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wird auf Spiritus [* 2] verarbeitet, die dabei erhaltene Schlempe zur Trockne verdampft und verkohlt oder der trocknen Destillation [* 3] unterworfen (wobei man Ammoniaksalze und Methylverbindungen, auch Heizgase als Nebenprodukt erhält); die Schlempenkohle, welche 30-35 Proz. kohlensaures Kali, 18-20 Proz. kohlensaures Natron, etwa ebensoviel Chlorkalium und schwefelsaures Kali enthält, wird im Flammofen weiß gebrannt und die Asche (Salin) ausgelaugt. Beim Verdampfen und Abkühlen der Lauge erhält man zuerst schwefelsaures Kali, bei weiterm Verdampfen scheiden sich schwefelsaures Kali und kohlensaures Natron aus, und wenn man dann erkalten läßt, kristallisiert Chlorkalium.
Die
Mutterlauge wird im Flammofen zur
Trockne verdampft, der Rückstand kalciniert und abermals im
Wasser
gelöst. Diese
Lauge behandelt man ähnlich wie die vorige und gewinnt dabei eine raffinierte Pott
asche, welche etwa 91,5
Proz. kohlensaures
Kali, 5,5 Proz. kohlensaures
Natron und 3 Proz.
Chlorkalium und schwefelsaures
Kali enthält. Zur
Darstellung
von Pott
asche aus
Wollschweiß werden die
Vliese systematisch mit
Wasser behandelt, die
Laugen zur
Trockne verdampft
und die Rückstände verkohlt, wobei
Ammoniak und
Leuchtgas
[* 4] als Nebenprodukte auftreten.
Die
Kohle wird im Flammofen verascht und das
Produkt in ähnlicher
Weise wie die Schlempenasche verarbeitet. Ein
Vlies von 4 kg
soll 200 g (nach andrer
Schätzung 133 g) kohlensaures
Kali liefern können. Diese
Industrie ist an
Orte
gebunden, wo großartige Wollwäschereien bestehen, während der kleine Landwirt die Wollwaschwasser vorteilhafter als
Dünger
benutzt. In neuerer Zeit haben alle diese
Methoden der Pott
aschengewinnung an Bedeutung verloren, seitdem man die
Staßfurter
Kalisalze auf Pott
asche (mineralische Pottasche) verarbeitet.
Man benutzt schwefelsaures
Kali, welches auf verschiedene
Weise gewonnen wird, und erhitzt dies wie in der
Sodafabrikation nach dem Leblancschen
Prozeß mit kohlensaurem
Kalk und
Kohle im Flammofen. Die
Schmelze wird dann wie Rohsoda
(s.
Soda) weiter verarbeitet. Auch hat man das Ammoniakverfahren auf Pott
asche angewandt, indem man
Lösungen von
Chlorkalium und doppeltkohlensaurem
Ammoniak mischt und zur bessern
Ausscheidung des gebildeten doppeltkohlensauren
Kalis
Alkohol zusetzt. Der
Alkohol wird immer wieder gewonnen und das gebildete
Chlorammonium wieder in doppeltkohlensaures
Ammoniak verwandelt. Das doppeltkohlensaure
Kali wird erhitzt, um die Hälfte seiner
Kohlensäure auszutreiben. Einige der wichtigsten Pott
aschensorten enthalten:
Kohlens. Kali u. Ätzkali, berechnet als kohlens. Kali | Kohlensaures Natron | Schwefelsaures Kali | Chlorkalium | |
---|---|---|---|---|
Amerik. Pottasche |
104.4 | 1.4 | 4.0 | 2.0 |
" " | 71.2 | 8.2 | 16.1 | 3.6 |
Amerik. Perlasche | 71.3 | 2.3 | 14.3 | 3.6 |
Illyr. Pottasche |
89.3 | 0.0 | 1.2 | 9.5 |
Russische Pottasche |
69.6 | 3.0 | 14.1 | 2.0 |
Siebenb. Pottasche |
81.2 | 6.8 | 6.4 | 0.6 |
Raffiniert Schafschweißasche | 72.5 | 4.1 | 5.9 | 6.3 |
Franz. Rübenasche | 90.3 | 2.5 | 2.8 | 3.4 |
" " | 80.1 | 12.6 | 2.6 | 3.4 |
Deutsche Pottasche | 92.2 | 2.4 | 1.4 | 2.9 |
" " | 84.9 | 8.2 | 2.8 | 3.5 |
Mineralpottasche | 97.3 | 0.3 | 0.5 | 1.2 |
Reines kohlensaures Kali erhält man durch Erhitzen des doppeltkohlensauren Kalis (s. unten), durch Verkohlen von reinem Weinstein und Auslaugen der Kohle (daher Weinsteinsalz) oder durch Verpuffen von 2 Teilen reinem Weinstein und 1 Teil Kalisalpeter und Auslaugen. Es bildet ein farbloses Pulver, kristallisiert mit 3 Molekülen Wasser, aber sehr schwierig, schmeckt und reagiert stark alkalisch, ist zerfließlich, wobei es aus der Luft Kohlensäure aufnimmt; 100 Teile Wasser lösen bei 0° 83 Teile, bei 29° 94 Teile, bei 135°, dem Siedepunkt der gesättigten Lösung, 105 Teile.
Spezifisches Gewicht [* 5] der Lösungen von kohlensaurem Kali bei 15°.
Proz. | Spez. Gewicht |
---|---|
1 | 1,009 |
2 | 1,018 |
4 | 1,036 |
5 | 1,045 |
10 | 1,092 |
15 | 1,141 |
20 | 1,192 |
25 | 1,245 |
30 | 1,301 |
35 | 1,358 |
40 | 1,418 |
45 | 1,480 |
50 | 1,544 |
51 | 1,557 |
52 | 1.5704 |
52,024 | 1.5707 |
In Alkohol ist kohlensaures Kali unlöslich, entzieht demselben aber Wasser; es schmilzt bei Rotglut und verdampft bei Weißglut. Kohlensaures Kali dient zur Darstellung von Kristall- und Flintglas, weicher Seife, chlorsaurem und chromsaurem Kali, Blutlaugensalz, Farbewaren, Ätzkali etc., in der Medizin bei skrofulösen, rachitischen und rheumatischen Leiden, [* 6] bei Diabetes etc.; äußerlich wirkt es erweichend, Geschwüre reifend, ätzend; die Lösung benutzt man auch gegen Sommersprossen, Muttermäler, Hautflecke.
Zweifach- oder saures kohlensaures Kali KHCO3 entsteht beim Sättigen von kohlensaurem Kali mit Kohlensäure und wird dargestellt, indem man rohe Pottasche mit gleich viel Wasser übergießt, die Lösung nach einigen Tagen abzieht, mit Holzkohle mischt und zur Trockne bringt. Man behandelt dann die Masse mit Kohlensäure, solange sie dieselbe noch aufnimmt, laugt sie mit möglichst wenig warmem Wasser aus und läßt die filtrierte Lösung kristallisieren. Das durch Umkristallisieren gereinigte Salz [* 7] bildet farblose, luftbeständige Kristalle, [* 8] schmeckt mild salzig und reagiert schwach alkalisch; 100 Teile Wasser lösen bei 10° 19,6, bei 50° 34, bei 70° 45 Teile; über 80° verlieren das trockne Salz und die Lösung Kohlensäure. Seine leichte Kristallisierbarkeit macht es geeignet zur Darstellung reinen kohlensauren Kalis, auch wird es bei Bereitung der Liebigschen Suppe benutzt.
Pottasche scheint in alten Zeiten bekannt gewesen zu sein, wenigstens wurde Holzasche sehr früh zur Bereitung von Lauge benutzt. Die aus Holzasche dargegestellte ^[richtig: dargestellte] Pottasche war bis in die neueste Zeit allein gebräuchlich. Aus Runkelrübenmelasse stellte zuerst Dubrunfaut 1838 im kleinen und Massy in Rocourt fabrikmäßig Pottasche dar. In Deutschland [* 9] wurde diese Industrie 1840 durch Varnhagen in Mucrena begründet. 1868 gewann man aus Melasse in Frankreich 96,000, in Deutschland 86,000, in Österreich [* 10] 38,000 und in Belgien [* 11] 20,000 Ztr. Pottasche 1860 verarbeitetem zuerst Maumené und Rogelet Wollschweiß auf Pottasche, und um dieselbe Zeit begann Grüneberg den Leblancschen Prozeß auf Kalisalze anzuwenden. Gegenwärtig produziert Deutschland die meiste Pottasche aus Staßfurter Kalisalzen. Das doppeltkohlensaure Kali wurde von Carthäuser in der Mitte des vorigen Jahrhunderts entdeckt.