»Die
Entwickelung der
Welt auf atomistischer Grundlage« (Heidelb. 1883).
Eine
Reihe popularisierender
Aufsätze und
Vorträge, in denen Pfaff den
Darwinismus bekämpft und die geologische
Forschung mit den biblischen
Traditionen in Übereinstimmung zu bringen trachtet, lieferte er zu den »Zeitfragen
des christlichen Volkslebens« und der von ihm und
Frommel herausgegebenen »Sammlung von
Vorträgen für das deutsche
Volk« (Heidelb.).
Pfaff starb inErlangen.
Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Zürich,
[* 41] am PfäffikerSee (s.
Glatt) und an der
Eisenbahn Effretikon-Hinweil, mit (1880) 2888 Einw.
Pfäffikon ist zu unterscheiden von dem gleichnamigen Dorf in dem
SchwyzerBezirk
»Höfe«,
Station der linksuferigen Zürichseebahn.
eine Quarzitschicht, die, einem stark aufgerichteten archäischen Schichtensystem eingelagert,
durch die
Erosion
[* 42] bloßgelegt ist und sich im bayrisch-böhmischen Grenzgebirge als mauerartige
Bildung meilenweit verfolgen
läßt.
Westschweiz der Bronzezeit an. In einzelnen Stationen (Mörigen, Corcelettes) wurden neben Bronzewaffen und -Geräten Eisenobjekte
aufgefunden, und die Fundobjekte der Station Sipplingen am Bodensee zeigen, daß dieselbe bis zur Römerzeit bewohnt war. Die
Pfahlbauten der Bronzezeit waren gewöhnlich in größerer Entfernung (200-300 m) vom Ufer als die der Steinzeit errichtet.
Beide waren durch hölzerne Stege mit dem Gestade verbunden. Die auf den Plattformen aus Holz und Lehm errichteten Hütten
[* 63] waren
von einfachster Konstruktion.
Eine unweit Schussenried (Oberschwaben) ausgegrabene Hütte eines steinzeitlichen Pfahlbaues ist 10 m lang, 7 m breit und enthält
zwei Räume, von denen der eine durch den aus Steinen gebildeten Herd sich als Küche zu erkennen gibt. Die
in den Pfahlbauten gefundenen Objekte beweisen, daß die Bewohner derselben Ackerbau und Viehzucht
[* 64] betrieben, zugleich aber auch (die
ältern in überwiegendem Maß) der Jagd oblagen. Unter den Knochen des Wildes fanden sich am häufigsten solche vom Hirsch
[* 65] neben
Reh-, Dachs-, Biber-, Igel- und vereinzelte Bären-, Wolfs-, Wisent- und Elenknochen.
Das Schaf
[* 66] der Pfahlbauten ähnelt dem heutigen Gebirgsschaf. Neben Knochen des Hausschweins und des Wildschweins fanden sich Reste des
Torfschweins (Sus palustris), welches an das in Afrika
[* 67] lebende Senaarschwein (Sus sennariensis) erinnert. Die durch die Züchtung
am Schädel des Torfschweins hervorgerufene Veränderungen, die nur ganz allmählich sich herausgebildet
haben, deuten darauf hin, daß zwischen der Gründung der ältern und jüngern Ansiedelungen ein beträchtlicher Zeitraum
verstrichen sein muß.
Das Rind
[* 68] ist durch zwei wilde Spezies, den Urstier (Bos primigenius) und den Wisent (Bos bison), sowie durch vier zahme Varietäten,
die Primigeniusrasse, die Trochokerosrasse, die Frontosusrasse und die Longifrons- (Brachykeros-) Rasse,
vertreten. Die spärlich aufgefundenen Pferdeknochen gehören dem Pferde
[* 69] der Jetztzeit (Equus caballus) an. Ob dasselbe zur
Zeit der steinzeitlichen Pfahlbauten bereits gezähmt war, ist ungewiß; in den bronzezeitlichen Pfahlbauten wurde
es zum Reiten, vielleicht auch zum Ziehen benutzt.
Unter den pflanzlichen Überresten der Pfahlbauten befinden sich drei Weizensorten, darunter eine
mit dem Mumienweizen der ägyptischen Königsgräber (Triticum turgidum) genau übereinstimmende; mehrere Hirse- und Gerstearten,
unter letztern die dichte sechszeilige Gerste
[* 70] (Hordeum hexastichon). Roggen und Hafer
[* 71] fehlen in den steinzeitlichen Pfahlbauten gänzlich.
Man hat Gebäck aus zerriebenen Weizen- und Hirsekörnern gefunden, außerdem zerlegte und getrocknete
Äpfel.
Steine von Süßkirschen und Ahlkirschen, Reste der Schlehe, Himbeer- und Brombeerkerne, Haselnuß- und Bucheckernschalen, Stämme
der wilden Pflaume etc. Auch sind Pastinake, Möhre, Erbse und Linse
[* 72] nachgewiesen. Flachs diente zur Herstellung grober Gewebe
und Fischernetze. Das Vorkommen der Silene
[* 73] cretica, eines heutzutage in der Schweiz
[* 74] nicht mehr existierenden
südeuropäischen Unkrauts, deutet auf Handelsverbindungen mit dem Süden unsers Erdteils.
Die Periode der jüngsten Gruppe der steinzeitlichen Pfahlbauten könnte auch als Kupferzeitalter bezeichnet werden, da in derselben
das Kupfer
[* 75] als erstes bekanntes Metall Verwendung findet. Von Steingeräten der neolithischen Pfahlbauten sind noch besonders hervorzuheben
Reib-, Mahl- undSchabsteine, mit der Hand
[* 76] leicht zu umfassende Kiesel, die als Hammer
[* 77] Verwendung fanden,
in Hülsen von Birkenrinde reihenförmig eingelagerte kleine Steine, die als Netzbeschwerer dienten, steinerne Gewichte
zum
Beschweren des Fadens beim Spinnen
[* 78] u. dgl. Hirschhorn diente zur Herstellung der Griffe von Messern, Schabsteinen sowie zur Anfertigung
von Angelhaken, Harpunen, Bechern, Knöpfen, Nadeln
[* 79] etc. Ein aus Hirschgeweih hergestelltes, einer Spitzhaue
ähnelndes Instrument diente bei den ersten Anfängen des Ackerbaues zur Auflockerung des Bodens. Zur Herstellung von Dolchen,
Pfriemen, Nadeln, Lanzen- und Pfeilspitzen wurden vielfach spitzige und geschärfte Knochen verwendet. Ein Kamm aus zugespitzten
Kuhrippen diente zum Aushecheln des Flachses. Von hölzernen Geräten der steinzeitlichen Pfahlbauten haben sich
erhalten: Spindeln zum Spinnen des Flachses, Bogen
[* 80] und Pfeile, aus Buchsbaumholz hergestellte Kämme, ein zum Kanoe ausgehöhlter
Baumstamm sowie ein Joch zum Anschirren
[* 81] von Zugochsen.
In den Pfahlbauten der Bronzezeit tritt uns eine weit fortgeschrittene Kultur entgegen. Geräte aus Stein, Horn und Knochen werden in
dem Maß, wie der Gebrauch der Bronze sich ausbreitet, immer seltener. Daß ein großer Teil der Bronzeobjekte in der Schweiz
selbst hergestellt wurde, beweisen die aufgefundenen Gußformen.
[* 82] Die geschmackvolle Ornamentation der Bronzeschwerter sowie
die durch Mannigfaltigkeit der Form und Schönheit der Verzierung sich auszeichnenden Bronzemesser und -Dolche, die aus demselben
Material hergestellten, schön verzierten Gürtel
[* 83] und Gürtelschnallen, Agraffen, Arm- und Halsbänder, die außerordentlich mannigfaltigen
Schmuckgehänge, die Haarnadeln
[* 84] sowie kunstvoll gefertigte Bronzegefäße und Bronzebecher rechtfertigen vollkommen den Namen
»le bel âge du bronze«, den die schweizerischen Gelehrten diesem Abschnitt der helvetischen Prähistorie beigelegt haben. Der
Zeitpunkt der ersten Errichtung von Pfahlbauten in den Seen der Schweiz läßt sich auch nicht annähernd bestimmen.
Die zwischen der Bronzekultur des Grabfeldes von Hallstatt (vgl. Metallzeit,
[* 85] S. 528) und derjenigen der jüngern Pfahlbauten bestehende
Verwandtschaft gibt aber einen gewissen Anhaltspunkt für die Chronologie, so daß man das Ende der Bronzekultur der Pfahlbauten etwa
in das 8.-10. Jahrh. der vorchristlichen Ära verlegen könnte. Eine Anzahl von Waffen
[* 86] und Geräten aus
der Pfahlbautenzeit ist auf beifolgender Tafel abgebildet.
Die Schädel der Pfahlbauten gehören dem Typus der breitgesichtigen Langschädel (chamäprosop-dolichokephale Rasse) an; mit den übrigen
Skelettresten kennzeichnen sie die Pfahlbauern als eine ziemlich kleine, aber körperlich wohlausgebildete und
geistig hochstehende Bevölkerung. Daß die steinzeitlichen Pfahlbauten und diejenigen der Bronzezeit von einem und demselben Volk herstammen,
ist zwar in hohem Grad wahrscheinlich, aber doch nicht mit Sicherheit festgestellt. Die Mehrzahl der Forscher ist geneigt, das
Pfahlbautenvolk als einen Zweig der großen arischen (indogermanischen) Völkerfamilie zu betrachten.