mehr
einer dem Mikroskop [* 2] angefügten Camera [* 3] entworfen. Die Aufnahme geschieht wie gewöhnlich. Von großer Bedeutung für die Wissenschaft ist ferner die astronomische Photographie. Bei dieser dient das Fernrohr [* 4] als Camera. Die Linse [* 5] desselben entwirft in ihrem Brennpunkt ein objektives Bild des zu photographierenden Gestirns, welches entweder direkt mit Hilfe einer lichtempfindlichen Platte aufgefangen, oder mit Hilfe einer zweiten Linse vergrößert wird. Letzteres ist nur möglich bei sehr hellen Objekten, wie die Sonne. [* 6]
Die astronomische Photographie fertigt Sonnenbilder in verschiedenen Zeiten, die ein treues Bild der »Fackeln« und »Flecke« und ihrer Veränderungen liefern, ferner Mondbilder. Warren de la Rue hat mit Hilfe eines zehnfüßigen Teleskops Mondbilder aufgenommen und die Negative, welche reichlich 2,5 cm Durchmesser besitzen, 8-, auch 16mal vergrößert. Er wandte das gewöhnliche nasse Kollodiumverfahren an und exponierte bei Vollmond 1-5 Sekunden, bei zu- oder abnehmendem Mond [* 7] 20-30 Sekunden.
Endlich ist es auch gelungen, vom Mond Stereoskopbilder zu gewinnen, indem die Schwankungen des Mondes (Librationen) in seiner Stellung zur Erde benutzt wurden, um zwei verschiedene Bilder zu erhalten. Die trefflichen Mondbilder hat Rutherford in New York geliefert, wobei ihm die besonders klare Atmosphäre von New York zu statten kam. Eine besondere Wichtigkeit spielt die Photographie bei der Aufnahme der Erscheinungen während einer Sonnenfinsternis, [* 8] die gewöhnlich so rasch vorübergehen, daß zur Zeichnung nicht Zeit ist.
Hier handelt es sich hauptsächlich um Fixierung der Gestalt und Lage der Protuberanzen und der viel lichtschwächern, ihrer Natur nach rätselhaften Corona [* 9] (vgl. Sonne). Zur Aufnahme der Protuberanzen auf Gelatinetrockenplatten genügt bei günstigen atmosphärischen Verhältnissen der Bruchteil einer Sekunde, zur Aufnahme der Corona die achtfache Zeit. Schwieriger ist die Aufnahme der Fixsterne. [* 10] Doch hat man seit Einführung der Gelatinetrockenplatte damit die außerordentlichsten Resultate erzielt.
Epochemachend sind in dieser Hinsicht die Arbeiten der Gebrüder Henry in Paris; [* 11] sie wendeten ein Fernrohr von 34 cm Öffnung und 343 cm Fokus an und erhielten damit selbst bei Beachtung von nur ½ Sekunde Sterne 6. Größe (die kleinsten mit bloßem Auge [* 12] sichtbaren), bei einer Belichtung von 20 Sekunden Sterne 10. Größe und bei einer 1½ stündigen Belichtung sogar Sterne 16. Größe. Bei so lange dauernden Belichtungen bilden sich die hellen Sterne infolge der Scintillation als runde Scheiben ab, deren Durchmesser mit ihrer Helligkeit wächst. Es ist sogar den Gebrüdern Henry gelungen, an dem Stern Maja in den Plejaden durch Photographie einen Nebel zu entdecken, der bis dahin nicht bekannt war.
Ihre Erfolge haben den astronomischen Kongreß, welcher 1887 in Paris abgehalten wurde, veranlaßt, die photographische Mappierung des gesamten Himmels zu beschließen, und werden demzufolge von verschiedenen Staaten astronomisch-photographische Fernrohre aufgestellt (in Deutschland [* 13] drei), welche den Himmel [* 14] in einzelnen Sektionen aufnehmen sollen. Es werden dazu 10,000 Aufnahmen (Doubletten nicht gerechnet) erforderlich sein. Die Gebrüder Henry haben auch Planetenaufnahmen (Jupiter und Saturn) mit bestem Erfolg gefertigt.
Vortreffliche Aufnahmen von Kometen [* 15] lieferte Jannsen in Paris, Aufnahmen des Orionnebels Common in London. [* 16] Ebenso wichtig wie Sonnenaufnahmen sind Aufnahmen des Sonnenspektrums. Diese sind insofern von Interesse, als die Photographie auch Bilder liefert von dem dem Auge kaum sichtbaren ultravioletten Teil des Spektrums, indem gerade für diese wenig sichtbaren Strahlen die photographische Platte ganz besonders empfindlich ist. Durch Einführung von H. W. Vogels farbenempfindlichen Platten (s. oben) ist es aber auch gelungen, die roten, gelben und grünen Teile des Spektrums, die auf gewöhnlichen Platten wenig oder nicht wirksam sind, photographisch zu fixieren, und neuerdings hat Rowland in Baltimore [* 17] mit seinen konkaven Beugungsgittern auf Spiegelmetall ein Sonnenspektrum aufgenommen, welches von D bis H 9 m Länge zeigt.
Aber auch die Spektren von Fixsternen hat man mit Erfolg aufgezeichnet. Die ersten Spektren der Art erhielt Huggins. Seine Photographie des Siriusspektrums enthielt verschiedene neue Linien im Ultraviolett. Gleichzeitig photographierte H. W. Vogel das Spektrum des Wasserstoffs und erhielt dieselben Linien, so daß der Ursprung der Siriuslinien durch die Photographie erkannt war. Jetzt fertigt Pickering in Boston [* 18] Spektralphotographien der Sterne in einfachster Weise, indem er ein großes Prisma [* 19] vor das Objektiv des Fernrohrs setzt. Zur Aufnahme des Siriusspektrums genügen 5 Minuten.
Vgl. v. Konkoly, Anleitung zur Himmelsphotographie (Halle [* 20] 1887).
Photographien des Blitzes sind neuerdings mit großem Erfolg aufgenommen worden. Die merkwürdigste Blitzaufnahme erzielte Kayser. Photographien des Nordlichts gelangen Tromholt mit Hilfe von farbenempfindlichen Azalinplatten (s. oben) im Winter 1886.
Künstliches Licht [* 21] hat man wiederholt mit Erfolg in der Photographie verwendet. Das gewöhnliche Lampenlicht weist nur eine schwache photographische Wirksamkeit auf, die jedoch zum Kopieren auf Bromsilberplatten oder Bromsilber-Gelatinepapier hinreichte (s. oben). Besser ist das mit Sauerstoff angeblasene Kohlenwasserstofflicht, noch reicher an chemisch wirksamen Strahlen aber das Magnesiumlicht und das elektrische Licht. Letzteres erregte allgemeine Aufmerksamkeit, als durch Einführung der Dynamomaschine die Herstellung starker elektrischer Ströme bedeutend erleichtert wurde.
Van der Weyde (London) und Kurtz (New York) führten das elektrische Licht in das Porträtfach ein, indem sie dasselbe im Brennpunkt eines großen parabolischen Reflektors aus weißem Papier anbrachten und die direkten Strahlen vom Modell abhielten. Zur Entwickelung des Magnesiumlichts benutzte man bisher Magnesiumdraht. Neuerdings führten aber Gädicke und Miethe eine explosible Mischung von Magnesiumpulver mit salpetersauren Salzen ein, die in 1/30-1/40 Sekunde abbrennt und dadurch sogar die Aufnahme von Momentbildern (Blitzphotographien) gestattet. Da dieses Blitzpulver sehr billig u. seine Anwendung sehr leicht ist, so ist es jetzt als das bequemste künstliche Licht in der Photographie zu betrachten.
Vgl. Gädicke u. Miethe, Die Photographie mit Magnesiumlicht (Berl. 1887).
Photomechanische Druckverfahren.
Seit Erfindung der Photographie hat man sich bemüht, sie in Verbindung mit den graphischen Künsten zu setzen, um auf solche Weise eine leichte und billige Vervielfältigung photographische Bilder zu ermöglichen. Die erste Methode der Art ist die Heliographie von Nicéphore Niepce, bei welcher eine Lösung von Asphalt in Lavendelöl auf eine Stahlplatte ausgebreitet und getrocknet, dann mit einem positiven Bild bedeckt wird. Das Licht scheint durch alle hellen Stellen des Bildes hindurch und macht die darunter befindliche Asphaltschicht unlöslich, die durch die schwarzen Striche vor der Wirkung des ¶
mehr
Lichts geschützten Asphaltteile bleiben aber löslich. Behandelt man demnach die Platte nach der Belichtung mit einem Lösungsmittel, z. B. Lavendelöl, so löst dieses nur die Teile auf, die sich unter den Strichen der Zeichnung befanden; an diesen Stellen wird die Platte freigelegt, an den übrigen bleibt sie bedeckt und ähnelt so einer Zeichnung, die durch Radieren in dem Asphaltüberzug hergestellt ist. Übergießt man solche Platten mit einer Säure, so ätzt diese das Metall an den bloßgelegten Stellen an, und so entsteht eine vertiefte Zeichnung im Metall (Tiefätzung), die auf das vollkommenste einem Kupfer- oder Stahlstich gleicht und, wie dieser, abgedruckt werden kann.
Dieses Verfahren eignet sich nur für Reproduktion von Zeichnungen in Strichmanier. Die homogenen Halbtöne gewöhnlicher Photographien werden dadurch nur mangelhaft wiedergegeben. Wendet man statt des positiven Bildes ein negatives Glasbild als Original an, so werden die unter den im Negativ durchsichtigen Strichen liegenden Partien unlöslich, und beim Ätzen solcher Platten bleiben die Striche der Zeichnung erhaben stehen und stellen so einen Block für die Buchdruckpresse dar (Hochätzung).
Das Verfahren verlangt aber ein viel tieferes Ätzen als das oben genannte photographische Kupferdruckverfahren. Der Asphaltprozeß auf Kupfer [* 23] und Zink ist bis in die neueste Zeit angewendet worden; auf Zink wurden hauptsächlich Hochdruckblöcke für die Buchdruckpresse gefertigt. Führt man das Asphaltverfahren auf lithographische Stein aus, so erhält man einen in lithographische Manier abdruckbaren Stein, indem die im Licht unlöslich gewordenen Asphaltteile die Fähigkeit haben, die fette Schwärze anzuziehen und festzuhalten und beim Druck wieder abzugeben (photolithographisches Verfahren von Lemercier, Bareswil ^[richtig: Barreswil bzw. Barreswill (= Charles-Louis Barreswil, 1817-1870)] und Davanne).
Größern Beifall errangen sich die Methoden, welche auf Anwendung von chromsaurem Kali und Leim basieren. Bedeckt man die Chromleimschicht mit einem positiven Bild, so werden die unter den durchsichtigen Partien liegenden Stellen unlöslich, die übrigen nicht. Ist die Schicht auf Stahl oder Kupfer ausgebreitet, und behandelt man sie nach der Belichtung mit heißem Wasser, so wird das Metall an allen nicht vom Licht getroffenen Stellen freigelegt und kann alsdann durch eine Ätzflüssigkeit vertieft werden. So erhält man eine Platte für den photographischen Stahldruck oder Kupferdruck.
Führt man die Beachtung aber unter einem negativen Bild aus, so erhält man durch Ätzung einen Hochdruck für die Buchdruckpresse. Auch hier hat die Erzeugung von Halbtönen Schwierigkeiten. Diese überwand man dadurch, daß man die Halbtöne des photographien Bildes durch ein Netz brach, d. h. in lauter einzelne Punkte auflöste. Solches erreichte Meisenbach, indem er ein feines, auf einer Glasplatte befindliches Liniennetz auf die zu reproduzierende Photographie legte und danach ein Negativ aufnahm; in diesem zeigten sich alle Halbtöne durch das Netz zerteilt und reproduzierten sich in gleicher Weise beim Kopieren auf asphaltiertem (s. oben) oder leimchromiertem Zink.
Die Ätzflüssigkeit wirkt durch die Unterbrechungsstellen der Halbtöne, und diese stellen sich beim Abdruck durch mehr oder weniger dicht stehende Punkte dar. So entstanden die sogen. Autotypien, die jetzt im Buchillustrationswesen massenhaft Verwendung finden. Aber auch für den Kupferdruck lernte man Halbtöne reproduzieren. Man stäubte eine Kupferplatte mit feinem Asphaltpulver ein, schmolz dieses durch Erhitzen an und übertrug darauf ein nach einem photographischen Positiv kopiertes negatives Pigmentbild (s. oben), in welchem die Lichter hohe, die Schatten [* 24] tiefe Lagen bilden.
Durch solches Bild ließ man eine Ätze von Eisenchlorid wirken, welche um so tiefer in die Kupferplatte einfraß, je weniger hoch die schützende Pigmentlage war. Die durch Asphaltpulver geschützten Stellen blieben dabei als einzelne Punkte stehen und bildeten ein Korn, welches in den Schattenstellen dichter, in den Lichtstellen weniger dicht war. Dieses Korn ermöglichte ähnlich wie in der Schwarzkunst den Abdruck der Halbtöne. Das Verfahren rührt von Klic in Wien [* 25] her und wird jetzt in umfangreicher Weise von den Ölbildreproduktions-Ateliers Deutschlands [* 26] zur Herstellung der sogen. Photogravüren verwendet.
Eine andre Art der Photogravüre beruht auf Anwendung der Galvanoplastik [* 27] oder der Photogalvanographie. Bei dieser wird ein nach einer linearen Zeichnung gefertigtes Pigmentbild, welches ein Relief bildet, auf Kupfer übertragen und dann galvanisch abgeklatscht. So erhält man eine vertiefte Kupferplatte, die zum Kupferdruck sich eignet. Halbtonbilder lassen sich jedoch in dieser Weise nur reproduzieren, wenn man den Halbton körnt. Dieses geschieht durch Zusatz fein gepulverten Glases zur Pigmentschicht. In dieser Weise fertigt Goupil in Paris seine Photogravüren (vgl. Photogalvanographie).
Führt man den Chromgelatineprozeß auf Stein aus, so erhalten die durch das Licht unlöslich gewordenen Teile die Fähigkeit, fette Schwärze anzuziehen und beim Druck wieder abzugeben; so entsteht eine Photolithographie, die wegen leichterer Ausführbarkeit größere Beachtung fand als der photographische Stahldruckprozeß. Osborne und Asser führten dieses Verfahren auf Papier aus und erhielten ein Bild, das eingeschwärzt zum sogen. Übertragsprozeß verwendbar war, d. h. sich auf einen lithographischen Stein abdrucken ließ und diesen dadurch druckfähig machte. In ganz analoger Weise wie auf Stein läßt sich das Verfahren auch auf Zink ausführen und liefert dann eine sogen. Photozinkographie.
Photolithographie und Photozinkographie spielen bei der Reproduktion geographischer Karten eine große Rolle. Für Wiedergabe von Bildern in Halbtönen sind sie weniger geeignet. In dieser Hinsicht werden sie weit von dem sogen. Lichtdruckverfahren in den Schatten gestellt, welches zuerst von Tessié de Mothay ausgeübt, von Albert in München [* 28] (daher auch Albertotypie) erheblich verbessert und dadurch erst lebensfähig wurde. In diesem Prozeß dient die Gelatineschicht selbst als Druckfläche.
Man trägt eine Mischung derselben mit chromsaurem Kali auf Glas, [* 29] belichtet unter einem negativen Bild und wäscht mit Wasser. Dieses entfernt nur das Chromsalz, läßt aber die Gelatineschicht intakt. Die vom Licht nicht getroffenen Stellen nehmen leicht Wasser an, die übrigen nicht; dagegen nehmen die vom Licht veränderten leicht fette Schwärze an, welche auf den andern Stellen nicht haftet. Walzt man demnach die Platte mit fetter Schwärze in lithographischer Manier ein und druckt sie dann auf Papier, so gibt sie ein Bild in fetter Schwärze mit allen Halbtönen. Das Einschwärzen und Abdrucken läßt sich beliebig oft wiederholen, obgleich die leicht verletzbare Gelatineschicht nicht so viele Abdrücke aushält wie der lithographische Stein. Das Verfahren ist durch die Bemühungen Alberts, Obernetters u. a. zu einem hohen Grade der Vollkommenheit ausgebildet worden und liefert Bilder, die von Photographien kaum unterschieden werden können, mit allen Halbtönen, die in den ¶