so schnell nach dem vorhergehenden, daß der
Eindruck, den dieses hervorgebracht hat, fortbesteht, bis der folgende
Eindruck
an seine
Stelle tritt. Indem so die
Bilder der aufeinander folgenden
Stellungen kontinuierlich ineinander übergehen, glaubt
man unter der obersten Öffnung ein
Pendel
[* 2] schwingen zu sehen; da jedes
Bild der
Scheibe ebenso durch die
ihm folgenden abgelöst wird, so sieht man nicht nur das oberste, sondern sämtliche Pendelbilder gleichzeitig in schwingender
Bewegung.
Eine andre Form des Phänakistoskops ist der stroboskopische
Cylinder oder das
Lebensrad
(Zoetrop,
Dädaleum,
[* 1]
Fig. 2). Ein um
seine
Achse drehbarer,
oben offener
Cylinder aus
Pappe ist nahe seinem obernRand mit zwölf
Schlitzen versehen;
zwölf
Bilder befinden sich auf einem Papierstreifen, welchen
man in den
Cylinder unter den
Schlitzen so hineinlegt, daß er
sich der Wandung anschmiegt. Diese Einrichtung macht den
Spiegel
[* 3] entbehrlich und hat den Vorzug, daß mehrere
Personen zugleich
von verschiedenen Seiten durch die
Schlitze hineinsehen und die
Bild erstreben rasch gewechselt werden
können. Da sich auf diese
WeiseBewegungen von
Menschen und
Tieren sehr täuschend darstellen lassen, so ist das Phänakistoskop,
[* 4] namentlich
in seiner letztern Form, ein beliebtes Spielzeug.
Man kann die
Bewegungen der
Figuren einer stroboskopischen
Scheibe einer größern Anzahl von Beobachtern gleichzeitig sichtbar
machen, wenn man ein gegen die Hinterseite der
Scheibe gelenktes helles Lichtbündel (Sonnenlicht, elektrisches
oder
Drummondsches Licht) durch eine
Linse
[* 5] auf einem der
Löcher ihres Randes konzentriert und den aus der Öffnung tretenden
Strahlenkegel durch einen kleinen, gegen die
Achse des
Kegels entsprechend geneigten
Spiegel auf die Vorderseite der
Scheibe
zurückwirft.
Bei den vollkommensten
Kryptogamen, die den Phanerogamen am nächsten stehen, wird die geschichtliche
Generation erst nach der
Keimung
der
Sporen, also noch nicht an der mütterlichen
Pflanze, erreicht; wir sehen die
Makro- und
Mikrosporen bei ihrer
Keimung die
geschlechtlichen
Zellen entwickeln, deren
Produkt der
Embryo ist. Bei den Phanerogamen ist die Geschlechtsgeneration
schon auf die mütterliche
Pflanze zurückverlegt, indem die (männlichen)
Mikrosporen hier als Pollenzellen der
Staubgefäße
[* 11] in den
Blüten, die (weiblichen)
Makrosporen als
Embryosäcke in den
Samenknospen auftreten und auch die
Ausbildung des Geschlechtsproduktes
(Embryos) noch in die Lebenssphäre der mütterlichen
Pflanze hereingenommen ist
(vgl. Geschlechterorgane
und
Fortpflanzung der
Pflanzen). Da die
Bildung der männlichen
Zellen bei den Phanerogamen überall an gewisse eigentümlich metamorphosierte
Blattorgane
(Staubgefäße) geknüpft ist und die weiblichen
Zellen ebenso allgemein in den
Samenknospen entstehen, die metamorphosiert
Haarbildungen
(Emergenzen) nach
Strasburger, umgewandelt
Blätter oder Blattfiedern nach andern Botanikern darstellen, so ist
durch das eben angedeutete
Verhältnis auch die allgemeine
Existenz der
Blüten, deren wesentliche Teile
eben
Staubgefäße und
Samenknospen sind, gegeben.
Die Phanerogamen sind die vollkommensten und in den Schöpfungsperioden erst nach den
Kryptogamen aufgetretenen
Pflanzen. Sie sind überdies
vor diesen durch die vollkommene und meist reichgegliederte
Metamorphose der
Stengel- und Blattorgane ausgezeichnet,
die in der
Existenz von
Nieder-,
Laub- und Hochblättern, welche ebenfalls den
Kryptogamen fehlen, und weiterhin in den
Blüten
ihren
Ausdruck findet. Die Phanerogamen zerfallen zunächst in die
Gymnospermen und
Angiospermen (s. d.). Im Linnéschen
Pflanzensystem
bezeichnet Phanerogamia die ganze, 23
Klassen enthaltende erste Abteilung, welche von den Phanerogamen gebildet wird
(s.
Pflanzensystem).
(griech.), Bezeichnung für ein
Gestein, dessen Gemengteile mit bloßen
Augen erkennbar sind, im
Gegensatz
zu kryptomer (derb, dicht).
KryptomereGesteine,
[* 12] die sich unter dem
Mikroskop
[* 13] als deutlich gemengt auflösen, nennt man auch
mikromer
(Gegensatz makromer, von gleicher Bedeutung wie phaneromer).
(griech.), die
Wissenschaft von der Abhängigkeit der verschiedenen Entwickelungsstufen
im
Pflanzen- und Tierleben von den klimatischen Verhältnissen. Die ersten phänologischen
Beobachtungen wurden von
Linné angestellt;
er schlug vor, aus diesen und klimatologischen
Beobachtungen einen Pflanzenkalender für verschiedene
Orte zu entwerfen und
die Abhängigkeit der Pflanzenentwickelung von den klimatischen Verhältnissen zu bestimmen.
Infolge seiner Anregung fanden die phänologischen
Beobachtungen anfänglich eine weite Verbreitung, bald
aber trat ein Stillstand ein, und erst
Quételet gelang es, an etwa 80
Orten in den verschiedensten
LändernEuropas Beobachter
zu gewinnen, deren Aufzeichnungen veröffentlicht wurden, so daß er bereits über eine größere Zahl von vieljährigen
Beobachtungsreihen (die längste für
Brüssel
[* 14] umfaßte 34 Jahre) verfügte.
Quételet führte den
Namen
Phänologie ein und entwarf eine
Instruktion zur
Anstellung derartiger
Beobachtungen.
SeinStreben, eine internationale
Instruktion zu vereinbaren, ist trotz mehrfacher Anregung auch bis heute nicht in Erfüllung
gegangen. Nach
Quételet traten später auch
Göppert,
Fritsch und namentlich
Hoffmann in
Gießen
[* 15] für eine größere Verbreitung
von phänologischen
Beobachtungen ein.
Fritsch entwarf 1853 seine erste
Instruktion, die später zwar mehrfach vereinfacht wurde,
in der aber bereits besonderes
Gewicht auf die
Beobachtung der ersten
Blüte
[* 16] und der ersten Fruchtreife gelegt war. In der neuesten
Zeit gewannen in
Deutschland
[* 17] die phänologischen
Beobachtungen dadurch wesentlich an Verbreitung, daß der
Verein deutscher forstlicher Versuchsanstalten 1884 eine
Instruktion für forstlich-phänologische
Beobachtungen aufstellte
und beschloß, derartige
Beobachtungen an einer
¶
mehr
größern Anzahl von Oberförstereien ausführen und deren Resultate in besondern Jahresberichten (erster Bericht Berl. 1886)
veröffentlichen zu lassen.
Ebenso wie Fritsch und Hoffmann (Gießen) die phänologischen Beobachtungen in Verbindung mit Temperaturverhältnissen bearbeitet
haben, war bereits Dove in seiner Arbeit über den Zusammenhang der Wärmeveränderungen der Atmosphäre mit der Entwickelung
der Pflanzen von der Thatsache ausgegangen, daß Jahre des Mißwachses sich im allgemeinen durch eine länger
anhaltende Temperaturerniedrigung unter die mittlere Wärme
[* 19] des jedesmaligen Beobachtungsorte auszeichnen, und hatte die Frage
erörtert, ob die Temperatur der obern Bodenfläche mit der der Luft in ihren periodischen und nichtperiodischen Änderungen
gleichen Schritt hält, und in welcher Weise die Erdschichten, in welche die Wurzeln der Pflanzen mehr oder
weniger tief eindringen, von den Anomalien affiziert werden, welche die Luftwärme eines bestimmten Jahrs oft so bedeutend
von der eines andern unterscheiden.
Überhaupt steht die Verbreitung der verschiedenen Pflanzenformen auf der Oberfläche der Erde mit der Verteilung
der Wärme im innigsten Zusammenhang, und der periodische Verlauf des Pflanzenlebens geht Hand
[* 20] in Hand mit den Wärmeverhältnissen
der jährlichen Periode, so daß das frühere Erwachen des Pflanzenlebens ebenso durch eine zeitigere Wärmeentwickelung hervorgerufen
wird wie ein Zurückbleiben desselben durch verminderte Luftwärme.
Über die Art und Weise, wie man sich den Zusammenhang zwischen Wärme und Vegetation zu denken hat, herrschen
vorläufig noch verschiedene Ansichten, von denen keine als unumstößlich richtig anerkannt ist. Der Behauptung, daß eine
Pflanze bei einer bestimmten Temperatur in ein bestimmtes Stadium der Entwickelung tritt, ist die Ansicht gegenübergestellt,
daß dieses Stadium von einer bestimmten Wärmesumme abhängig ist. Auch ist behauptet, daß die Summe
der Quadrate der mittlern Tagestemperatur für jede Phase der Entwickelung gleich groß ist, oder daß die Summe der positiven
mittlern Tagestemperaturen ein und denselben Bruchteil der ganzen jährlichen Wärmesumme bildet, oder endlich, daß jeder
Entwickelungsphase eine und dieselbe Summe der täglichen positiven Maximatemperaturen eines in der Sonne
[* 21] hängenden Thermometers entspricht.
Außerdem ist noch zu bemerken, daß zwar allgemein die Wärme als eine Hauptursache für die Verbreitung einer gewissen Pflanzenart
anerkannt wird, daß aber außer ihr noch die Feuchtigkeit der Luft und des Bodens, die geognostische Beschaffenheit des Standortes
und die direkte Einwirkung des Sonnenlichts auf den Vegetationsprozeß zu berücksichtigen sind. Welcher
Anteil an dem Gesamtresultat diesen einzelnen Bedingungen zuzuschreiben ist, kann nur empirisch bestimmt werden.
Ein ziemlich einfaches Verhältnis tritt in den tropischen Gegenden ein, in denen sich die mittlere Wärme eines Jahrs nur unerheblich
von der eines andern unterscheidet, während die Menge des herabfallenden Regens in den verschiedenen Jahren
sehr verschieden ist. ReicheErnten und Mißwachs sind hier die Folge dieser Unterschiede im Niederschlag. In der gemäßigten
Zone sind dagegen die Feuchtigkeitsverhältnisse im ganzen ziemlich gleichbleibend, und nur die äußersten Extreme wirken
hier schädlich.
Daher bildet in diesen Gegenden die Wärme das Hauptmoment, und da die Temperatur einzelner Jahre die erheblichen
Unterschiede zeigt und jede Pflanze zu ihrer Entwickelung einer bestimmten
Wärme und einer bestimmten Feuchtigkeit bedarf, so
wird ihr Gedeihen, wenn dem einen Bedürfnis, wie in der gemäßigten Zone dem der Feuchtigkeit, in der Regel genügt wird, nur
von dem veränderlichen Element, hier der Wärme, abhängen. Eine Vergleichung darüber, ob anomale Wärmeverhältnisse
auch entsprechende Anomalien in der Entwickelung der Vegetation hervorrufen, hat sich im allgemeinen bestätigt gefunden; jedoch
liegen für die wenigsten Orte phänologische Beobachtungen für eine hinreichend große Anzahl von Jahren vor, um die Zeit
für das Eintreten bestimmter Entwickelungsphasen bestimmen zu können. Ebenso wie die abweichenden Temperaturverhältnisse
nicht auf kleine Gebiete beschränkt sind, finden sich auch die Abweichungen der Vegetationserscheinungen, weil sie von jenen
abhängen, nicht auf einen bestimmten Ort beschränkt, sondern zeigen über ein größeres Gebiet eine allgemeine Verbreitung.
Der Einfluß, welchen die klimatologischen Verhältnisse auf das Gedeihen der Pflanzen ausüben, spielt
eine Hauptrolle bei allen Fragen, welche sich auf die Akklimatisation der Pflanzen beziehen. Im allgemeinen geht die Fähigkeit,
die verschiedenen Stadien der Entwickelung der dem Standort zukommenden Wärmesumme anzupassen, von der Pflanze auf den Samen
über, und daher werden im Norden
[* 22] oder in Gebirgen, überhaupt in kältern Gegenden erzeugte Pflanzen, nach
Süden oder in die Ebene, d. h. in wärmere Gegenden, verpflanzt, den hier erzeugten voreilen und umgekehrt.
Jede Pflanzenart hat für ihre Verbreitung eine nördliche und eine südliche Grenze, und diese beiden bestimmen die obere
und untere Wärmesumme, der die betreffende Pflanzenart ihren Organismus noch anzupassen im stande ist.
Ähnliche Verhältnisse treten auch in Bezug auf die Feuchtigkeit auf, und daher wird da, wo von den beiden Hauptfaktoren
für das Gedeihen der Pflanzen, der Wärme und der Feuchtigkeit, es die Wärme ist, deren periodische Gewähr zur Sparsamkeit
mahnt, sich das ganze Leben der Pflanze dem Verlauf der Wärme anpassen, wie im Norden und im gemäßigten
Klima;
[* 23] wo es aber die Feuchtigkeit ist und die Frage nach Wärme wegen ununterbrochener Gewährung derselben zurücktritt, wird
es sich an die Periode der Feuchtigkeit anlehnen, und wo endlich das Klima mit beiden zugleich Sparsamkeit erfordert, wird die
Pflanze im Lauf der Jahresperiode beiden Anforderungen möglichst entsprechend zu vegetieren suchen, wie
z. B. in den Steppen Südrußlands.
Die Resultate der phänologischen Beobachtungen sind von Hoffmann und Ihne mehrfach kartographisch dargestellt. Entweder ist
auf der Karte das Eintreffen einer bestimmten Jahreszeit, wie z. B. des Frühjahrs, in der Weise angegeben, daß ersichtlich
gemacht ist, wieviel Tage die betreffenden Blüten an den verschiedenen Orten früher oder später als die
Aprilblüten in Gießen auftreten, oder es ist angegeben, zu welcher Zeit das Aufblühen einer bestimmten Frühlingspflanze,
wie z. B. von Syringa vulgaris, eintritt. Außerdem ist auch für einzelne Pflanzen, für welche die Beobachtungen schon zahlreich
genug vorlagen, auf der Karte aufgezeichnet, um wieviel Tage dieselben früher oder später aufblühen
als in Gießen. Derartige Karten sind entworfen für Prunus spinosa (Schlehe), PrunusPadus (Traubenkirsche), PirusMalus (Apfelbaum)
und Pirus communis (Birnbaum).
Endlich ist noch zu erwähnen, daß die phänologischen Beobachtungen auch auf einige periodisch wiederkehrende Erscheinungen
im Tierleben ausgedehnt
¶