religiösen Bekenntnisses zu
Paris
[* 2] und
Berlin
[* 3] diente er als
Offizier in
Österreich,
[* 4] sodann in
Spanien,
[* 5] besuchte hierauf auch
England und
Holland, überall schuldenhalber verfolgt, kehrte 1735 nach
Berlin zurück und erhielt endlich 1740 als Vorleser
Friedrichs d. Gr. eine
Anstellung, die aber ebenfalls von nur kurzer Dauer war. Doch blieb er in
Berlin,
da der König seine spaßhafte Unterhaltung liebte. Er starb als Theaterdirektor in
Berlin. Von seinen
Schriften
sind hervorzuheben: die witzigen, aber sehr unzuverlässigen
»Mémoires«
(Lüttich
[* 6] 1734, 3 Bde.; deutsch, Frankf. 1735, 4 Bde.;
eine Art Reisewerk);
»Nouveaux mémoires« (Amsterd. 1737, 2 Bde.);
»Mémoires pour servir à l'histoire des quatre derniers souverains de la maison de
Brandebourg« (Berl.
1791, 2 Bde.; auch deutsch);
»État abrégé de la cour de
Saxe sous le règne d'Auguste III« (Frankf. 1734; deutsch, Bresl.
1736);
»Histoire secrète de la duchesse d'Hanovre, épouse de
George I, roi de
Bretagne« (Lond. 1732) und
»La
Saxe galante« (Amsterd. 1734).
unwillkürliche Samenverluste, erfolgen normalerweise bei geschlechtsreifen und enthaltsamen Männern
alle 2-4
Wochen im
Schlaf, besonders gegen
Morgen, ohne einen
Schaden für die
Gesundheit zu verursachen. Ein nachteiliger Einfluß
auf den
Körper entsteht erst bei oft und lange Zeit hindurch sich wiederholenden Samenverlusten. Die
Ursachen sind in solchen
Fällen entweder geschlechtliche
Ausschweifungen oder üppige
Kost bei geringer Muskelanstrengung, langerSchlaf,
besonders des
Morgens und in Federbetten, örtliche Reizung der
Genitalien (vorzüglich durch
Onanie) etc. Die Behandlung besteht
hierbei ausschließlich in geregelter Lebensweise.
Jugendliche, an allzu häufigen nächtlichen Pollutionen leidende Individuen müssen eine knappe
Diät führen,
Kaffee,
Thee,
Gewürze
ganz vermeiden, vorzugsweise nur
Wasser oder
Milch, abends aber gar nichts trinken, sehr sparsame und zeitige
Abendmahlzeiten genießen, täglich sich tüchtig austurnen, auf harter Unterlage und unter kühler
Bedeckung schlafen, dabei
die Rückenlage vermeiden und frühmorgens zeitig geweckt
werden.
Kalte Waschungen und Sitzbäder, im
Sommer Flußbäder sind
täglich anzuwenden.
Überhaupt müssen solche Leute sich an eine abhärtende Lebensweise gewöhnen, vor allem aber in sittlicher
Hinsicht sich rein erhalten, sich mit ernsthaften
Dingen und den
Geist wie den
Körper in Anspruch nehmenden praktischen
Arbeiten
beschäftigen, die Beschäftigung der
Phantasie mit geschlechtlichen Bildern u. dgl.
aber ganz vermeiden. Zur Verhütung der gegen
Morgen eintretende Pollutionen lasse man den Kranken abends gar nichts trinken und
des
Nachts wecken, um den
Harn zu lassen, damit dieser keinen
Druck auf die
Samenbläschen ausübe. Aus gleichem
Grund muß für
reichliche Entleerungen des
Mastdarms gesorgt werden. Das Zusammentreffen von Pollutionen mit schweren
Geistesstörungen wird vielfach
von dem gerade auf diesem
Feld sich breit machenden Charlatanismus ausgebeutet.
Mineral aus der
Ordnung der
Silikate (Zeolithgruppe), kristallisiert tesseral, ist meist
farblos, selten schmutzig gelb, durchsichtig, glasglänzend, zerfressenem
Quarz oder mehr dem Hyalith ähnlich,
Härte 6-6,5,
spez. Gew. 2,86-2,90, besteht
aus einem Thonerdesilikat mit 30 Proz. Cäsiumoxyd, entsprechend der
Formel H2R2Al2Si5O15 ,
worin R
Cäsium mit
Natrium bedeutet, auch enthält er etwasKalk und
Eisenoxyd. Er findet sich im
Granit
auf
Elba.
2)
Julius, christl. Schriftsteller aus dem 10. Jahrh., Verfasser
eines Geschichtswerkes in griechischer
Sprache,
[* 14] der
»Historia physica« oder
»Historia sacra«, welche in
dem, was davon jetzt gedruckt vorliegt (hrsg. von Bianconi, Bolog.
1779; vollständiger von
Hardt,
Münch. 1792), bis auf die
Zeiten des
Valens; in einer zu
Paris befindlichen
Handschrift aber bis 963 reicht.
Stadt im südöstlichen
Böhmen,
[* 15] BezirkshauptmannschaftDeutsch-Brod, an der mährischen
Grenze,
Station der Österreichischen Nordwestbahn, hat eine Dechanteikirche, ein ansehnliches
Schloß aus dem 13. Jahrh., ein
Bezirksgericht, eine Stärkefabrik, Bierbrauerei,
[* 16] Glasschleiferei, Tuchmacherei,
Handel mit
Flachs,
Getreide
[* 17] und
Fischen (aus
den umliegenden
Teichen) und (1880) 5309 Einw.
Große Feuersbrunst 1863.
Litteratur. Die ist polnische Litteraturist unter den slawischen
Litteraturen die reichhaltigste und schließt
sich der westeuropäischen Kulturentwickelung ununterbrochen an, ohne ihre nationale Eigentümlichkeit einzubüßen. Diese
besteht in einer scharf ausgesprochenen
Vaterlandsliebe, welche der polnischen
Poesie eine teils panegyristische, teils im
letzten
Jahrhundert vorwiegend elegische
Richtung aufprägt, aber auch auf alle andern
Zweige, namentlich
auf die Geschichtschreibung, einen bestimmenden Einfluß ausgeübt hat. Ob die
Polen in vorchristlichen
Zeiten, wie Kucharski,
Cybulski u. a. behaupten,
Runen
[* 18] oder auch das unter den
Südslawen verbreitete
¶
mehr
glagolitische und cyrillische Alphabet als Schriftzeichen benutzt haben, läßt sich bei dem Mangel derartiger Denkmäler nicht
mehr entscheiden. Die polnische Litteratur beginnt jedenfalls erst mit der Einführung des Christentums (965), wodurch zunächst das lateinische
Alphabet Einbürgerung fand, das in der Folge, da es zur Wiedergabe der polnischen Laute nicht genügte,
teils durch neue Zeichen, teils durch Kombination der vorhandenen bereichert wurde (s. Polnische Sprache).
Das älteste Denkmal polnischer Schrift ist eine aus dem Jahr 1290 herstammende Übersetzung des 50. Psalms (zu Medyka in
Galizien aufbewahrt). Darauf folgt der 1834 zu Wien
[* 20] von Kopitar herausgegebene, 1871 von Nehring kritisch
beleuchtete Psalter von St. Florian in Oberösterreich, mit lateinischem, deutschem und polnischem Text, welch letzterer zum
Teil aus dem Jahr 1370 stammt. Seit den frühsten Zeiten wurde ein angeblich von dem GnesenerErzbischofAdalbert verfaßtes
Muttergotteslied gesungen, dessen älteste, mit tschechischen Ausdrücken stark versetzte Abschrift jedoch
erst aus dem Jahr 1408 herrührt. Laut chronistischen Angaben besang am Ende des 14. Jahrh. der Bischof Ciolek (gest. 1437)
die »kühnen und klugen Thaten« seines Volkes, verfolgte der KrakauerDomherr Galka den Klerus in Spottgedichten und verfaßte
Andreas von Slupia geistliche Hymnen, von denen jedoch bisher nichts aufgefunden worden ist. Um so reichhaltiger
erblühte die lateinische Annalistik, welche sich von den phantastischen Erzählungen des MartinGallus (um 1110 bis 1135),
des Wincenty Kadlubek (gest. 1223), des Bogufal (gest. 1253) in den Jahrbüchern des Archidiakons Janko von Czarnikau (gestorben
vor 1389) zu pragmatischer Darstellung eines mit den politischen Verhältnissen vertrauten Augenzeugen
entwickelte (beste Ausgabe der genannten Schriften in Bielowskis »Monumenta Poloniae historica«).
Seit der Mitte des 15. Jahrh. ward der deutsche Einfluß durch den italienischen verdrängt
und fand die humanistische Richtung in Polen Eingang. Ihr hervorragender Vertreter war Gregor vonSanok (gest. 1477 als Erzbischof
von Lemberg),
[* 23] dessen philosophische Werke jedoch verloren sind; was uns aus denselben von Zeitgenossen
aufbewahrt worden ist, zeigt uns Gregor als einen kühnen und geistreichen Gegner der Scholastik. Sein Biograph Philipp Buonacorsi-Kallimach
(1437-96), ein italienischer Emigrant, welcher am polnischen Hof
[* 24] Zuflucht fand und eine Geschichte Wladislaws III. herausgab,
wirkte in Krakau
[* 25] eifrig für die Verbreitung des Humanismus und der Machiavellischen Lehren
[* 26] auf dem Gebiet
der Politik, während Johann von Ostrorog (gest. 1501 als Palatin von Posen)
[* 27] als Führer der nationalen Partei die Ansprüche des
Klerus mit den Waffen
[* 28] der Legisten bekämpfte (sein »Monumentum pro comitiis generalibus sub rege Casimiro etc.«, 1459, erschien,
mit Einleitung von Wegner, Posen 1859).
Bald hatten nun alle ansehnlichern Städte ihre Druckereien: Wilna,
[* 30] Posen, Brzesc, welches FürstMichaelRadziwill zum Mittelpunkt
der Calvinischen Bewegung machte, Lublin, Kauen, Warschau,
[* 31] Ostrog, wo das Haupt der Griechisch-Orthodoxen, Fürst Konst. Ostrogski,
residierte, etc. (vgl. Bandtke, Historya drukarń krakowskich, Krak. 1815, und Hist. drukarń w król.
polsk., das. 1826). Eifrig warf sich der Kirchenstreit auf dieses neue Mittel der Propaganda. Die Reformation fand in Polen einen
durch die frühern hussitischen Einflüsse vorbereiteten Boden, wurde unter SiegmundAugust (1548-72) vom Hof begünstigt und
erlangte, nachdem sich die verschiedenen akatholischen Bekenntnisse auf der Synode zu Sandomir (1570) politisch
vereinigt hatten, während des Interregnums von 1572 in der »Warschauer Generalkonföderation« die volle Gleichberechtigung.
Unter den akatholischen Schriftstellern ragt der Pfarrer Jan Seklucyan in seinen polemischen Schriften hervor, geringern sprachlichen
Wert hat seine Übersetzung des NeuenTestaments (Königsb. 1551). AndreasWolan, Landbote und diplomatischer
Agent (1530-1610), verteidigte den Calvinschen Standpunkt gegen Skarga (s. unten) in einer mit
großer Erbitterung geführten Polemik; Stefan Zyzani, griechisch-orthodoxer Prälat zu Wilna, griff die päpstliche Autorität
in der Schrift »Predigt des heil. Cyrillus über den Antichrist etc.« an. Ihm schließen sich an: Melecyus Smotrzycki, genannt
Teofil Ortolog (gest. 1634), und Christoph Bronski.
Sprachlich wertvoller sind die zahlreichen polemischen Schriften des Arianers Jarosz Moskorzowski (gest. 1625). Auf katholischer
Seite erschien die erste Bibelübersetzung von Leopolita (Krak. 1561), in welcher noch viele tschechische und altslawische
Ausdrücke vorkommen, sodann eine zweite, trotz mancher Latinismen und Hellenismen ausgezeichnete von Jakob Wujek (1540-97).
Außer diesem und dem noch zu erwähnenden Skarga beteiligten sich katholischerseits an der Polemik am lebhaftesten: Solikowski,
Powodowski (genannt »der Ketzerhammer«),
St. Grodzicki, »der Apostel von Litauen«, Sokolowski u. a. Wie gering auch der litterarische
Wert dieser theologischen Polemik ist, so trug sie doch wesentlich zur Befreiung der Volkssprache aus den
Fesseln des Lateinischen bei.