mehr
oder kohlensaurem Alkali, oder aber oxalsaures Eisenoxydul, gelöst in neutralem oxalsauren Kali. Diese Flüssigkeiten reduzieren das vom Licht [* 2] getroffene Bromsilber zu metallischem, grauschwarzem, pulverigem Silber. Das so entstehende Negativ ist in den meisten Fällen kräftig genug, um eine Verstärkung [* 3] überflüssig zu machen, und bedarf nur noch der Fixierung (Entfernung des Bromsilbers) durch unterschwefligsaures Natron. Nachher ist aber ein sehr langes Waschen erforderlich, um die der Gelatineschicht hartnäckig anhaftenden Fixiersalze zu entfernen.
Die hohe Empfindlichkeit der Gelatinetrockenplatten beruht in der Bildung einer hochempfindlichen Bromsilbermodifikation durch Kochen der Emulsion; erstere wurde bereits 1874 von Stas entdeckt. Der positive Prozeß besteht in einer durch das Licht bewirkten und durch Gegenwart der organischen Papierfaser beförderten Reduktion des Höllensteins und Chlorsilbers zu metallischem Silber von brauner Farbe, welches die Konturen des Bildes bildet. Die im Papier enthaltenen Silbersalze werden nur zum kleinsten Teil reduziert; der Überschuß derselben muß durch Waschen, resp. durch Baden [* 4] in der unterschwefligsauren Natronlösung entfernt werden.
Beim Tonen der Bilder in Goldlösung wird ein Teil des Goldchlorids in der Lösung durch das metallische Silber reduziert, und es schlägt sich dann metallisches Gold [* 5] an Stelle der Bildkonturen nieder, welches die Farbe des Bildes angenehmer macht. Somit besteht das fertige Papierbild teils aus Silber, teils aus Gold. Auf 4 Teile Silber kommt etwa 1 Teil Gold. Das Quantum edler Metalle ist aber sehr gering, es beträgt in einem Visitenkartenbild etwa 1/500 g.
Vgl. Vogel, Die chemischen Wirkungen des Lichts und die Photographie (2. Aufl., Leipz. 1884).
Verschiedene Kopierverfahren.
Zum Kopieren der Negative können mit gleichem Vorteil auch andre lichtempfindliche Metallsalze verwendet werden, zunächst Eisensalze. Tränkt man das Papier mit einer Mischung von zitronsaurem Eisenoxyd und rotem Blutlaugensalz und exponiert noch feucht, so erhält man ein blaues Bild, welches durch Waschen in Wasser fixiert wird. Dieser schon 1840 von Herschel entdeckte sogen. Blauprozeß hat zum Kopieren von Zeichnungen im Lichtpausprozeß Verwendung gefunden.
Uranoxydsalze werden auf damit getränkten Papieren im Licht zu Uranoxydulsalzen reduziert, die dann in Silberlösung sich kräftig dunkel färben. Die Anwendung derselben für die Praxis hat sich jedoch nicht bewährt. Das Kohleverfahren oder Pigmentdruckverfahren gründet sich darauf, daß Gelatine, wenn man sie mit einem chromsauren Salz [* 6] dem Licht aussetzt, in Wasser unlöslich wird. Ist ihr ein Farbstoff (Pigment) beigemischt, so halten die unlöslich gewordenen Stellen diesen mechanisch zurück.
Überzieht man Papier mit solcher Mischung und exponiert es unter einem Negativ, so kann man durch Auswaschen mit heißem Wasser ein Bild erhalten. Da aber die Wirkung des Lichts an der Oberfläche beginnt und sich mehr oder weniger tief durch die Dicke der lichtempfindlichen Schicht erstreckt, so werden unter den im Licht unlöslich gewordenen Stellen noch einzelne unmittelbar auf dem Papier liegende Gelatineteilchen löslich bleiben, welche in heißem Wasser sich lösen und den darüberliegenden »Halbtönen« ihren Halt rauben. Um dieses zu vermeiden, hebt man das auf der Oberfläche der belichteten Schicht liegende, anfangs unsichtbare Bild ab. Für diesen Zweck preßt man ein Stück mit gegerbter Gelatine überzogenen Papiers auf das sogen. Übertragspapier.
Dieses klebt dann auf der Oberfläche fest. Behandelt man jetzt die zusammengepreßten Papiere mit heißem Wasser, so werden alle nicht vom Licht getroffenen Stellen gelöst; das erste Papier, welches nur als Träger [* 7] der lichtempfindlichen Gelatineschicht diente, löst sich ab, und die Bildstellen, aus unlöslich gewordener farbiger Gelatine bestehend, haften am Übertragspapier. Ist dieses mit einer feinen Harzschicht eingerieben, so ist die Haftung nur locker.
Preßt man alsdann ein zweites Stück Gelatinepapier auf, so haftet das Bild auf der zweiten Fläche stärker als auf der ersten und kann demnach in dieser Weise zum zweitenmal übertragen werden. Das beim ersten Übertrag erhaltene »Pigmentbild« ist verkehrt, d. h. es erscheint als Spiegelbild des Gegenstandes; das zweimal übertragene Bild ist dagegen in richtiger Stellung. Man kann diese Pigmentbilder auch auf Glas [* 8] übertragen und erhält dadurch schöne transparente Fensterbilder. Die Bilder vergilben nicht wie die Silberbilder (s. oben), sind aber mechanisch leicht verletzbar. - Das Anilindruckverfahren von Willis dient zur Darstellung von positiven Bildern nach Positiven.
Man läßt Papier auf einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali u. Schwefelsäure, [* 9] resp. Phosphorsäure schwimmen und im Dunkeln trocknen. Dann exponiert man unter einem positiven Bild, z. B. einer Zeichnung, bis die Zeichnung gelb auf grünem Grund sichtbar wird, und entwickelt das Bild, indem man es an dem Deckel einer Kiste befestigt, auf deren Boden ein Blatt [* 10] Löschpapier liegt, welches mit einer Lösung von Anilin in Benzol getränkt ist. Das Bild entwickelt sich rasch und wird nach dem Waschen in Wasser blauschwarz. Dies Verfahren eignet sich vortrefflich zum Kopieren von Karten, Plänen und Zeichnungen. Es beruht darauf, daß an den durch die schwarzen Striche der Zeichnung geschützen Stellen sich unveränderte Chromsäure befindet, welche in Berührung mit den Anilindämpfen eine intensive Anilinfarbe erzeugt. In allen übrigen Stellen ist die Chromsäure durch das Licht zerstört, und hier bleibt das Papier farblos. - Bei dem Staubverfahren mischt man chromsaures Salz mit Gummilösung und Traubenzucker und läßt diese Lösung auf Glas eintrocknen.
Die Schicht verliert im Licht ihre Klebrigkeit. Belichtet man sie unter einem positiven Bild, so bleibt sie unter den schwarzen Bildkonturen klebrig, und wenn man dann trocknes Farbenpulver aufstäubt, so haftet dieses an den klebrig gebliebenes Stellen, und in dieser Weise kommt das Bild in Staubfarbe zum Vorschein. Dieses Verfahren ist von Pizzighelli (»Anthrakotypie und Cyanotypie«, Wien [* 11] 1881) mit einigen Abänderungen unter dem Namen Anthrakotypie zur Herstellung von Lichtpausen auf Papier benutzt worden.
Hat man ein negatives
Bild als Orginal ^[richtig:
Original] benutzt, so erhält man wiederum ein negatives
Bild. In dieser Form
bildet das Staubverfahren auf
Glas ein wichtiges Hilfsmittel zur
Reproduktion der zerbrechlichen photographischen
Negative. Stäubt man mit Porzellan
farbe ein, so erhält man ein einbrennbares
Bild, welches nach dem Überziehen der
Schicht
mit
Kollodium sich unter
Wasser leicht vom
Glas ablösen und auf andre
Flächen
(Porzellan- und Glasgeschirr)
übertragen und einbrennen
läßt. So erhält man die eingebrannten
Bilder auf
Glas und
Porzellan. Nach
Grüne fertigt man nach einem
Negativ mit
Hilfe der
Camera obscura
[* 12] ein positives Kollodiumbild an. Dieses wird in eine Platinlösung getaucht, und hier reduziert
das
¶
mehr
Silber der Bildkonturen das Platin. Dieses schlägt sich an den Bildstellen nieder, und so entsteht ein Platinbild, welches sich vom Glas abziehen, auf Porzellan übertragen und einbrennen läßt. - Hierher gehört auch der Platindruck von Willis. Zur Ausführung desselben wird ein mit Eisenchlorid und Platinchlorür getränktes Papier benutzt, welches im Handel zu haben ist. Dasselbe liefert, unter einem Negativ belichtet, ein schwach sichtbares Bild, welches durch Eintauchen in eine heiße Lösung von neutralen oxalsauren Kali kräftig schwarz hervortritt.
Die Bilder sind chemisch fast unveränderlich (vgl. Pizzighelli u. Hübl, Die Platinotypie, Wien 1882). Neuerdings hat das Bromsilbergelatinepapier im Positivprozeß Boden gewonnen; es dient hauptsächlich zum Kopieren von Papierbildern mittels Lampenlicht (s. S. 21: Vergrößerungen). Auch das Chlorsilbergelatinepapier (zuerst empfohlen von Eder) findet jetzt für diesen Zweck Verwendung.
Vgl. Eder, Photographie auf Bromsilber und Chlorsilbergelatine (Halle [* 14] 1885).
Porträt-, Landschafts-Photographie, Stereoskopen etc.
Das Problem, Photographien in natürlichen Farben herzustellen (Heliochromie, Photochromatie), ist streng genommen noch ungelöst, trotz interessante und folgenreicher Versuche in dieser Richtung. Man erhält farbige Bilder nach der Natur, wenn man nach Niepce Silberplatten in eine Lösung von Kupferchlorid und Eisenchlorid taucht. Sie laufen dann dunkel an unter Bildung von Silberchlorür. Wenn man die Platten unter farbigen Bildern kopiert, so bekommt man in der That farbige Bilder, welche annähernd die Naturfarbe zeigen, aber leider nicht fixiert werden können.
Poitevin erzeugte ähnliche Bilder auf Papier. Nach seinem Verfahren wird Salzpapier auf Silberlösung sensibilisiert, ähnlich dem photographischen Positivpapier, dann behufs Entfernung der Silberlösung gewaschen, nachher in einer Lösung von Zinnchlorür dem Licht ausgesetzt. Hierbei bildet sich aus dem weißen Chlorsilber violettes Silberchlorür. Das Zinnchlorür wirkt nur als Reduktionsmittel. Dieses Papier ist für sich allein wenig farbenempfindlich; behandelt man es aber mit einer Lösung von chromsaurem Kali und Kupfervitriol, so nimmt seine Empfindlichkeit bedeutend zu, so daß man transparente farbige Bilder mit Leichtigkeit damit kopieren kann.
Die Farben sind jedoch niemals so lebhaft als die des Originals; am deutlichsten reproduzieren sich noch die rötlichen Töne. Nach dem Kopieren wäscht man die Bilder mit Wasser aus, um sie weniger lichtempfindlich zu machen. In diesem Zustand halten sie sich im Halbdunkel ziemlich lange; aber ein Mittel, sie absolut haltbar zu machen, ist noch nicht gefunden. Das Fixiernatron der Photographen zerstört die Farben sofort. Die französischen Photochromien sind gewöhnliche Photographien mit eingedickten Farben.
Das populärste Feld der Photographie ist das Porträtfach. Die Erzielung eines gefälligen Porträts hängt nicht nur von der sorgfältigen Beobachtung der technischen Regeln der Photographie ab, sondern auch von der Erfüllung künstlerischer Bedingungen in Stellung des Aufzunehmenden, richtiger Lichtverteilung, Arrangement der Umgebung, zugleich aber auch von der glücklichen Disposition des Originals, der Stimmung desselben und der Fähigkeit, ruhig zu sitzen. Zur Sicherung der Unbeweglichkeit während der Aufnahme war früher bei Anwendung des weniger empfindlichen Kollodiumverfahrens der Kopfhalter ganz unbedingt notwendig, damit wenigstens der wichtigste Teil des Porträts, das Gesicht, [* 15] scharf werde.
Neuerdings, bei Anwendung hochempfindlicher Gelatineplatten, welche kurze Expositionen erlauben, kann man ihn bei gutem Licht eher entbehren. Dunkle Kleider eignen sich, namentlich für Herren, besser als helle. Das Arrangement kann nur vom Photographen, nicht vom Aufzunehmenden beurteilt werden. Das bei der Aufnahme gewonnene Negativ bedarf noch der Retouche. Nachher wird es auf gewöhnlichem Weg kopiert und die kleinen Fehler, die dann noch im Bild übrig sind, durch Positivretouche hinweggeschafft.
Die Bildgröße richtet sich nach der Brennweite des Objektivs; man benutzt daher zu größern Aufnahmen Objektive mit längerer Brennweite. Je länger dieselbe, desto schwieriger ist es, alle Punkte des Aufzunehmenden in den Fokus zu bringen, d. h. scharf darzustellen. Gewöhnlich werden nur die in einer Ebene liegenden Teile vollkommen scharf, die vor oder hinter derselben liegenden Partien aber mehr oder weniger »unscharf«. Aus diesem Grund sind direkte lebensgroße Aufnahmen mit Schwierigkeiten verknüpft, und man pflegt lebensgroße Bilder lieber dadurch herzustellen, daß man Bilder nach kleinen Negativen vergrößert (s. unten).
Bei photographischen Aufnahmen spielen die perspektivischen Eigentümlichkeiten der Linsenbilder eine einflußreiche Rolle; so werden z. B. zu weit vorgesteckte Hände oder Füße leicht zu groß. Sonnenlicht gibt häßliche Schlaglichter und Schlagschatten in Gesichtern; deshalb vermeidet man es bei Porträtaufnahmen gänzlich, indem man das Atelier nach Norden [* 16] hin anlegt. Aufnahmen in sehr kurzer Expositionszeit, sogen. Momentbilder, lassen sich mit Hilfe der modernen hochempfindlichen Gelatineplatten und guter Objektive bei gutem Licht unschwer erzielen, am besten im Freien im Sommer.
Man hat zum schnellen Öffnen und Schließen sogen. Momentverschlüsse der mannigfachsten Konstruktion erdacht. Die einfachsten sind diejenigen, bei welchen mittels auszulösender Sprungfeder ein Brett oder Blech mit einem Schlitz am Objektiv vorbeigezogen wird. Je nach der Kraft [* 17] der Feder sind Expositionen von 1/40 bis 1/300 Sekunde leicht zu erzielen. Hat man eine Anzahl solcher Apparate nebeneinander gestellt auf einen vorüberlaufenden oder springenden Menschen oder ein laufendes Pferd [* 18] gerichtet und sorgt mittels elektrischer oder mechanischer Auslösung dafür, daß sie sich kurz hintereinander öffnen und schließen, so gelingt es, in einer Sekunde 15-30 solcher Aufnahmen zu erhalten, welche die einzelnen Bewegungsphasen in Intervallen von 1/15 oder 1/30 Sekunde zeigen; in dieser Weise sind von Muybridge in San Francisco und Anschütz in Lissa [* 19] Serien-Momentaufnahmen gefertigt worden.
Die ursprünglichen Bilder sind nur klein (ca. 10-13 mm), sie können aber leicht bis auf Kabinettgröße vergrößert werden. Um Aufnahmen von Volksszenen unbeobachtet zu ermöglichen, hat man kleine Apparate mit Momentverschluß konstruiert, die entweder unter dem Rock zu tragen (Geheim-Camera), oder in eine unscheinbare Form gebracht sind, die den Zweck verbirgt (Detektiv-Camera).
Vgl. Eder, Die Momentphotographie (2. Aufl., Halle 1886-88, 2 Tle.);
Derselbe, Anleitung zur Herstellung von Momentphotographien (2. Aufl., das. 1887).
Das Architektur- und Landschaftsfach liefert die Bilder interessante Denkmäler der Baukunst, [* 20] Veduten, Ansichten fremder Erdregionen und ist somit ein wichtiges Hilfsmittel der Forschung und Belehrung. Bei Ausübung desselben befolgt man das gewöhnliche photographische Verfahren. Lichtstarke Instrumente, wie im Porträtfach, hat man nur nötig, ¶