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deutsche Staaten und zwar die Elbe Sachsen, [* 2] Anhalt, [* 3] Mecklenburg [* 4] und Hamburg, [* 5] während der Rhein erst unterhalb Bingen [* 6] in Preußen [* 7] eintritt, dann aber diesem Staat bis zu seinem Übertritt nach den Niederlanden angehört. Die Weser ist vorherrschend ein preußischer Fluß, berührt aber auch braunschweigisches, bremisches und oldenburgisches Gebiet (näheres s. Deutschland, [* 8] S. 806, und die einzelnen Artikel). Zwischen Weichsel und Oder sind zahlreiche Küstenflüsse (Rheda, Leba, Lupow, Stolpe, Wipper mit Grabow, Persante mit Radün, Rega) vorhanden, die alle auf dem Norddeutschen Landrücken entspringen. Unter den Küstenflüssen zwischen Oder und Elbe sind, von der Eider abgesehen, die Recknitz, Trave und Schwentine die bedeutendsten. Der Neckar berührt Hohenzollern, [* 9] der Main (mit Kinzig und Nidda) die Südgrenze von Hessen-Nassau. [* 10] Zur Maas in den Niederlanden fließen die Roer und Niers, ebendaselbst zur Neuen Yssel die Berkel und zum Zuidersee die Vechte.
Unter den
Kanälen sind der
Bromberger
Kanal
[* 11] (26,5 km) zwischen
Brahe und
Netze
(Weichsel und Oder), der Finowkanal
(69,5 km) zwischen Oder und
Havel und der Müllroser oder
Friedrich Wilhelms-Kanal (24 km) zwischen Oder und
Spree, beide zwischen
Oder- und Elbegebiet, sowie der Eiderkanal
(32 km) zwischen
Kieler Busen und
Eider wegen ihrer
Verbindungen am wichtigsten.
Sonst sind noch anzuführen: in
Ostpreußen
[* 12] der
König Wilhelms-Kanal (23 km) zur
Verbindung der
Ruß mit
der Stadt
Memel,
[* 13] der
Seckenburger Kanal (6) und der
Große
Friedrichsgraben (19) zwischen
Gilge und
Deime zur
Umgehung des
Kurischen
Haffs, die
Masurische Wasserstraße (84) zwischen
Angerburg und
Johannisburg nebst Verzweigung zum Niedersee (41) und der
Elbing-Oberländische
Kanal (115 km, mit den
Seen 198 km) zwischen den
Seen auf der
Grenze von
Ost- und
Westpreußen; in
Westpreußen
der
Weichsel-Haffkanal (19) zwischen
Danziger
Weichsel und
Tiege; in
Brandenburg
[* 14] der
Templiner
Kanal (13,5), der
Ruppiner Kanal (15),
der
Große Hauptkanal
im Havelländischen
Luch (58 km, davon 15 schiffbar), der
Sakrow-Paretzer Kanal (17) nördlich von
Potsdam,
[* 15] der
Spandauer
Kanal (9), der
Landwehrkanal (9) südlich von
Berlin,
[* 16] der
Notte- (22) und der Storkowkanal (28);
in Schlesien [* 17] der Klodnitzkanal (45,5);
in Sachsen der Plauesche Kanal (57,5) zwischen Havel und Elbe;
in Schleswig-Holstein [* 18] der Stecknitzkanal (56) zwischen Elbe und Trave;
in Hannover [* 19] neben vielen kleinern Kanälen in den Mooren und Marschländern der Geeste- und Hadler Kanal (11,5 und 32 km) zwischen Geeste und Außen-Medem sowie der Oste-Hammekanal (16) zwischen Weser und Ems, [* 20] der Emskanal (26) an der Ems, der Ems-Vechtekanal (21) zwischen Ems und Vechte, der Südnordkanal (71) in den Mooren auf der Westgrenze, der Treckfahrtskanal (23,5) zwischen Aurich [* 21] und Emden, [* 22] der Papenburger Stadtkanal (30) und die Rhauderfehnkanäle (98,5 km).
Neuerdings sind umfangreiche Kanalbauten (Nordostseekanal, [* 23] Oder-Spreekanal, Kanal von Dortmund [* 24] nach den Emshäfen) in Angriff genommen. An Landseen ist Preußen in einzelnen Teilen, z. B. auf dem Norddeutschen Landrücken, außerordentlich reich; in andern, z. B. im W. von der Elbe, fehlen sie dagegen fast gänzlich. Von besonderer Wichtigkeit sind die Seen aber nur in der Provinz Ostpreußen, wo eine Anzahl derselben auf der Grenze von West- und Ostpreußen (Geserich-, Drewenz-, Drausensee) und im Masurenland des Regierungsbezirks Gumbinnen [* 25] (Rosche-, Spirding-, Löwentin-, Mauersee) durch schiffbare Kanäle, den Elbing-Oberländischen Kanal dort, die Masurische Wasserstraße hier, miteinander in Verbindung stehen.
Unter den übrigen Seen verdienen an dieser Stelle noch eine Erwähnung: der Goplosee an der obern Netze in Posen; [* 26]
der Vilmsee an der Küddow, der Drazigsee an der Drage, die Madüe an der Plöne, der Dammsche See bei Altdamm und der Kummerowsee an der Peene in Pommern; [* 27]
der Werbelliner, Paarsteiner, Ruppiner, Schwielow- (an der Havel), Schwielug- (an der Spree), Scharmützelsee und die Ukerseen in Brandenburg;
der Süße und der Salzige See bei Eisleben [* 28] in Sachsen;
der Selenter, Plöner, Ratzeburger und Schalsee in Schleswig-Holstein;
das Steinhuder Meer in Hannover und der Laacher See in der Rheinprovinz. [* 29]
Sümpfe, Moore und Brücher in großer Ausdehnung [* 30] gibt es vorzüglich in den vier Küstenprovinzen, mehr vereinzelt auch in den andern Provinzen: in Ostpreußen in der Tilsiter Niederung am Kurischen Haff und zwischen Gilge und Deime (das Große Moosbruch);
in Pommern große Moore an der Leba, zwischen der Persante bei Kolberg [* 31] und der Dievenow bei Kammin, auf der Ostseite des Pommerschen Haffs und an der Peene;
in Brandenburg im Havelländischen und Rhinluch, im Warthe- und Netzebruch sowie im Spreewald;
in Posen an der Netze und Obra (Obrabruch);
in Sachsen das Fiener Bruch unweit des Plaueschen Kanals, das Halberstädter Bruch zwischen Bode und Oker und der Drömling an der Aller und Ohre;
in Schleswig-Holstein auf der Geest zwischen Flensburg, [* 32] Tondern und Husum, [* 33] zwischen Eider und Stör, so auch in Dithmarschen auf der Ostseite der Marschländer. In Hannover sind sie ganz besonders umfangreich, so zwischen Elbe und Weser, wo bei Bremen [* 34] blühende Moorkolonien sich gebildet haben, an der Aller, zu beiden Seiten der Weser bei Nienburg, [* 35] im Emsgebiet (das 1380 qkm große, fast noch ganz unkultivierte Bourtanger Moor auf der Grenze gegen die Niederlande) [* 36] und in Ostfriesland, woselbst durch die Anlegung zahlreicher Kanäle (Fehne genannt) viele blühende Fehnkolonien entstanden sind;
in Westfalen [* 37] gibt es Moore an der Bastau bei Minden [* 38] und in den Sennegebieten an der obern Ems und bei Koesfeld, in der Rheinprovinz auf dem Hohen Venn.
Durch ihre Lage sind noch bekannt: die Seefelder in der Grafschaft Glatz, [* 39] die Moore auf dem Isergebirge in Schlesien und das Brockenfeld auf dem Harz. Über Mineralquellen s. unten, S. 345.
Klima.
Preußen hat das Klima [* 40] des gemäßigten Europa, [* 41] und zwar ist die Temperatur eine ziemlich gleichförmige, da die durch die verschiedene geographische Lage bedingten Differenzen meist durch andre Verhältnisse ausgeglichen werden, namentlich dadurch, daß sich im S. die bedeutendsten Bodenerhebungen vorfinden, im N. aber die Seeluft die Wärme [* 42] und Kälte mäßigt. Die bedeutendsten Differenzen finden sich zwischen den westlichen und östlichen Gegenden. Am Rhein, Main und in dem Tieflandsbecken von Münster [* 43] beträgt die mittlere Jahreswärme 9-10° C., über 9° außerdem noch zu Hannover, Altona [* 44] und Berlin; sonst beläuft sie sich auf 7-9° und sinkt nur in Ostpreußen und im Gebirge (Kirche Wang 870 m, Klausthal 590 m) unter 6° C. Die mittlere Temperatur des Winters beträgt unter -4° C. im östlichen Ostpreußen, zwischen -3 und -4° in Königsberg [* 45] und auf dem Norddeutschen Landrücken bis Konitz, [* 46] zwischen -1 und -2° in Posen, Oberschlesien und auf dem Oberharz, dagegen 1-2° im W. Die höchste mittlere Temperatur im Sommer (17-18° C.) haben die Rheingegenden, Torgau, [* 47] das mittlere ¶
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Brandenburg, Oberschlesien und Altona, die niedrigste (wenig über und unter 16°) die Küstenlandschaften an der Nord- und Ostsee und der Norddeutsche Landrücken. Die mittlere Temperatur auf den nachbenannten meteorologischen Stationen Preußens [* 49] war nach dem 37jährigen Durchschnitt von 1848 bis 1885 in Graden Celsius folgende:
Memel | 6.6 |
Tilsit | 6.4 |
Klaußen | 6.3 |
Königsberg | 6.7 |
Konitz | 6.6 |
Lauenburg i. P. | 7.2 |
Köslin | 7.1 |
Stettin | 8.4 |
Putbus | 7.6 |
Bromberg | 7.7 |
Posen | 8.0 |
Frankfurt a. O. | 8.5 |
Breslau | 8.0 |
Ratibor | 8.0 |
Eichberg a. Bober | 7.0 |
Kirche Wang | 4.8 |
Görlitz | 8.0 |
Berlin | 9.1 |
Torgau | 8.9 |
Erfurt | 8.3 |
Kiel | 8.1 |
Altona | 9.1 |
Otterndorf | 8.3 |
Lüneburg | 8.4 |
Hannover | 9.1 |
Klausthal | 6.1 |
Heiligenstadt | 8.0 |
Göttingen | 8.5 |
Kassel | 8.7 |
Gütersloh | 9.0 |
Münster i. W. | 9.3 |
Emden | 8.4 |
Kleve | 9.2 |
Köln | 10.1 |
Aachen | 10.1 |
Trier | 9.7 |
Frankfurt a. M. | 9.8 |
Der Unterschied zwischen den größten Wärme- und Kältegraden beträgt etwa 72° C., da die größte Wärme bis 36° über 0 steigt, die größte Kalte aber etwa ebensoviel unter 0 fällt (1850 Bromberg [* 50] und Posen -36,6 und 36,5° C.). Die Regenmenge beträgt im jährlichen Durchschnitt 50-60 cm auf dem Norddeutschen Landrücken und in Posen, 70-90 an der Nordseeküste und noch mehr auf den Gebirgen (im Riesengebirge bis 116, auf dem Oberharz bis 167 cm). Die Gewitter sind im SW. zahlreicher als im NO. In den westlichen Landesteilen überwiegen Südwestwinde, in den östlichen West- und Nordwestwinde; nur an der Küste Hinterpommerns und in Oberschlesien sind im Frühling und Sommer Nordwinde, im Moselthal im Frühling und Herbst Nordostwinde vorherrschend.
Bevölkerung.
Über den Flächeninhalt und die Einwohnerzahl des Staats sowie der größern Verwaltungsbezirke der Provinzen, deren es (inkl. Berlin und Hohenzollern) 14 gibt, unterrichtet die nachfolgende Aufstellung.
Provinzen | Areal QKilom. | QMeil. | Bevölkerung 1885 | Einw. auf 1 qkm |
---|---|---|---|---|
Ostpreußen | 36982 | 671.64 | 1959475 | 53 |
Westpreußen | 25509 | 463.26 | 1408229 | 55 |
Berlin (Stadtkreis) | 63.36 | 1.15 | 1315287 | - |
Brandenburg | 39834 | 723.43 | 2342411 | 59 |
Pommern | 30110 | 546.83 | 1505575 | 50 |
Posen | 28958 | 525.90 | 1715618 | 59 |
Schlesien | 40303 | 731.94 | 4112219 | 102 |
Sachsen | 25250 | 458.57 | 2428367 | 96 |
Schleswig-Holstein | 18841 | 342.16 | 1150306 | 61 |
Hannover | 38481 | 698.85 | 2172702 | 56 |
Westfalen | 20204 | 366.87 | 2204580 | 109 |
Hessen-Nassau | 15686 | 284.89 | 1592454 | 101 |
Rheinland | 26991 | 490.02 | 4344527 | 161 |
Hohenzollern | 1142 | 20.74 | 66720 | 58 |
Zusammen: | 348354 | 6326.25 | 28318470 | 81 |
Volkszahl, Zu- und Abnahme. Die Bevölkerung [* 51] des preußischen Staats ist in stetigem Steigen begriffen. Während man 1816: 10,349,031, 1831: 13,038,960, 1840: 14,928,501, 1852: 16,935,420 Einw. zählte, betrug die Bevölkerung des Staats 1864: 19,255,139, 1867 (mit Einschluß der neuerworbenen Provinzen u. des Herzogtums Lauenburg) [* 52] 24,021,315, 1871: 24,639,706, 1875 (mit Lauenburg) 25,742,404, 1880: 27,279,111 und 1885: 28,318,470 Seelen. Die Volksvermehrung bezifferte sich im jährlichen Durchschnitt mehrjähriger Perioden im laufenden Jahrhundert auf ¾-1½ Proz. der mittern ^[richtig: mittlern] Bevölkerung; bei nur dreijährigen Perioden treten schon bedeutendere Schwankungen auf.
Für den preußischen Staat im jetzigen Umfang betrug die Zunahme der Bevölkerung 1867-71: 129,598, 1871-75: 225,685, 1875-80: 307,341 und 1880-85: 207,872 Seelen. Als Hauptquelle der Volkszunahme tritt der Geburtenüberschuß auf; für die Entwickelung der einzelnen Landesteile sind aber hauptsächlich die Erwerbsquellen derselben maßgebend; welche einmal schon jenen Überschuß wesentlich beeinflussen, dann jedoch die Zu-, bez. Abzüge veranlassen. Die Aufhebung der frühern, allen landwirtschaftlichen Fortschritt hemmenden Agrarverfassung (Flurzwang), die Ablösung der vielerlei Grundlasten bewirkten in den betreffenden ländlichen Bezirken einen Aufschwung der Bevölkerungszunahme, wie er in den östlichen Gebieten des Staats vom 2. bis 6. Jahrzehnt dieses Jahrhunderts und in den Provinzen Schleswig-Holstein und besonders Sachsen bis zur Gegenwart sich geltend macht.
Eine noch stärkere Wirkung erzeugte die Aufschließung innerer Erdschätze, namentlich der Kohlen (Regierungsbezirke Oppeln, [* 53] Arnsberg [* 54] und Düsseldorf). [* 55] In der Periode 1880-85 zeigen 5 Bezirke eine Abnahme der Bevölkerung, nämlich die 3 pommerschen sowie Lüneburg [* 56] und Sigmaringen. Auf kleinern Gebieten ist auch in andern Provinzen ein Rückgang der Bevölkerung erfolgt, nämlich in 201 Kreisen von insgesamt 544. Dagegen zeigen 31 Bezirke eine namhafte Bevölkerungszunahme.
Auswanderung. Da der Überschuß der Geburten in der Periode 1871-85: 4,894,000, die wirkliche Zunahme der Bevölkerung nur 3,750,000 Köpfe beträgt, so ergibt sich für diesen Zeitraum eine Mehrauswanderung von 1,144,000 Köpfen, wovon 922,000 nachweislich auf die überseeische Auswanderung entfallen. Nach dem deutsch-französischen Krieg wuchs die Zahl der überseeischen Auswanderer in den Jahren 1871-73 auf 40,956, 80,242 und 67,752 an. Auf den Höhepunkt 1872 folgte die niedergehende Periode 1874-79. Schon 1880 hob wieder die Steigerung an, welche für 1881 die bedeutende Ziffer von 145,679 Auswanderern ergab.
Auch 1882 und 1883 wurden noch über 100,000 ermittelt, und die Senkung ging nun bis 50,461 im J. 1886, um sich 1887 wieder auf 63,036 Auswanderer zu heben. An der Auswanderung ist das weibliche Geschlecht im Verhältnis von 80 auf 100 Männer beteiligt. Die stärkste Auswanderung erfolgte aus den Provinzen Pommern, Westpreußen, Posen, Schleswig-Holstein und Hannover. Über die Berufsverhältnisse der Auswanderer s. Deutschland, S. 811. Als Reiseziel sind in erster Linie die Vereinigten Staaten [* 57] von Amerika [* 58] zu nennen, wohin seit langen Jahren etwa 95 Proz. der Auswanderer übersiedeln (1878-87: 732,540 Personen). Daneben kommen höchstens noch in Betracht Brasilien [* 59] (11,257 Köpfe) und das übrige Südamerika [* 60] sowie Australien [* 61] (5800 Köpfe).
Dichtigkeit. Außer der Hauptstadt Berlin weisen einerseits die mineralreichen Industriegegenden mit Kleingrundbesitz (Rheinland, Regierungsbezirke Arnsberg, Wiesbaden [* 62] und Oppeln) und einzelne waldreiche Gegenden mit Klein- und Hausindustrie (Teile des Regierungsbezirks Breslau) [* 63] eine starke Bewohnerzahl im Verhältnis zur Fläche auf, anderseits sind die unfruchtbaren Gebirgsgegenden sowie die Heide- und Moorlandschaften nebst den Landesteilen mit ausgedehnten Brachländereien und geringen Weiden (Lüneburger Heide, [* 64] Teile der Regierungsbezirke Aurich und Schleswig, [* 65] ferner Pommern, Posen und Westpreußen) schwach bevölkert. Eine mittlere Dichtigkeit zeigen die fruchtbaren Landstriche ohne ausgedehnten Großgrundbesitz. Auf einer ¶