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empfindlich geschädigt worden war. Bei dem Wiederaufbau der Stadt sorgte er für breite Straßen und für die Verschönerung durch prächtige öffentliche Gebäude, wie Börse, Kaufhaus und Arsenal. Dem Handel und Gewerbfleiß half er durch Aus- und Einfuhrverbote auf und förderte den Ackerbau durch Einführung neuer Kulturen; doch verfuhr er gleich andern Staatsmännern seiner Richtung hierbei vielfach übereilt und gewaltthätig, wie er denn eine Menge Weinberge zerstören ließ, um den Getreidebau zu vermehren.
Durch Schriften, Verbesserung der Volksschulen und des höhern Unterrichtswesens, durch Herbeiziehung fremder Lehrer, Errichtung einer Akademie etc. wollte Pombal das Volk aus dem geistigen Schlaf aufrütteln und aufklären, rief aber dadurch den heftigsten Widerstand des bisher allmächtigen Klerus, besonders aber der Jesuiten, hervor. Nachdem in mehreren Vorstellungen an den Papst und in öffentlichen Aktenstücken auf die Entartung und Verweltlichung des Ordens, der sich mit Wucher und Sklavenhandel abgab und in Indien große Handelsunternehmungen betrieb, hingewiesen worden war, gab ein Mordversuch auf den König der von dem Herzog von Aveiro und dem Marquis von Tavora ausging, an dem die Jesuiten aber beteiligt waren, Veranlassung, den Orden [* 2] aufzuheben und aus dem Land zu verweisen (1759). Die zahlreichen von Johann V. der Kirche verliehenen Güter wurden zurückgefordert und die Gewalt des Papstes beschränkt.
Als während des Siebenjährigen Kriegs das mit England verbündete Portugal [* 3] von Spanien bedroht wurde und beim Einrücken eines spanischen Heers (Mai 1762) der erbärmliche Zustand des Heerwesens sich herausstellte, ernannte Pombal den Grafen Wilhelm zur Lippe [* 4] zum portugiesischen Oberfeldherrn, der die Armee in kurzer Zeit reformierte und das Land gegen Spanien erfolgreich verteidigte. Trotz aller Aufwendungen für das öffentliche Wohl sammelte Pombal infolge seiner trefflichen Finanzverwaltung einen Barschatz von 78 Mill. Cruzados.
Josephs Tochter Maria (1777-1816) stand wieder ganz unter dem Einfluß der Geistlichkeit, entließ Pombal und hob die meisten Einrichtungen desselben wieder auf; nur die Verbannung der Jesuiten wurde nicht zurückgenommen. Da die schwache, abergläubische Königin 1792 in Wahnsinn verfiel, übernahm ihr Sohn Johann VI. die Regierung zuerst als Regent, erst nach Marias Tod (1816) als König (1816-26). Unter ihm wurde Portugal auch von den Stürmen berührt, welche nach der französischen Revolution Europa [* 5] erschütterten. 1801 stellte Bonaparte durch Spanien an Portugal die Forderung, dem Bund mit England zu entsagen und den englischen.
Schiffen die Häfen des Landes zu verschließen. Die Weigerung, diesem Verlangen nachzukommen, hatte das Einrücken eines spanischen Heers unter Godoy, dem allmächtigen Günstling des spanischen Königspaars, zur Folge (Pomeranzenkrieg), worauf Portugal im Frieden von Badajoz die Ausschließung der englischen Schiffe, [* 6] die Abtretung von Olivenza an Spanien und die Zahlung von 25 Mill. Frank an Frankreich versprach. Als der Regent das weitere Ansinnen, der Kontinentalsperre beizutreten, alle Engländer in Portugal zu verhaften und alle englischen Güter und Waren einzuziehen, ablehnte, schickte Napoleon 1807 den Marschall Junot mit einem Heer durch Spanien nach Portugal, mit der Aufgabe, dasselbe zu besetzen und gemäß dem mit Spanien abgeschlossenen Vertrag von Fontainebleau so zu teilen, daß Godoy Algarve, der König Karl Ludwig von Etrurien den Norden [* 7] erhalten, der mittlere Teil zur Verfügung Napoleons bleiben sollte. Der Hof [* 8] wartete jedoch die Ankunft der Franzosen nicht ab, sondern verließ das Land und begab sich unter englischem Geleit nach Brasilien, [* 9] worauf Junot sich der Hauptstadt und des ganzen Landes bemächtigte und im Namen Napoleons erklärte, »das Haus Braganza habe durch seine Flucht der Herrschaft entsagt und zu regieren aufgehört«.
Thron- und Verfassungsstreitigkeiten.
Nach der Erhebung Spaniens 1808 schickten die Engländer Wellington mit Truppen, Geld und Waffen [* 10] nach Portugal, um die Franzosen zu vertreiben. Derselbe schlug, verstärkt durch portugiesische Freiwillige, Junot bei Vimeiro (21. Aug.) und zwang ihn zur Kapitulation von Cintra (30. Aug.), in der er sich zur Räumung Portugals verpflichtete. Anfang 1809 drangen die Franzosen unter Soult von neuem in Portugal ein, besiegten die Portugiesen bei Braga und Porto, mußten sich aber aus Mangel an Munition und Lebensmitteln im Mai nach Galicien zurückziehen. Ein dritter Einfall Massénas 1810 scheiterte an dem Widerstand Wellingtons in den Linien von Torres-Vedras. Unter fortwährenden Gefechten mit der ihm folgenden englisch-portugiesischen Armee ging Masséna nach Spanien zurück, und Portugal war seitdem von den Franzosen befreit. Da jedoch Johann in Brasilien blieb, auch nachdem er durch den Tod seiner Mutter Maria 1816 König geworden war, so stand Portugal fortan ganz unter der Gewalt der Engländer. An die Spitze der Regentschaft trat dem Namen nach der Patriarch von Lissabon, [* 11] in Wirklichkeit der englische General Lord Beresford, der zugleich Oberbefehlshaber des portugiesischen Heers war. Ein Drittel der Offizierstellen war mit Engländern besetzt, englische Beamte wurden ins Land gezogen, der Handel befand sich ganz in englischen Händen und wurde nur zum Vorteil Englands ausgebeutet. Dagegen geschah nichts, um das Land zu heben sowie das Bedürfnis nach Freiheit und politischen Rechten zu befriedigen. Eine Verschwörung gegen die englische Herrschaft, an deren Spitze der General Dom Gomez Freyre und angesehene Edelleute standen, wurde rechtzeitig entdeckt und die Häupter derselben auf schimpfliche Weise hingerichtet Während Beresford nach Brasilien abgereist war, ermutigte die Revolution in Spanien 1820 die Portugiesen zu einer Erhebung, und 24. Aug. brach der Aufstand in Porto aus; andre Städte, auch Lissabon, schlossen sich an, die Soldaten verweigerten den englischen Offizieren den Gehorsam, und die Landung des aus Rio de Janeiro [* 12] zurückgekehrten Beresford wurde verhindert. In Lissabon wurde Mitte September eine der spanischen nachgebildete radikale Konstitution ausgerufen und eine Generaljunta eingesetzt, welche sofort für Anfang 1821 die Cortes einberief; diese genehmigten die Septemberkonstitution
Im April 1821 schiffte sich König Johann in Rio de Janeiro zur Rückkehr nach Portugal ein, wo er im Juli landete. Dieser Schritt des Königs hatte die Losreißung Brasiliens zur Folge, indem die Brasilier, welche sich Portugal nicht wieder unterordnen wollten, den als Regenten zurückgelassenen Sohn Johanns, Dom Pedro, zum konstitutionellen Kaiser von Brasilien ausriefen. Mit leichter Mühe wurden die portugiesischen Garnisonen und Schiffe aus Brasilien vertrieben, und kam unter englischer Vermittelung zwischen Portugal und Brasilien ein Vertrag zu stande, kraft dessen letzteres eine Schuld ¶
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von 2 Mill. Pfd. Sterl. von Portugal übernahm und dafür als selbständig anerkannt wurde. Portugal war um so weniger im stande gewesen, eine Unterwerfung Brasiliens zu versuchen, als es durch innere Wirren zerrüttet war. Dom Miguel, Johanns zweiter Sohn, und seine Mutter Carlotta, eine Schwester König Ferdinands VII. von Spanien, hatten Johann VI. schon 1821 von der Beschwörung der radikalen Septemberverfassung, freilich vergeblich, abhalten wollen. Als nun 1823 in Spanien durch die Franzosen das absolute Königtum hergestellt wurde, erklärte sich Dom Miguel zu Villafranca gegen die Konstitution von 1820, gewann die Truppen für sich, bemächtigte sich der Person des Königs und ließ durch diesen die Cortes auflösen Damit nicht zufrieden, versuchte Dom Miguel im Mai 1824 einen Staatsstreich zur Errichtung eines absoluten Königtums, den aber der englische Gesandte vereitelte, indem er König Johann bewog, sich auf ein englisches Schiff [* 14] zu begeben, von hier aus das Unternehmen seines Sohns zu verurteilen und ihn zu verbannen.
König Johann VI. starb und da sein ältester Sohn, Pedro I. von Brasilien, nicht zugleich König von Portugal sein konnte, übertrug er die portugiesische Krone auf seine erst siebenjährige Tochter Maria II. da Gloria unter der Bedingung, daß sie sich mit Dom Miguel vermähle und das Land nach einer von ihm gegebenen freisinnigen Verfassung regiere. Diese neue Verfassung, welche eine Menge alter Gewohnheiten und Interessen verletzte, ohne einen dem Volk verständlichen Vorteil zu bieten, stieß nicht bloß bei den Absolutisten auf Widerstand, und eine Erhebung derselben unter dem Marquis von Chaves (1826) konnte nur mit Hilfe englischer Truppen, welche Ende 1826 unter General Clinton in Lissabon landeten, 1827 niedergeschlagen werden.
Als die englischen Truppen im Frühjahr 1828 wieder abgezogen waren, berief Dom Miguel, der inzwischen nach Portugal zurückgekehrt war und den Eid auf die Verfassung geleistet hatte, die alten Cortes von Lamego zusammen sagte sich von jeder Verpflichtung gegen Dom Pedro und dessen Tochter Maria los und ließ sich zum König ausrufen (14. Juli). Die Konstitutionellen, die sich in Porto für die Verfassung erhoben, wurden geschlagen und zur Flucht ins Ausland genötigt und mit Hilfe der Truppen und einer starken Polizei eine unumschränkte Herrschaft errichtet: eine große Zahl Liberaler wurde hingerichtet, andre endeten in den überfüllten schrecklichen Gefängnissen, den Entflohenen wurde ihr Vermögen entrissen.
Zahlreiche verfassungstreue Flüchtlinge sammelten sich auf der Azoreninsel Terceira und errichteten unter Palmella und Villaflor eine Regentschaft. Hierher kam im Februar 1832 auch Dom Pedro, der 1831 auf den Thron [* 15] von Brasilien verzichtet hatte und für die Rechte seiner Tochter und die liberale Sache einzutreten entschlossen war; in Paris [* 16] und London [* 17] hatte er Unterstützung gefunden und ein kleines Heer geworben. Unter seiner Führung landeten die Liberalen mit einer 12,000 Mann starken Armee bei Porto, das schon am nächsten Tag in ihre Hände fiel, wo sie aber bis zum Juli 1833 von Dom Miguel eingeschlossen und belagert wurden.
Endlich schifften sich der englische Kapitän Napier und der zum Herzog von Terceira erhobene General Villaflor nach Algarve ein, wo sie unerwarteten Beistand fanden. Während darauf Terceira zu Land auf Lissabon marschierte, segelte Napier mit einer Flotte dahin, besiegte diejenige Miguels beim Kap St. Vincent und erzwang 24. Juli mit Terceira den Einzug in Lissabon. Dennoch würde die vom französischen Marschall Bourmont befehligte und durch französische und spanische Legitimisten verstärkte Armee Dom Miguels noch länger haben Widerstand leisten können, wenn nicht der Thronwechsel in Spanien eingetreten wäre Dom Miguel erkannte den Bruder Ferdinands VII., Don Karlos, als König an und gewährte ihm Aufnahme und Beistand.
Deswegen schlossen England und Frankreich mit Isabella von Spanien und Maria von Portugal die Quadrupelallianz vom und leisteten gegen die Kronprätendenten wirksamen Beistand. Nachdem Dom Miguel von der spanisch-portugiesischen Armee unter Rodil und Dom Pedro bei Thomar besiegt worden war, verzichtete er in dem Vertrag von Evora (26. Mai) gegen einen Jahrgehalt von 375,000 Frank auf die Krone und begab sich in das Ausland, wo er 1866 starb.
Neueste Zeit.
Dom Pedro starb schon und seine Tochter Maria, die für diesen Fall volljährig erklärt worden war, übernahm nun selbst die Regierung; sie vermählte sich mit dem Prinzen von Leuchtenberg und nach dessen frühem Tod mit dem Prinzen Ferdinand von Sachsen-Koburg, der den Titel König, aber keine Machtbefugnisse, nicht einmal den Oberbefehl über das Heer erhielt. 1836 wurde sie durch einen Volksauflauf gezwungen, ein aus »Septembristen«, d. h. Anhängern der Verfassung von 1820, bestehendes Ministerium zu berufen und einer konstituierenden Cortesversammlung die Konstitution von 1820 vorzulegen, welche, gemäßigt durch die Einführung des Zweikammersystems und des absoluten Vetos der Krone, zum Staatsgrundgesetz erhoben wurde.
Die Gegner derselben, die Moderados oder Chartisten, d. h. die Anhänger der Charte Dom Pedros, der gemäßigt liberalen Verfassung, erlangten 1842 unter Führung Costa Cabrals, Grafen von Thomas, die Oberhand und setzten ein Ministerium unter Terceira ein, das nach der Verfassung Dom Pedros regierte. Durch einen Aufstand im Norden wurde Terceira 1846 gestürzt und durch den volkstümlichen Palmella ersetzt, der aber schon 1847 durch eine Palastrevolution beseitigt wurde. Erst 1857 erlangten die Septembristen unter Saldanha wieder die Oberhand und behaupteten sich auch nach Maria da Glorias Tod unter der Regierung ihres ältesten Sohns, Pedros V. (1853-61), der bis 1855 unter der Vormundschaft seines Vaters, des Königs Ferdinand, stand. 1857 endlich bildete der Marquis Loulé ein die verschiedenen Parteien vertretendes Kabinett, welches die Parteileidenschaften für einige Zeit beschwichtigte. Überdies nahm das schwere Unglück, welches die Königsfamilie betraf, die öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch, indem erst die junge Gemahlin des Königs, Stephanie von Hohenzollern, [* 18] dann er selbst und noch zwei seiner Brüder von einem hitzigen Fieber hinweggerafft wurden. König wurde Pedros zweiter Bruder, Ludwig I.
Die Krone hatte infolge der Ereignisse seit Beginn des Jahrhunderts an Macht und Ansehen sehr verloren und war ganz von den Cortes abhängig. In diesen waltete ein gemäßigt freisinniger Geist, so daß manche den Zeitverhältnissen entsprechende Gesetze erlassen, religiöse Toleranz proklamiert, die Majorate und die Erblichkeit der Pairswürde abgeschafft wurde u. dgl. m. Doch gründliche Reformen wurden nicht unternommen, wie sich auch das Volk selbst nicht aus einem Zustand von Erschlaffung herauszureißen ¶