literatury polskiéj« von K. Wl.
Wojcicki (das. 1845-1846, 4 Bde.)
ist mit
Auszügen überladen.
Ferner sind zu nennen: Leslaw Lukaszewicz (»Rys dziejów pism. polsk.«,
Krak. 1836; 10. Aufl.,
Pos. 1866),
Reichstag, bildlich jede Versammlung, in der es stürmisch zugeht und zu keinem Beschluß kommt.
Die Bezeichnung
hat ihren Ursprung in der sprichwörtlich gewordenen Regellosigkeit und Leidenschaftlichkeit der
Verhandlungen
auf den polnischenReichstagen, wo es keine
Geschäftsordnung gab und das
Liberum veto der
Landboten jeden Beschluß unmöglich
machen konnte, dadurch aber die Mehrheit zu stürmischer Entrüstung aufreizte (vgl.
Polen, S. 172 u. 177).
Sprache,
[* 18] einer der ausgebreiteten
Zweige des slawischen Sprachstammes und die wichtigste
Sprache der westslawischen
Abteilung (s.
Slawische Sprachen). Sie wird in ganz
Polen, dann in
Westpreußen,
[* 19]
Posen
[* 20] und den an
Polen grenzenden Gegenden von
Schlesien
[* 21] (hier aber größtenteils nur auf dem Land mehr oder minder verderbt: Wasserpolnisch) gesprochen.
Das polnische
Alphabet besteht aus folgenden 44 Zeichen:
a,
ą, b, b', c,
ć, d, dz, dź, dž, e (é,
ie), ę, f, g, h, ch, i,
j,
k,
l, ł, m, ^,
n,
ń,o,
ó, p, ^, r, rz,
s, ś, sz,
t, u, ^, x, y,
z,
ż, ź, die jedoch nicht alle mehr gebräuchlich
sind.
Der
Gebrauch der lateinischen
Schrift im
Gegensatz zu dem aus den griechischen
Buchstaben gebildeten
Alphabet der
Russen und andrer
slawischer
Völker hängt damit zusammen, daß die
Polen das
Christentum nach abendländischen
Ritus annahmen.
Doch sahen sie sich genötigt, durch Beifügung von
Accenten,
Punkten und
Strichen nachzuhelfen, um eine
Reihe der der polnischen
Sprache eigentümlichen
Laute auszudrücken. ą und ę sind
Nasalvokale und wie das französische on, in zu sprechen (die polnische Sprache hat
diese
Laute noch mit dem Altslawischen gemein, während sie in allen übrigen slawischen
Sprachen verschwunden
sind); y entspricht ungefähr dem deutschen ü, doch so, daß dabei die
Lippen wie bei der
Aussprache des i geöffnet sind.
Die
Vokale y,
a, u werden harte,
i,
e, o weiche
Vokale genannt, und auf dieser Unterscheidung beruht auch die
Einteilung der
Konsonanten in harte und weiche.
WeicheKonsonanten sind solche, die vor weichen
Vokalen stehen und mit einem nachklingenden
j gesprochen werden; hierzu gehören namentlich alle mit einem
Accent bezeichneten
Konsonanten, dann sz etc.; die übrigen
heißen harte. Zwischen weichen und harten
Konsonanten findet in denselben Wörtern ein regelmäßiger
Wechsel statt,
indem z. B. aus mucha
(Fliege) im
Lokativ musze (spr. musche), aus ręka
(Hand)
[* 22] ręce, aus mróz
(Frost) mroźny (frostig)
¶
mehr
wird. Doch gibt es hiervon viele Ausnahmen. é liegt zwischen i und e, ó zwischen o und u in der Mitte. In ie, ia, io, iu
ist das i wie j zu sprechen; dieses i gehört eigentlich zum vorausgehenden Konsonanten, und es ist z. B. bia nur eine andre,
übrigens jetzt gewöhnlichere Schreibweise für b'a mit weichem Konsonanten; c ist wie z, ć wie tsch
oder dsch zu sprechen. Auch cz klingt wie tsch, dż wie dsch;
z ist weiches s im Gegensatz
zu s, dem scharfen s;
ż ist weiches sch (wie j im französischen jour).
Auch rz wird fast wie dieses
ż gesprochen, wobei das vorausgehende r leise mittönt. ł ist das gemeinslawische cerebrale l, mit zurückgebogener Zungenspitze
zu sprechen. Die Klangwirkung der polnischen Sprache ist keineswegs eine unangenehme; durch das nachklingende j bei den sogen.
weichen Konsonanten wird dem Laut seine konsonantische Schärfe genommen und ein Reichtum an tönenden Lauten
erzeugt, der zusammen mit der verhältnismäßigen Häufigkeit der Vokale die polnische Sprache sonorer und weicher gestaltet als irgend
eine der slawischen Schwestersprachen.
Das Vorurteil, sie für rauh und hart zu halten, rührt zum Teil von der polnischen Schrift her, wegen
ihrer scheinbaren Häufungen von konsonantischen Doppellauten, die aber nur wie einfache Laute ausgesprochen werden. Ihrem
grammatischen Bau nach ist die polnische Sprache im ganzen weniger altertümlich als die tschechische, der sie in vielen
Punkten sehr nahe steht. Doch werden am Substantivum die drei Geschlechter noch genau unterschieden, und je nach
dem Geschlecht gibt es auch drei Deklinationen; andre nehmen acht Deklinationen an. Es gibt sieben Kasus, nämlich den Nominativ,
Akkusativ, Genitiv, Dativ, Lokativ, Instrumentalis, der auf die Frage womit? steht und auch Sociativ genannt wird, endlich den
Vokativ.
Viele Eigentümlichkeiten bietet die Deklination der Adjektiva und der Pronomina dar; erstere werden,
ähnlich wie in den germanischen Sprachen, verschieden dekliniert, je nachdem sie in attributiver oder in prädikativer Bedeutung
gebraucht werden, z. B. jesteś łaskaw, du bist gnädig, łaskawy czlowiek, gnädiger Mensch. Bei der Konjugation der Verba
werden sechs Klassen unterschieden; das Präsens, der Imperativ und der Infinitiv sind die einzigen einfachen
Tempora und Modi, die übrigen werden durch Zusammensetzung mit dem Hilfsverbum byé (sein) umschrieben.
Der Accent ruht stets auf der vorletzten Silbe. Die Syntax ist im ganzen einfach. Die Nachbarschaft der Deutschen, die Türken-
und Tatarenkriege sowie die vielfache Berührung mit Walachen und Franzosen haben in die polnische Sprache früh viele
fremdartige Wörter und Redeweisen eingeführt. Erst unter der Regierung der Jagellonen im 15. Jahrh. ward sie in ihre ursprünglichen
Rechte wieder eingesetzt. Die Verbreiter der Reformation bedienten sich, um desto sicherer auf das Volk einzuwirken, bei ihrer
Liturgie ausschließlich der polnischen Sprache, in welcher sie Katechismen, Postillen, Gesangbücher, Übersetzungen
der Bibel
[* 24] sowie ihre polemischen und apologetischen Schriften herausgaben und so ihren Gegnern die Notwendigkeit auflegten,
sich gegen sie derselben Waffen
[* 25] zu bedienen. So verbreitete sich die immer polnische Spracheimmer mehr und bildete sich infolge davon so schnell
aus, daß sie unter dem letzten Regenten aus dem Jagellonischen Stamm (gest. 1572) ihre höchste Stufe erreichte
und nächst der italienischen und spanischen für die ausgebildetste in Europa
[* 26] gehalten wurde.
Die Vorliebe für französische Wendungen und Wörter ist ein allgemeiner Fehler der Schriftsteller dieser
Epoche, und erst in neuerer Zeit werden durch energisches Zurückgreifen auf die Sprache der goldenen Epoche der polnischen
Litteratur durch Konarski, Krasicki, Naruszewicz und andre hervorragende Schriftsteller die Nachwirkungen dieser französischen
Richtungen überwunden. Die polnischen Dialekte werden von der Schriftsprache streng gesondert gehalten;
die wichtigsten sind: der großpolnische in Posen, der masurische in Masovien, der kleinpolnische, der wohlklingendste von
allen, in Galizien, der litauische, welcher von neuern Dichtern, z. B. Mickiewicz, auch in der Schriftsprache angewendet wurde,
der kassubische in Pommern
[* 27] und der durch Germanismen entstellte preußische und schlesische. Unter den polnischen Grammatiken
sind nächst der des PiaristenKopczynski (gest. 1817) die von Mrongovius (3. Aufl., Danz. 1827) und Vater
(Halle
[* 28] 1807), besonders aber die von Bandtke (Bresl. 1808, neue Aufl. 1824), Mrozinski (Warsch.
1822), Muczkowski (Krak. 1845), Jordan (Leipz. 1845), Malecki (Lond. 1863) und Malinowski (Pos. 1869); als kürzere Handbücher
die vonPohl (8. Aufl., Berl. 1867), Poplinski (7. Aufl.
von Nehring, Thorn
[* 29] 1881), Booch-Arkossy (Leipz. 1884-1885) zu erwähnen. Das umfassendste polnische Wörterbuch ist das von
Linde (Warsch. 1807-14, 6 Bde.).
Unter den ältern polnisch-deutschen Wörterbüchern ist das von Trotz (Leipz. 1779; neue Aufl.,
Bresl. 1831), unter den neuern das von Bandtke (das. 1806, 2 Bde.)
und das von Mrongovius (neue Aufl., Königsb. 1835) zu nennen.
Am brauchbarsten sind die polnisch-deutschen und deutsch-polnischen Wörterbücher von Trojanski (Pos. 1835-46, 4 Bde.); kleinere
von Jordan (neue Ausg., Leipz. 1873), Booch-Arkossy (4. Aufl.,
das. 1883) und Lukaszewski (Berl. 1881). Ein Wörterbuch der polnischen Synomymen ^[richtig: Synonymen]
verfaßte Krasinski (Krakau
[* 30] 1886).