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Geburt als deren Fortdauer nach dem Tod. Im Anschluß hieran fällt die Tugend als Idee mit der Gerechtigkeit, d. h. mit dem richtigen Verhältnis der Seelenkräfte, der Staat als Idee mit dem richtigen Verhältnis der Staatskräfte (der Lehr-, Wehr- und Nährkraft), welche durch die Stände der Philosophen, Wächter (Krieger) und Gewerbtreibenden repräsentiert werden, zu- und untereinander zusammen. Dieses Platonische Staatsideal, in dessen Verfolg Platon zur Erreichung des Staatszweckes zu den rücksichtslosesten Folgerungen (Aufhebung der Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen, der Familie, des Eigentums, Einführung der Weibergemeinschaft, gemeinschaftliche Erziehung etc.) fortging, ist, wie es selbst in teilweiser Nachahmung des spartanischen Staatswesens entstanden war, das an Genialität unerreichte Vorbild aller spätern »Utopien« und »Ikarien« (auch der kirchlichen Hierarchie im Mittelalter) geworden.
Ungeachtet nun Platon die Ideenlehre für die einzige wirkliche Wissenschaft erklärt, hat er es doch so wenig wie die elegischen Philosophen verschmäht, neben dieselbe als Wissenschaft von der übersinnlichen Welt eine Physik als Lehre [* 2] von der sinnlichen oder Erscheinungswelt zu setzen. Zwar kommt der letztern kein wirkliches, jedoch gewissermaßen ein »zwischen Sein und Nichtsein schwebendes«, aus beiden gemischtes Sein oder »Werden« zu, wie auch die Eleaten die scheinbare Welt für Bewegung erklärten.
Als Substrat derselben läßt eine chaotische Masse (dem Material der Handwerker ähnlich) existieren, aus welcher der Weltbildner (Demiurgos) die sichtbare Welt nach dem Muster der (unsichtbaren) Ideenwelt (wie der Schreiner den Tisch, nach dem Muster der Idee eines solchen, aus Holz) [* 3] gestaltet. Das Band [* 4] zwischen beiden und zugleich das die sichtbare Welt bewegende Prinzip nennt Platon die Weltseele und betrachtet das Universum als ein aus Leib und Seele bestehendes, mit Vernunft begabtes, weder alterndes, noch vergehendes, sich selbst genügendes Wesen, als einen »seligen Gott«.
Seine Gestalt ist, als die vollkommenste, die Kugelform, seine Bewegung, als die vollkommenste, die Kreisbewegung um die im Mittelpunkt ruhende Erde, welche Mond, [* 5] Sonne, [* 6] fünf Planeten [* 7] und am äußersten Rande die Fixsternsphäre umkreisen. Nach den Weltkörpern bildete der Demiurg aus demselben Stoff die Seelen nach der Zahl der Gestirne, welche, wenn das Materielle in ihnen das Höhere überwältigte, von diesen zur Erde herabsinken und indische Leiber annehmen mußten, wenn sie aber während des Erdenlebens der Sinnlichkeit zu widerstehen vermocht hatten, nach dem Tod wieder von denselben befreit werden konnten.
Diese (orientalische) Idee der Seelenwanderung ist, mannigfach mythisch ausgeschmückt, von Platon auf seine oft mehr phantastische als philosophischen Nachfolger übergegangen. Dieselben hatten anfänglich ihren Sitz in Gestalt einer förmlichen Korporation unter dem Vorsitz sich nacheinander ablösender Scholarchen zu Athen [* 8] in der Akademie, wo Platon gelehrt hatte, und die seitdem ihren Namen auf Universitäten und Akademien vererbt hat, und werden daher selbst als Akademiker bezeichnet. Der erste Vorsteher der Schule (347-339) war Speusippos, Platons Schwestersohn, auf welchen Xenokrates (339-314), Polemon (314-270), Krates (s. d. 1) und Arkesilaos (316-241) folgten.
Mit letzterm beginnt die sogen. »mittlere«, mit Karneades (214-129) die sogen. »neuere« Akademie (beide im Gegensatz zur »ältern« so unterschieden), in welcher der Platonismus durch Polemik gegen die stoische Erkenntnistheorie in völligen Skeptizismus ausartete und dadurch dem Mystizismus der sogen. Neuplatoniker (s. Neuplatonismus) den Weg bahnte. Durch diese hat derselbe in das Christentum und in die scholastische Philosophie Eingang gefunden, bis nach der Wiederbelebung der klassischen Studien der echte Platonismus wieder entdeckt und in der Philosophie der neuern Zeit in mannigfach modifizierter Gestalt als Idealismus, Rationalismus und Spiritualismus dem Realismus, Empirismus und Materialismus entgegengesetzt wurde.
Vgl. Tennemann, System der Platonischen Philosophie (Leipz. 1792-95, 4 Bde.);
Ast, Platons Leben und Schriften (das. 1816);
Derselbe, Lexicon Platonicum (das. 1834-38, 3 Bde.);
K. F. Hermann, Geschichte und System der Platonischen Philosophie (Heidelb. 1839, Bd. 1);
Bonitz, Platonische Studien (2. Aufl., Berl. 1875);
Susemihl, Die genetische Entwickelung der Platonischen Philosophie (Leipz. 1855-60, 2 Bde.);
Grote, Platon and the other companions of Sokrates (4. Aufl., Lond. 1885);
v. Stein, Sieben Bücher zur Geschichte des Platonismus (Götting. 1869-75, 3 Bde.);
Steinhart, Platons Leben (Leipz. 1873);
Weygoldt, Die Platonische Philosophie für Höhergebildete dargestellt (das. 1885);
Überweg, Über die Echtheit und Zeitfolge Platonischer Schriften (Wien [* 9] 1861);
Teuffel, Übersicht der Platonischen Litteratur (Tübing. 1874).