Putzpulver etc.
Neutraler phosphorsaurer
Kalk CaHPO4 + 4H2O findet sich in
Harnsteinen und in den
Bodensätzen, welche der
Harn bisweilen bildet; er wird aus Chlorcalciumlösung durch gewöhnliches phosphorsaures
Natron gefällt,
ist unlöslich in
Wasser und zerfällt durch
Kochen mit
Wasser in saures und basisches
Salz.
[* 2] Saurer phosphorsaurer
Kalk Ca4H4P2O8 entsteht bei Behandlung des basischen oder neutralen
Salzes mit
Säuren, bildet
farblose
Kristalle,
[* 3] verwittert bei 100°, nimmt an der
Luft wieder
Wasser auf, löst sich in
Wasser und verwandelt sich beim
Kochen der
Lösung in das neutrale
Salz und
Phosphorsäure.
Phosphorsaure
MagnesiaMg3(PO4)2 ^[Mg3(PO4)2] findet sich in Getreidesamen und
Knochen
[* 5] und wird aus der
Lösung
von
Magnesiasalzen durch gewöhnliches phosphorsaures
Natron als farbloser, kristallinischen sehr schwer löslicher
Niederschlag
gefällt. Phosphorsaure Ammoniakmagesia ^[richtig: Ammoniakmagnesia] (NH4)MgPO4 + 6H2O ^[(NH4)MgPO4+6H2O]
findet sich in der
Natur als
Struvit, in manchen
Harnsteinen und in faulendem
Harn und wird aus einer mit
Salmiak und
Ammoniak
vermischten
Lösung von
Magnesiasalzen durch gewöhnliches phosphorsaures
Natron gefällt, ist farblos, kristallinisch, sehr
schwer löslich in
Wasser, besonders in ammoniakalischem, leicht in
Säuren, hinterläßt beim
Glühen pyrophosphorsaure
Magnesia Mg2P2O7 . Man bedient sich dieser
Verbindung in der chemischen
Analyse zur Bestimmung der
Phosphorsäure und der
Magnesia.
Man kann auch ein aus phosphorsaurem
Kalk bestehendes
Mineral, wie
Apatit,
[* 7]
Sombrerit, mit
Eisenoxyd,
Sand und
Kohle im
Schachtofen
[* 8] einschmelzen und das erhaltene Phosphoreisen im Flammofen mit schwefelsaurem
Natron behandeln. Hierbei
entsteht
Schwefeleisen,
Eisenoxyd und phosphorsaures
Natron, welches mit
Wasser ausgezogen wird. Es bildet große, farblose
Kristalle,
schmeckt kühlend salzig, verwittert leicht, ohne zu zerfallen, reagiert schwach alkalisch, ist leicht löslich, absorbiert
in
Lösung viel
Kohlensäure, schmilzt leicht, wird wasserfrei und gibt beim
Glühen pyrophosphorsaures
Natron.
schwere, meist tödliche Erkrankung infolge des absichtlichen oder zufälligen Genusses von
Phosphor
oder phosphorhaltigen
Substanzen. Seit der allgemeinen Einführung der Phosphorzündhölzer in den
Haushalt auch
der ärmsten Leute sind Phosphorvergiftungen ziemlich häufig geworden. Absichtliche wie zufällige
Vergiftungen wurden bisher
hauptsächlich durch Einführung von phosphorhaltigem
Rattengift
(Phosphorlatwerge) oder von
Kuppen der Phosphorzündhölzer
in den
Organismus bewerkstelligt. Die
Symptome der Phosphorvergiftung sind je nach der
Menge des eingeführten
Gifts sehr verschieden.
1) Gelangen große
Mengen davon in den
Körper, so entsteht eine heftige
Entzündung des
Magens, welche unter
heftigem Durstgefühl, brennenden
Schmerzen im
Hals und im
Bauch
[* 9] einhergeht. Es werden phosphor- oder knoblauchartig riechende
Massen erbrochen, welche im
Dunkeln, besonders beim Zerreiben oder Erwärmen, leuchten. Dazu kommen reichliche
Durchfälle mit
mehr oder weniger ausgebreiteten
Schmerzen im Leibe.
Bald tritt rascher allgemeiner
Verfall der
Kräfte ein,
die
Haut
[* 10] ist sehr blaß, bekommt meist kurz vor dem
Tod eine gelbe Färbung, und der
Tod erfolgt unter zunehmendem
Verfall der
Kräfte, wahrscheinlich an
Herzlähmung.
2) BeiEinführung geringerer
Mengen von
Phosphor in den
Körper treten alle
Symptome in schwächermGrad
auf, und es kann
Heilung eintreten. Es ist nicht genau bekannt, wie groß die
Menge des
Phosphors ist, welche den
Tod absolut
bedingt.
3) Gelangen kleine
Mengen von
Phosphor während eines längern Zeitraums andauernd in den
Körper, so entsteht eine chronische
Phosphorvergiftung, welche durch eigentümliche Knochenerkrankungen, namentlich durch Beinhautentzündung und
Absterben des
Unterkiefers, sogen.
Phosphornekrose, ausgezeichnet ist. Die
Fütterung von
Phosphor an junge, wachsende
Tiere übt
einen eigentümlichen Entzündungsreiz auf die Knochenvermehrung aus, der sich in Anlagerung elfenbeinharter Gewebsmasse
in der Markhöhle kennzeichnet. Diese chronische Phosphorvergiftung wurde früher häufig in Zündholzfabriken beobachtet,
gegenwärtig ist sie fast gänzlich durch die allgemeine Verbreitung der aus amorphem
Phosphor hergestellten
sogen. schwedischen Zündhölzer und durch die erheblich verschärften Vorsichtsmaßregeln verschwunden.
- Der gerichtliche Nachweis einer an der
Leiche gründet sich bei akuter Phosphorvergiftung auf das Vorhandensein größerer
Mengen von
Phosphorsäure
im
Magen
[* 11] und
Darmkanal bei gleichzeitiger starker Trübung der Magenschleimhaut, die oft mit schwacher
Anätzung und
Blutungen verbunden ist.
Ist der
Tod bei verzögertem Verlauf nach 8-14
Tagen erfolgt, so ist ein chemischer Nachweis der giftigen
Substanz zwar nicht
mehr möglich, da dieselbe längst umgesetzt und abgeschieden ist, es treten dann aber so ausgesprochene anatomische Organveränderungen
auf, daß die
Diagnose nun noch weniger zweifelhaft ist als bei rasch tödlicher Phosphorvergiftung. Der
Magen ist stark getrübt, seine Drüsenschicht schmutzig lehmgelb, im Zustand einer Gastroadenitis parenchymatosa, oft
geradezu in
Verfettung. Ebenso trübe, gelbrötlich sind das
Herz und die Körpermuskeln; in ältern
Fällen, die zehn
Tage und
später nach der Phosphorvergiftung tödlich endeten, findet man oft alle
Muskeln,
[* 12] die Leberzellen und die
Nieren in voller
Fettmetamorphose, die
Haut ist
gelb, in vielen
Organen sind kleine versetzte
Gefäße geborsten und Blutaustritte erfolgt, so
daß die Phosphorvergiftung in spätern
¶
mehr
Stadien höchst charakteristische Ernährungsstörungen hinterläßt. Die Behandlung der Phosphorvergiftung hat im
akuten Fall für schnelle und vollständige Entfernung des Gifts durch Brechmittel oder Auspumpen und Ausspülen des Magens zu
sorgen. Später sind schleimige Speisen, Milch zu verordnen; gegen die Vergiftungserscheinungen selbst ist die Therapie ohnmächtig.