großer
Menge vorkommt, daß der
Hafer
[* 2] dadurch den
Hülsenfrüchten sehr ähnlich wird. Die Pflanzenkaseïne lösen sich wenig in reinem
Wasser,
leicht dagegen in
Wasser, welches etwas
Kalihydrat enthält, und in
Lösungen von basisch phosphorsaurem
Kali. Dies letztere
Salz
[* 3] vermittelt auch die
Lösung der Pflanzenkaseïne in den
Samen.
[* 4]
Alle Pflanzenkaseïne enthalten
Phosphorsäure als wesentlichen
Bestandteil
und können in dem Zustand, in welchem sie in den Pflanzenkaseinen vorkommen, als Phosphorsäureverbindungen betrachtet werden.
Aus ihren
Lösungen werden die Pflanzenkaseïne durch Zusatz von
Säure, aber auch, wie der
Käsestoff der
Milch, durch
Lab gefällt.
BeimKochen
der
Lösungen verwandeln sich die Pflanzenkaseïne in eine in
Säuren und
Alkalien unlösliche Modifikation.
Man pflegt die Pflanzenkrankheiten nach den krankmachenden
Ursachen einzuteilen und gewinnt damit zugleich die richtige
Vorstellung von dem
Wesen der
Krankheit und von den
Mitteln zur Verhütung und Bekämpfung derselben. Viele Pflanzenkrankheiten werden bedingt
durch den Einfluß der anorganischen
Naturkräfte. Da alle chlorophyllhaltigen
Pflanzen nur im
Lichte die rohen
NährstoffeKohlensäure
und
Wasser zu organischen
Verbindungen zu assimilieren vermögen, so wird durch dauernde Entziehung des
Lichts oder ungenügende
Beleuchtung
[* 6] ihre
Ernährung gehindert (vgl.
Etiolement).
Hierauf beruht zum wesentlichen Teil das sogen. Ersticken niedriger
Pflanzen im Unkraut, wenn dieses rascher und höher wächst
und beschattend wirkt, oder des
Klees unter einer Deckfrucht, die
Wirkung des dicht belaubten
Hochwaldes auf das
Unterholz und die niedere
Vegetation des Waldbodens; auch das sogen.
Lagern des
Getreides ist vorzugsweise hierauf zurückzuführen.
Die
Temperatur hat auf das Wachstum der
Pflanzen in der
Weise Einfluß, daß letzteres bei einem für jede
Spezies bestimmten
Grad am lebhaftesten erfolgt, sich immer mehr verlangsamt, je weiter aufwärts und abwärts die
Temperatur
von diesem
Punkt sich entfernt, um bei einer bestimmten obern und untern
Grenze ganz zu unterbleiben, so lange als die
Temperatur
von diesem
Punkt nicht wieder zurückgeht.
Auch durch plötzliche Temperaturschwankungen wird das Wachstum verzögert, und die Chlorophyllbildung unterbleibt unterhalb
und oberhalb bestimmter Temperaturgrade, auch wenn diePflanze in genügender
Beleuchtung sich befindet;
daher das mangelhaft und langsame Ergrünen des neugebildeten
Laubes besonders gewisser
Sträucher bei andauernd kälter
Witterung
im Frühjahr.
Noch weitere
Erhöhung oder Abkühlung der
Temperatur wirkt tödlich, jedoch tritt dabei wegen der ungleichen
Empfindlichkeit der einzelnen Teile einer
Pflanze häufig nur eine partielle Schädigung ein.
Saftreiche und zarte Teile sind empfindlicher als wasserarme und härtere, daher die größere Widerstandskraft der trocknen
Samen und der Holzpflanzen im
Winter.
Pflanzen, welche aus wärmern Klimaten stammen, werden schon durch Abkühlung auf
einige
Grade über dem
Gefrierpunkt getötet.
Unsre einheimischen erfrieren erst bei
Temperaturen unter 0° C., aber dabei
ist nicht die niedrige
Temperatur an und für sich tödlich, sondern ein zu rascher Übergang des gefrornen Zustandes der
Pflanzensäfte in den aufgetauten; denn gefrorne
Pflanzen bleiben am
Leben, wenn jener Übergang infolge gewisser Umstände
sehr allmählich vollzogen wird (Einlegen in eiskaltes
Wasser, Umgeben mit schlechten Wärmeleitern, Schneedecke und Erdboden
gewähren
Schutz für die darunter befindlichen Pflanzenteile).
Verminderung des Wasserdunstgehalts der
Luft kann für die
Pflanzen verderblich werden, insofern dadurch die
Verdunstung gesteigert
wird und, wenn dieselbe, zumal bei Trockenheit des
Bodens, größer wird als die gleichzeitige Wasseraufnahme durch die
Wurzeln,
eine Verarmung des
Körpers an
Wasser eintritt. Dagegen wirkt eine Sättigung der
Luft mit Wasserdunst,
wodurch die
Transpiration aufgehoben wird, nur insofern nachteilig, als dabei eine geringere
MengeNährstoffe aus dem
Boden
in die
Pflanze übergeführt und somit die Gesamtstoffbildung derselben geringer wird als bei ungehinderter
Verdunstung.
Besonders ist hier noch der krankmachenden
Wirkung zufällig in der
Atmosphäre vorhandener giftiger
Gase
[* 7] zu gedenken, wie sie sich zumal bei den Hüttenrauchschäden herausstellt.
Schweflige Säure wirkt auf
Klee,
Kartoffeln,
Hafer
und verschiedene
Gräser
[* 8] tödlich, wenn 1/40000 davon der
Luft beigemengt ist und die
Pflanzen nur zweimal täglich zwei
Stunden
lang solcher
Luft ausgesetzt sind. Arsendampf hat sich dagegen als unschädlich erwiesen, ebenso der oft
als den
Pflanzen verderblich verschrieene
Ruß für sich allein.
Ebenfalls sehr schädlich wirken die
Dämpfe von
Salzsäure,
Chlor,
Schwefelwasserstoff u. a.; auch das aus Röhrenleitungen
im
Boden ausströmende
Leuchtgas
[* 9] hat nach
Versuchen Knys auf benachbarte
Bäume tödlichen Einfluß. Von den Witterungserscheinungen
haben die
Pflanzen außer den mechanischenSchäden, welche durch Blitzschlag,
Sturm,
Hagel und
Schneebruch
verursacht werden, auch durch den
Regen insofern zu leiden, als die
Antheren der
Blüten, wenn sie von
Wasser benetzt sind, geschlossen
bleiben und die aus ihnen entleerten Pollenkörner
[* 10] bersten, somit bei längerer Dauer des
Regens die
Befruchtung
[* 11] und daher
Frucht- und Samenbildung vereitelt werden.
Auch das sogen.
Aufbringen voluminöser, fleischige Pflanzenteile ist eine
Folge andauernder Benetzung mit Regenwasser, wenn
dasselbe durch zufällige kleine Wundstellen eindringt und eine stärkere
Spannung des
Parenchyms hervorbringt. Die krankmachenden
Einflüsse des
Bodens können zunächst auf ungünstigen Mengenverhältnissen der für die
Pflanze erforderlichen
Stoffe beruhen.
Die
Folgen des ungenügenden Wassergehalts sind
oben bereits angedeutet.
Ist der
Boden ganz mit
Wasser gesättigt, so gestatten die mit
Wasser erfüllten
Poren des
Bodens der zur
Atmung nötigen
Luft nicht
mehr genügenden Zutritt zu den
Wurzeln, bez. den ausgesäeten
Samen, und es tritt
Fäulnis ein. Fehlen einzelne der notwendigen
Nährstoffe (s.
Ernährung der
Pflanzen), so zeigt sich eine auffallend kümmerliche Gesamtentwickelung
der
Pflanze; Mangel an
Eisen
[* 12] im
Boden erzeugt
Gelbsucht, weil dasselbe zur
Bildung des
Chlorophylls unentbehrlich ist. Aber auch
physikalische Verhältnisse, welche auf die
Porosität, auf das verschiedene Verhalten der Bodenarten zum
Wasser und auf die
Temperaturverhältnisse derselben Einfluß haben, sind für die
Pflanzen von Wichtigkeit.
¶
Wenn giftig wirkende Bestandteile im Boden vorhanden sind, z. B. wenn gedüngt worden ist mit stark alkalischer Asche oder mit
Kalkmilch aus Gasfabriken, welche Schwefelwasserstoff entwickelt, so wird die Krankheit bemerklich, nachdem von diesen Stoffen
so viel in den Blättern sich angesammelt hat, daß die schädliche Wirkung auf die Gewebe
[* 17] eintritt; die
Blätter färben sich dann von den Spitzen aus gelb oder braun, oder sie bekommen solche Flecke und vertrocknen, und zwar in der
Folge ihres Alters; die Pflanze geht dann häufig vorzeitig ein.
Auch mechanisch schaden diejenigen Unkräuter, welche zu den Schlingpflanzen gehören, indem sie die in ihrer Nähe wachsenden
Pflanzen erwürgen und niederdrücken. Die gefährlichsten Pflanzenfeinde finden sich aber unter den Schmarotzerpflanzen,
[* 19] indem
diese direkt den andern Pflanzen organische Säfte und Bestandteile rauben und dadurch ausgeprägte Krankheitserscheinungen
hervorrufen. Von höhern Gewächsen kommt hier fast nur die Flachs- und Kleeseide (Cuscuta)
[* 20] in Betracht.
Dagegen wird eine ganze Anzahl der allgemeinsten und verderblichen Krankheiten der Kulturgewächse durch Pilze
[* 21] verursacht.
Die Veränderungen, welche das auf oder in dem Körper der Nährpflanze entwickelte Mycelium dieser Pilze an denselben hervorbringt,
und das Eigenartige der Fruchtbildung derselben, die bald als gefärbte, staubartige Sporenmassen, bald
in Form eigentümlich gestalteter Körper an den befallenen Pflanzen sichtbar wird, bedingt die gewöhnlich sehr charakteristischen
Symptome dieser Krankheiten.
Die unmittelbare krankmachende Wirkung besteht in der Tötung derjenigen Gewebe, auf oder in welchen der Pilz
[* 22] sich entwickelt.
Entweder löst das Mycelium die Zellen vollständig, insbesondere die Membranen derselben, also die festen
Teile des Gewebes, auf, so daß der Pflanzenteil völlig zerstört wird und der Pilz an dessen Stelle tritt, oder die Zellen
bleiben unverletzt, aber das Mycelium saugt daraus die wichtigsten Inhaltsbestandteile aus, so daß die Zelle
[* 23] getötet wird
und der betreffende Pflanzenteil gewöhnlich unter Verlust seiner natürlichen Farbe abstirbt, vertrocknet
und zu Grunde geht.
Mitunter geht dabei eine abnorme Vergrößerung des befallenen Pflanzenteils unter monströser Formbildung voraus. Je nach
dem Organ, welches auf diese Weise durch den Schmarotzer zerstört wird, ist die Folge der Krankheit für den Gesamtorganismus
der leidenden Pflanze verschieden. Fallen
[* 24] nur die Blüten oder reifenden Früchte dem Pilze zum Opfer, so entwickelt
sich die Pflanze im übrigen normal; aber sie bleibt steril und gewährt keine Ernte
[* 25] an Früchten oder Samen.
Werden aber die Blätter und Stengel
[* 26] oder die Wurzeln durch den Schmarotzer angegriffen, so verliert die PflanzeOrgane, die
bei der Ernährung unentbehrlich sind, und es kann dadurch schon frühzeitig die Entwickelung überhaupt gehemmt, der Tod herbeigeführt
und somit ebenfalls die Produktion vereitelt werden. Während man früher glaubte, bei den in Rede stehenden Krankheiten sei
der Schmarotzerpilz nur eine sekundäre Erscheinung, er
siedle sich nur auf der schon krankhaft disponierten
Pflanze an, ist es in der jüngern Zeit allgemein nachgewiesen und anerkannt, daß diese Pilze durch ihre Sporen sich fortpflanzen
und an jedem normalen Individuum ihrer betreffenden Nährpflanzen zur Entwickelung kommen können, damit zugleich aber die
spezifische Krankheit hervorbringen.
Insofern lassen sich die Sporen dieser Parasiten zugleich als die Keime der Krankheit betrachten, und bei
der Massenhaftigkeit, in der sie erzeugt werden, erklärt es sich, daß diese Krankheiten ansteckend sind, und daß sie sogar
als Epidemien auftreten, die sich über ganze Länder verbreiten und in manchen Gegenden endemisch geworden sind. Zugleich
ist dadurch der Weg bezeichnet, wie man diese Krankheiten zu bekämpfen und zu verhüten hat: daß man
nämlich die Sporen dieser Pilze vernichten oder keimunfähig machen muß und die Bedingungen ihrer Keimung und Weiterentwickelung,
unter denen dauernde Feuchtigkeit des Bodens und der Luftoben anstehen, möglichst zu beseitigen sucht.
Hierzu ist selbstverständlich die Kenntnis der Lebensweise der betreffenden Schmarotzerpilze das erste
Erfordernis. Die wichtigsten hier in Betracht kommenden Schmarotzer sind die Brandpilze (Ustilagineae) und die Rostpilze (Uredineae);
Die Tafel »Pflanzenkrankheiten« gibt charakteristische Habitusbilder
einiger der wichtigsten Pflanzenkrankheiten und zugleich die Entwickelung der die letztern verursachenden Pilze. Tiere schädigen die Pflanzen,
indem sie Teile derselben abfressen, benagen etc. Hierher gehören die Schäden, welche das Wild besonders im Winter veranlaßt,
indem es die Knospen
[* 27] und jungen Zweige, desgleichen die Sämlinge der Baumschulen verbeißt und die Rinde
der Stämme bis auf den Splint abnagt.
Besonders aber fallen den pflanzenfressenden Insekten
[* 28] die verschiedensten Teile der Pflanzen zum Opfer, bald die Wurzeln (z. B.
Engerlingen), bald Rinde und Bast
[* 29] (z. B. Borkenkäfern), bald Blüten und Früchte, besonders der Obstbäume,
den Raupen verschiedener Schmetterlinge;
[* 30] am größten aber ist die Zahl der laubzerstörenden Insekten. Die eigentlich parasitischen
Tiere zerstören dagegen die Pflanzenteile durch ihre Freßwerkzeuge nicht, sie benutzen die Pflanze als Wohnplätze entweder
zeitlebens oder nur während ihres Ei- und Larvenzustandes und saugen dabei bloß flüssige Säfte aus
denselben oder nähren sich nur von innern Teilen, ohne das Organ der Pflanze, welches ihnen ein Asyl gewährt, zu zerstören;
aber sie verursachen abnorme, krankhafte Erscheinungen, Verlust der natürlichen Farbe, vorzeitiges Absterben des unmittelbar
bewohnten Teils oder entferntere Teile, wenn diese durch das Leidendes direkt infizierten Organs in Mitleidenschaft gezogen
werden. So bewirken kleine, achtbeinige Milben aus der GattungTetranychus, welche auf der Unterseite der Blätter vieler Kräuter
und Sträucher¶