(Philistäer), semit.
Volk an der Ostküste des
Mittelmeers,
[* 8] bewohnte den schmalen Küstenstrich
Syriens (Philistäa)
von
Gaza im S. bis zum
Karmel im N. und grenzte an die israelitischen
StämmeDan,
Simeon und
Juda. Sie waren in einemStaatenbund
von fünf durch
Fürsten (Seranim) regierten Gemeinwesen vereinigt, deren Hauptstädte
Gaza,
Asdod,
Askalon,
Gath und
Ekron waren.
IhreStädte waren volkreich, mit großen
Tempeln geschmückt und von
Mauern umgeben. Im 11. Jahrh., als die Israeliten durch
innere
Spaltungen geschwächt waren, begannen die Philister ihre Herrschaft nach dem
Binnenland zu auszudehnen.
Die
StämmeJuda und
Dan wurden von ihnen unterworfen. Unter
Elis Oberpriestertum erbeuteten dieselben um 1070 die
Bundeslade.
Saul brach zwar ihre Macht und befreite
Israel von ihrer Herrschaft, hatte aber noch feine ganze Regierungszeit hindurch ihre
Einfälle abzuwehren und fiel auch im
Kampf gegen sie bei
Gilboa 1033.
David, der erst bei ihnen Zuflucht
gefunden und in ihre
Dienste
[* 9] getreten war, hatte nach seiner
Erhebung zum Alleinherrscher harte
Kämpfe mit ihnen zu bestehen,
brachte ihnen dann aber solche Verluste bei, daß sie nach 70jährigem
Kampfe von der
EroberungIsraels abstanden. Unter
Joram
zogen sie, mit den Arabern vereint, gegen
Jerusalem.
[* 10]
Später wurden sie vom syrischen
Reich verschlungen,
doch hat sich der alte
Name des
Landes in dem
NamenPalästina
[* 11] bis jetzt erhalten. - Auf den deutschen
Universitäten werden als
Philister alle außerhalb des akademischen
Körpers Stehenden, die Nichtstudenten, bezeichnet.
Der
Ausdruck in dieser Bedeutung ging von
Jena
[* 12] aus und wird von Wiedeburg
(»Beschreibung der Stadt
Jena«,
Jena 1785) auf blutige
Händel zwischen
Studenten und den Bewohnern der Johannisvorstadt (um 1690) zurückgeführt, wobei ein
unschuldiger
Student erschlagen ward, dem dann der OberpfarrerGötze die Leichenpredigt hielt über den
Text: »Philister über
dir,
Simson!«
(Richter 16,9. 12. 14. 20).
In den deutschen Wörterbüchern findet sich Philister als Studentenausdruck
zuerst 1777 bei
Adelung, welcher ihn von Balistarii (Armbrustschützen) als dem
Namen der Stadtmiliz ableitet, wie denn wirklich
die als Armbrustschützen bekannten
Jazygen in
Ungarn
[* 13] Philistaei genannt wurden.
Später bekam der
Ausdruck Philister, zu dessen
Erklärung
schon der alttestamentliche
Gegensatz des auserwähltenVolkes gegen die heidnischen Philister der Seeküste
genügen dürfte, die spöttische Nebenbedeutung eines engherzigen
Spieß- oder
Pfahlbürgers.
Daher philiströs, beschränkt
in
Ansichten,
Thun und
Treiben, im
Gegensatz zu burschikos.
griech. Geschichtschreiber, geboren um 433
v. Chr. zu
Syrakus,
[* 14] unterstützte 406 den ältern
Dionysios bei
Erlangung und Behauptung der Herrschaft über seine Vaterstadt, wurde 386 von demselben verbannt und
erst 367 von dem jüngern
Dionysios zurückgerufen, bei
dem er großen Einfluß erlangte und 361 die
Verbannung des
Dion und
Platon durchsetzte. Im
Kampf gegen
Dion, gegen den er als Befehlshaber der
Flotte eine
Seeschlacht verlor, gefangen, ward er vom
Volk umgebracht (356). Er schrieb in der
Verbannung ein Geschichtswerk (»Sikelika«) über sizilische Geschichte,
von dessen 13
Büchern die ersten sieben die Geschichte der
Insel bis zur
Einnahme von Agrigent (406), vier
Bücher die des ältern,
zwei die des jüngern
Dionysios behandelten. Er ahmte
Thukydides (daher pusillus Thucydides genannt) nach, erreichte ihn aber
weder in der
Kunst der
Darstellung noch in
Gewissenhaftigkeit. Bruchstücke in
Müllers »Historicorum graecorum fragmenta«, Bd. 1.
SirRobertJoseph, engl.
Jurist, geb. als Sohn des Kirchenrechtslehrers
Joseph Phillimore, studierte in
Oxford,
[* 15] begann seine Laufbahn alsBeamter des
Board of Control und wurde dann
Advokat, als welcher er schnell eine
glänzende
Praxis gewann. 1853-57 war er Mitglied des
Parlaments, worin er eine gemäßigt liberale
Richtung vertrat und verschiedene
kirchenrechtliche
Reformen durchsetzte. Vielerlei hohe
Ämter wurden ihm anvertraut, so wurde er 1862 zum
Her Majesty's Advocate
general ernannt und zum
Ritter geschlagen, dann Judge of the
HighCourt of Admiralty und Judge of the
ArchesCourt (im höchsten kirchlichen
Gerichtshof), 1871 Judge Advocate general, 1873
Master of the faculties und 1875 Judge of the
Admiralty. Von seinen juristischen Werken sind besonders hervorzuheben die »Commentaries
upon international law« (Lond. 1854-61, 4 Bde.; 3. Aufl. 1879 ff.)
und »The ecclesiastical law of the church of
England« (1873, 2 Bde.;
Supplement 1876).
»Life on the earth« (das. 1860) etc.
Er widmete seine Thätigkeit aber auch andern
Zweigen derNaturwissenschaft und konstruierte
¶
mehr
z. B. ein Maximalthermometer, eine selbstentladende Elektrisiermaschine,
[* 20] einen Regen- und Windmesser, nahm mit Sabine unter anderm
teil an magnetischen Untersuchungen der britischen Inseln und beschäftigte sich zuletzt eifrig mit Erforschung der physikalischen
Verhältnisse der Himmelskörper. Als Sekretär
[* 21] der British Association gab er 27 Bände der »Reports« und »Transactions« derselben
heraus.