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gelegen, mit dem ehemaligen Jagdschloß »Stern«; das Prokopiusthal, Kuchelbad (reich an Petrefakten), [* 2] Königsaal-Zawist, Wschenor, schöne Berg- und Waldpartien südlich von [* 3] an der Moldau, der Kundratitzer Wald und Nußle östlich von an der Böhmischen Westbahn die merkwürdige Burg Karlstein (s. d.) u. a.
Geschichte.
Die Gründung von Prag wird von der Sage der Libussa zugeschrieben. In Wirklichkeit ist es eine Gründung deutscher Ansiedler, die sich um 1100 am Fuß der Schwelle (prah) des Wyschehrad, des Fürstensitzes, niederließen. Sobieslaw II. erteilte 1178 den ersten Freiheitsbrief der Deutschen. Seine Größe und Blüte [* 4] wurde aber vom Kaiser Karl IV. (1346 bis 1378) begründet. Dieser legte die jetzige Neustadt [* 5] (anfangs Karlsstadt genannt) an, daher später die ältere Neustadt Kleinseite genannt ward.
Derselbe zog eine feste Mauer um den Lorenzberg, Strahow und den Hradschin und baute die steinerne Moldaubrücke. Karl IV. machte Prag zum Sammelplatz des Handels und Verkehrs, ordnete Messen an, verwilligte den Kaufleuten viele Freiheiten und zog dadurch sowie durch seine beständige Hofhaltung in eine Menge Fremde, besonders Deutsche [* 6] und Welsche, dahin. Auch die Stiftung der Universität (1348) trug viel zum Aufblühen der Stadt bei. Prag wurde daher der Mittelpunkt der lebhaften geistigen und politischen Bewegung, welche zu den hussitischen Unruhen führte. In Prag brachen dieselben aus, und die Bürger von Prag spielten in den Hussitenkriegen eine bedeutende Rolle.
Vor Prag scheiterte im Juli 1420 das erste deutsche Kreuzheer; hier wurden die vier Prager Artikel, das Glaubensbekenntnis der Hussiten, verfaßt. Doch litt Prag auch sehr unter den Kriegen und den Parteikämpfen, und das deutsche Bürgertum der Altstadt wich immer mehr der tschechisch-hussitischen Bevölkerung, [* 7] die an der Spitze einer eignen politischen Partei, die »Prager« genannt, meist im Hader mit den Taboriten lebte. 1436 unterwarf sich Prag dem Kaiser Siegmund, der am 23. Aug. in Prag gekrönt wurde.
Seit den Jagellonen Wladislaw und Ludwig (1471-1526) kam die Kleinseite, jetzt der Hauptsitz deutscher Bevölkerung, empor. Die vereinigte Alt- und Neustadt, Kleinseite und Hradschin bildeten dann die »drei Städte« Prags. Eine Blütezeit hatte die Stadt wieder unter Kaiser Rudolf II. (1576-1612), der in Prag auf dem Hradschin residierte, und unter dem zahlreiche Vornehme prächtige Paläste daselbst bauten. Große Drangsale erlitt Prag im Dreißigjährigen Krieg, der am in Prag seinen Anfang nahm und mit dem Sturz des Königtums Friedrichs V. in der Schlacht am Weißen Berg auch die Bürgerschaft von Prag in das Strafgericht verwickelte, welches Ferdinand II. über ganz Böhmen [* 8] verhängte.
Die evangelische Religion wurde unterdrückt, die Stadt durch zahlreiche Auswanderungen entvölkert. Am ward sie durch die Sachsen [* 9] besetzt, im Mai 1632 aber wieder von Wallenstein eingenommen. Am kam hier der Friede zwischen dem Kaiser und Kursachsen zu stande, und überrumpelte der schwedische General Königsmark die Kleinseite von Prag und räumte dieselbe erst nach geschlossenem Frieden. Während des österreichischen Erbfolgekriegs wurde Prag 1741 durch die Bayern, [* 10] Franzosen und Sachsen überrumpelt und durch Kapitulation von Friedrich II. genommen, der es aber im November d. J. wieder räumte. Am lieferte Friedrich II. dem Prinzen Karl von Lothringen die Schlacht von Prag (s. unten), mußte aber die Belagerung der Stadt infolge der Schlacht bei Kolin [* 11] aufgeben. Im Juli und August 1813 fanden hier erfolglose Verhandlungen statt, um zwischen Österreich, [* 12] Preußen [* 13] und England einerseits und Frankreich anderseits den Frieden zu vermitteln.
Ende Mai 1848 trat hier ein Slawenkongreß zusammen, welcher aber bei Dämpfung des am 11. Juni ausgebrochenen slawisch-demokratischen Aufstandes durch die bewaffnete Macht zerstob. Bei dieser Gelegenheit wurden die Alt- und die Neustadt von dem Fürsten Windischgrätz zwei Tage lang beschossen und dann der Belagerungszustand über die Stadt verhängt. Am wurde Prag ohne Schwertstreich von den Preußen besetzt, und 23. Aug. wurde hier der Prager Friede unterzeichnet, welcher dem preußisch-österreichischen Krieg ein Ende machte.
Tummelplatz der tschechischen Agitationen wurde Prag wieder seit 1862, als der erste böhmische Landtag nach der neuen Verfassung zusammentrat und die Tschechen die Wiederherstellung der Wenzelskrone zum Ziel ihrer Bestrebungen machten. Die Gemeindeverwaltung von Prag wurde aus Tschechen zusammengesetzt, welche die deutschen Bewohner nach Kräften terrorisieren, und der Übermut und die Streitlust der slawischen Bevölkerung machten sich bei jeder Gelegenheit in lärmenden Demonstrationen geltend.
Vgl. Schottky, Prag, wie es war und ist (Prag 1831, 2 Bde.);
Klutschak, Führer durch Prag (13. Aufl., das. 1887);
Tomek, Geschichte der Stadt Prag (das. 1856 u. ff., noch nicht vollendet);
Derselbe, Geschichte der Prager Universität (das. 1849);
Frind, Gedenkbuch des 900jährigen Jubiläums des Bistums Prag (das. 1874);
»Statistisches, Handbuch der königl. Hauptstadt Prag« (das. 1882-86, 3 Bde.).
Die Schlacht bei Prag war die zweite Schlacht im Siebenjährigen Krieg. Als Friedrich II. Ende April 1757 mit seinem Heer in Böhmen einrückte und seinen Marsch auf Prag richtete, vereinigten die überraschten Österreicher unter dem Oberbefehl des Prinzen Karl von Lothringen rasch 60,000 Mann bei Prag und nahmen auf der Ostseite der Stadt, auf dem Ziska- und dem Taborberg, eine nach ihrer Meinung unangreifbare Stellung, da sie im Norden [* 14] in eine Schlucht steil abfiel und im Osten durch eine feuchte, von Bächen durchschnittene Niederung gedeckt wurde. Der König, der nach seiner Vereinigung mit Schwerin [* 15] am Morgen des 6. Mai 64,000 Mann bei sich hatte, beschloß dennoch den sofortigen Angriff. Derselbe, von Schwerin befehligt, richtete sich vor allem gegen die rechte Flanke des Feindes. Zwar bot der sumpfige Boden dem Vordringen unerwartete Hindernisse; die österreichischen Batterien streckten die preußische Infanterie reihenweise zu Boden, und die-
[* 1] ^[Abb.: Kärtchen zur Schlacht bei Prag (6. Mai 1757)] ¶
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selbe wich zurück. Vergeblich stellte sich Schwerin mit der Fahne in der Hand [* 17] an die Spitze der wieder gesammelten Bataillone. Er selbst fiel, von fünf Kugeln durchbohrt, und die Bataillone gingen abermals zurück. Aber auf der österreichischen Seite nahm man diesen Vorteil nicht wahr, da jede Oberleitung fehlte, Browne tödlich verwundet, der Prinz Karl aber vom Brustkrampf befallen war und die versäumten Dispositionen zur Schlacht nicht geben konnte. Als Friedrich jetzt einen neuen Angriff des zweiten Treffens befahl und den rechten Flügel der Österreicher warf, zugleich der Herzog von Bevern im Zentrum und die Prinzen Ferdinand von Braunschweig [* 18] und Heinrich auf dem rechten Flügel siegreich vordrangen, ward die Schlacht zu gunsten der Preußen entschieden, die Österreicher teils in die Stadt Prag, teils über die Sazawa gedrängt.
Letztere verloren 5000 Gefangene, den größten Teil ihrer Bagage, 60 Kanonen und 12,000 Mann an Toten und Verwundeten. Der Verlust auf preußischer Seite belief sich auf wenigstens 12,500 Mann. Unter den Toten befanden sich der Feldmarschall Schwerin, der Prinz von Holstein, Goltz und mehrere andre Generale. Österreich verlor den Feldmarschall Browne, welcher einige Tage nachher in an seinen Wunden starb. Friedrich II. hielt mit seinem 60,000 Mann starken Heer Prag eingeschlossen und hoffte, es durch Hunger bald zu bezwingen; doch gab die Schlacht von Kolin (s. d.) den Ereignissen plötzlich eine andre Wendung.