(s. d.) ward er auf Befehl des Kurfürsten 1574 verhaftet und bis 1586 in Dresden, Leipzig und Rochlitz in harter Gefängnishaft
gehalten. Endlich auf die Fürbitte der zweiten Gemahlin des Kurfürsten, Agnes von Anhalt, freigelassen, trat er als Leibarzt
in die Dienste des Fürsten von Anhalt und starb in Dessau. Von seinen zahlreichen Schriften sind
hervorzuheben: »Commentarius de praecipuis divinationum generibus« (Wittenb. 1553 u.
öfter);
»Elementa doctrinae sphaericae« (das. 1551).
Auch gab er eine Auswahl von Briefen Melanchthons (Wittenb. 1565, 1570) heraus.
Vgl. Henke, Kaspar Peucer und Nikolaus Krell (Marb.
1865);
Calinich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen (Leipz. 1866).
Eduard von, preuß. General, geb. zu Schmiedeberg in Schlesien, trat 1809 in die preußische Artillerie,
ward 1811 zum Offizier befördert und diente 1812 in Rußland, dann in den Befreiungskriegen im Yorkschen Korps mit Auszeichnung.
Nach dem Frieden ward er vornehmlich im Kriegsministerium beschäftigt, 1822 zum Major befördert und an
die Spitze der mit der Oberleitung des Geschützwesens und der Bewaffnung betrauten Abteilung des Kriegsministeriums gestellt;
er betrieb besonders die Einführung des unter seiner Leitung geprüften Zündnadelgewehrs. 1842 Generalmajor, wurde er 1848 zum
preußischen Militärbevollmächtigten bei der Bundesmilitärkommission zu Frankfurt a. M. ernannt.
Hier berief ihn im Juli 1848 der Erzherzog-Reichsverweser zum Reichskriegsminister, welches Amt Peucker 5. Aug., als
der Reichsverweser die Huldigung aller deutschen Armeen forderte, niederlegte, aber nach Unterdrückung des Aufstandes vom 18. Sept. wieder
übernahm und bis bekleidete. Am 20. Mai übernahm er den Oberbefehl über das gegen Baden bestimmte
Operationskorps der Bundestruppen und führte denselben bis zu Ende des Feldzugs, in welchem er den linken Flügel der gesamten
Streitkräfte bildete. Im März 1850 trat er an der Stelle des Generals v. Radowitz in die Bundeszentralkommission und ward im
Dezember, nach der Unterwerfung Preußens zu Olmütz, als preußischer Kommissar nach Kassel zur Wiederherstellung
der Autorität des Kurfürsten gesandt. 1854 wurde er zum Generalinspektor des Militärerziehungs- und Bildungswesens ernannt
und im November 1858 zum General der Infanterie befördert. 1872 pensioniert und ins Herrenhaus berufen, starb er Er
schrieb: »Beiträge zur Beleuchtung einiger Grundlagen für die künftige Wehrverfassung Deutschlands«
(Frankf. 1848) und »Das deutsche Kriegswesen der Urzeiten« (Berl.
1860-64, 3 Bde.), ein Werk von bedeutendem wissenschaftlichen
Wert, wofür ihm die Berliner Universität 1860 das Diplom eines Ehrendoktors der Philosophie erteilte.
Konrad, Altertumsforscher, geb. zu Augsburg, studierte in Padua die Rechtswissenschaft,
verweilte auch einige Zeit in Rom und ward 1493 zum Syndikus in seiner Vaterstadt erwählt. Als Abgeordneter derselben wohnte
er mehreren Reichstagen bei, z. B. dem zu Worms 1521, und ward von Maximilian I. zum kaiserlichen Rat ernannt. Er starb in
Augsburg. Seine Schriften sind für die Altertumskunde in Deutschland von Wichtigkeit, darunter besonders
verdienstlich die »Inscriptiones romanae« (Augsb.
1520). Die sogen. Peutingersche Tafel (Tabula Peutingeriana) ist eine Straßenkarte des römischen Reichs,
auf M. Agrippas Erdkarte
im Porticus Pollä zu Rom basierend, welche in einer Fassung aus dem 3. Jahrh., jedoch in einer spätern Kopie (13. Jahrh.)
erhalten ist.
Dieselbe war auf zwölf Pergamenttafeln (11 davon erhalten) gezeichnet und von Konr. Celtes in Worms gefunden worden. Celtes
überließ sie Peutinger, der an ihrer Herausgabe durch seinen Tod verhindert ward. Nachdem M. Welser bereits 1591 Bruchstücke von
ihr herausgegeben, ward das Original erst 1714 wieder aufgefunden. Es befindet sich in der Hofbibliothek
zu Wien und ward herausgegeben von Mannert (Leipz. 1824, 12 Blätter), von Desjardins (Par. 1869 ff., 18 Lfgn.)
und in Zweidrittel der Originalgröße von Miller (»Die Weltkarte des Castorius, genannt die Peutingersche Tafel«,
Ravensb. 1888), welcher die Hypothese aufstellte, die Tafel sei das Werk des vom ungenannten Kosmographen
aus Ravenna oft citierten Castorius.
Vgl. Herberger, K. Peutinger in seinem Verhältnis zu Kaiser Maximilian (Augsb. 1851);
Paulus, Erklärung
der Peutinger-Tafel (Stuttg. 1867).
(spr. péwwenssi, das röm. Portus Anderida), altes Städtchen in der engl. Grafschaft Sussex, westlich von
Hastings, wo Wilhelm der Eroberer 1066 landete, mit römisch-normännischer Schloßruine und (1881) 365 Einw.
(engl., spr. pjuhter, Hartzinn), weiße und harte Metalllegierung aus 4 Teilen Zinn und 1 Teil Blei oder aus 6 Teilen
Zinn und 1 Teil Antimon oder aus Zinn, Antimon, Wismut und Kupfer.
Das beste Pewter ist reines Zinn mit wenig Kupfer.
Drüsen (nach dem schweizer. Anatomen J. C. ^[Johann Conrad] Peyer, 1653-1712, benannt) bestehen aus sogen.
geschlossenen Lymphdrüsen (s. d.), d. h. sie unterscheiden
sich von den eigentlichen Lymphdrüsen dadurch, daß sie keine einführenden und ausführenden Lymphgefäße besitzen. Indessen
stehen sie mit den sie umspinnenden Lymph- (Chylus-) Gefäßen der Darmschleimhaut in Verbindung und füllen
sich daher nach den Mahlzeiten mit fettreichem, milchweißem Chylus. Auf dem umgekehrten Weg müssen also auch die in ihnen
erzeugten Lymphzellen in das Lymphgefäßsystem auswandern können. Eine krankhafte Anschwellung der Peyerschen Drüsen ist
die Folge jedes Darmkatarrhs; Hauptsitz der Erkrankung aber sind sie beim Unterleibstyphus, wo sie stark
anschwellen, markig infiltriert erscheinen und durch ihr oberflächliches Absterben die sogen. Typhusgeschwüre bilden (s.
Typhus).
(spr. päróng), 1) Vittore Amadeo, ital. Sprachforscher und Koptolog, geb. zu
Turin, wurde Professor der orientalische Sprachen am Athenäum und Sekretär der Akademie daselbst und machte sich besonders um
die koptische Sprache hochverdient. Sein Hauptwerk ist das »Lexicon linguae copticae« (Turin 1835),
wozu später noch ein Supplement
in seiner »Grammatica linguae copticae« (das.
1841) erschien. Eine Abhandlung Peyrons über koptische Worttrennung edierte sein Neffe Bernardino Peyron in dem »Sahidischen
Psalterium« (Turin 1875). Seine Arbeiten über griechisch-ägyptische Papyrusrollen etc. finden sich in
den »Memorie« der Turiner Akademie und in dem Werk »Papyri graeci Musei Taurinensis« (Turin 1826-27). Als Früchte seiner Durchforschung
der Palimpseste der Turiner Universitätsbibliothek gab er unter anderm: »Fragmenta Ciceronis orationum« (Stuttg. 1824),
»Empedoclis et Parmenidis fragmenta« (Leipz.
1810) sowie »Leges ineditae codicis Theodosiani«
mehr
(in den »Memorie« der Akademie) heraus. Seit 1848 Mitglied des Senats, starb er in Turin.
2) Franz. Marineminister, geb. trat 1839 in den Dienst der Marine und machte in derselben eine ungewöhnlich rasche
Karriere, indem er 1841 Aspirant, 1845 Schiffsfähnrich, 1852 Schiffsleutnant, 1861 Fregattenkapitän, 1867 Schiffskapitän, 1877 Konteradmiral, 1881 Vizeadmiral
und Großoffizier der Ehrenlegion wurde. Er machte die Kampagnen in der Ostsee, in der Krim, von Italien, Kotschinchina und Mexiko
mit und kannte namentlich letzteres genau, wo er für seine glänzende Tapferkeit den Grad des Fregattenkapitäns erhielt. Ferry
berief ihn im Herbst 1883 in das Ministerium, nachdem er schon seit 1880 den wichtigen Posten des Generalstabschefs
der Marine innegehabt. 1885 trat er mit Ferry zurück. Seit 1884 ist er Senator.