Vereine wie Arends), Lehmann (Stenotachygraphie), Werth (1 Verein in Münster [* 2] i. W.) und Herzog (1 Verein in Pommern). [* 3]
Das Gabelsbergersche System, das bereits vor dem Erscheinen des Stolzeschen in Bayern, [* 4] Österreich [* 5] und Sachsen [* 6] Boden gefaßt hatte, ist in den höhern Lehranstalten der genannten drei Staaten als fakultativer Unterrichtsgegenstand eingeführt und wird auch durch eine Staatsanstalt, das königlich sächsische stenographische Institut, vertreten. In Preußen [* 7] und in der Schweiz, [* 8] den beiden einzigen größern Ländern deutscher Zunge, wo freier Wettbetrieb waltet, ist, wie hier noch bemerkt werden möge, das Neu-Stolzesche System am stärksten vertreten, wie denn die Schweiz überhaupt einen sehr fruchtbaren Boden für die Kurzschrift bietet.
Universitätsvorlesungen über Stenographie wurden im Wintersemester 1886 in Berlin, [* 9] Königsberg, [* 10] Graz, [* 11] Lemberg [* 12] und Wien [* 13] gehalten.
Von den fremdländischen Systemen liegt uns keine Statistik vor. In England ist das 1837 erschienene System von Isaak Pitman am verbreitetsten, dessen 50jähriges Jubiläum, zugleich mit dem 300jährigen Bestehen der modernen Kurzschrift überhaupt, im September 1887 durch einen internationalen Stenographenkongreß in London [* 14] gefeiert wurde.
Einen Anhalt [* 15] für die Verbreitung der Pitmanschen Phonographie gibt die Thatsache, daß Pitmans kleines Lehrbuch »The phonetic teacher« bisher in mehr als einer Million Exemplaren erschienen ist. In Amerika [* 16] existiert eine Reihe von Systemen, die fast alle Modifikationen des Pitmanschen sind. Am weitesten verbreitet ist wohl dort das System von Ben Pitman, Isaak Pitmans Bruder. In Frankreich hat die größte Ausdehnung [* 17] das System des Abbé Duployé gewonnen, das in zahlreichen Elementarschulen gelehrt wird.
Daneben kommt das System von Prévost-Delaunay in Betracht.
Die übrigen Staaten haben keine nennenswerten Originalsysteme.
F. in Arona. Für Wahlkonsuln des Deutschen Reichs ist eine besondere Qualifikation nicht erforderlich.
Das Konsulatsgesetz vom (§ 9) beschränkt sich auf die Vorschrift, daß zu Wahlkonsuln vorzugsweise Kaufleute ernannt werden sollen, welchen das Bundesindigenat (die Reichsangehörigkeit) zusteht.
Berufskonsuln dagegen können nur Reichsangehörige werden, welche entweder 1) die erste juristische Prüfung in einem deutschen Bundesstaat bestanden und außerdem mindestens drei Jahre im innern Dienst oder in der Advokatur und mindestens zwei Jahre im Konsulatsdienst des Reichs oder eines Bundesstaats beschäftigt gewesen sind, oder 2) die besondere Prüfung bestanden haben, welche für den Konsulatsdienst eingeführt ist (Konsulatsprüfung).
Diese ist durch Regulativ vom normiert.
Sie erfolgt durch eine vom Reichskanzler zusammengesetzte Kommission und besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Examen.
Die Prüfung erstreckt sich auf Sprachen, Konsulatswesen, Geschichte, Geographie, Statistik, Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Handelswissenschaft.
Die Meldung zur Prüfung ist unter Anschluß einer ausführlichen Lebenslaufsbeschreibung an das Auswärtige Amt in Berlin zu richten.
L. H. in Altona. [* 18] »Koog« verweilt auf »Polder«.
Bei dem anatomischen Artikel sind die Einzelartikel zu Rate zu ziehen, wo Sie näheres über den Zweck der einzelnen Organe finden.
Der Sänger B. ist entbehrlich.
H. G. in O. Sie fragen uns, ob die im Anschluß an die biblische Erzählung von der Erschaffung der Eva weitverbreitete Sage, daß die Männer eine Rippe mehr besäßen als die Frauen, thatsächlich begründet sei? Sie ist es nicht.
Den Männern wie den Frauen kommen normal zwölf Rippenpaare zu, aber es finden sich nicht selten beim Menschen überzählige Rippen und zwar bald oben am Hals, bald am untern Ende des Brustkorbes, und diese überzähligen Rippen sind nicht selten bloß auf der einen Seite ausgebildet, so daß dann der Schein entsteht, als ob der betreffenden Person auf der einen Seite eine Rippe fehle, während sie in Wirklichkeit vielmehr auf der andern eine zu viel hat.
Diese überzähligen Rippen sind im Embryo des Menschen normal angelegt, im Zusammenhang mit der Thatsache, daß die unter ihm stehenden Wirbeltiere mehr Rippenpaare ausbilden als er.
Der Gorilla z. B. besitzt regelmäßig 13 Rippenpaare, und dieselbe Zahl soll bei niedern Menschenrassen [* 19] (nach Blumenbach z. B. bei den Botokuden) häufiger vorkommen.
Mehrere Anatomen haben dieses Verhalten mit der biblischen Erzählung in Zusammenhang bringen wollen, doch wird anderseits von einer Anzahl jüdischer Bibelforscher schon seit Jahrhunderten behauptet, die Erzählung von der Erschaffung der Eva aus einer Rippe Adams stehe gar nicht in der Bibel. [* 20]
Die jüdische Schöpfungslehre behaupte vielmehr (gleich derjenigen vieler andrer Völker), der Mensch sei ursprünglich in tierischer Gestalt mit einem Schwanz erschaffen worden, den ihm der Schöpfer erst nachträglich der höhern Würde wegen genommen habe, Anschauungen, die offenbar durch das Schwanzrudiment am Skelett [* 21] und durch das häufigere Vorkommen geschwänzter Menschen genährt wurden.
Aus dem abgeschnittenen Stück aber und nicht aus einer Rippe sei dann Eva erschaffen worden.
Näheres über diese talmudischen Lehren [* 22] finden Sie in dem im Erscheinen begriffenen Buch von Carus Sterne: »Die alte und die neue Weltanschauung« (Stuttg. 1888), S. 326.
Dr. Werner in Mainz. [* 23] Der Ritter Arnold von Harff, über welchen Sie Auskunft verlangen, wurde 1471 auf dem Schloß Harff an der Erft im Herzogtum Jülich geboren. Er trat von Köln [* 24] aus eine Fahrt nach dem Morgenland an, durchwanderte Deutschland [* 25] und Italien, [* 26] schiffte sich im Februar 1497 in Venedig [* 27] nach Alexandria ein, besuchte Kairo [* 28] und die heiligen Stätten der Sinaihalbinsel;
wahrscheinlich von dort wandte er sich nach dem Gelobten Land, zog weiter über Damaskus und Haleb nach Antiochia, dann durch die ganze Länge Kleinasiens bis Brussa und wählte über die südlichen Halbinseln Europas, Frankreich und die Niederlande [* 29] den Heimweg. Am traf er in Heinsberg beim Herzog von Jülich wieder ein.
Später wurde er Erbkämmerer im Land Geldern, starb jedoch schon im Januar 1505 auf seinem Stammsitz in Harff. Er hinterließ eine in mehreren Handschriften erhaltene Beschreibung seiner Reise, die dadurch merkwürdig ist, daß er auch Indien, die Nikobaren, Madagaskar [* 30] und das Nilquellgebiet besucht zu haben vorgibt.
Die Quellen dieser interessanten Erdichtung sind nachgewiesen von L. Korth in der »Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins«, Bd. 5 (1884), S. 191 ff. Eine Ausgabe des ganzen Reiseberichts wurde schon vor einigen Jahrzehnten durch E. v. Groote veranstaltet (Köln 1860), jedoch wäre eine kritische Neubearbeitung zu wünschen.
Baurat F. in Breslau. [* 31] Die Historische Station zu Rom [* 32] ist vom preußischen ¶
Unterrichtsministerium errichtet worden, um die wissenschaftliche Erforschung deutscher Geschichte zunächst im vatikanischen Archiv, sodann in den übrigen römischen und italienischen Archiven und Bibliotheken zu fördern und deutsche Forscher bei ihren Arbeiten in Rom zu unterstützen;
sie steht unter der Leitung einer durch die königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewählten Kommission.
Zunächst sind Dr. Konrad Schottmüller, Professor an der Hauptkadettenanstalt zu Lichterfelde, welcher kürzlich ein Werk über den Templerorden herausgegeben, und Dr. Friedensburg, Privatdozent der Geschichte in Göttingen, [* 34] nach Rom gesendet worden, um die Herausgabe der Berichte päpstlicher Gesandten in der Reformationszeit vorzubereiten.
Der Satz lautet: »Dieselbe setzt... eine spezifische Anlage und deren durch Übung zur vollen Beherrschung sowohl des Gehalts,..., als des sinnlichen Stoffes,..., gelangte Entwickelung voraus etc.« Derselbe bedarf daher nur richtig gelesen, aber nicht berichtigt zu werden.
M. L. in Winterhude.
Wie aus dem Prospekt ersichtlich und auch aus dem Artikel »Australien«, [* 35] den Sie sich nicht genau angesehen haben, hervorgeht, gehört die von Ihnen vermißte Tafel zum Artikel »Ozeanien« [* 36] (in vorliegendem Band). [* 37]
M. H. in Hamburg. [* 38] Adoxa hat nur floristisches Interesse und gehört nicht ins Konversations-Lexikon.
Cand. phil. S. Schwere in Etzweil.
Solcher Sammlungen gibt es viele, es seien nur erwähnt: Gandtner und Junghans, Sammlung von Lehrsätzen und Aufgaben aus der Planimetrie (Berlin, Weidmann);
Lieber und Lühmann, Geometrische Konstruktionsaufgaben (Berlin, Simion);
Wiese und Lichtblau, Sammlung geometrischer Konstruktionsaufgaben (Hannover, [* 39] Karl Meyer).
A.
in Brünn. [* 40] »Heliominiatüre« könnte man wohl alles nennen, was mit Hilfe der Photographie verkleinert wird;
auf die Drucktechnik angewandt, dient der Name jedenfalls vorzugsweise zur Bezeichnung von Verkleinerungen in Lichtdruck und Photogravüre, resp. Heliographie.
Jeder »Künstler« in diesen Fächern liebt es, seinen oft recht zweifelhaften »Verbesserungen« einen besondern Namen zu geben, um sie damit zu »Erfindungen« aufzubauschen.
Daraus ist aber schon viel Wirrwarr entstanden.
Karl M. in Wetzlar. [* 41] Eine Geschichte des Karl Stangenschen Reisebüreaus in Berlin finden Sie in der Zeitschrift »Die Natur«, Jahrg. 1884, Nr. 50. - Die von dem »Deutschen Ökonomist« mitgeteilt Tabelle der in den letzten fünf Jahren in Deutschland stattgefundenen Gründungen zeigt, daß nach Erlaß des Aktiengesetzes vom die Gründungsthätigkeit bedeutend eingeschränkt worden war. Im ersten Halbjahr 1884 war sie noch mit besonderm Eifer betrieben worden, im zweiten ließ sie ganz gewaltig nach;
das Jahr 1885 ergab noch nicht die Hälfte der 1884er Gründungen. Im J. 1886 hat man sich schon etwas freier bewegt, und 1887 zeigt wieder eine Steigerung.
Die Gesamtsumme der deutschen Gründungen und der Betrag der dabei verwandten Kapitalien stellten sich wie folgt:
Jahr | Zahl | Kapital |
---|---|---|
1883 | 193 | 176032000 Mk. |
1884 | 153 | 111239000 " |
1885 | 70 | 53474000 " |
1886 | 113 | 103944000 " |
1887 | 168 | 128414000 " |
Außer diesen in deutschen Aktien-Unternehmungen verwendeten Kapitalien sind bekanntlich auch in auswärtigen Anleihen, Aktiengesellschaften etc. sehr bedeutende Beträge deutschen Geldes zur Anlage gelangt.
Sie wünschen zu wissen, welches der längere Fluß ist, der Mississippi oder der Amazonas. Im Konversations-Lexikon finden Sie die Länge des Mississippi-Missouri zu 7052 km angegeben.
Diese Länge schließt sämtliche Krümmungen ein, selbst die geringsten.
Unsre Angabe stimmt zwar nicht ganz, aber doch so ziemlich mit andern, teilweise ältern Angaben überein. So geben Humphreys u. Abbot (»Hydraulics of the Mississippi«) dem Fluß eine Länge von nur 6750 km, Gannet hat 6615 km, de Colange (»Gazetteer«) 6999 km, was mit unsrer Angabe am ehesten übereinstimmt.
Was nun den Amazonas betrifft, so können ähnliche Angaben kaum gemacht werden, ehe nicht genauere Aufnahmen vorliegen als zur Zeit.
Wir gaben dem Amazonas (den Ucayali als Quellstrom angenommen) eine Länge von 5340 km;
Wagner (Guthes »Lehrbuch der Geographie«) schätzt dieselbe auf 5500 km. Um aber einen direkten Vergleich zwischen den beiden Flüssen machen zu können, muß man die Länge derselben nach gleichem Prinzip messen, und dies haben wir auf den Karten in Stielers »Handatlas« mit einer Zirkelöffnung von 10 Seemeilen gethan.
Danach mißt der Mississippi-Missouri 5530 km, der Amazonas aber nur 5080 km. Nehmen wir nun an daß die Krümmungen beider Flüsse [* 42] den gleichen Prozentsatz erreichen, dann wäre die Gesamtlänge des Amazonas gleich 6480 km, verglichen mit 7052 km für den Mississippi.
Wir werden daher kaum irren, wenn wir den Mississippi-Missouri als den längern der beiden Flüsse bezeichnen.
Albert St. in Magdeburg. [* 43]
Die Mitteilungen über die Wetterpflanze wollen Sie mit der größten Vorsicht aufnehmen.
Wie eine Pflanze, welche man gegen alle äußern Verhältnisse sorgsam abschließt, auf 48 Stunden das Wetter, [* 44] sogar Erdbeben [* 45] vorhersagen soll, ist nicht einzusehen.
Die Broschüre des »Entdeckers« der Wetterpflanze erweckt wenig Vertrauen.
Wir halten das Ganze für eine dreiste Spekulation auf die Leichtgläubigkeit des Publikums, welches einer enorm teuren, mit Hieroglyphen etc. versehenen Sache mehr glaubt und derselben mehr Interesse entgegenbringt als den nüchternen Sätzen eines Lehrbuchs.
Karl Haiser in Wien. Wir können Ihrer Ansicht nicht beitreten, die Frage des kleinkaliberigen Gewehrs hinsichtlich der »Art und Konstruktion des Geschosses« noch als ungelöst oder gar problematisch zu betrachten.
Inzwischen hat ja auch die österreichische Regierung, Ihrer Ansicht entgegen, das kleine Kaliber von 8 mm für das neue Repetiergewehr angenommen und dabei nicht unerhebliche Geldopfer gebracht, die jedoch durch die mit dem kleinen Kaliber gewonnenen Vorteile reichlich aufgewogen werden. Zu diesen Vorteilen gehören: leichtere Munition, flachere Flugbahn, größere Treffsicherheit und Durchschlagskraft der Geschosse, [* 46] geringerer ablenkender Einfluß des Windes auf das fliegende Geschoß, Verminderung des Rückstoßes und schließlich - last not least - humanere Verwundung bei Verwendung der sogen. Verbundgeschosse.
Eine Patrone zum 8 mm Gewehr wiegt durchschnittlich 34, zum 11 mm Kaliber 42-43 g. Der Gewinn an Gewicht kommt der notwendig größern Munitionsausrüstung beim Repetiergewehr zu gute.
Die flache Flugbahn und die Treffsicherheit sind Folgen der großen Querschnittsbelastung des Geschosses, dem man durchschnittlich eine Länge von 4 Kalibern gibt.
Daß die Herstellung eines allen Anforderungen entsprechenden so langen ¶