Nach publizistischen und philosophischen
Studien, deren Ergebnisse zum Teil in seinen
»Gedanken über
Recht,
Staat und
Kirche«
(Stuttg. 1842, 2 Bde.)
niedergelegt sind, ward er 1847
Stadtrat und Vorstand des Handelsschiedsgerichts in
Stuttgart. Im März 1848 wurde er als Kultusminister
in das
Kabinett berufen, gab jedoch das
Portefeuille aus Gesundheitsrücksichten schon im
August d. J. wieder ab, wurde darauf
Oberjustizrat in
Tübingen, legte 1858 auch diese
Stelle nieder und starb in
Tübingen. Von seinen
durch
Dialektik und
Eleganz der
Darstellung ausgezeichneten
Schriften sind noch hervorzuheben: »Gedanken über das
Ziel und die
Aufgaben des deutschen Liberalismus«
(Tübing. 1832);
eine dichterische
Darstellung derKulturkämpfe des 15. Jahrh., deren tiefere
Wirkung nur durch ihre
Breite
[* 20] beeinträchtigt
ward, und die durch gute
Darstellung ausgezeichnete »Geschichte
Alexanders d. Gr. für die
Jugend« (das. 1846) sowie die »Geschichte
der Griechen für die reifere
Jugend« (das. 1847) nachfolgten. 1836 übernahm Pfizer die
Leitung der
»Blätter zur
Kunde der Litteratur des
Auslandes« und 1838 die Redaktion des lyrischen Teils des »Morgenblattes«,
während er sich zugleich an den Übersetzungen von
Bulwers und
Byrons Werken beteiligte. Eine neue Gedichtsammlung veröffentlichte
er unter dem
Titel:
»Dichtungen epischer und episch-lyrischerGattung« (Stuttg. 1840). Als
Kritiker führte
er sich ein durch seine
Schrift
»Uhland und
Rückert« (Stuttg. 1837) und durch seine Beurteilung von
HeinesSchriften und
Tendenz
in der
»Deutschen Vierteljahrsschrift«, wofür sich
Heine durch seinen cynischen
»Schwabenspiegel« rächte. Pfizer unterscheidet
sich von den übrigen Dichtern der schwäbischen
Schule wesentlich durch den vorwaltend reflektierenden
Charakter seiner
Poesien. 1848 wurde er als Vertrauensmann in das Märzministerium berufen, schied aber bald wieder aus. In
politischer Beziehung bekannte er sich, auch in einigen
Schriften, zu den
Anschauungen seines
Bruders.
Anonym veröffentlichte
er: »Gereimte
Rätsel aus dem
DeutschenReich« (Berl. 1876).
jeder Naturkörper, welcher nach der hergebrachten
Einteilung der
Natur in Mineralreich,
Pflanzenreich undTierreich
dem zweiten dieser
Reiche angehört. Dasselbe ist von dem Mineralreich, welches die leblosen Naturkörper begreift, sehr bestimmt
unterschieden; denn die Pflanze ist ein lebendiges
Wesen,
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weil sie, wie der Begriff des letztern erfordert, 1) sich ernährt, d. h. fremde und chemisch von
ihren Bestandteilen verschiedene Stoffein sich aufnimmt und zu solchen verarbeitet, 2) wächst, d. h. durch neue Bildungen,
die sie aus ihren eignen Bestandteilen erzeugt, sich vergrößert, und 3) sich fortpflanzt, d. h. von selbst
neue gleichartige Wesen hervorbringt. Auch unterscheidet sie sich durch ihre chemische Zusammensetzung
aus organischen verbrennlichen Stoffen wesentlich von den Mineralien.
[* 26]
Schwieriger ist es dagegen allezeit gewesen, einen durchgreifenden und zugleich anwendbaren Unterschied zwischen Pflanze und
Tier anzugeben. Denn wenn Linné beide Naturreiche schied, indem er sagte: »Plantae crescunt et vivunt, animalia
crescunt, vivunt et sentiunt«, oder wenn man, wie gewöhnlich, den Tieren allein Empfindung und freiwillige Bewegung zuschreibt,
so trifft dies zwar zu, wenn wir irgend eine bestimmte Pflanze von den höhern Stufen des Gewächsreichs einem bestimmten vollkommnern
Tier gegenüberstellen; aber dieser Unterschied wird immer weniger anwendbar, je tiefer wir in beiden
Reichen herabsteigen.
Anderseits werden bei den Tieren die Bewegungen immer einförmiger, je mehr man sich den niedrigsten Organismen nähert, und
bei diesen sind sie kaum von denjenigen der ihnen verwandten niedern Pflanzen verschieden. Von sinnlicher Wahrnehmung aber
läßt sich bei den niedrigsten Organismen kaum reden. Es hat daher immer gewisse lebende Wesen gegeben,
von denen man im Zweifel war, ob es Pflanzen oder Tiere seien. War dasselbe früher mit den Phytozoen oder Pflanzentieren der
Fall, deren tierische Natur jetzt zweifellos ist, so gilt dies in der neuern Zeit von den Schizomyceten
und Myxomyceten.
Auf der niedrigsten Stufe der belebten Natur ist Tier und Pflanze nicht unterschieden; beide Naturreiche gleichen zwei Leitern, die
sich mit der untersten Sprosse berühren, während die obern Sprossen zufolge der Divergenz der Leitern in immer größerer Entfernung
stehen. Wenn trotzdem die Teilung derWissenschaft gebieterisch verlangt, die Organismen entweder ins Tier-
oder ins Pflanzenreich zu stellen, so kann man sich hierbei eben nicht nach absoluten Merkmalen richten, sondern es entscheidet
die Verwandtschaft mit dieser oder jener Gruppe von lebendigen Wesen, welche unzweifelhaft dem einen der beiden Reiche angehören,
oder man verfährt einfach nach Konvenienz.
Die Eigentümlichkeiten des Pflanzenreichs, welche in gleicher Weise bei den Tieren nicht zu finden sind,
liegen teils in Verhältnissen der Organisation, teils in gewissen Lebenserscheinungen. Zu den erstern gehört die Einheit
des Elementarorgans, der vegetabilischen Zelle,
[* 31] die wir bei allen Pflanzen in annähernd gleicher Form der ursprünglichen
Anlage antreffen. Diese meist mikroskopisch kleinen Organe, gebildet aus einer lebensfähigen Protoplasmamasse,
die sich oft mit einer aus Cellulose bestehenden Haut
[* 32] umgibt (s. Zelle), sind für alle Pflanzen charakteristisch.
Bei den niedrigsten Vegetabilien bildet eine einzige Zelle den ganzen Körper der Pflanze; bei den einigermaßen vollkommnern
aber
ist schon eine Anzahl von Zellen zur Bildung des Körpers vereinigt, und bei den vollkommensten und größten
Gewächsen, den Kräutern und Bäumen, besteht der Körper aus einer unzähligen Menge miteinander verbundener mikroskopisch
kleiner Zellen. Jegliches Wachstum der Pflanze beruht auf Vergrößerung dieser Elementarorgane, und diese geht vor sich, indem
die Zellmembran ihren Flächenraum dadurch vergrößert, daß neue Zellstoffteilchen zwischen die alten
eingelagert werden; der Ausdehnung
[* 33] der Zellmembran folgt das von ihr umschlossene Protoplasma nach.
Bei den aus vielen Zellen zusammengesetzten Pflanzen tritt, wenn die Zelle auf diese Weise eine gewisse Größe erreicht hat,
Teilung derselben in zwei Tochterzellen ein, deren jede dieselben Prozesse wiederholt, etc. In diesem Fall
ist also das Wachstum verbunden mit Zellenvermehrung. Die meisten einzelligen Pflanzen sind mikroskopisch klein; auch bei
ihnen tritt, sobald das Wachstum die für die Spezies charakteristische Größe erreicht hat, Vermehrung derZelle ein, nur daß
die Tochterzellen sich isolieren und gleich wieder als selbständige Individuen ein eignes Leben beginnen.
Schon bei diesen einzelligen Pflanzen, die wir als die niedrigsten und dem Tierreich verwandtesten zu betrachten haben, wird
die typisch pflanzliche Form gewonnen. Eine Differenzierung des Körpers in verschiedene, nur bestimmten Lebenszwecken dienende
Organe besteht noch nicht: die einzige Zelle ist Ernährungs- und Fortpflanzungsorgan zugleich. Andre einzellige Pflanzen lassen
schon eine Gliederung in verschiedenartige Teile und eine damit verbundene Trennung der physiologischen
Thätigkeiten erkennen. Dieselbe ist bei allen höhern Pflanzen durchgehends vollzogen und dokumentiert sich auch äußerlich
in der Gliederung des Pflanzenkörpers in die morphologischen Grundorgane.
Die einfachste Form einer geschlechtlichen Differenz bemerken wir schon bei manchen Algen und Pilzen in der
sogen. Kopulation,
[* 39] bei welcher die beiden zur Zeugung wirkenden Teile noch einander gleich sind und sich vollständig miteinander
zu Einer Masse vereinigen, welche dann eine Spore, den Keim eines neuen Individuums, darstellt. Die Paarung der Schwärmsporen
bei einigen Algen schließt sich hier unmittelbar an. Aber schon bei vielen Algen und Pilzen und besonders
vollkommen bei den Moosen und Farnen differenzieren sich beide Geschlechter in einer mit den Verhältnissen im Tierreich überraschenden
Ähnlichkeit,
[* 40] indem das männliche Element als Spermatozoid, das weibliche als Eikugel (Eizelle) auftritt, welche durch jene
befruchtet wird. Bei den Phanerogamen haben wir im Pollenkorn das männliche, in der Eizelle innerhalb
der Samenknospen das zu
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