(spr. päronä),CharlesIgnace,Graf von, franz. Staatsmann, geb. zu
Bordeaux,
[* 6] studierte die
Rechte
und ließ sich dann in seiner Vaterstadt als
Advokat nieder. Während der
Hundert Tage rettete er die Herzogin
von
Angoulème auf ein britisches
Schiff,
[* 7] für welchen
Dienst er zum
Präsidenten des
Tribunals zu
Bordeaux, dann zum
Generalprokurator
am
Gerichtshof zu
Bourges ernannt wurde. Vom
Dezember 1821 bis
Januar 1828 Justizminister, brachte er 1822 das reaktionärePreßgesetz
durch, welches er mit durchaus absolutistischen
Grundsätzen verteidigte, ferner 1825 das monströse Gotteslästerungsgesetz
und stellte die
Zensur wieder her. Im
August 1822 erhielt er die erbliche Grafenwürde. 1828 wurde er zum Pair ernannt. Im
MinisteriumPolignac übernahm Peyronnet das
Portefeuille des Innern und unterschrieb die verhängnisvollenOrdonnanzen
vom 25. Juli, welche dem König den
Thron
[* 8] kosteten. Während der
Katastrophe ergriff er die
Flucht, ward aber zu
Tours
[* 9] verhaftet, zu
lebenslänglichem Gefängnis verurteilt und nach der
Festung
[* 10]
Ham gebracht, aber durch königliche
Ordonnanz wieder
in
Freiheit gesetzt. Er starb auf seinem
SchloßMontferrand. Während seiner Gefangenschaft schrieb
er:
»Pensées d'un prisonnier« (Par. 1834, 2 Bde.;
deutsch, Leipz. 1834) und
»Histoire des
Francs« (Par. 1835; 2. Aufl. 1846, 4 Bde.).
L.
(Becherpilz), Pilzgattung aus der Unterordnung der
Diskomyceten, charakterisiert durch
becher- oder napfförmige Fruchtkörper mit einer auf der freien Oberseite befindlichen, meist andersfarbigen Hymeniumschicht
(Scheibe), welche anfangs krugförmig geschlossen ist, später sich ausbreitet und aus den
Sporenschläuchen besteht. Meist
kleine, herdenweise wachsende, mannigfaltig gefärbte, fleischige oder wachsartige
Pilze,
[* 12]
Arten, welche auf derErde,
auf faulenden Pflanzenteilen oder parasitisch auf lebenden
Pflanzen vorkommen.
Einige der größern
Arten sind eßbar, namentlich Peziza acetabulumL., bis 55
cm groß, becherförmig, braun, mit weißem, dickem
Stiel, einzeln auf der
Erde in Wäldern
im
Frühling und
Herbst wachsend, von morchelartigem
Geschmack;
Peziza leporinaBatsch, 5,5-8
cm hoch, unregelmäßig ohrförmig, mit dickem Stiel, braun bis gelblich, in Nadelwäldern imHerbst; Peziza onotica
Pers., ebenso, fast weißlich, mit blaßgelber
Scheibe, in Wäldern im
Herbst, und Peziza cochleataDec., 3-11
cm groß, unregelmäßig,
fast schneckenhausförmig gedreht, braun, mit zimtbrauner
Scheibe, in Laubwäldern im
Herbst. Von den parasitische
Arten verursacht
Peziza ciborioides
Fr. den
Kleekrebs (s. d.) und Peziza calycinaSchum. var. Laricis (Peziza Willkommii R. Hart.)
mit herdenweise wachsenden, 2-5
mm großen, außen weißwolligen
Bechern mit gelber bis mennigroter
Scheibe, an der
Rinde von
Nadelhölzern, besonders der Lärchen, den
Lärchenkrebs.
SeinMycelium lebt in der
Rinde, welche sich infolgedessen abnorm verdickt,
aufberstet, von
Harz durchtränkt erscheint und bisweilen
Harzfluß zeigt; oberhalb der Krebsstelle tritt
ein bald rasches, bald erst nach
Jahren vollständiges
Absterben des
Baums ein, der besonders in der
Jugend bis zu 15jährigem
Alter von dem
Schmarotzer befallen wird.
Bad
[* 15] im schweizer.
Kanton
[* 16] St.
Gallen, in einer tiefen Schlucht der wilden
Tamina, 685 m ü. M. Früher führte
nur ein beschwerlicher Fußsteig zu den Badegebäuden; seit 1852 aber ist eine hübsche
Kunststraße längs
der
Tamina von
Ragaz aus gebaut. Mehrere
Quellen von 36° C. sprudeln in einem schaurigen Felsschlund aus tiefen Felsspalten
hervor und zeichnen sich durch eine auffallende
Armut an mineralischen
Stoffen aus. Die
Therme wurde 1038 entdeckt, 1242 das
erste Badehaus errichtet. Zu diesem ließ man die Kranken (nebst dem erforderlichen
Proviant) an einem
Seil in die Schlucht hinab; nach Beendigung der
Kur zog man sie heraus.
Die gegenwärtigen Lokalitäten, 1704-16 erbaut, befinden sich nur
ca. 600
Schritt von den
Quellen. Durch eine Röhrenleitung
gelangt ein Teil der
Therme thalabwärts nach
Ragaz (s. d.).
Hoch über dem tief gefurchten
Thal,
[* 17] auf frei
vorstehender Bergterrasse, liegt das Dorf Pfäfers (1628 Einw.). Seine Benediktinerabtei,
im 8. Jahrh. gegründet, wurde 1838 aufgehoben und in eine Irrenheilanstalt (St.
Pirminsberg) verwandelt. Hinter Dorf Pfäfers, bei
dem
Hof
[* 18] Raggol, sind Schieferbrüche im Betrieb.
»Die Entwickelung der Welt auf atomistischer Grundlage« (Heidelb. 1883).
Eine
Reihe popularisierender Aufsätze und Vorträge, in denen Pfaff den Darwinismus bekämpft und die geologische
Forschung mit den biblischen Traditionen in Übereinstimmung zu bringen trachtet, lieferte er zu den »Zeitfragen
des christlichen Volkslebens« und der von ihm und Frommel herausgegebenen »Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk« (Heidelb.).
Pfaff starb in Erlangen.