(in den »Memorie« der Akademie) heraus. Seit 1848 Mitglied des Senats, starb er in Turin.
2) Franz. Marineminister, geb. trat 1839 in den Dienst der Marine und machte in derselben eine ungewöhnlich rasche
Karriere, indem er 1841 Aspirant, 1845 Schiffsfähnrich, 1852 Schiffsleutnant, 1861 Fregattenkapitän, 1867 Schiffskapitän, 1877 Konteradmiral, 1881 Vizeadmiral
und Großoffizier der Ehrenlegion wurde. Er machte die Kampagnen in der Ostsee, in der Krim, von Italien, Kotschinchina und Mexiko
mit und kannte namentlich letzteres genau, wo er für seine glänzende Tapferkeit den Grad des Fregattenkapitäns erhielt. Ferry
berief ihn im Herbst 1883 in das Ministerium, nachdem er schon seit 1880 den wichtigen Posten des Generalstabschefs
der Marine innegehabt. 1885 trat er mit Ferry zurück. Seit 1884 ist er Senator.
(spr. päronä), Charles Ignace, Graf von, franz. Staatsmann, geb. zu Bordeaux, studierte die Rechte
und ließ sich dann in seiner Vaterstadt als Advokat nieder. Während der Hundert Tage rettete er die Herzogin
von Angoulème auf ein britisches Schiff, für welchen Dienst er zum Präsidenten des Tribunals zu Bordeaux, dann zum Generalprokurator
am Gerichtshof zu Bourges ernannt wurde. Vom Dezember 1821 bis Januar 1828 Justizminister, brachte er 1822 das reaktionäre Preßgesetz
durch, welches er mit durchaus absolutistischen Grundsätzen verteidigte, ferner 1825 das monströse Gotteslästerungsgesetz
und stellte die Zensur wieder her. Im August 1822 erhielt er die erbliche Grafenwürde. 1828 wurde er zum Pair ernannt. Im
Ministerium Polignac übernahm Peyronnet das Portefeuille des Innern und unterschrieb die verhängnisvollen Ordonnanzen
vom 25. Juli, welche dem König den Thron kosteten. Während der Katastrophe ergriff er die Flucht, ward aber zu Tours verhaftet, zu
lebenslänglichem Gefängnis verurteilt und nach der Festung Ham gebracht, aber durch königliche Ordonnanz wieder
in Freiheit gesetzt. Er starb auf seinem Schloß Montferrand. Während seiner Gefangenschaft schrieb
er: »Pensées d'un prisonnier« (Par. 1834, 2 Bde.;
deutsch, Leipz. 1834) und »Histoire des Francs« (Par. 1835; 2. Aufl. 1846, 4 Bde.).
(spr. pesenaß), Stadt im franz. Departement Hérault, Arrondissement Béziers, am Zusammenfluß der Peine und
des Hérault und an den Eisenbahnen Béziers-Lodève und St.-Chinian-Montbazin, hat ein Collège, Handelsgericht,
eine Ackerbauschule, Fabrikation von Hüten, Leinwand, Wollenstoffen, vorzüglichen Wein-, Mandel- und Olivenbau, Handel mit Wein,
Branntwein und Getreide, eine Wollmesse, eine Warenbörse (für Wein und Spirituosen) und (1886) 6347 Einw. Pézenas ist das alte
Piscenä.
L. (Becherpilz), Pilzgattung aus der Unterordnung der Diskomyceten, charakterisiert durch
becher- oder napfförmige Fruchtkörper mit einer auf der freien Oberseite befindlichen, meist andersfarbigen Hymeniumschicht
(Scheibe), welche anfangs krugförmig geschlossen ist, später sich ausbreitet und aus den Sporenschläuchen besteht. Meist
kleine, herdenweise wachsende, mannigfaltig gefärbte, fleischige oder wachsartige Pilze, Arten, welche auf der Erde,
auf faulenden Pflanzenteilen oder parasitisch auf lebenden Pflanzen vorkommen.
Einige der größern Arten sind eßbar, namentlich Peziza acetabulumL., bis 55 cm groß, becherförmig, braun, mit weißem, dickem
Stiel, einzeln auf der Erde in Wäldern
im Frühling und Herbst wachsend, von morchelartigem Geschmack;
Peziza leporina Batsch, 5,5-8
cm hoch, unregelmäßig ohrförmig, mit dickem Stiel, braun bis gelblich, in Nadelwäldern im Herbst; Peziza onotica
Pers., ebenso, fast weißlich, mit blaßgelber Scheibe, in Wäldern im Herbst, und Peziza cochleata Dec., 3-11 cm groß, unregelmäßig,
fast schneckenhausförmig gedreht, braun, mit zimtbrauner Scheibe, in Laubwäldern im Herbst. Von den parasitische Arten verursacht
Peziza ciborioides Fr. den Kleekrebs (s. d.) und Peziza calycina Schum. var. Laricis (Peziza Willkommii R. Hart.)
mit herdenweise wachsenden, 2-5 mm großen, außen weißwolligen Bechern mit gelber bis mennigroter Scheibe, an der Rinde von
Nadelhölzern, besonders der Lärchen, den Lärchenkrebs. Sein Mycelium lebt in der Rinde, welche sich infolgedessen abnorm verdickt,
aufberstet, von Harz durchtränkt erscheint und bisweilen Harzfluß zeigt; oberhalb der Krebsstelle tritt
ein bald rasches, bald erst nach Jahren vollständiges Absterben des Baums ein, der besonders in der Jugend bis zu 15jährigem
Alter von dem Schmarotzer befallen wird.
daRegõa (spr. pesu, regua), Stadt in der portug.
Provinz Traz os Montes, Distrikt Villa Real, am Douro und an der Eisenbahn von Porto ins Dourothal gegen Salamanca,
Hauptort des Weinbezirks Alto-Douro, mit großen Weinniederlagen, wichtigen Weinmärkten und (1878) 3040 Einw.
Bad im schweizer. Kanton St. Gallen, in einer tiefen Schlucht der wilden Tamina, 685 m ü. M. Früher führte
nur ein beschwerlicher Fußsteig zu den Badegebäuden; seit 1852 aber ist eine hübsche Kunststraße längs
der Tamina von Ragaz aus gebaut. Mehrere Quellen von 36° C. sprudeln in einem schaurigen Felsschlund aus tiefen Felsspalten
hervor und zeichnen sich durch eine auffallende Armut an mineralischen Stoffen aus. Die Therme wurde 1038 entdeckt, 1242 das
erste Badehaus errichtet. Zu diesem ließ man die Kranken (nebst dem erforderlichen Proviant) an einem
Seil in die Schlucht hinab; nach Beendigung der Kur zog man sie heraus.
Die gegenwärtigen Lokalitäten, 1704-16 erbaut, befinden sich nur ca. 600 Schritt von den Quellen. Durch eine Röhrenleitung
gelangt ein Teil der Therme thalabwärts nach Ragaz (s. d.). Hoch über dem tief gefurchten Thal, auf frei
vorstehender Bergterrasse, liegt das Dorf Pfäfers (1628 Einw.). Seine Benediktinerabtei,
im 8. Jahrh. gegründet, wurde 1838 aufgehoben und in eine Irrenheilanstalt (St. Pirminsberg) verwandelt. Hinter Dorf Pfäfers, bei
dem Hof Raggol, sind Schieferbrüche im Betrieb.
Vgl. Kaiser, Die Thermen von Ragaz und Pfäfers (5. Aufl., St. Gallen
1869);
1) Christoph Matthäus, protestant. Theolog, geb. zu Stuttgart, wirkte von 1717 bis 1756 als Professor
der Theologie an der Universität zu Tübingen, sodann als Kanzler und Generalsuperintendent zu Gießen, wo er starb.
Er ist bekannt als Gründer des sogen. Kollegialsystems sowie durch seine Bemühungen für eine Union der
Lutheraner und Reformierten, zumeist aber durch die Schrift »De originibus juris ecclesiastici« (Tübing. 1719; 4. Aufl., Ulm 1754).
2) Johann Friedrich, Mathematiker, geb. 22.
mehr
Dez. 1765 zu Stuttgart, ward 1788 Professor der Mathematik in Helmstädt, 1810 in Halle, wo er starb. Er schrieb: »Disquisitiones
analyticae« (Helmstädt 1797);
»Methodus generalis, aequationes differentiarum particularum integrandi«
(Abhandlungen der Berliner Akademie 1814 bis 1815).
Sein Briefwechsel mit Herzog Karl von Württemberg, Bouterwek u. a. erschien
Leipzig 1853.
3) Christoph Heinrich, Physiker und Chemiker, Bruder des vorigen, geb. zu Stuttgart, besuchte die Karls-Akademie, ging 1793 nach
Göttingen, praktizierte als Arzt in Heidenheim, wurde 1797 Professor in Kiel, wo er später auch Chemie lehrte und starb.
Er schrieb: »Über tierische Elektrizität und Reizbarkeit« (Leipz. 1795);
»System der Materia medica nach
chemischen Prinzipien« (das. 1808-24, 7 Bde.);
»Handbuch der analytischen Chemie« (2. Aufl., Altona 1824-25, 2 Bde.);
»Über und gegen den tierischen Magnetismus« (Hamb. 1817);
»Der Elektromagnetismus« (das. 1824);
»Revision der Lehre vom Galvano-Voltaismus« (Altona 1837);
»Parallele der chemischen Theorie
und der Voltaischen Kontakttheorie der galvanischen Kette« (Kiel 1845).
Vgl. seine »Lebenserinnerungen«
(Kiel 1854).
4) Johann Wilhelm Andreas, Mathematiker, Bruder des vorigen, geb. zu Stuttgart, wurde Professor der Mathematik und Direktor
der Sternwarte in Dorpat, lehrte dann in Nürnberg, Würzburg und seit 1818 als Professor der Mathematik zu Erlangen, wo
er starb. Er veröffentlichte eine Reihe mathematischer, physikalischer und optischer Schriften und gab eine Übersetzung
und Zusammenstellung der Arbeiten des ältern Herschel (Stuttg. 1828).
5) Friedrich, Geolog, Sohn des vorigen, geb. zu Erlangen, studierte dort, in München, Prag und Berlin Medizin, Geologie
und Mineralogie, promovierte 1848 als Doktor der Medizin, habilitierte sich 1849 an der Universität Erlangen
und wurde 1855 außerordentlicher, 1863 ordentlicher Professor der Mineralogie u. Geologie daselbst. Er schrieb: »Grundriß der
mathematischen Verhältnisse der Kristalle« (Nördling. 1853);
»Grundriß der Mineralogie« (das. 1860);
»Die vulkanischen Erscheinungen«
(Münch. 1872);
»Allgemeine Geologie als exakte Wissenschaft« (Leipz. 1873);
»Der Mechanismus der Gebirgsbildung« (Heidelb. 1880, Streitschrift gegen Heim etc.);
»Die Naturkräfte in den Alpen« (Münch. 1877);
»Die Entwickelung der Welt auf atomistischer Grundlage« (Heidelb. 1883).
Eine
Reihe popularisierender Aufsätze und Vorträge, in denen Pfaff den Darwinismus bekämpft und die geologische
Forschung mit den biblischen Traditionen in Übereinstimmung zu bringen trachtet, lieferte er zu den »Zeitfragen
des christlichen Volkslebens« und der von ihm und Frommel herausgegebenen »Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk« (Heidelb.).
Pfaff starb in Erlangen.