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und Magnesiasalze geschieden, der dickere Teil mittels Schlammfilterpressen in Kuchenform gebracht und getrocknet, der flüssige Teil in einem Destillationsapparat auf Ammoniak und Ammoniaksalze verarbeitet. In Rochdale werden die Exkremente zur Bindung des Ammoniaks mit Schwefelsäure [* 2] gemischt und vorgewärmt in einen liegenden gußeisernen Cylinder gebracht, der mit schlechten Wärmeleitern umgeben ist. In dem Cylinder befindet sich ein aus Dampfröhren und Streichblechen bestehende Rührapparat, welcher durch Dampfkraft in Bewegung gesetzt und zugleich durch Dampf [* 3] geheizt wird.
Von der obern Wand des Cylinders führt ein vertikales, dann knieförmig gebogenes Rohr in einen Röhrenkondensator, der in einem mit kaltem Wasser gefüllten Kasten liegt. Das im Kondensator [* 4] sich niederschlagende Wasser fließt durch ein vom Boden sich abzweigendes Rohr ab, während von oben ein andres Rohr zu einem Exhaustor führt, welcher die Dämpfe aus dem Cylinder in den Kondensator saugt und die nicht kondensierbaren Gase [* 5] der Feuerung zuleitet. Nach 8-9 Stunden ist das Wasser, welches die rohen Exkremente enthält, verdampft und die Masse in ein Pulver verwandelt.
Als Brennmaterial zum Heizen der
Dampfkessel
[* 6] wird z. B. Straßenkehricht etc. benutzt. Eine
ähnliche Einrichtung hat
man in
Manchester.
[* 7] Bei dem
Verfahren von
Podewils werden die mit gebranntem
Kalk und
Schwefelsäure versetzten
Exkremente durch direkte Einwirkung der Rauchgase einer
Feuerung konzentriert und dabei angeblich gleichzeitig
desinfiziert. Nachdem etwa 50 Proz. des in den frischen
Exkrementen enthaltenen
Wassers verdampft sind, bringt man die
Masse
in Trockenkasten, in welchen sie durch darübergeleitete warme
Luft noch mehr konzentriert wird, so daß man sie mit wenig
Trockenmaterial
(Torf,
Asche,
Erde, etwa 4 Proz. der frischen
Exkremente) gemischt in Ziegelform
bringen
und an der
Luft völlig trocknen kann.
Zur Erwärmung der Luft, mit welcher die abgedampften Exkremente in den Kasten eingetrocknet werden, dienen die aus dem Räucherungsapparat und der Dampfmaschine [* 8] ausströmenden Gase und Dämpfe, welche in einem Lufterwärmungsapparat kondensiert werden, und ebenso kann die in dem Trockenapparat von der erwärmten Luft aufgenommen Dampfmenge wiederholt zum Vorwärmen von Luft dienen, indem sie ebenfalls durch Kondensation ihre Verdampfungswärme wieder abzugeben vermag.
Sämtliche bei der Räucherung und Eindickung entstehenden Gase rühren von bereits konservierter Masse her, sind also ziemlich geruchlos und werden in einer Leitung vereinigt, die sie gemeinsam mit dem Rauch durch hohe Schornsteine der Umgegend entführt. Ferner werden sämtliche Dämpfe kondensiert und bilden ein ungefährliches, nicht fäulnisfähiges Kondensationswasser. Die von Podewils konstruierten Apparate sind äußerst sinnreich, und die Idee, den Rauch zur Konservierung der Exkremente zu benutzen, erscheint sehr glücklich, es ist nur die Frage, ob nicht durch die Rauchbestandteile die organischen stickstoffhaltigen Bestandteile der Exkremente so nachhaltig konserviert werden, daß sie im Boden sehr langsam zur Wirkung gelangen.
Direkte Versuche mit Exkrementen, welche mit Karbolsäure desinfiziert worden waren, haben freilich ergeben, daß die Karbolsäure im Boden bald verdampft und dem Pflanzenwachstum keine Nachteile bringt. Czechowicz benutzt zum Trocknen der Exkremente einen liegenden, innen mit vorspringenden Längsleisten versehenen rotierenden Cylinder, in welchem die im Vakuumapparat abgedampften Exkremente durch direkt in den Cylinder schlagende Feuergase vollkommen entwässert werden.
Die von einem Ventilator dem Schornstein zugeführten Gase und Dämpfe setzen in einem Zwischengefäß die mechanisch mitgerissenen festen Teile ab, umspielen einen Vorwärmer, werden durch feine Wasserstrahlen gewaschen und passieren zuletzt einen Koksturm, in welchem Wasser herabrieselt. Hoddick und Röthe mischen die Exkremente mit konzentrierter Schwefelsäure, dann noch mit Asche, Kehricht, Phosphorit- und Knochenmehl, setzen sie einige Stunden der direkten Einwirkung von Feuerungsgasen aus und verdampfen sie dann unter Umrühren zur Trockne.
Werden Harn und Kot gesondert aufgefangen, so genügt es, letztern mit 20 Proz. ungelöschtem Kalk zu mischen und die geringe Menge frei gewordenen Ammoniaks durch Torfmull, mit Schwefelsäure befeuchtetes Sägemehl oder Superphosphat zu binden. Der Harn wird nach Umwandlung des Harnstoffs in Ammoniak, wozu eine kurze Gärung ausreicht, der Destillation [* 9] unterworfen und der Rückstand mit Kalk versetzt. Es entsteht ein phosphorsäure- und stickstoffhaltiger Niederschlag, welcher weiter verarbeitet wird, und eine unschädliche und wertlose Flüssigkeit, die dem nächsten Wasserlauf zugeführt werden kann. In Hannover [* 10] wurde 1857 eine Poudrettefabrik gegründet, welche Harn und feste Exkremente gesondert verarbeitete.
Der Harn wurde mit Schwefelsäure schwach angesäuert, in Pfannen verdampft und der Rückstand mit den festen Exkrementen, Knochenkohle, Knochenmehl etc. gemischt. Diese Masse wurde zu Ziegeln geformt und an der Luft, zuletzt durch künstliche Wärme [* 11] getrocknet. Man arbeitete nur mit der Abhitze einer Knochenkohlenfabrik, und das Fabrikat entsprach allen Anforderungen. Trotzdem mußte der Betrieb bald wieder eingestellt werden, weil es nicht gelang, die Poudrette zu einem Preis herzustellen, bei welchem der Landwirt dieselbe mit Nutzen verwenden konnte. Diese Erfahrung gilt für die meisten Poudrettefabriken, und nur unter ganz besonders günstigen Verhältnissen dürften sich dieselben lebensfähig erweisen.
Vgl. Heiden, Die menschlichen Exkremente (Hannov. 1882);
Fischer, Die menschlichen Abfallstoffe (Braunschw. 1882).