Man gibt sie besonders bei subakuten entzündliche Zuständen mit mäßigem oder geringem
Fieber. Erhitzt man die gewöhnliche
sirupdicke Phosphorsäure (Orthophosphorsäure) auf 210-215°, so verliert sie
Wasser und verwandelt sich in
Para- oder
Pyrophosphorsäure
H4P2O7 . Diese bildet eine weiche, farblose, glasartige
Masse, löst sich leicht
in
Wasser, gibt beim Erhitzen der verdünnten
Lösung gewöhnliche Phosphorsäure, fällt, mit
Ammoniak neutralisiert,
Silbersalze weiß,
Magnesiasalze bei Gegenwart von überschüssigem
Ammoniak nicht, auch nicht molybdänsaures
Ammoniak und koaguliert
Eiweiß nicht.
Sie bildet nur zwei
ReihenSalze. Bei stärkerm Erhitzen der gewöhnlichen Phosphorsäure entweicht noch mehr
Wasser,
und es bleibt
Metaphosphorsäure HPO3 zurück, welche sich auch in der frisch bereiteten
Lösung von Phosphorsäureanhydrid
findet. Sie bildet ein farbloses, hygroskopisches
Glas
[* 2] und ist der Hauptbestandteil der glasigen Phosphorsäure
(Acidum phosphoricum glaciale)
des
Handels.
IhreLösung verwandelt sich schnell in gewöhnliche Phosphorsäure. Sie fällt, mit
Ammoniak neutralisiert,
Silbersalze weiß und koaguliert
Eiweiß. Sie bildet nur eine
ReiheSalze.
Von den normalen Phosphorsäuresalzen sind die der
Alkalien in
Wasser löslich und reagieren stark alkalisch,
die übrigen lösen sich nur in verdünnten
Säuren, und diese
Lösungen enthalten saure
Salze.
BeimNeutralisieren von
Phosphorsäure
mit
Natronhydrat entsteht das gewöhnliche phosphorsaure
Natron Na2HPO4 , welches aber noch alkalisch
reagiert, aus Metallsalzlösungen meist unlösliches basisches
Salz fällt und beim Erhitzen pyrophosphorsaures
Salz gibt.
Die zweifachsauren
Salze sind in
Wasser löslich, reagieren schwach sauer und geben beim Erhitzen metaphosphorsaures
Salz.
Pyrophosphorsäure
bildet zwei
ReihenSalze, von denen die normalen R4P2O7 ^[R2P2O7] alkalisch, die sauren H2R2P2O7
schwach sauer reagieren. Die der Alkalienmetalle sind in
Wasser löslich, die andern nicht, doch lösen
sie sich zum Teil in überschüssigem phosphorsauren
Natron.
Aus
Eisenvitriol fällt gewöhnliches phosphorsaures
Natron farbloses
Salz, welches in
Wasser unlöslich ist, an der
Luft sich
durch
Oxydation schnell bläut und offizinell ist. Phosphorsaures
Eisenoxyd findet sich imBraun- und
Raseneisenerz, im
Grüneisenstein
und im blau angelaufenen
Vivianit. Aus Eisenchloridlösung wird durch gewöhnliches phosphorsaures
Natron
ein weißes
SalzFe2(PO4)2 + 4H2O ^[Fe2(PO4)2+4H2O] gefällt, welches amorph und unlöslich ist.
Pyrophosphorsaures
Eisenoxyd Fe4P6O21 + 9H2O wird aus Eisenchloridlösung durch pyrophosphorsaures
Natron als weißer
Niederschlag gefällt, ist unlöslich in
Wasser, löst sich aber mit grünlicher
Farbe in pyrophosphorsaurem
Natron, und aus dieserLösung fällt
Alkohol weißliches amorphes pyrophosphorsaures Eisenoxydnatron 2Na4P2O7
^[2Na4P2O7. Fe4P6O21 + 14H2O , welches mild salzig schmeckt, in kaltem
Wasser sich langsam löst, durch kochendes
Wasser zersetzt wird und als mildes Eisenmittel arzneiliche Verwendung findet.
Mit zitronensaurem
Ammoniak gemischt, bildet das pyrophosphorsaure
Eisenoxyd ein
Präparat, welches eine amorphe, gelblichgrüne,
leicht lösliche
Masse darstellt, mild eisenartig schmeckt und als leichtverdauliches Eisenmittel benutzt
wird. Basisch phosphorsaurer
Kalk Ca3P2O8 findet sich mit Fluorcalcium im
Apatit und
Phosphorit,
bildet auch den Hauptbestandteil der
Knochen, der
Koprolithen, des Sombreroguanos und ähnlicher Guanosorten.
Putzpulver etc. Neutraler phosphorsaurer Kalk CaHPO4 + 4H2O findet sich in Harnsteinen und in den
Bodensätzen, welche der Harn bisweilen bildet; er wird aus Chlorcalciumlösung durch gewöhnliches phosphorsaures Natron gefällt,
ist unlöslich in Wasser und zerfällt durch Kochen mit Wasser in saures und basisches Salz. Saurer phosphorsaurer Kalk Ca4H4P2O8
entsteht bei Behandlung des basischen oder neutralen Salzes mit Säuren, bildet
farblose Kristalle, verwittert bei 100°, nimmt an der Luft wieder Wasser auf, löst sich in Wasser und verwandelt sich beim
Kochen der Lösung in das neutrale Salz und Phosphorsäure.
Phosphorsaure Magnesia Mg3(PO4)2 ^[Mg3(PO4)2] findet sich in Getreidesamen und Knochen und wird aus der Lösung
von Magnesiasalzen durch gewöhnliches phosphorsaures Natron als farbloser, kristallinischen sehr schwer löslicher Niederschlag
gefällt. Phosphorsaure Ammoniakmagesia ^[richtig: Ammoniakmagnesia] (NH4)MgPO4 + 6H2O ^[(NH4)MgPO4+6H2O]
findet sich in der Natur als Struvit, in manchen Harnsteinen und in faulendem Harn und wird aus einer mit Salmiak und Ammoniak
vermischten Lösung von Magnesiasalzen durch gewöhnliches phosphorsaures Natron gefällt, ist farblos, kristallinisch, sehr
schwer löslich in Wasser, besonders in ammoniakalischem, leicht in Säuren, hinterläßt beim Glühen pyrophosphorsaure
Magnesia Mg2P2O7 . Man bedient sich dieser Verbindung in der chemischen Analyse zur Bestimmung der
Phosphorsäure und der Magnesia.
Man kann auch ein aus phosphorsaurem Kalk bestehendes Mineral, wie Apatit, Sombrerit, mit Eisenoxyd, Sand und Kohle im Schachtofen
[* 10] einschmelzen und das erhaltene Phosphoreisen im Flammofen mit schwefelsaurem Natron behandeln. Hierbei
entsteht Schwefeleisen, Eisenoxyd und phosphorsaures Natron, welches mit Wasser ausgezogen wird. Es bildet große, farblose Kristalle,
schmeckt kühlend salzig, verwittert leicht, ohne zu zerfallen, reagiert schwach alkalisch, ist leicht löslich, absorbiert
in Lösung viel Kohlensäure, schmilzt leicht, wird wasserfrei und gibt beim Glühen pyrophosphorsaures Natron.