und Hymnen erheben und wirken. Keineswegs aber war Platen nur der Dichter der marmorglatten Form. Wenn ihm leidenschaftlichere
und weichere Gefühle verschlossen sind oder nur ein flüchtiger Hauch derselben einzelne Gedichte durchdringt, so leiht er
vielen starken, männlichen Empfindungen, dem Gefühl der Entschlossenheit, der Würde, ernster, schmerzbesiegender Fassung,
edler Trauer, stolzem Freiheitssinn, den ergreifendsten und schönsten Ausdruck. »Was der Gesamterscheinung
Platens und namentlich seinen größern Werken mangelt, ist der Reichtum des Lebens und die sinnliche Fülle, und er kann in
dieser Beziehung sehr wohl mit jenen Kunstreformatoren verglichen werden, die zuerst wieder Adel und Schwung der Linien, Bestimmtheit
des Ausdrucks zu gewinnen trachten und darüber den Reiz und Reichtum der Farben verlieren.« (A. Stern.) Seinen
»Poetischen und litterarischen Nachlaß« gab Minckwitz (Leipz. 1852, 2 Bde.; 2. Aufl.
1854) heraus.
Vgl. Minckwitz, Graf Platen als Mensch und Dichter (Leipz. 1838);
»Briefwechsel zwischen Platen und Minckwitz« (das. 1836);
»Platens Tagebuch 1796-1825« (hrsg. von Pfeufer, Stuttg. 1860).
2) Adolf Ludwig Karl, Graf von Platen zu Hallermund, geb. seit Juli 1855 auswärtiger Minister Georgs V. von Hannover, sprach
sich noch im Mai 1866 für die Notwendigkeit einer hannöverschen Neutralität aus, wandte sich dann aber Österreich zu und
lehnte 15. Juni das preußische Ultimatum ab. Er begleitete Georg V. nach Hietzing und stand seitdem im Mittelpunkt
der von dort aus betriebenen antipreußischen Agitation. Namentlich in der Angelegenheit der Welfenlegion hatte sich Platen so
kompromittiert, daß ihm seitens der preußischen Regierung der Prozeß wegen Hochverrats gemacht wurde und seine Verurteilung
in contumaciam erfolgte; er lebt in Holstein. - Ein jüngerer Bruder von ihm, Graf Julius von Platen, geb.
Oberstleutnant a. D. und zu königlich hannöverschen Zeiten königlicher Oberschenk sowie Generalintendant des Hoftheaters und
Hoforchesters, wurde Intendant des Hoftheaters und der königlichen Kapelle in Dresden.
Grafengeschlecht in Polen und Rußland, stammt aus Westfalen, erlosch in Deutschland 1659,
besteht aber in Polen und Rußland in mehreren Linien, von deren Gliedern die bemerkenswertesten sind:
1) Ludwig, Graf, poln. Patriot, geb. zu Kraslaw in Livland, trat 1794 als Freiwilliger in das polnische Nationalheer
und ward Adjutant des Generals Sierakowski. 1815 trat er in den polnischen Staatsrat, wo er das Domänen-
und Forstwesen leitete. Da er während der Revolution von 1830 mit Kniaziewicz zu Paris für seine Nation zu wirken versucht hatte,
wurden nach der Unterdrückung des Aufstandes seine Güter konfisziert. Er blieb daher zunächst in Paris, wo
er Vizepräsident der Polnischen Litterarischen Gesellschaft ward, siedelte aber 1840 nach Posen über, wo er starb.
2) Stanislaus, Graf, Bruder des vorigen, geboren im Mai 1782 zu Dawgieliszki in Litauen, stand 1806-15 als Offizier in polnischen
Diensten, lebte dann längere Zeit in Posen und Paris und starb zu Wroniawa im Posenschen. Er
machte sich als Historiker und Altertumsforscher bekannt, insbesondere durch seinen »Atlas historique de la Pologne« (Pos. 1827),
seinen »Plan de siéges et batailles en Pologne pendant le XVII. et XVIII. siècle« (das.
1828) und seine »Mata encyklopedia polska« (Lissa 1841-47, 2 Bde.).
3) Emilie, Gräfin, aus
der Dussiatyschen Linie, geb. zu Wilna, lebte seit 1815 mit ihrer geschiedenen
Mutter zu Ligna in Livland und bewirkte hier 1830 auf die Nachricht von dem Ausbruch der Revolution in Warschau mit ihrem Vetter
Cäsar Plater einen Aufstand des Landvolkes, trat selbst unter die freiwillige Jäger von Wikomir, dann zu Parcezewskis
Korps und wurde Kapitän im 25. Linienregiment. Sie focht bei Przystowiany, Kowno, Schawle und Schawlany und folgte bei der
Teilung des polnischen Heers dem Korps des Generals Chlapowski, bis derselbe das preußische Gebiet betrat. Sie suchte nun mit
ihrem Vetter nach Warschau zu gelangen, starb aber infolge der Strapazen
Vgl. Straszewicz, Émilie
Plater (Par. 1833).
4) Cäsar, Graf, Vetter der vorigen, geb. 1810 zu Wilna, Sohn des Starosten von Sambor, Kasimir Plater, kämpfte in demselben Korps wie
seine Kousine, gelangte aber glücklich nach Warschau, wo er als Landbote in den Reichstag trat. Nach dem
Fall Warschaus ging er nach Paris, wo er Präsident der Polnischen Litterarischen Gesellschaft ward, und starb auf seinem
Gut Gora im Posenschen.
5) Wladislaw, Graf, Bruder des vorigen, nahm an dem Aufstand in Litauen als Rozicks Adjutant teil, war dann Landbote von
Wileika und gründete später zu Paris das Journal »Le Polonais« (1833 bis 1836). Er veranlaßte die Adresse des englischen Volkes
zu gunsten Polens, die 1832 dem Parlament überreicht ward. Auch 1863 war er für den polnischen Aufstand sehr thätig und lebt
seitdem, mit der bekannten Schauspielerin Karoline Bauer (s. d. 3) vermählt, in Rapperswyl am Züricher
See, wo er ein polnisches Nationalmuseum errichtete.
(vom span. platero, »Goldschmied«)
nennt man den Dekorationsstil der Spätgotik und der Frührenaissance in Spanien, welcher, aus maurischen, gotischen und antiken
Elementen gemischt, eine glänzende, an Goldschmiedearbeiten erinnernde Wirkung erzielte und besonders in den Säulenhöfen
der Kirchen und Paläste zu reicher Anwendung kam.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Regenwalde, an der Rega und der Eisenbahn Altdamm-Kolberg, hat
ein Schloß und (1885) 2161 meist evang. Einwohner. Plathe erhielt 1277 Stadtrecht.
(Platina, v. span. plata, Silber) Pt, das wichtigste der Platinmetalle, findet sich nur gediegen, meist in kleinen,
rundlichen und eckigen Körnern in Quarzgängen, im Dioritporphyr und Serpentin, viel häufiger aber im Sande der Flußbetten
oder im Schuttland; auch enthält alles Silber, welches nicht direkt aus einer Scheidung herrührt, kleine
Mengen Platin Hauptfundorte des Platins sind Choco, Neugranada, Brasilien, Peru, Kalifornien, Borneo, Ostindien und mehrere Distrikte
des Uralgebirges (besonders Nishnij Tagilsk liefert Klumpen bis 12 kg); nachgewiesen wurde Platin im Gold von Tilkerode, zu Röraas
in Norwegen, in Lappland, im Oregongebirge, auf Haïti, in Australien. Die durch einen Waschprozeß gewonnenen
Körner, das Platinerz, Polyxen, rohes Platin, sind Gemenge von Platin mit Palladium, Rhodium, Iridium, Osmium, Ruthenium, Eisen, Kupfer, Blei,
enthalten außerdem gewöhnlich noch Körner von Osmium-Iridium, Gold, Chrom- und Titaneisen, Spinell, Zirkon, Quarz und besitzen
ein spez. Gew. 18-19. Der Platingehalt
mehr
beträgt 50 (Oregon) bis 86 Proz. (Choco in Südamerika). Die Beimengungen des Rohplatins bestehen durchschnittlich aus 0,4-3
Proz. Rhodium, 1-8 Iridium, 0,25-1,3 Palladium, 1-8 Osmium-Iridium, 5-13 Eisen und 1-1 Proz. Sand. Zur Verarbeitung des Platinerzes
wird dasselbe mit einer Mischung aus 1 Teil Königswasser und 2 Teilen Wasser behandelt, die Lösung verdampft,
die trockne Masse auf 125° erhitzt (um Palladium- und Iridiumsalz zu Chlorür zu reduzieren), in Wasser unter Zusatz von Salzsäure
gelöst und die Lösung mit Salmiak gefällt.
Aus der vom ausgeschiedenen Platinsalmiak getrennten Lösung werden die Metalle durch Eisen gefällt; man befreit dann den Niederschlag
durch Salzsäure von überschüssigem Eisen, löst ihn aufs neue in Königswasser und erzeugt abermals einen
Niederschlag von Platinsalmiak (aus der Mutterlauge wie aus den Rückständen von der Behandlung des Platinerzes mit Königswasser
werden die das Platin begleitenden Metalle gewonnen). Den Platinsalmiak trocknet und glüht man, worauf man das zurückbleibende
schwammförmige Platin preßt und im Kalktiegel mit durch Sauerstoff angeblasenem Leuchtgas schmelzt oder in
gußeisernen Cylindern durch Pressen verdichtet, im Porzellanofen anhaltend sehr heftig glüht und dann schmiedet, wobei es
vollständig homogen wird.
Das Platin des Handels enthält 2 Proz. Iridium und ist dadurch besonders geeignet zu Gefäßen, weil der Iridiumgehalt die Widerstandsfähigkeit
gegen chemische Agenzien erhöht. Platin ist weiß mit einem Stich ins Graublaue, weicher als Kupfer, sehr
hämmerbar und dehnbar, kaum weniger fest als Eisen, schweißbar, vom spez. Gew. 21,46, Atomgewicht 196,7, an der Luft bei jeder
Temperatur unveränderlich, schmilzt nur im Knallgasgebläse (bei etwa 1780°), absorbiert dabei Sauerstoff, erstarrt unter
Spratzen (weshalb das gegossene Platin noch unter dem Hammer verdichtet werden muß), ist nur löslich in Königswasser
und, wenn es mit einem in Salpetersäure löslichen Metall legiert ist, mehr oder weniger in Salpetersäure. Es verbindet sich
direkt mit Chlor, Brom, Jod, auch mit Schwefel, Phosphor, Arsen.
Die ätzenden Alkalien, noch leichter ein Gemisch von Salpeter und Ätzkali greifen es bei Rotglut an; beim
Erhitzen mit Kieselsäure und Kohle wird es kieselhaltig und spröde (deshalb dürfen Platintiegel nicht zwischen Kohlen erhitzt
werden); auch durch Einwirkung der Leuchtgas- und Spiritusflamme erfährt es eine Molekularveränderung, wird rauh und grau
und, wenn man es nicht nach dem Gebrauch mit rundkörnigem Seesand poliert, endlich spröde. Dies Verhalten
ist bei der Benutzung von Platintiegeln zu berücksichtigen.
Man darf in denselben auch niemals Metalle oder leicht reduzierbare Oxyde erhitzen, weil sich leicht schmelzbare Legierungen
bilden können. Unreine Platintiegel reinigt man durch schmelzendes saures schwefelsaures Kali. In sehr feiner Verteilung
erhält man Platin als Platinschwamm beim Glühen des Platinsalmiaks (Ammoniumplatinchlorid, s. Platinchlorid), in noch feinerer
als schwarzes Pulver (Platinschwarz, Platinmohr), wenn man eine Lösung von Platinchlorid in Kalilauge mit Alkohol erwärmt und
das ausgeschiedene Pulver mit Wasser auskocht und im luftleeren Raum über Schwefelsäure trocknet.
Auch kann man Platinchloridlösung in ein siedendes Gemisch aus 3 Volumen Glycerin und 2 Volumen Kalilauge
vom spez. Gew. 1,08 tröpfeln. Platin verdichtet
auf seiner Oberfläche bedeutende Mengen Sauerstoff. Infolgedessen fährt z. B. eine glühende Platindrahtspirale fort, in Alkoholdampf
zu glühen, indem sie die Oxydation des
letztern veranlaßt, wobei viel Wärme entwickelt wird. In besonders hohem Grad
findet sich aber diese Eigenschaft beim Platinschwamm und Platinschwarz.
Ersterer entzündet einen Strom Wasserstoffs (Döbereiners Feuerzeug), und Platinmohr verwandelt Alkohol sehr schnell in Essigsäure.
Platin wirkt auch vielfach als Kontaktsubstanz, indem es in noch unaufgeklärter Weise die Bildung chemischer Verbindungen veranlaßt,
ohne selbst an dem Prozeß sich zu beteiligen. Platin tritt in manchen Verbindungen vierwertig auf, doch erscheint
auch der Atomkomplex Pt2 sechswertig; man kennt ein Oxydul PtO und ein Oxyd PtO2 .
Platin scheint zuerst im 16. Jahrh. beobachtet worden zu sein. Ulloa erwähnt es 1748 als Begleiter des Goldes, und in Spanien nannte
man es Platina del Pinto (kleines Silber vom Fluß Pinto in Südamerika). 1750 wurde es von Watson als eigentümliches
Metall beschrieben, und Achard stellte 1784 wohl den ersten Platintiegel dar. Wollaston, welcher 1803 und 1804 im Platinerz noch
das Palladium und Rhodium auffand, entdeckte auch die Schweißbarkeit des schwammförmigen Platins und legte damit den
Grund zu der Platinindustrie, welche der wissenschaftlichen Chemie und auch der Technik wesentliche Dienste leistete, indem sie
höchst feuerbeständige und gegen die meisten Reagenzien widerstandsfähige Gefäße lieferte. In Rußland prägte man 1828-45
Platinmünzen (in Stücken von 3, 6 und 12 Rubel), welche aber seitdem wieder eingezogen wurden.
Gegenwärtig werden in Paris Denkmünzen und Medaillen aus Platin geprägt. Die erste Platinmedaille soll 1783 zu
Ehren Chabaneaus, der angeblich zuerst Platin technisch verarbeiten lehrte, geprägt worden sein. Einen wesentlichen
Fortschritt machte die Platinindustrie durch die Untersuchungen von Sainte-Claire Deville und Debray, welche auch das Schmelzen
größerer Mengen mit Hilfe von Knallgas lehrten, nachdem bereits Macquer und Baumé das Platin mit Hilfe eines
Brennspiegels und Hare 1847 über 970 g Platin mit Knallgas geschmolzen hatten. Gegenwärtig schmelzt man Platinmassen bis zu 300 kg.
Man benutzt das Platin hauptsächlich zu Blechen, Drähten, Tiegeln, Löffeln, Lötrohr- und Blitzableiterspitzen, Retorten, Zangen,
Kesseln für Affinierwerke und Schwefelsäurefabriken, Röhren zur Darstellung von Sauerstoff im großen,
ferner zur Konstruktion galvanischer Elemente, zu Senflöffeln, Galanteriewaren, Glühlampen, Feuerzeugen, Normalmaßen, bei der
Beleuchtung (Platingas) und, wie erwähnt, zu Medaillen. Für manche Zwecke ersetzen das reine Platin auch mit Platin plattierte Kupfergegenstände;
auch verplatiniert man andre Metalle, Glas (Platinspiegel) und Porzellan und imprägniert Asbest mit schwammförmigem
Platin, um dies als Kontaktsubstanz, z. B. bei der Darstellung von Schwefelsäureanhydrid, zu benutzen. In der Porzellanmalerei
wird Platin als Scharffeuerfarbe und zur Herstellung des Glanzplatins und der sogen. Lüsterfarben, welche zu Verzierungen auf Porzellan,
Fayence und feinem Steinzeug dienen, angewandt. Die jährliche Ausbeute an Platin beträgt etwa 83 Ztr., nämlich
in Südamerika 9, auf Borneo 2,5 und am Ural 72 Ztr.