mehr
seinem westlichen Teil das Rheingaugebirge genannt (woselbst der Niederwald über Rüdesheim), in seinem östlichen mehr als Gebirgsrücken ausgeprägt (Großer Feldberg 880 m), mit zahlreichen Mineralquellen und den schönsten Weinlagen des Deutschen Reichs an seinem südlichen Fuß;
5) der Westerwald (s. d.), ein Plateau zwischen Rhein, Lahn und Sieg, mit dem Fuchskauten (657 m) und dem merkwürdigen Siebengebirge (s. d.) als Vorposten des Berglandes bei Königswinter am Rhein;
6) das Sauerländische Gebirge an der Lenne und Ruhr, das den größten Teil des westfälischen Regierungsbezirks Arnsberg [* 2] erfüllt, mit vielen Verzweigungen: dem Quellgebiet der Sieg, Lahn und Eder, einer 600 bis 700 m hohen Platte, die nach allen Seiten zwischen den Flüssen sich abdacht und vom Härdler (696 m) an sich in dem Rothaar- oder Rotlagergebirge (Emmelkopf 778 m) bis zum Plateau von Winterberg an der Quelle [* 3] der Lenne (Kahler Astenberg 842 m) und Ruhr fortsetzt.
Gegen O. vom Plateau von Winterberg dringt das Hainaische Gebirge (s. Haina, im Kellerwald 673 m) als Halbinsel in die Buntsandsteinplatte des Hessenlandes hinein. Noch gehören hierher: das Homertgebirge (Homert 666 m) und der Balver Wald (s. d.) zwischen Lenne und Ruhr, das Ebbegebirge (s. Ebbe, in der Nordhelle 633 m) auf der linken Seite der untern Lenne und der Arnsberger Wald zwischen Ruhr und Möhne. Die Haar [* 4] (380 m) bildet mit dem Ruhrkohlengebirge das nördlichste Glied [* 5] des Schiefergebirges und fällt allmählich gegen das nördliche Tiefland ab. Das Schiefergebirge besteht ganz vorzugsweise aus den verschiedenen Abteilungen der Devonformation, aus dem Unterdevon (Koblenzschichten oder ältere rheinische Grauwacke) auf dem Hunsrück; Taunus, Westerwald und der Eifel, dem Mitteldevon (Lenneschiefer) in geringer Ausdehnung [* 6] auf der Eifel, besonders aber im Sauerländischen Gebirge verbreitet, hier im N. und O. vom Oberdevon (Krammenzel) überlagert.
Die Ardennenschiefer des Hohen Venn bilden das älteste Gestein des Schiefergebirges und werden bereits zu den metamorphischen Gesteinen gerechnet. Am Rande des Schiefergebirges treten hervor: die Steinkohlenformation in ihren verschiedenen Abteilungen, mit der produktiven im S. bei Saarbrücken [* 7] unter Rotliegendem, Porphyr und Melaphyr, im N. bei Aachen [* 8] und an der Ruhr, hier teilweise schon von den Diluvialschichten des Tieflandes bedeckt, ferner Zechstein im NO. an der Diemel, Buntsandstein im SW. bei Trier [* 9] (auch auf der Eifel) etc. An vulkanischen Produkten ist die Eifel reich, an Basalten die Eifel und der Westerwald (in dem Tertiärbecken bei Westerburg), an Trachyten das Siebengebirge.
Von den Hauptgebirgen des Oberrheinischen Gebirgssystems (Vogesen, Schwarz-, Odenwald) gehört kein Glied hierher; auch die von denselben eingeschlossene Oberrheinische Tiefebene erreicht nur mit dem nördlichsten Teil, von dem das Thal [* 10] der Wetterau ein Ausläufer ist, bei Frankfurt [* 11] a. M. die Grenzen [* 12] des Staats. Innerhalb desselben aber liegen auf der nördlichen Buntsandsteinplatte schwache Ausläufer des Vogelsbergs und des Spessart, der größere Teil der Hohen Rhön (Wasserkuppe 950, Milseburg 833 m), am Ursprung der Fulda, [* 13] das Knüllgebirge (636 m), zwischen Fulda und Schwalm, der Meißner (751 m), unweit der Werra, der Kaufunger Wald (Bilstein 640 m), zwischen Werra und Fulda vor ihrer Vereinigung, der Habichtswald (595 m), westlich von Kassel, [* 14] der Reinhardswald (469 m), zwischen Weser und Diemel, der Solling (513 m), auf der östlichen Seite der Weser und teilweise in Braunschweig, [* 15] und endlich im W. der Weser die Egge [* 16] (445 m) und das Plateau von Paderborn [* 17] (Plänerkalk der Kreideformation). [* 18] Die Buntsandsteinplatte ist stark bewaldet und reich an Basalten, die aber im N. unter der Breite [* 19] der Diemelmündung verschwinden.
Das Hercynische oder Sudetensystem bildet zwei Reihen. Von den einzelnen Teilen der südlichen Reihe liegen Böhmerwald und Fichtelgebirge ganz außerhalb des Staats welchem jedoch der Thüringer Wald mit einem Teil seiner Zentralregion (Finsterberg 947 m) und seines nordwestlichen Rückens (Inselsberg 915 m) angehört. Ferner sind hierher zu rechnen der Ringgau (Zechsteinformation) in Hessen-Nassau [* 20] und als letztes Glied der Teutoburger Wald. Die nördliche Reihe enthält in Schlesien [* 21] auf der Grenze gegen Österreich [* 22] die höchsten Gebirge des Staats.
Das kleine, aber mannigfach verzweigte Glatzer Gebirgssystem (s. Glatz), [* 23] welches den Glatzer Kessel (ca. 320 m) einschließt, enthält: auf der preußisch-österreichischen Grenze das Glatzer Schneegebirge (Großer Schneeberg 1422 m) auf der Wasserscheide zwischen Oder, Elbe und Donau, das Reichensteiner Gebirge (bis 879 m), beide im O., sodann das Mensegebirge (Hohe Mense 1085 m) im W., endlich innerhalb des preußischen Staatsgebiets das Habelschwerdter Gebirge (Heidelberg [* 24] 942 m), das Eulengebirge (Hohe Eule 1014 m) und das Neuroder Gebirge.
In der nordwestlichen Fortsetzung dieses Gebirgssystems erscheinen: das Sandsteingebirge der Heuscheuer (920 m), das Niederschlesische Steinkohlengebirge, durch das Thal des obern Bober vom Riesengebirge geschieden, mit ansehnlichen Porphyr- und Melaphyrrücken (954 m) auf der südlichen Seite des Waldenburger Steinkohlenbeckens, der Porphyrmasse des Hochwaldes (840 m) innerhalb und einem Gebiet devonischer Grauwacke, in welchem der liebliche Fürstensteingrund, nördlich dieses Beckens, sodann das Katzbachgebirge (Hohe Kullge 740 m) und unter den einzelnen Bergen [* 25] der schlesischen Ebene vor allen der Zobten (718 m). Das Riesengebirge, auf der Grenze von Schlesien und Böhmen, [* 26] aus Granit und Glimmerschiefer bestehend, enthält die höchsten Berge des Staats (Schneekoppe 1603, Hohes Rad 1509 m); seine westliche Fortsetzung bildet das Isergebirge (Tafelfichte 1123 m), von dem in veränderter Richtung das Lausitzer und Erzgebirge außerhalb der Staatsgrenzen zum Fichtelgebirge leiten, während in der ursprünglich nordwestlichen Richtung sich eine nicht hohe Granitplatte bis zur Elbe bei Meißen [* 27] hinzieht, zu welcher in Schlesien bei Görlitz [* 28] die Basaltkuppe Landskrone (429 m) und das Königshainer Gebirge (424 m) gehören.
Innerhalb der Gebirge Schlesiens sind unter den Thälern außer dem Glatzer Kessel das Landeshuter und Hirschberger Thal (300-400 m hoch), beide am Bober, nennenswert. Die nördliche Gebirgsreihe ist durch den weit nach S. vordringenden Tieflandsbusen bei Halle, [* 29] Leipzig, [* 30] Zeitz [* 31] und Altenburg [* 32] gestört und erscheint erst wieder in dem Massengebirge des Harzes (Brocken 1142 m). Aufs neue gestört, treten an ihre Stelle zu beiden Seiten der Leine in der Provinz Hannover [* 33] und deren Nachbarschaft kleinere Gebirge, z. B. die Sieben Berge, der Hils, Osterwald, Deister, Bückeberg etc., bis endlich mit dem Wesergebirge (Süntel, Westfälische Pforte am Durchbruch der Weser, Wiehengebirge) die ursprüngliche Richtung ¶
mehr
wiederhergestellt ist. Während aber in Schlesien Granit, Gneis und Glimmerschiefer vorherrschend sind und im Harz der Granit auch noch an einigen Stellen zwischen der Silur- und Devonformation hervortritt, gehören die Gebirge an der Leine und Weser schon verhältnismäßig jungen Formationen an, im O. der Weser vielfach dem kohlenreichen Wealden, im W. derselben vorzugsweise dem Jura. Zwischen den beiden Gebirgsreihen dieses Gebirgssystems liegt außer dem Steinkohlengebirge von Ibbenbüren (175 m), im äußersten Nordwesten, noch die Terrasse von Thüringen, vorzugsweise aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper bestehend, auf welcher östlich von Göttingen [* 35] der Göttinger Wald (440 m), auf dem Eichsfeld der Hainich (473 m) im Übergang zu den thüringischen Staaten, der Dün (517 m) und das Ohmgebirge (524 m), im Schwarzburgischen die Hainleite und der Kyffhäuser mit älterm Gestein (Zechstein, Rotliegendem etc.), endlich zwischen Unstrut (Thüringische Pforte bei Sachsenburg) und Saale die Finne. Das fruchtbare Thal zwischen der Terrasse von Thüringen und dem Harz, das von der Helme [* 36] durchströmt wird, ist die Goldene Aue. Nicht zu den genannten drei Systemen gehört das Oberschlesische Steinkohlengebirge auf der Ostseite der Oder, das im Annaberg [* 37] unweit der Oder 400 m ansteigt und als ein Ausläufer des Karpathensystems zu betrachten ist.
Das Tiefland ist im W. von der Elbe einförmiger als im O. derselben. Am Gestade der Nordsee und längs der Flüsse [* 38] gibt es dort vortreffliche Marschländer; sodann treten gewöhnlich Moore auf, die mit Sandflächen abwechseln und mit denselben als Geest zusammengefaßt werden. Von großem Umfang sind die Moore namentlich zu beiden Seiten der Ems [* 39] bis Westfalen [* 40] hinauf, ferner zwischen Weser und Elbe im Regierungsbezirk Stade, [* 41] an der Aller, zu beiden Seiten der Weser unterhalb der westfälischen Grenze etc. Große Sandflächen bieten in Hannover die Lüneburger Heide [* 42] (bis 171 m hoch) zwischen Aller und Ilmenau und der Hümling auf der östlichen Seite der Ems im Kreis [* 43] Meppen dar.
In dem Becken von Münster [* 44] bildet die Senne weite unsichtbare Strecken, die teils sandig und wasserarm, teils versumpft sind. Unter den Hügelgruppen dieses Beckens sind die Schöppinger Berge (158 m) und die Stromberger Hügel (190 m), diese auf der Platte von Beckum, die bedeutendsten; jene bestehen aus Kalk-, diese aus Thonmergel. Durch das Tiefland der Rheinprovinz [* 45] zieht auf der westlichen Rheinseite ein geringer Landrücken, der im S., im Regierungsbezirk Köln, [* 46] Ville genannt wird, bis 188 m hoch und reich an Braunkohlen ist, im Regierungsbezirk Düsseldorf [* 47] (Hochwald, Reichswald) Sandstriche enthält.
In der Provinz Sachsen [* 48] bildet die Platte der Altmark (Hellberge bei Zichtau 134 m) die Fortsetzung der Lüneburger Heide. Südlich von derselben tritt mehr und mehr anstehendes Gestein zu Tage, und in diesem Übergang zum Bergland gibt es eine Anzahl von Höhen, unter denen besonders hervortreten: der Huy (305 m), der Fallstein (212 m), der Hoppelberg (305 m), der Regenstein (298 m) im Sandstein der Kreideformation am Nordfuß des Harzes und das Steinkohlengebirge von Wettin an der Saale nördlich von Halle, bei diesem der Petersberg (241 m). Im O. von der Elbe entwickeln sich im Tiefland zwei Landrücken.
Der südliche, der Märkisch-Schlesische (s. d.), zieht sich durch das südliche Brandenburg [* 49] und das nördliche Schlesien und trägt verschiedene Namen: Fläming (Hagelberg 201 m) im Regierungsbezirk Potsdam, [* 50] Lausitzer Grenzwall (Rückenberg 234 m) im Regierungsbezirk Frankfurt, Katzenberge (220 m) in Schlesien zwischen Bober und Oder, Trebnitzer Berge (311 m) zwischen Bartsch und Weida und Oberschlesischer Jura (362 m) im N. von der Malapane; der letztere schließt sich in Polen an die Ausläufer der Karpathen an. Der nördliche, der Norddeutsche Landrücken, durchstreicht die Provinzen Schleswig-Holstein, [* 51] Brandenburg, Pommern [* 52] und Preußen [* 53] und setzt sich in Rußland weiter fort. Er wird von der Oder und Weichsel durchbrochen, ist im allgemeinen sehr breit und wasserreich und trägt die meisten sowie (außer den Haffen) auch die größten Landseen in Preußen und Norddeutschland.
Seine bedeutendsten Höhen sind: in Schleswig-Holstein der Bungsberg (164 m), in Pommern der Steinberg (234 m) in der Südspitze des Kreises Schlawe, in Westpreußen [* 54] der Thurmberg (335 m) auf der Platte von Karthaus, endlich in Ostpreußen die Kernsdorfer Höhe (313 m), südlich von Osterode, [* 55] und der Seesker Berg (310 m), östlich von den großen Masurischen Seen auf der Ostpreußischen Seenplatte. Zwischen beiden Landrücken herrscht eine große Abwechselung von Tief- und Hügelland, namentlich in Brandenburg; da sind das Havelländische Luch, das Rhinluch, das Oderbruch, der Spreewald, sodann die Platte von Barnim (160 m), die Rauenschen Berge (152 m) an der Spree etc., in Posen [* 56] das Obrabruch.
Merkwürdig ist die breite und tiefe Thalsenkung längs der südlichen Seite des Norddeutschen Landrückens, in welcher von der Weichsel bis zur Havel (Elbe) durch die Brahe, den Bromberger Kanal, [* 57] die Netze, Warthe, Oder und den Finowkanal eine schiffbare Wasserverbindung zwischen Weichsel und Elbe besteht. In dem Bereich der eigentlichen Küstenebene sind nennenswerte Hügellandschaften: die Stubbenkammer auf Rügen (159 m), der Gollenberg bei Köslin [* 58] (146 m), die Trunzer Berge bei Elbing [* 59] (198 m), der Stablack mit den Höhen von Wildenhof (Schloßberg 216 m) im Kreis Preußisch-Eylau und der Galtgarben (110 m) im Samland bei Königsberg. [* 60] Hervorragende Landspitzen an der Ostsee sind Arkona auf Rügen (54 m), Rixhöft (53 m) und Brüsterort (32 m) zu beiden Seiten der Danziger Bucht.
Gewässer.
Das deutsche Küstenland an der Ost- und Nordsee gehört überwiegend dem preußischen Staat an, da an die Ostsee sonst nur Mecklenburg-Schwerin, Lübeck [* 61] und das oldenburgische Fürstentum Lübeck; an die Nordsee nur hamburgisches und bremisches Gebiet und Oldenburg [* 62] heranreichen (näheres s. Deutschland, [* 63] S. 805). Was die fließenden Gewässer anlangt, so hat Preußen 119 schiff- und flößbare und 40 bis 50 nur flößbare Flüsse und 90 schiffbare Kanäle, von denen einige sehr verzweigt, andre nur sehr kurz sind.
Unter den Flüssen sind 10, welche auf preußischem Gebiet mehr als 200 km weit mit Schiffen befahren werden können. Den preußischen Staat durchfließen 6 Ströme (Memel, [* 64] Weichsel, Oder, Elbe, Weser, Rhein) und 3 wichtige Küstenflüsse (Pregel, [* 65] Eider, Ems); außerdem durchströmt noch die Donau in ihrem obern, nicht schiffbaren Lauf Hohenzollern. [* 66] Von den genannten Flüssen gehören nur Pregel, Eider und Ems ausschließlich dem preußischen Staat an; Memel, Weichsel und Oder entspringen im Ausland, durchfließen aber, sobald sie die deutsche Grenze überschritten haben, nur preußisches Gebiet. Auch die Elbe und der Rhein entspringen außerhalb Deutschlands, [* 67] berühren aber auch andre ¶