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Dampfboot und 10 Propeller einer Privatunternehmung, die Schiffe [* 2] der Österreichischen Nordwest-Dampfschiffahrtsgesellschaft (28 Dampfer) für den Güterverkehr auf der untern Moldau und Elbe, ferner 3 Omnibusunternehmungen, 190 Fiaker und 260 Droschken. Wohlthätigkeitsanstalten sind: ein k. k. allgemeines Krankenhaus [* 3] mit 2 Filialen (jährlich 16,000 Verpflegte), außerdem 4 andre öffentliche und ein Privatkrankenhaus, eine Landesgebär- und Findelanstalt, eine Landesirrenanstalt (1800 Pfleglinge), 2 Garnisonhospitäler, ein Militärinvalidenhaus, ein Taubstummeninstitut, ein Blindeninstitut und eine Anstalt zur Beschäftigung erwachsener Blinden, eine Idiotenanstalt, ein städtisches und ein Waisenhaus der italienischen Kongregation, ein israelitisches und 3 andre Privatwaisenhäuser, eine Erziehungsanstalt des Vereins zum Wohl entlassener Sträflinge, 12 öffentliche Kinderbewahranstalten und Kindergärten, 6 Krippen, 10 Kinderasyle, 2 städtische Armenhäuser, ein städtisches Siechenhaus, 3 Pfründneranstalten, ein städtisches Armeninstitut, ein Verein zur Unterstützung der Hausarmen, ein Asylverein, mehrere Suppen- und Theeanstalten, Volksküchen etc. Auch bestehen in Prag [* 4] ein Provinzialstrafhaus und eine Landeskorrektionsanstalt.
[Bildungsanstalten.]
Unter den Unterrichts- und Bildungsanstalten steht obenan die Karl Ferdinands-Universität (1348 von Karl IV. nach dem Muster der Pariser gegründet). Geraume Zeit die einzige Hochschule Deutschlands, [* 5] zählte sie zu Anfang des 15. Jahrh. über 10,000 Studierende, geriet aber infolge der Streitigkeiten zwischen den Einheimischen und Fremden zur Zeit des Reformators Huß in Verfall. Unter Ferdinand III. ward sie mit der inzwischen von den Jesuiten gegründeten katholischen Hochschule vereinigt, aber 1882 in eine deutsche und eine tschechische Universität geteilt.
Von diesen zählt die erstere (mit 4 Fakultäten) 1886: 146 Lehrer und 1483 Studierende, die letztere (mit 3 Fakultäten, keine theologische) 112 Lehrer und 2191 Studierende. Die beiden Hochschulen sind mit klinischen und andern wissenschaftlichen Instituten ausgestattet und besitzen gemeinschaftlich eine Bibliothek von 195,000 Bänden, 3800 Handschriften und 1500 Inkunabeln und einen botanischen Garten. [* 6] Außerdem besitzt eine deutsche und eine tschechische technische Hochschule, 1806 als die älteste derartige Anstalt in Österreich [* 7] und Deutschland [* 8] gegründet, 1863 in zwei gesonderte Institute geteilt, mit zusammen 95 Lehrenden und 600 Hörern; 7 Staatsobergymnasien (darunter 4 deutsche), ein staatliches und ein städtisches Realgymnasium (beide tschechisch), 3 Oberrealschulen (2 deutsche), je eine deutsche und eine tschechische Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, höhere Töchterschule und Handelsakademie, ein erzbischöfliches Seminar, eine Staatsgewerbeschule, eine Kunstgewerbeschule, eine Fortbildungsschule mit zehn Spezialkursen, eine Gremialhandelsschule und 3 private Handelsschulen, eine Bierbrauerfachschule, eine Akademie der bildenden Künste, ein Musikkonservatorium, die Sophienakademie (gleichfalls für musikalische Ausbildung), eine Lehranstalt für Kirchenmusik, ein wendisches Seminar, Schulen des Prager Deutschen und Tschechischen Frauenerwerbvereins, 6 Bürger- und 31 öffentliche Volksschulen nebst 22 Privatschulen.
Außer 6 bedeutenden öffentlichen Bibliotheken, nämlich der Universitätsbibliothek (s. oben), jener des Landesmuseums (s. unten), der beiden technischen Hochschulen, des Landeskulturrats, des Gewerbevereins und des Naprstekschen Gewerbemuseums, befinden sich in Prag noch verschiedene wertvolle Privatbibliotheken, namentlich die Domkapitelbibliothek mit vielen wertvollen Handschriften und Inkunabeln, die Strahower Stiftsbibliothek (60,000 Bände und 1000 Manuskripte), die fürstlich Kinskysche (46,000 Bände), ferner mehrere ansehnliche Vereins- und Klosterbibliotheken.
Unter den sonstigen Sammlungen steht obenan das 1818 gegründete böhmische Nationalmuseum mit Bibliothek (71,000 Bände und 2900 Manuskripte), Archiv, archäologischer, ethnographischer und naturwissenschaftlicher Sammlung, Münzkabinett etc.; ferner sind hier zu erwähnen: die Gemäldesammlungen der Hofburg, der Gesellschaft der Kunstfreunde und des Kunstgewerbemuseums, die Sammlungen der Universitäten und der technischen Hochschulen, des städtischen Museums und mehrerer Privaten (darunter die Gemäldesammlung des Fürsten Nostitz und das Gewerbemuseum von A. Naprstek). Das Vereinsleben hat sich in Prag sehr entwickelt. Ende 1885 zählte man daselbst (ohne Vororte) 834 Vereine, darunter 123 Aktiengesellschaften. Den Bedürfnissen des geistigen Lebens dienen außerdem (1884) 120 in Prag erscheinende Zeitungen und Zeitschriften (30 in deutscher Sprache), [* 9] darunter 18 politische. Neben den beiden Landestheatern bestehen in Prag ein Sommertheater, 2 Arenen (in den Vorstädten) und mehrere Dilettantentheater.
[Behörden.]
Prag ist der Sitz der obersten Landesbehörden und zwar der Statthalterei, des Oberlandesgerichts, eines Landes- und Handelsgerichts und mehrerer Bezirksgerichte der Finanzlandesdirektion, Steueradministration und Landeshauptkasse, des Landesausschusses als Exekutivorgans des hier tagenden Landtags von Böhmen, [* 10] des 8. Korps- und des Landwehrkommandos, einer Berghauptmannschaft, eines Landeskulturrats, einer Postdirektion, Handels- und Gewerbekammer sowie eines Fürsterzbischofs mit Domkapitel und Konsistorium.
[Umgebung.]
Zu den beliebtesten Spaziergängen und Vergnügungsorten in der Stadt und deren Nähe gehören: der Kaisergarten am Hradschin, der Volksgarten zwischen dem rückwärts liegenden Teil des Hradschins und der Kleinseite (auch nach dem Oberstburggrafen Chotek benannt);
der Kinskysche Garten vor der Kleinseitener Stadtmauer, welcher sich über den südlichen Abhang des Laurentiusbergs bis zur sogen. Hungermauer erstreckt.
Auch die andern, gegen die Kleinseite sich absenkenden Lehnen des Laurentiusbergs enthalten hübsche Gartenanlagen (Hasenburg-, Schönborn- und Lobkowitz-Garten). Die ehemals kahle Berglehne des Belvedere am linken Moldauufer ist gleichfalls zu einem ausgedehnten Park umgeschaffen worden (Kronprinz Rudolfs-Anlagen), welcher sich namentlich durch seine schöne Aussicht auf die Stadt auszeichnet. Eine umfassende Parkanlage bildet ferner der außerhalb der Kleinseite beim Dorf Bubentsch befindliche Baumgarten, ein von der eleganten Welt bevorzugter Vergnügungsort Prags, mit schönem kaiserlichen Lustschloß. Zu erwähnen sind endlich noch die oben angeführten Moldauinseln mit schönen Anlagen, ferner auf dem rechten Ufer der Moldau der neue, geschmackvolle, an Stelle der ehemaligen Neustädter Basteien errichtete Stadtpark (Kriegerdenkmal für 1848/49 von J. Max), der Zdekauersche, der Heinesche Garten und einige andre kleinere Anlagen und Squares. Die von Prag aus am häufigsten besuchten entfernten Partien sind das Scharkathal, an der Moldau etwa 6 km unter Prag mündend; der Sternwald, an der Buschtiehrader Bahn und am Weißen Berg (Schlachtfeld 1620) ¶
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gelegen, mit dem ehemaligen Jagdschloß »Stern«; das Prokopiusthal, Kuchelbad (reich an Petrefakten), [* 12] Königsaal-Zawist, Wschenor, schöne Berg- und Waldpartien südlich von an der Moldau, der Kundratitzer Wald und Nußle östlich von an der Böhmischen Westbahn die merkwürdige Burg Karlstein (s. d.) u. a.
Geschichte.
Die Gründung von Prag wird von der Sage der Libussa zugeschrieben. In Wirklichkeit ist es eine Gründung deutscher Ansiedler, die sich um 1100 am Fuß der Schwelle (prah) des Wyschehrad, des Fürstensitzes, niederließen. Sobieslaw II. erteilte 1178 den ersten Freiheitsbrief der Deutschen. Seine Größe und Blüte [* 13] wurde aber vom Kaiser Karl IV. (1346 bis 1378) begründet. Dieser legte die jetzige Neustadt [* 14] (anfangs Karlsstadt genannt) an, daher später die ältere Neustadt Kleinseite genannt ward.
Derselbe zog eine feste Mauer um den Lorenzberg, Strahow und den Hradschin und baute die steinerne Moldaubrücke. Karl IV. machte Prag zum Sammelplatz des Handels und Verkehrs, ordnete Messen an, verwilligte den Kaufleuten viele Freiheiten und zog dadurch sowie durch seine beständige Hofhaltung in eine Menge Fremde, besonders Deutsche [* 15] und Welsche, dahin. Auch die Stiftung der Universität (1348) trug viel zum Aufblühen der Stadt bei. Prag wurde daher der Mittelpunkt der lebhaften geistigen und politischen Bewegung, welche zu den hussitischen Unruhen führte. In Prag brachen dieselben aus, und die Bürger von Prag spielten in den Hussitenkriegen eine bedeutende Rolle.
Vor Prag scheiterte im Juli 1420 das erste deutsche Kreuzheer; hier wurden die vier Prager Artikel, das Glaubensbekenntnis der Hussiten, verfaßt. Doch litt Prag auch sehr unter den Kriegen und den Parteikämpfen, und das deutsche Bürgertum der Altstadt wich immer mehr der tschechisch-hussitischen Bevölkerung, [* 16] die an der Spitze einer eignen politischen Partei, die »Prager« genannt, meist im Hader mit den Taboriten lebte. 1436 unterwarf sich Prag dem Kaiser Siegmund, der am 23. Aug. in Prag gekrönt wurde.
Seit den Jagellonen Wladislaw und Ludwig (1471-1526) kam die Kleinseite, jetzt der Hauptsitz deutscher Bevölkerung, empor. Die vereinigte Alt- und Neustadt, Kleinseite und Hradschin bildeten dann die »drei Städte« Prags. Eine Blütezeit hatte die Stadt wieder unter Kaiser Rudolf II. (1576-1612), der in Prag auf dem Hradschin residierte, und unter dem zahlreiche Vornehme prächtige Paläste daselbst bauten. Große Drangsale erlitt Prag im Dreißigjährigen Krieg, der am in Prag seinen Anfang nahm und mit dem Sturz des Königtums Friedrichs V. in der Schlacht am Weißen Berg auch die Bürgerschaft von Prag in das Strafgericht verwickelte, welches Ferdinand II. über ganz Böhmen verhängte.
Die evangelische Religion wurde unterdrückt, die Stadt durch zahlreiche Auswanderungen entvölkert. Am ward sie durch die Sachsen [* 17] besetzt, im Mai 1632 aber wieder von Wallenstein eingenommen. Am kam hier der Friede zwischen dem Kaiser und Kursachsen zu stande, und überrumpelte der schwedische General Königsmark die Kleinseite von Prag und räumte dieselbe erst nach geschlossenem Frieden. Während des österreichischen Erbfolgekriegs wurde Prag 1741 durch die Bayern, [* 18] Franzosen und Sachsen überrumpelt und durch Kapitulation von Friedrich II. genommen, der es aber im November d. J. wieder räumte. Am lieferte Friedrich II. dem Prinzen Karl von Lothringen die Schlacht von Prag (s. unten), mußte aber die Belagerung der Stadt infolge der Schlacht bei Kolin [* 19] aufgeben. Im Juli und August 1813 fanden hier erfolglose Verhandlungen statt, um zwischen Österreich, Preußen [* 20] und England einerseits und Frankreich anderseits den Frieden zu vermitteln.
Ende Mai 1848 trat hier ein Slawenkongreß zusammen, welcher aber bei Dämpfung des am 11. Juni ausgebrochenen slawisch-demokratischen Aufstandes durch die bewaffnete Macht zerstob. Bei dieser Gelegenheit wurden die Alt- und die Neustadt von dem Fürsten Windischgrätz zwei Tage lang beschossen und dann der Belagerungszustand über die Stadt verhängt. Am wurde Prag ohne Schwertstreich von den Preußen besetzt, und 23. Aug. wurde hier der Prager Friede unterzeichnet, welcher dem preußisch-österreichischen Krieg ein Ende machte.
Tummelplatz der tschechischen Agitationen wurde Prag wieder seit 1862, als der erste böhmische Landtag nach der neuen Verfassung zusammentrat und die Tschechen die Wiederherstellung der Wenzelskrone zum Ziel ihrer Bestrebungen machten. Die Gemeindeverwaltung von Prag wurde aus Tschechen zusammengesetzt, welche die deutschen Bewohner nach Kräften terrorisieren, und der Übermut und die Streitlust der slawischen Bevölkerung machten sich bei jeder Gelegenheit in lärmenden Demonstrationen geltend.
Vgl. Schottky, Prag, wie es war und ist (Prag 1831, 2 Bde.);
Klutschak, Führer durch Prag (13. Aufl., das. 1887);
Tomek, Geschichte der Stadt Prag (das. 1856 u. ff., noch nicht vollendet);
Derselbe, Geschichte der Prager Universität (das. 1849);
Frind, Gedenkbuch des 900jährigen Jubiläums des Bistums Prag (das. 1874);
»Statistisches, Handbuch der königl. Hauptstadt Prag« (das. 1882-86, 3 Bde.).
Die Schlacht bei Prag war die zweite Schlacht im Siebenjährigen Krieg. Als Friedrich II. Ende April 1757 mit seinem Heer in Böhmen einrückte und seinen Marsch auf Prag richtete, vereinigten die überraschten Österreicher unter dem Oberbefehl des Prinzen Karl von Lothringen rasch 60,000 Mann bei Prag und nahmen auf der Ostseite der Stadt, auf dem Ziska- und dem Taborberg, eine nach ihrer Meinung unangreifbare Stellung, da sie im Norden [* 21] in eine Schlucht steil abfiel und im Osten durch eine feuchte, von Bächen durchschnittene Niederung gedeckt wurde. Der König, der nach seiner Vereinigung mit Schwerin [* 22] am Morgen des 6. Mai 64,000 Mann bei sich hatte, beschloß dennoch den sofortigen Angriff. Derselbe, von Schwerin befehligt, richtete sich vor allem gegen die rechte Flanke des Feindes. Zwar bot der sumpfige Boden dem Vordringen unerwartete Hindernisse; die österreichischen Batterien streckten die preußische Infanterie reihenweise zu Boden, und die-
[* 11] ^[Abb.: Kärtchen zur Schlacht bei Prag (6. Mai 1757)] ¶