unglücklichen
Krieg mit
Lucca,
[* 2]
Florenz
[* 3] und
Genua
[* 4] und mußte 1300
Corsica,
[* 5] einen Teil
Sardiniens und seines Kontinentalgebiets
an letzteres abtreten sowie 160,000 Goldstücke zahlen. 1313 bemächtigte sich Ugoccione della Faggiola ^[richtig: Faggiuola]
der Herrschaft über die Stadt. Derselbe eroberte 1314
Lucca, das er nun mit Pisa
[* 6] zu Einem
Staat verband,
und besiegte 1315 die
Florentiner
[* 7] an der Mündung der Nievola. Gleichwohl ward Ugoccione 1316 aus Pisa verbannt.
Sein Nachfolger am Staatsruder war Gaddo Gherardo de' Gherardeschi, unter dessen
Regierung sich Pisa und
Lucca wieder trennten;
er starb 1320. Nach langem, blutigem
Kampf bemächtigte sich 1322
Neri der Herrschaft in Pisa 1328 unterwarf
sich die Stadt dem
KaiserLudwig dem
Bayern.
[* 8] Dieser erteilte seiner Gemahlin die
Signoria und blieb selbst einen
Winter hindurch
in Pisa. Seit 1329 erlangte
GrafBonifazio della
Gherardesca großen Einfluß auf die
Republik, hielt den
Frieden aufrecht und regierte
mit
Klugheit und
Milde; er starb 1341. Aus einem
Kampf mit
Florenz um die Oberherrschaft über
Lucca 1342 ging
Pisa siegreich hervor.
In der
Folge zerfiel die Stadt in zwei
Parteien: die ghibellinisch gesinnten Bergolini (die »Einfältigen«,
d. h. die volkstümlich Gesinnten) und die guelfisch gesinnten Raspanti (die
»Räuber«, d. h. die
Bankiers oder die Aristokraten).
Der
Führer der erstern, die für den
Augenblick im
Besitz der Herrschaft waren, war seit 1348
Andrea Gambacorti
unter dem
Titel eines
Generalkapitäns, seit 1354
Franz Gambacorti.
KaiserKarl IV. ließ denselben 1355 aus
Anlaß einer Empörung
des
Volkes gegen ihn während seines Aufenthalts in Pisa auf Anstiften der Raspanti mit seiner ganzenFamilie
hinrichten.
Die Pisaner riefen jedoch nach dem
Sturz des
Giovanni dell' Agnello, der sich zum
Dogen erhoben und mit lächerlichem Prunk
umgeben hatte, 1369 den Pietro Gambacorti nach 14jähriger
Verbannung nach Pisa zurück und übertrugen ihm die Oberherrschaft
über die Stadt. Die
Republik blühte nun von neuem auf und behauptete ihre Selbständigkeit auch gegen
den
Kaiser. Vanni l'Appino ermordete 1392 seinen
Freund Pietro und warf sich selbst zum Oberherrn von Pisa auf. Ihm folgte 1398 sein
Sohn Gherardo, welcher die
Signoria nebst Pisa 1399 an
GiovanniGaleazzoVisconti,
Herzog von
Mailand,
[* 9] verkaufte.
Dieser überließ die Stadt seinem natürlichen SohnGabriele und dieser wieder 1405 den
Florentinern,
den geschwornen Feinden Pisas. Die Pisaner erhoben sich zwar hierauf und riefen
Giovanni Gambacorti, einen
Neffen Pietros,
zurück, wurden aber von den
Florentinern durch
Hunger zur
Übergabe gezwungen, worauf die Hälfte der
Bürger auswanderte. 1409 wurde
in Pisa das bekannte
Konzil gehalten, auf welchem die Gegenpäpste
Gregor XII. und
Benedikt XIII. abgesetzt
und ein dritter
Papst,
Alexander V., erwählt wurde.
1)
Niccolò, Bildhauer und
Architekt, geboren zwischen 1205-1207 zu
Pisa als Sohn eines
Steinmetzen, gab der
italienischenPlastik einen neuen Aufschwung, der schließlich zu einer vollkommenen
Renaissance führte. Er starb 1278. Seine
plastischen Hauptwerke sind die polygonen Marmorkanzeln im
Baptisterium zu
Pisa (1260) und im
Dom zu
Siena (1266-68), deren
Brüstungen
mit figurenreichen
Reliefs aus dem
NeuenTestament geschmückt sind. Außerdem schmückte Pisano das Grabmonument des heil.
Dominikus
in
Bologna mit
Reliefs und den Marmorbrunnen in
Perugia (1277-80) mit
Reliefs und Statuetten.
[* 1]
Fig. 9 der Tafel
»Bildhauerkunst
[* 16] V« gibt ein
Relief in der Vorhalle des
Doms zu
Lucca, welches Pisano zugeschrieben wird. Pisano ragt
weit über seine unmittelbaren Vorgänger hinaus. Zwar behielt auch er die traditionellen, vorwiegend byzantinischen Kompositionsmotive
bei; doch hat er durch das
Studium der
Antike den Anstoß zu einer neuen Formenbildung gegeben, welche
schließlich auf das unmittelbare
Studium der
Natur führte. Über Pisano als
Architekt sind wir wenig unterrichtet, da die von
Vasari ihm zugeschriebenen Bauten fast alle im
Lauf der Zeit vollständig umgebaut worden sind.
Schüler von ihm waren
Arnolfo di Cambio
und
Fra Guglielmo Agnelli.
2)
Giovanni, Goldschmied, Erzgießer, Bildhauer und
Architekt, Sohn und
Schüler des vorigen, geboren um 1250, gestorben nach 1328. Anfangs
unter seinem
Vater an der
Kanzel zu
Siena und dem
Brunnen
[* 17] von
Perugia thätig, beteiligte er sich seit 1290 an den
Skulpturen der
Fassade des
Doms zu
Orvieto, in welchen sich zuerst das subjektive, nach Individualisierung strebende
Element der italienischenPlastik kundgibt. Es scheint, daß bei dieser
Arbeit deutsche Bildhauer auf ihn eingewirkt und ihn zu einer tiefern
Ausbildung
des Gefühlsmoments geführt haben. Um 1300 verfertigte Pisano zu
Pistoja die
Kanzel vonSant'
Andrea sowie das
Weihwasserbecken
[* 18] in
San Giovanni.
Maitano als Vorbild für die von Orvieto diente. Endlich wird ihm der Umbau des Doms von Prato (1310-1320) zugeschrieben, insbesondere
soll die Kapelle della Cintola sein Werk sein. In der Skulptur wie in der Architektur eröffnete er eine neue Richtung, die sich
über ganz Italien ausbreitete. Seine Figuren, in denen er nach kraftvollstem Ausdruck ringt, macht er zu
Trägern echt religiöser Empfindung. In den Kompositionsmotiven schloß er sich der Überlieferung im wesentlichen an; doch war
er der erste, welcher die weiblichen Allegorien im Kostüm
[* 23] der Zeit, ebenso die stehenden Madonnen in die italienischeSkulptur
einführte. Seine Marmortechnik ist bewunderungswürdig. Als Architektschloß er sich der Gotik an. Auch
als Goldschmied und Medailleur leistete er Hervorragendes.