, Glogau [* 34] (bis 1885 in Erfurt), [* 35] Hannover, Kassel, Neiße [* 36] und Potsdam; [* 37] Kadettenhäuser in Kulm, Potsdam, Wahlstatt, Bensberg, Plön, Oranienstein, und die Hauptkadettenanstalt befindet sich in Groß-Lichterfelde. Eine Marineschule hat Kiel. Außerdem sind als Militärlehr- und -Erziehungsanstalten hier zu nennen: die Artillerieschieß-, die Oberfeuerwerkerschule und die Militär-Turnanstalt zu Berlin und das Militär-Reitinstitut zu Hannover;
die Unteroffizierschulen zu Potsdam, Jülich, Biebrich, [* 38] Weißenfels, [* 39] (Ettlingen in Baden), [* 40] Marienwerder, [* 41] die Unteroffizier-Vorschulen in Annaburg (mit Militär-Knabenerziehungs-Institut) und Weilburg und die Militär-Waisenhäuser zu Potsdam und Stralsund. [* 42]
Unter den Bibliotheken ist die königliche (Staats-) Bibliothek zu Berlin die bedeutendste, welcher sich zunächst einige Universitätsbibliotheken sowie die Landesbibliotheken zu Fulda, [* 43] Kassel, Wiesbaden [* 44] und Düsseldorf anreihen. Unter den Fachbibliotheken verdienen Erwähnung diejenigen des kaiserlichen Statistischen Amtes und des königlichen Statistischen Büreaus zu Berlin. Sternwarten [* 45] bestehen zu Berlin, Danzig (Observatorium der Naturforschenden Gesellschaft), Düsseldorf (städtische), Bothkamp in Schleswig-Holstein [* 46] (Privatsternwarte des Kammerherrn von Bülow), Potsdam (astro-physikalische Observatorium, Sonnenwarte), Wilhelmshaven [* 47] sowie an den Universitäten zu Königsberg, Breslau, Kiel, Göttingen, Marburg und Bonn. Die Altonaer Sternwarte [* 48] ist seit einer Reihe von Jahren aufgelöst.
Das geodätische Institut und Zentralbüreau der internationalen Erdmessung, das meteorologische Institut, die 1700 gegründete, 1740 neuorganisierte Akademie der Wissenschaften zu Berlin dienen in erster Linie wissenschaftlichen Zwecken, in gewisser Beziehung auch die Staatsarchive. Vortreffliche Kunstsammlungen bilden die königlichen Museen, das Museum für Völkerkunde, das Kunstgewerbemuseum, seit 1861 die Nationalgalerie für Werke deutscher Meister des 19. Jahrh., das Rauch-Museum etc., sämtlich in Berlin.
Von großem Interesse sind ferner das Hohenzollern-Museum (im königlichen Monbijouschloß), das Postmuseum im General-Postamtsgebäude zu Berlin. Nennenswerte Museen befinden sich außerdem in Breslau, Kassel (nebst Bildergalerie), Danzig, Kiel, Stettin, [* 49] Stralsund, Bonn, Frankfurt [* 50] a. M., Halle a. S., Hannover, Wiesbaden, Köln, [* 51] Düsseldorf u. a. O. Botanische Gärten bestehen, außer an den Universitäten, in Köln, Düsseldorf, Frankfurt a. M. und Frankfurt a. O.; zoologische Gärten zu Berlin, Köln, Breslau, Frankfurt a. M. und Hannover. Die Presse [* 52] hat in den letzten Jahrzehnten einen außerordentlichen Umfang gewonnen. Außer zahlreichen Organen aller politischen und wirtschaftlichen Parteien gibt es zahllose Fachblätter aller Art und fast eines jeden Berufszweigs.
Gesundheitspflege. Die neueste Erhebung des Heilpersonals vom ermittelte 9284 Ärzte gegen 7956 im J. 1876. Die Apotheken vermehrten sich 1876-87 von 2361 auf 2532, und die Zahl der Hebammen wuchs gleichzeitig von 16,975 auf 19,137. Im Durchschnitt kommen auf einen Arzt 3054, auf eine Apotheke 11,192 und auf eine Hebamme 1482 Einw. Die allgemeinen Heilanstalten in Preußen hatten 1886 (ohne die Abteilungen für Irre, Augenkranke und Gebärende sowie ohne die Militärlazarette) 59,523 eingerichtet Betten und 357,168 verpflegte Personen. Es bestehen 71 öffentliche und 103 private Irrenanstalten, in denen zusammen (1886) 35,524 (1876 nur 20,115) Irre verpflegt wurden.
Die Zahl der Idiotenanstalten beträgt 29, diejenige der Anstalten (bez. Abteilungen) für Epileptische 17 und der Trinkerasyle 3; ferner gibt es 55 Augenheilanstalten und 149 Entbindungsanstalten. (Vgl. Guttstadt, Krankenhaus-Lexikon für das Königreich Preußen, Berl. 1885, 2 Bde.) Preußen besitzt zahlreiche Bäder und Trinkquellen, nämlich 122 Mineralbäder verschiedenster Art, 18 Trinkquellen nur zum Versand, 48 Ostsee- und 10 Nordseebäder. Der Besuch der Mineralbäder allein hat sich 1870-85 von 95,600 auf 224,230 Kur- und Badegäste gesteigert; die Seebäder besuchten 1885 außerdem 86,620 Badegäste. Am besuchtesten sind Wiesbaden und Homburg [* 53] v. d. H. (einfache Kochsalzwässer), Ems, [* 54] Neuenahr, Salzbrunn (alkalische Wässer), Landeck (Wildbad), Kreuznach [* 55] (jod- und bromhaltige Kochsalzwässer), Aachen (Schwefelwasser), Reinerz, Langenschwalbach (Eisenwasser, bez. Stahlquellen); unter den Seebädern Norderney, Borkum und Westerland auf Sylt an der Nordsee, Kolberg [* 56] (zugleich Solbad), Heringsdorf, Misdroy, Zoppot und Kranz an der Ostsee.
Landwirtschaft. Waldkultur.
Die Landwirtschaft bildet heute noch den wichtigsten Zweig der produktiven Thätigkeit des preußischen Volkes, obwohl der Boden überwiegend nur von mittlerer Güte ist. Nach den Ermittelungen von 1883 beträgt der Flächeninhalt des preußischen Staats (einschließlich Hohenzollern) [* 57] 34,833,067 Hektar, nämlich 17,527,740 Hektar Acker- u. Gartenland, 3,292,140 Hektar Wiesen, 3,908,749 Hektar Weiden und Hutungen (auch Öd- u. Unland), 20,271 Hektar Weingärten, 8,153,947 Hektar Holzungen, 320,581 Hektar Haus- u. Hofräume und 1,609,639 Hektar Wegeland, Gewässer etc. Der prozentuale Anteil dieser Kulturarten etc. an der Gesamtfläche der Provinzen ist folgender: ¶