mehr
beim christlichen
Osterfest und beim jüdischen
Laubhüttenfest benutzt, in großer Zahl auch auf den Hyèrischen
Inseln, bei
San Remo,
Nizza,
[* 2]
Genua,
[* 3] bes
onders bei
Bordighera an der ligurischen
Küste, und in
Spanien
[* 4] bei
Elche kultiviert. Die
Dattelpalme
wird 12-25 m
hoch und gegen 100 Jahre alt; der etwa 60-100
cm dicke
Stamm erhält durch die verdorrten,
nicht abfallenden, niedergebeugten
Blätter ein sehr verwildertes Aussehen, trägt am Gipfel eine schöne, dichte
Krone von 3 m
langen, blaugrünen Blättern mit lineal-lanzettlichen, fast vierzeiligen
Fiedern und durch
Kultur genießbar gewordene
Früchte,
von denen man gegen 50
Varietäten unterscheidet.
Die Datteln sind cylindrisch elliptisch bis eiförmig oder fast kugelig oder stumpfkantig, stumpf oder gespitzt, bis über 5 cm lang, grün, gelbbraun bis braun, in Weichheit und Geschmack des Fleisches sehr verschieden. Die Dattelpalme verlangt Sandboden, dem es nicht an Feuchtigkeit fehlen darf, und läßt sich durch Wurzelschößlinge, die nur in der ersten Jugend der Bewässerung bedürfen, leicht fortpflanzen. Man macht aus ihren Blättern Besen und Bürsten und benutzt sie wie das Holz [* 5] als Baumaterial; die Mittelrippe der Blätter liefert Spazierstöcke, die Fasern, welche die Blattstiele verbinden, Tauwerk.
Die
Früchte sind
Nahrungsmitteln
Menschen und
Tiere. Sie bes
tehen aus 10 Teilen
Kern, 5 Teilen
Schale und 85 Teilen
Fruchtfleisch, und letzteres enthält 30 Proz.
Wasser, 36 Proz.
Zucker,
[* 6] 23-25 Proz.
Eiweiß- und
Extraktivstoffe, 8,5 Proz.
Pektinkörper,
1,5 Proz.
Cellulose und 0,75 Proz.
Zitronensäure, Mineralstoffe und
Kumarin, welch letzterm sie zum Teil ihren Wohlgeschmack
verdanken. Man trocknet die
Datteln an der
Sonne
[* 7] und vergräbt sie, da sie sehr wenig haltbar sind, zur
Konservierung in den
Sand.
Ihr Genuß wirkt sehr erhitzend, doch bilden sie das hauptsächlichste Nahrungsmittel [* 8] ganzer Völkerschaften. Zu uns kommen sie in geringer Menge: die größern, dunklern, auch fleischigern und süßern (Alexandriner) aus Ägypten, [* 9] die geringern aus Tunis; [* 10]
doch liefern auch Syrien und Algerien Datteln für den Handel.
Man bereitet aus den reifen Früchten auch Sirup und Branntwein. Durch Ausschließen der innersten Blätter gewinnt man einen trüben, süßlichen Saft, der schnell gärt und dann berauschend wirkt. Die jungen Gipfelknospen und Blütenkolben werden auch als Gemüse gegessen und die Fasern der Blätter und Blattstiele zu gröberm Flechtwerk benutzt. Der Same dient wohl als Viehfutter, auch als Kaffeesurrogat. Die ältesten Nachrichten kennen die Dattelpalme noch nicht als Fruchtbaum; sie ward dies vielleicht in den Ebenen am untern Euphrat und Tigris und verbreitete sich dann erst von dort nach Jericho, Phönikien etc. Die Dattelpalme gehört, wie das Kamel, dem Wüsten- und Oasenvolk der Semiten an, und durch beide hat dies Volk eine ganze Erdgegend bewohnbar gemacht.
Der griechische Name der Dattelpalme, phoinix, zeigt sie als den aus Phönikien stammenden Baum, und nach der Odyssee stand die erste Palme [* 11] auf Delos. Palmzweige dienten später als Siegeszeichen teils in Gestalt von Kränzen auf dem Haupte, teils als Zweige in den Händen, wie sie schon bei den Semiten als Zeichen des Lobes und Siegs und festlicher Freude benutzt worden waren. Später wurden immer häufiger Palmen [* 12] bei den Heiligtümern und Ortschaften angepflanzt, auch erscheinen sie auf Vasenbildern als Attribut der Leto und des Apollon [* 13] sowie auf Münzen. [* 14] In Italien [* 15] wuchs die Dattelpalme im 3. Jahrh. v. Chr.; doch kannte man sie vielleicht schon viel früher aus direktem Verkehr mit dem Süden, worauf der Name palma (wohl vom semitischen tamar) deutet.
Die Frucht wurde jedenfalls erst später bekannt; ihr Name daktylos stammt aus dem Semitischen und hat mit Finger so wenig zu thun wie palma mit Hand. [* 16] Mit dem Hereinbrechen der Barbarei starben später die Palmbäume in den europäischen Mittelmeerländern ab, und erst durch die Araber wurden sie einzeln neu angepflanzt, in Spanien 756. Die Anlehnung des Christentums an die Bildersprache des Heiden- und Judentums veranlaßte die Anlage des großen Palmenhains von Bordighera, der 4000 Stämme zählen soll. Man bindet dort im Hochsommer die Kronen [* 17] zusammen, damit die auf solche Weise eingeschlossenen jungen Blätter bleichen (Bild der himmlischen Reinheit). In Südspanien zu Elche, südwestlich von Alicante, steht ein Palmenhain von 60,000 Stämmen, der auch Früchte liefert.
Phoenix sylvestris. Roxb. (s. Tafel »Industriepflanzen«), [* 18]
in Ost- und Hinterindien, [* 19] wird bis 12 m hoch und unterscheidet sich von der Dattelpalme fast nur durch die weniger fleischigen und kleinern Früchte. Sie liefert Zucker (in Bengalen 100,000 Ztr.), welchen man aus dem durch Einschnitte unter der weichen Endknospe gewonnenen Saft bereitet. Ein Baum liefert jährlich 3,5-4 kg, ist aber nach 20-25 Jahren erschöpft. Derselbe Saft vergärt leicht zu Palmwein, und aus diesem gewinnt man durch Destillation [* 20] Arrak. Die Früchte sind ungenießbar.
Phoenix farinifera
Willd. wächst häufig in den bergigen
Distrikten
Vorderindiens auf trocknem, unfruchtbarem
Sande. Der
Stamm ist nur 30-60
cm
hoch und so in den Blattscheiden versteckt, daß das Ganze einem dicken
Busch gleicht. Aus den Blättchen werden
Matten, aus
den Blattstielen
Körbe gefechten. Die mehlige
Substanz, welche die aus weißen, ineinander verwobenen
Fasern bes
tehende äußere
Holzschicht des
Stammes einschließt, dient in
Zeiten des Mangels als
Speise, zu welchem
Zweck sie zu einer
dicken
Grütze (Kauji) eingekocht wird.
Mit dieser Art dem
Habitus nach sehr verwandt ist Phoenix acaulis
Roxb., welche bei
Bahar aus den hoch gelegenen
Ebenen nördlich
vom
Ganges und im
Flachland von
Birma wächst. Als
Zierpflanze ist Phoenix paludosa
Roxb. zu empfehlen, die südlichste indische Art,
welche schöne, dichte
Büschel bildet. Die
Stämme niedrigerer
Bäume dienen als Spazierstöcke, und die Eingebornen glauben
damit die
Schlangen
[* 21] von sich abhalten zu können. Die längern
Stämme liefern
Balken, die
Blätter Dachstroh. Als
Zimmerpflanze
[* 22] eignet sich neben Phoenix sylvestris und Phoenix spinosa bes
onders Phoenix reclinata (s.
Tafel
»Blattpflanzen
[* 23] I«).
[* 24]
Vgl. Fischer, Die Dattelpalme (Gotha [* 25] 1881).