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Das Klima [* 2] ist gemäßigt, im Sommer oft heiß. An den Küsten mildert die Seeluft die Hitze. Selbstverständlich ist die Bodenhöhe von großem Einfluß. Auf den Höhen der Serra da Estrella liegt die Hälfte des Jahrs über Schnee, [* 3] am Alto Douro dagegen ist es warm genug für das Gedeihen herrlicher Weine. In Algarve herrscht oft nordafrikanisches Klima. Gewitter sind im ganzen selten und kommen nur um die Zeit der Äquinoktien und im Winter vor. Die angestellten meteorologischen Beobachtungen ergaben:
Ort | Jahrestemperatur in Graden Celsius | Regentage | ||
---|---|---|---|---|
mittlere | höchste | niedrigste | ||
Guarda (Beira) | 10.90 | 34.6 | -7.1 | 116.1 |
Porto | 15.66 | 37.4 | -0.8 | 114.7 |
Lissabon | 15.75 | 37.4 | -0.5 | 136.2 |
Coimbra | 15.22 | 40.4 | -2.1 | 130.5 |
Campo major (Alemtejo) | 16.28 | 44.3 | -3.6 | 95.3 |
Evora | 16.25 | 39.9 | +0.2 | 114.9 |
Lagos (Algarve) | 17.45 | 38.3 | +0.4 | 76.5 |
Die Flora Portugals ist die des gemäßigten Europa. [* 4] Es gedeihen unsre sämtlichen Obst- und Waldbäume. Besonders zu erwähnen sind: die Korkeiche, die echte Kastanie (sehr zahlreich), der Ölbaum, Feigenbaum, Orangen, viele Palmen, [* 5] in Algarve selbst die Banane, der Johannisbrotbaum, Mandelbaum, Maulbeerbaum etc. Auch mancherlei subtropische Pflanzen gedeihen in Portugal. [* 6] Überall finden sich die Agave americana und Cactus opuntia. Viel verwendet werden auch die Tomatos (Solanum lycopersicum). Die Fauna ist ebenfalls ganz die des gemäßigten Europa. Es werden 32 Arten Säugetiere und 326 Spezies der Vögel [* 7] gezählt. Meer und Flüsse [* 8] bieten großen Reichtum von Fischen, Krustaceen und Mollusken. [* 9] Von Fischen sollen 252 Spezies existieren.
[Areal und Bevölkerung.]
Der Flächenraum, die absolute und relative Bevölkerung sowie die Einteilung des Landes in die ehemaligen Provinzen und gegenwärtigen Distrikte ist aus nachfolgender Tabelle zu ersehen:
Provinzen und Distrikte | QKilometer | QMeilen | Einw. 1878 | Einw. auf 1 QKil. |
---|---|---|---|---|
Minho. | ||||
- Vianna do Castello | 2243 | 40.7 | 201390 | 94 |
- Braga | 2738 | 49.7 | 319464 | 123 |
- Porto | 2292 | 41.6 | 461881 | 204 |
Traz os Montes. | ||||
- Braganza | 6669 | 121.1 | 168651 | 26 |
- Villa Real | 4447 | 80.8 | 224628 | 51 |
Beira. | ||||
- Aveiro | 2909 | 52.8 | 257049 | 93 |
- Vizeu | 4973 | 90.3 | 371571 | 78 |
- Coimbra | 3383 | 61.4 | 292037 | 42 |
- Guarda | 5557 | 100.9 | 228494 | 90 |
- Castello Branco | 6621 | 120.3 | 173983 | 27 |
Estremadura. | ||||
- Leiria | 3478 | 63.2 | 192982 | 58 |
- Santarem | 6862 | 124.6 | 220881 | 33 |
- Lissabon | 7460 | 135.5 | 498059 | 70 |
Alemtejo. | ||||
- Portalegre | 6431 | 116.8 | 101126 | 16 |
- Evora | 7088 | 128.7 | 106858 | 16 |
- Beja | 10871 | 197.5 | 142119 | 14 |
Algarve. | ||||
- Faro | 4850 | 881 | 199142 | 42 |
Festland: | 88872 | 1614.0 | 4160315 | 48 |
Dazu die Inseln. | ||||
- Azoren | 2388 | 43.4 | 259880 | 113 |
- Madeira | 815 | 14.8 | 130584 | 162 |
Zusammen: | 92075 | 1672.2 | 4550779 | 51 |
Für das Jahr 1881 ergab eine offizielle Berechnung eine Einwohnerzahl von 4,708,178 Seelen. Die Zunahme der Bevölkerung [* 10] von Portugal ist eine stetige und ziemlich ansehnliche. 1835 zählte man im kontinentalen Portugal (ohne die Inseln) 3,076,000, 1851: 3,487,000, 1864: 3,986,558 und 1874: 4,160,315 Einw., wonach sich eine durchschnittliche jährliche Bevölkerungszunahme um ca. 0,8 Proz. ergibt. Dabei spielt aber die Auswanderung eine große Rolle. Im Dezennium 1872-81 sind im ganzen 133,008 Personen ausgewandert, welche sich hauptsächlich auf die Provinz Minho (51,531) und Beira alta (30,766) verteilten. Am geringsten ist hieran Alemtejo (42) und Algarve (225) beteiligt.
Das gewöhnliche Reiseziel ist Amerika [* 11] (129,549 Auswanderer), speziell Brasilien, [* 12] wo die Emigranten ihre Muttersprache und bisher auch günstige Erwerbsgelegenheit fanden. Auch in den Jahren 1882-84 blieb die jährliche Auswanderung ziemlich gleich (durchschnittlich 12,000 Emigranten). Die Bevölkerung von Portugal verteilte sich 1878 mit 2,175,829 auf das männliche und mit 2,374,870 auf das weibliche Geschlecht. Das Übergewicht des weiblichen über das männliche Geschlecht ist hiernach in Portugal auffallend stark, indem auf 1000 männliche Personen 1091 weibliche kommen (die höchste Verhältniszahl unter den europäischen Staaten).
Was die Bevölkerungsbewegung betrifft, so kommen auf 10,000 Bewohner im Jahresdurchschnitt 65 Trauungen, 310 Geburten und 230 Sterbefälle. Der Überschuß der Geburten über die Sterbefälle ist daher ein sehr beträchtlicher und erklärt die regelmäßige Zunahme der portugiesischen Bevölkerung trotz der großen Auswanderung. An größern Wohnorten besitzt das Land außer der Hauptstadt Lissabon [* 13] (243,010 Einw.) und Porto (105,838 Einw.) 13 Städte mit einer Bevölkerung von 10,000 bis 20,000 Einw. Der Nationalität nach gehören die Bewohner fast durchweg dem portugiesischen Stamm an. Derselbe ist aus der Verschmelzung suevischer und romanischer Elemente entstanden; auch Araber und Israeliten haben sich damit vermischt. Zu bemerken ist trotz der nahen Verwandtschaft der beiden Nationen die geringe Sympathie zwischen Portugiesen und Spaniern.
Die Charakterschilderungen des portugiesischen Volkes gehen sehr auseinander; darin dürften aber alle übereinstimmen, daß der Portugiese höflich (namentlich gegen Fremde), gelehrig, mäßig, voll Vaterlandsliebe und Anhänglichkeit an die römisch-katholische Religion ist. In Portugal gibt es auch Zigeuner, und aus den überseeischen Provinzen kommen Farbige aller Art nach dem Festland. Die römisch-katholische Religion ist Staatsreligion; doch ist die Ausübung andrer Kulte in besondern Gebäuden, die aber nicht das Äußere von Kirchen haben dürfen, gestattet.
Die Geistlichkeit teilt sich in die hohe und niedere; zu ersterer gehören der Patriarch von Lissabon, dessen Großvikar, die 2 Erzbischöfe von Braga und Evora und 16 Bischöfe. Die hohe Geistlichkeit empfängt Subsidien vom Staat, während die niedere aus den kirchlichen Einkünften besoldet wird. Die Ausbildung von Geistlichen geschieht in Priesterseminaren (12 auf dem Kontinent), die höhere Ausbildung durch die theologische Fakultät in Coimbra. 1833 wurden die 380 Mönchsklöster aufgehoben; die Nonnenklöster erlöschen allmählich. Das Klostergut ist Staatseigentum geworden.
Für den Elementarunterricht gab es 1884: 5316 Schulen, deren Besuch obligatorisch ist. Für die Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen sorgen die Normalschulen (4 für Lehrer, eine für Lehrerinnen). Dem Unterricht für die gereiftere Jugend dienen die ¶
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Lyceen (21), außerdem Privatschulen, welche vorzugsweise die realistischen Fächer [* 15] betreiben, zusammen mit über 9000 Schülern. Für den höhern Unterricht ist in erster Linie die Universität von Coimbra (s. d.) bestimmt, ferner die polytechnische Schule in Lissabon, die polytechnische Akademie in Porto, die medizinisch-chirurgischen Schulen in Lissabon und Porto (auch in Funchal) und der höhere wissenschaftliche Kurs in Lissabon. An Fachlehranstalten bestehen: die Akademien der schönen Künste in Lissabon und Porto, das Konservatorium für Musik in Lissabon, die Gewerbeschulen in Lissabon und Porto, das landwirtschaftliche Institut, die Armee- und die Seeschule sowie das Militärkollegium in Lissabon. An sonstigen wissenschaftlichen Instituten sind zu erwähnen: die königliche Akademie der Wissenschaften in Lissabon, die astronomischen und meteorologischen Observatorien in Lissabon und Coimbra.
In den beiden letztgenannte Orten sind auch naturwissenschaftliche Museen. Anzuführen sind noch das archäologische Museum und das Museum der Akademie der Wissenschaften mit einer reichen numismatischen Sammlung in Lissabon, die königliche und mehrere andre Bibliotheken in Lissabon, die Universitätsbibliothek und die vom Kloster Santa Cruz in Coimbra. In Portugal herrscht jetzt vollständige Preßfreiheit, doch ist die Tageslitteratur noch nicht von großer Bedeutung.
Erwerbszweige, Handel.
Für Hebung [* 16] der Landwirtschaft ist in Portugal in diesem Jahrhundert manches geschehen. Insbesondere ging das Bestreben dahin, die Zahl der Grundbesitzer zu vermehren, so durch Veräußerung von Nationalgütern, Erleichterung des Übergangs von der Pachtung zum Eigentum von Kirchengütern etc. Doch befindet sich der größte Teil des Bodens in den Händen des höhern Adels, während die Bauern meist Pachter sind. Auch steht die landwirtschaftliche Kultur trotz der natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens noch auf niederer Stufe.
Beinahe die Hälfte des gesamten Areals (48,2 Proz.) ist unproduktiver Boden. Auf Ackerland und Gärten kommen 22,6, auf Weinland 2,2, auf Olivenpflanzungen 2,3, auf Grasland 16,7, auf Wald 8 Proz. der Gesamtfläche. Die Cerealienproduktion reicht für den Bedarf nicht aus; sie liefert bei einer Mittelernte 3,4 Mill. hl Weizen, 2,5 Mill. hl Roggen, 1,2 Mill. hl Gerste [* 17] und Hafer, [* 18] 7,8 Mill. hl Mais, 3,2 Mill. hl Kartoffeln, 65,000 metr. Ztr. Reis und 600,000 metr. Ztr. Hülsenfrüchte.
Andre landwirtschaftliche Produkte sind: Gemüse (darunter Zwiebeln), Flachs (100,000 metr. Ztr.), Esparto, Obst, insbesondere Südfrüchte (Orangen, Zitronen, Feigen, Mandeln etc.), Kastanien, Oliven (Ertrag an Öl ca. 230,000 metr. Ztr.) und Wein. Der Ertrag an letzterm beläuft sich bei einer Anbaufläche von 2040 qkm bis zu 4 Mill. hl. Die wichtigste Gegend für die Weinkultur ist am Douro, woher der berühmte Portwein kommt. Doch ist der Weinbau auch auf den wellenförmigen Ebenen von Estremadura und in Alemtejo vertreten. Mehr als zwei Drittel der Produktion kommen auf Rotwein. In letzter Zeit hat auch in Portugal die Reblaus [* 19] große Verheerungen angerichtet. Das Grasland besteht hauptsächlich aus Weiden, nur im N. finden sich gute Wiesen.
Der Viehstand war nach der letzten Zählung (von 1870) folgender:
Pferde | 88000 Stück |
Maultiere | 50690 |
Esel | 137950 |
Rindvieh | 624568 |
Schafe | 2977454 |
Ziegen | 936869 |
Schweine | 971085 |
Die Pferdezucht [* 20] zeigt zwei Typen, das kleine und kräftige galicische Pferd [* 21] und das allgemein verbreitete bätisch-lusitanische Pferd. Beim Rindvieh werden acht Rassen unterschieden, die von den Gegenden, in denen sie gezogen werden, ihre Benennung erhalten. Von Ribatejo kommen zumeist die zu den noch üblichen, aber in Portugal durchaus ungefährlichen Stiergefechten verwandten Ochsen. Auf die Schafzucht wird wegen der Wolle großer Wert gelegt. Die Produktion an letzterer beläuft sich auf jährlich 50,000 metr. Ztr. Bedeutend ist auch die Seidenraupenzucht, welche jährlich ca. 15,000 kg Rohseide liefert, und die Seefischerei (auf Sardinen, Thunfische etc.), welche 4000 Fahrzeuge beschäftigt. Neuerdings ist man auch auf die zahlreichen Austernbänke [* 22] aufmerksam geworden. Der Waldstand ist in Portugal sehr klein; Forstkultur wird wenig betrieben. Erwähnenswert ist der Staatsforst von Leiria, der ca. 9000 Hektar Waldung (vorherrschend Strandkiefern) hat. Die übrigen Forsten gehören meist zu alten Klostergütern; der hauptsächlichste davon ist der prächtige Wald von Bussaco.
Der Bergbau [* 23] ist ziemlich ausgedehnt, wäre aber bei dem Reichtum des Landes an Mineralschätzen einer größern Entwickelung fähig. Er liefert namentlich Kupfererz (150,000 metr. Ton.), Manganerz (14,000 metr. T.), Eisen-, Blei- und andre Erze, ferner Kohle (16,000 metr. T.). Aus dem Meerwasser wird in 1200 Salzteichen an der Seeküste Salz [* 24] gewonnen, jährlich ca. 250,000 metr. T., wovon bedeutende Mengen zum Export gelangen. An Baumaterial ist großer Reichtum; besondere Erwähnung verdient der häufige und mannigfaltige Marmor. Umfangreich sind auch die Thon-, Mergel- und Sandlager (selbst Porzellanerde bei Porto). In der Serra Estrella finden sich Granaten [* 25] und Hyacinthe, bei Batalha Achate, in der Serra Gerez Amethyste.
Die Industrie ist in mehreren Zweigen entwickelt, doch deckt sie bisher nur einen Teil des einheimischen Bedarfs und steht hinsichtlich der Güte der Erzeugnisse der ausländischen Produktion nach. Ihre Hauptsitze sind Lissabon und Porto. Bemerkenswert ist die Webindustrie, insbesondere die Schafwollweberei (zu Covilhão, Portalegre etc.), die Leinweberei (zu Guimaraes), die Baumwollmanufaktur (zu Porto, Lissabon, Penafiel, Vizella) und die Seidenfabrikation.
Die früher noch bedeutendere Lederfabrikation ragt auch gegenwärtig durch die Erzeugung von Saffian und Korduan hervor und liefert ebenso wie die Schuhwaren- und Hutfabrikation Exportartikel. Sehr anerkennenswert sind die Gold- und Silberarbeiten, von Silber namentlich Filigranarbeiten. In der keramischen Industrie verdienen die Fabriken in Marinha grande (für Glaswaren), in Vista Alegre (für Porzellan), in Lissabon und Porto (für Steingut und Schmelztiegel) genannt zu werden.
Für Buchdruckerei ist namentlich die Imprenta nacional in Lissabon wichtig. Papierfabriken gibt es ohne die kleinen Papiermühlen 18. Endlich ist noch die Eisenwaren- und Maschinenindustrie, die Branntweinbrennerei, Zuckerraffinerie und Schokoladefabrikation, die Fabrikation von Seife, Kerzen, Tabak, [* 26] die Verfertigung von Spitzen (zu Peniche) und Korkwaren sowie der Schiffbau zu erwähnen. Im J. 1884 wurde durch eine Erhebung bei der gesamten Industrie die Zahl der Etablissements mit 1299, die der Arbeiter mit 90,144 und der Wert der Fabrikate mit 27 Mill. Milreis festgestellt. Auf die Wollindustrie allein kamen 97 Etablissements mit 39,597 Arbeitern.
Im Welthandel nimmt Portugal nicht die Stelle ein, die ihm nach seiner Lage u. seiner Einwohnerzahl ¶