Als durch
Elisabeths Thronbesteigung ihnen die Rückkehr auch nach
England erlaubt worden, nahmen sie als
Puritaner (s. d.)
eine schroffe
Stellung der anglikanischen
Kirche gegenüber ein. Es war die
Reformation durch die
Gemeinde, welche die Presbyterianer der
Reformation durch die
Tudors entgegensetzten. Die
Uniformitätsakte von 1559, ein auf Gleichförmigkeit
im Kirchenwesen abzweckendes
Gesetz, die 39
Artikel von 1563, der zugleich damit in verschärfter Form wieder Angeführte Suprematseid
trieben sie endlich aus der
Kirche (seit 1567). Jetzt wurden sie im
Gegensatz zu denjenigen, welche sich diesen Befehlen fügten,
Nonkonformisten, später
Dissenters genannt.
Diese und alle Gegner der englischen
Episkopalkirche wurden zugleich als politische
Revolutionäre verfolgt. Die 1583 eingesetzte
kirchliche
Kommission, ein protestantisches Inquisitionsgericht, wütete gegen die Presbyterianer, und ein
Gesetz von 1592 bestimmte, daß
jeder 17jährige, der sich zu den Presbyterianern halte, ins Gefängnis gebracht, ja sogar mit dem
Tod
bestraft werden solle. Dies steigerte aber nur den Trotz der dissentierenden
Partei. Ein
Prediger,
NamensField, zu
Wandsworth
bei
London
[* 9] errichtete daselbst 1572 die erste presbyterianische
Kirchengemeinde mit elf
Presbytern.
Ähnliche
Gemeinden entstanden in andern Gegenden
Englands, und noch unter
ElisabethsRegierung wuchsen diese Presbyterianer zu einer Zahl
von 100,000 heran; sie erklärten alle
Diener derKirche für einander völlig gleich, wollten die
Kirche
aus ihrer engen
Verbindung mit dem
Staat herausgerissen haben und forderten, daß die einzelnen
Kirchengemeinschaften durch
Presbyterien, die ganze
Kirche aber durch eine aus diesen Presbyterien gebildete
Synode regiert werde. Eine
Fraktion der Presbyterianer beanspruchte
sogar für jede
Gemeinde eine ganz selbständige
Regierung durch allgemeine Versammlungen.
Dies die
Ultras, die
Brownisten (s. d.), später Kongregationalisten oder
Independenten (s. d.) genannt. Nachdem die Presbyterianer in den
letzten Regierungsjahren der
Elisabeth etwas
Ruhe gehabt hatten, begannen unter
Jakob I. und
Karl I. neue Verfolgungen; die absolutistisch
gesinnten
Stuarts verfolgten dieselben sogar in ihrem Heimatsitz
Schottland, wo ihnen jetzt anglikanische
Bischöfe und Kultusformen aufgedrungen werden sollten. In
England fürchtete man die Wiedereinführung des
Katholizismus und
gab die Ermordung der
Protestanten in
Irland (1641) dem König schuld.
Unruhen entstanden, welche, nachdem ein größtenteils mit Presbyterianern besetztes
Parlament zu stande gekommen, zum
wirklichen
Bürgerkrieg gegen den König führten. Während desselben tagte
die vom
LangenParlament einberufene, aus englischen
und schottischen Presbyterianern bestehende
Westminstersynode (1643-49), von welcher das
Glaubensbekenntnis der
Partei, die
noch in
Schottland gültige sogen. Westminsterkonfession (1648), herrührt.
Vgl. Hetherington, The history of the
Westminster
Assembly (4. Aufl., Edinb. 1878).
Solange
Cromwell am
Ruder war, behaupteten sogar die
Independenten das Übergewicht; aber nach des
ProtektorsTod und
Karls II. Rückkehr ward die
Episkopalverfassung in
England und
Schottland wiederhergestellt. Eine neue
Uniformitätsakte
erschien 1662, und 2000 nonkonformistische
Prediger verloren an Einem
Tag ihre
Ämter. Ein Toleranzedikt von 1672 hatte wenig
Erfolg, zumal da durch die
Testakte des
Parlaments von 1673 jeder, der nicht den König als obersten Gewalthaber
auch über die
Kirche anerkannte und das
Abendmahl nach anglikanischem
Ritus empfing, von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen
ward.
Tausende von Presbyterianern und andern
Dissenters wanderten unter
Karls II.
Regierung in das Gefängnis oder entflohen
und gründeten in den nordamerikanischen
Kolonien presbyterianische
Kirchengemeinden. Erst 1689 gestattete eine Toleranzakte
in
England allen
Dissenters freie Religionsübung in
Kapellen und machte sie nur zur Fortentrichtung des
Zehnten an die Staatskirche
verbindlich. In der neuern und neuesten Zeit sind die
Freiheiten der Presbyterianer noch vermehrt worden (s.
Anglikanische Kirche); dafür
haben diese aber auch viel von ihrer frühern asketischen Strenge aufgegeben und sich zum Teil an die
Episkopalkirche angeschlossen;
auch neigen sie sich neuerlich mehr arminianischen und selbst unitarischen Lehrmeinungen zu. Was die Presbyterianer in
andern
Ländern, namentlich in
Nordamerika, anlangt, so haben sich dieselben in eine
Menge kleinerer
Parteien
gespalten, welche sich öfters nur durch ganz unwesentliche Eigentümlichkeiten voneinander unterscheiden.
William Hickling, amerikan. Geschichtschreiber, geb. zu
Salem imStaatMassachusetts, siedelte in seinem 12. Jahr mit seinen Eltern nach
Boston
[* 13] über und besuchte
hier seit 1811 das
HarvardCollege. Zum
Juristen bestimmt, sah er sich durch den Verlust eines
Auges und durch die
Schwäche des
andern genötigt, diesem
Beruf zu entsagen, und brachte nun zwei Jahre in
Europa
[* 14] zu, ohne jedoch hier die
gehoffte
Heilung zu finden. Nach seiner Rückkehr nach
Amerika
[* 15] widmete er sich geschichtlichen Forschungen und erwarb sich
sogleich durch sein erstes Werk, die »History of
Ferdinand and
Isabella« (Bost. 1838; deutsch, Leipz. 1842, 2 Bde.),
auch
¶
mehr
in Europa einen geachteten Namen. Gleich günstige Aufnahme fanden: die »History of the conquest of Mexico« (Bost.
1843, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1845, 2 Bde.);
die »History of the conquest of Peru«
[* 17] (Bost. 1847, 3 Bde.;
deutsch, Leipz. 1848, 2 Bde.) und
die »History of the reign of Philip II. of Spain« (Bost. 1855-58, 3 Bde.;
deutsch von Scherr, Leipz. 1856-59, 5 Bde.).
Seine Beiträge zur »North American Review« wurden als »Biographical and critical miscellanies«
(Lond. 1843),
andre Arbeiten in den »Critical essays« (das.
1852) gesammelt. Prescott starb in New York. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen in New York (1882, 16 Bde.)
und herausgegeben von Kirk (Philadelphia
[* 18] 1874-75, 15 Bde.; neue Ausg.,
Lond. 1887, 6 Bde.).
Vgl. Ticknor, Life of Prescott (neue Ausg., Bost. 1887).