mehr
die Einführung des französischen Rechts in einem großen Teil von Polen zur Folge.
Vgl. Bandtke, Historya prawa polskiego (Warsch. 1850).
die Einführung des französischen Rechts in einem großen Teil von Polen zur Folge.
Vgl. Bandtke, Historya prawa polskiego (Warsch. 1850).
Stadt, s. Krone ^[= # (lat. corona), kranzförmige Kopfbedeckung, gewöhnlich von Gold oder Silber und mit Edelsteinen ...] 1).
s. Wartenberg ^[= # Johann Kasimir von Kolb (Kolbe), Reichsgraf von, preuß. Minister, geb. 6. Febr. 1643 in der ...] 2).
ein dem englischen Football ähnliches Spiel, in welchem zwei Parteien zu Pferde [* 2] sich bemühen, mittels Pritschen von entsprechender Länge einen Ball nach einem bestimmten Ziel hinzutreiben, während sie zugleich den Gegner an Erreichung seines Ziels zu hindern suchen. Das Spiel stammt aus Innerasien; Anfang der 60er Jahre machten es englische Offiziere in Indien zum Sport, von wo es bald nach Großbritannien [* 3] verpflanzt ward. Da das Spiel meist in Tierquälerei ausartet, wurde der Versuch, dasselbe auch in Deutschland [* 4] einzuführen, unterdrückt.
Marco, ital. Reisender, der erste Europäer, der das innere und das östliche Asien [* 5] durchforschte, geboren um 1256 zu Venedig, [* 6] begleitete 1271 seinen Vater Niccolò Polo und seinen Oheim Maffeo Polo, Kaufleute von Venedig, auf deren zweiter Reise zu dem Tatarenchan Kublai, der sie aufgefordert hatte, ihm beim Papste die Zusendung einiger christlicher Missionäre auszuwirken. Der junge Marco Polo erwarb sich Kublais Wohlwollen und ward von demselben nicht nur zu einem seiner Ehrenbegleiter ernannt, sondern auch zu Missionen in die verschiedensten Gegenden seines weiten Reichs benutzt, die Polo zugleich zur Einsammlung von Notizen über jene Länder und deren Bewohner benutzte. In kaiserlichen Diensten durchzog Polo als Präfekt und Admiral alle Provinzen Chinas innerhalb der Mauer mit alleiniger Ausnahme von Kuangsi und Kuangtung.
Nach einer 24jährigen Abwesenheit kehrten die drei Reisenden mit den erworbenen reichen Schätzen 1295 zur See über Kotschinchina, Sumatra und Ceylon [* 7] nach Ormus und über Tebriz, Trapezunt und Konstantinopel [* 8] nach Venedig zurück, wo Marco vom Reichtum seines Hauses den Namen »Masser Millioni« bekam und in ganz Italien [* 9] sich großer Achtung erfreute. Als er bald darauf im Kriege gegen Genua, [* 10] den er als Befehlshaber einer Galeere mitmachte, in der Schlacht bei Curzola (1298) in Gefangenschaft geriet, behandelten ihn die Genuesen sehr mild.
Später freigegeben, starb er in Venedig 1323. Nach den Untersuchungen des Orientalisten Pauthier hat Polo den ersten Bericht seiner Reisen, mit welchem für uns die Ära der modernen Geographie Asiens beginnt, 1298 während seiner Gefangenschaft zu Genua einem gewissen Rustigielo von Pisa [* 11] diktiert, der ihn in französischer Sprache [* 12] nachschrieb; sieben Jahre später (1307) veranstaltete eine neue, von ihm revidierte Niederschrift. Alle übrigen vorhandenen Redaktionen in lateinischer, venezianischer und toscanischer Sprache sind nur Kopien oder Auszüge des einen oder andern der genannten Quellberichte. Den Originaltext hat Pauthier mit Kommentar unter dem Titel: »Le [* 13] livre de Marco Polo« (Par. 1865, 2 Bde.) herausgegeben. Kritische Ausgaben in italienische Sprache besorgten Baldelli Boni (Flor. 1827, 2 Bde.) und Bartoli (das. 1864). Eine deutsche Übersetzung gab Bürck (mit Zusätzen von Neumann, 2. Ausg., Leipz. 1855), eine englische Yule (Lond. 1875) heraus.
Vgl. Zurla, Di Marco e degli altri viaggiatori veneziani etc. (Vened. 1818-19, 2 Bde.);
Bianconi, Degli scritti di Marco Polo (Bolog. 1862);
Stadt, s. v. w. Polozk. ^[= Kreisstadt im russ. Gouvernement Witebsk, an der Mündung der Polota in die Düna und an der ...]
(franz., ital. polacca), poln. Nationaltanz im ¾-Takt von mäßiger Bewegung und feierlichem, chevalereskem Charakter, besteht gewöhnlich aus 2 Teilen von meist 8, auch 10 und 12 Takten und einem Trio. Charakteristisch für die Polonäse sind der Anfang auf den vollen Takt mit starkem Accent, der begleitende Rhythmus: ^[img] und der Schluß auf dem dritten Viertel: ^[img] Die Polonäse hat in einer Defilierkour ^[richtig: Defiliertour] des polnischen Adels bei der Thronbesteigung Heinrichs III. von Anjou zu Krakau [* 14] (1574) ihren Ursprung und war bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrh. sowohl als Tanz wie als selbständiges Musikstück auch in Deutschland sehr beliebt; dann geriet sie in Vergessenheit, kam aber mit Anfang dieses Jahrhunderts wieder in Aufnahme und dient bei den heutigen Bällen allgemein als Einleitungstanz, wobei die Gesellschaft den Saal rundum und in Schlangenwindungen durchzieht, auch Touren bildet. Unter den eigentlichen Polonäsen sind besonders die Kompositionen des Grafen Oginski und die sogen. Kosciuszko-P, (»Auf, zur Rach', ihr Brüder«) berühmt. Ausgezeichnete Konzertpolonäsen komponierten F. Schubert und Chopin.
Jakow Petrowitsch, russ. Lyriker und Belletrist, geb. 6. (18.) Dez. 1820 zu Rjäsan, erregte schon auf der Schule durch seine poetischen Anlagen die öffentliche Aufmerksamkeit, studierte in Moskau [* 15] Rechtswissenschaft, erhielt nach Vollendung des akademischen Kursus eine Anstellung im Kaukasus, gab dieselbe aber schon 1852 auf und begab sich auf Reisen nach dem Ausland. Seit 1860 bekleidet er einen Posten bei der auswärtigen Zensur in Petersburg. [* 16] Polonskij hat mehrere Bände Gedichte veröffentlicht, die sich durch Glut der Empfindung und ein gewisses schwärmerisch-phantastisches Kolorit auszeichnen und in Rußland in verdienter Anerkennung stehen. Weniger hervorragend sind seine Erzählungen und Romane. Seine Werke erschienen 1869 in 3 Bänden. Später folgte noch ein Band [* 17] Gedichte: »Osimy« (1876).
Kreisstadt im russ. Gouvernement Witebsk, an der Mündung der Polota in die Düna und an der Eisenbahn Dünaburg-Witebsk, mit altem Schloß, Kathedrale, Kadettenhaus u. (1885) 19,134 Einw. (darunter sehr viele Juden). - Pólozk bestand schon zu Ruriks Zeiten und hatte Warägerfürsten zu Herren. In der Folge war die Stadt Residenz selbständiger russischer Fürsten von Pólozk, die im 13. Jahrh. mit den Schwertrittern häufig im Kampf lagen, bis sie die Ansprüche auf das südliche Livland [* 18] dem Orden [* 19] abtreten mußten. 1230 kam Pólozk unter die Herrschaft der Litauer, und obgleich Iwan der Schreckliche die Stadt 1563 eroberte, so mußte er sie doch bald darauf dem König Stephan Báthori abtreten, welcher in Pólozk Befestigungen aufführte, von denen sich noch Überreste erhalten haben. Bei der ersten Teilung Polens (1772) kam an Rußland und wurde der Hauptsitz der Glieder [* 20] des aufgelösten Jesuitenordens.
der schwarze, schnurbesetzte Waffenrock der braunschweigischen Infanterie und Artillerie;
1885 durch den preußischen Waffenrock ersetzt.
(lat. Pulvinaria), die am ionischen Kapitäl zu beiden Seiten des Echinus [* 21] (s. d.) herabhängenden Seitenrollen, welche in der Mitte zusammengeheftet sind und vorn die Voluten (s. d.) bilden.
(unrichtig Pultawa), russ. Gouvernement, zur Ukraine gehörig, umfaßt einen Teil des alten Großfürstentums Kiew [* 22] (das Fürstentum Perejasslawl), grenzt im N. an das Gouvernement Tschernigow, im O. an Kursk und Charkow, im S. an Jekaterinoslaw und Cherson, im W. an Kiew und ¶
hat ein Areal von 49,895 qkm (906 QM.). Das Land bildet eine große, fruchtbare, bewässerte, aber waldlose Steppenebene mit herrlichen Getreidefluren und üppigen Wiesen. Alle Flüsse [* 24] gehören zum Stromgebiet des Dnjepr, der die Westgrenze des Gouvernements bildet. Das Klima [* 25] ist ganz kontinental, mit sehr heißen Sommern. Die Zahl der Einwohner belief sich 1885 auf 2,653,189 Seelen (meist Kleinrussen), 53 pro QKilometer, außer einer geringen Zahl Katholiken, Protestanten und Israeliten fast nur Griechisch-Katholische. Es wurden 1885 geboren 120,082 und starben 75,626; die Zahl der Eheschließungen war 14,487. Vom Areal entfallen auf Ackerland 66,5 Proz., auf Wiesen 22,7, auf Wald 5,8 und auf Unland 5,1 Proz. Hauptbeschäftigung der Bewohner bilden Ackerbau, der außerordentlich lohnend ist, Vieh-, besonders bedeutende Schafzucht und Fischerei [* 26] (im Dnjepr und in der Worskla).
Hauptprodukte sind: Getreide [* 27] aller Art, Öl- und Hülsenfrüchte, Hopfen, [* 28] Arbusen, Melonen, Tabak, [* 29] Gartengewächse, Obst;
Rindvieh, Pferde, Schafe, [* 30] Fische, [* 31] Blutegel [* 32] und Spanische [* 33] Fliegen. [* 34]
Heuschrecken [* 35] richten oft Verheerungen an. Die Ernte [* 36] lieferte 1884: 7 Mill. hl Roggen, 3,3 Mill. hl Weizen, 2,4 Mill. hl Hafer, [* 37] 2,7 Mill. hl Gerste [* 38] und 1½ Mill. hl Kartoffeln, Den Viehstand nahm man 1884 zu 644,569 Stück Rindvieh, 276,545 Pferden, 1,670,000 Schafen (darunter 300,000 feinwollige), 381,000 Schweinen und 4351 Ziegen an. Das Mineralreich liefert Kreide, [* 39] Kalk, Thon, aber keine Metalle. Die Industrie ist unentwickelt; der Wert ihrer Produktion wird (1884) auf 14 ⅓ Mill. Rubel beziffert, vorzugsweise Branntweinbrennerei (6 Mill. Rub.), Zuckerraffinerie (2 Mill. Rub.), Getreidemüllerei (7 Mill. Rub.), Tabaksindustrie (1½ Mill. Rub.). Der Handel vertreibt namentlich Getreide, Branntwein, Vieh und Häute und gewinnt durch das ausgedehnte russische Eisenbahnnetz sehr an Bedeutung. Die wichtigsten Handelsplätze sind: Poltawa, Krementschug und Romny. Die Zahl der Lehranstalten belief sich 1885 auf 701 mit 49,961 Schülern, nämlich 22 Mittelschulen, 676 Elementarschulen und 3 Fachschulen, darunter ein geistliches Seminar. - Während der polnischen Herrschaft gehörte Poltáwa zum Palatinat Tschernigow; 1802 wurde es zum eignen Gouvernement erhoben und zerfällt in 15 Kreise: [* 40] Chorol, Gadjatsch, Kobeljaki, Konstantinograd, Krementschug, Lochwitza, Lubny, Mirgorod, Perejasslawl, Pirjatin, Poltáwa, Priluki, Romny, Senkow, Solotonoscha.
Die gleichnamige Hauptstadt des Gouvernements, am rechten Ufer der Worskla, die hier die Poltawka aufnimmt, u. an der Eisenbahn Jelissawetgrad-Charkow, hat gerade und breite Straßen, eine Kathedrale, in welcher eine die Schlacht bei Poltáwa darstellende Kupferplatte aufbewahrt wird, 12 andre Kirchen, ein klassisches Gymnasium mit adliger Pension, ein Seminar, adliges Fräuleininstitut, Militärgymnasium, viele Fabriken, Branntweinbrennereien und Gerbereien, starken Obstbau (besonders Kirschen), Handel mit Rindvieh, Getreide, Wachs etc. und (1885) 42,210 Einw., bestehend aus Kleinrussen und Großrussen, Juden und Deutschen, welch letztere meist in einer Vorstadt, der sogen. deutschen Kolonie, wohnen und sich mit Tuch- und Deckenfabrikation beschäftigen. Am Eliastag hat die Stadt eine sehr bedeutende Messe mit einem Umsatz von 14-18 Mill. Silberrubel (Hauptartikel: Wolle, die in einem Quantum von 400-500,000 Pud zugeführt wird). Poltáwa ist Bischofsitz und der Geburtsort des Fürsten Paskewitsch und des Dichters Gneditsch. Nachdem Karl XII. von Schweden [* 41] seit Anfang Mai 1709 Poltáwa belagert hatte, wurde er bei Poltáwa 27. Juni (8. Juli) d. J. von Peter d. Gr. entscheidend geschlagen. Zum Andenken an diesen für Rußland bedeutungsvollsten Sieg ist auf dem Alexanderplatz in eine 17 m hohe Säule errichtet worden.