Notar, dann zum Großhofrichter ernannt und seit 1232 mit den wichtigsten politischen
Missionen betraut. 1247 erhielt er die
Würden eines kaiserlichen
Protonotars und
Logotheten für das
KönigreichSizilien,
[* 2] dessen
Justiz er verwaltete. Gekränkter
Ehrgeiz,
wie es scheint, verleitete ihn dazu, dem
Kaiser durch seinen
Arzt den Giftbecher reichen zu lassen, der
ihn dafür blenden und in
San Miniato einkerkern ließ. Er sollte zum abschreckenden
Beispiel durch das ganze
Königreich geführt
werden, stieß sich aber zu
Pisa
[* 3] in einer
Kirche an einem
Pfeiler den
Schädel ein (1249). Seine »Epistolarum libri VI« (Ausg.
von
Iselin, Basel
[* 4] 1740, 2 Bde.) sind eine wichtige
Quelle
[* 5] für die Geschichte
Friedrichs II. Auch eine Abhandlung:
»De potestate imperiali«, und
Kanzonen und
Sonette hat er hinterlassen.
Mit Unrecht gilt er als Verfasser der sizilischen
Konstitutionen.
Hispānus, nach einigen identisch mit dem 1226 zu
Lissabon
[* 6] gebornen, 1277 in
Rom
[* 7] verstorbenen
PapstJohann XXI.,
nach andern mit einem nicht vor 1260 im
KlosterStella in
Navarra lebenden und dort verstorbenen Dominikanermönch, gilt als
Verfasser des im
Mittelalter verbreiteten
Kompendiums der
Logik unter dem
Titel: »Tractatus summularum«, welches den
Ansprüchen der
Kritik zufolge nichts andres als eine Übersetzung der griechischen
Synopsis »Organi Aristotelici« des
Michael
Phellos (s. d.) ist und zuerst die scholastische
Nomenklatur der syllogistischen
Schlüsse enthält.
Lombardus, berühmter
Scholastiker, auch
Magister sententiarum genannt, geboren bei
Novara in der
Lombardei, studierte
zu
Bologna,
Reims
[* 8] und
Paris,
[* 9] wo er, besonders durch
Abälard gefesselt, sich bleibend niederließ und einer
der gefeiertsten
Lehrer wurde. 1159 zum
Bischof von
Paris erhoben, starb er 1164.
Sein Hauptwerk: »Sententiarum libri IV«, ward
unzähligemal kommentiert und behauptete bis auf die
Reformation ein fast klassisches Ansehen. In ihm erscheint zum erstenmal
im
Abendland die
Dogmatik zusammengeschlossen als ein systematisches Ganze.
IhrenStoff bilden die
Aussprüche
der
Kirchenväter, welche dann unter Widerlegung der verschiedenen
Einwendungen wissenschaftlich begründet werden sollen.
Dies ist die
Methode der
Sententiarier geblieben.
Venerabĭlis, berühmter Theolog und
Asket des
Mittelalters, geb. 1094 zu Montboissier, ward früh von seiner
Mutter dem
Kloster geweiht, stellte als
Abt von
Cluny (seit 1122) die herabgekommene Klosterzucht wieder her. Seine liebevolle
Gesinnung, die ihn die
Kirche vor Anwendung der
Gewalt in Glaubenssachen warnen ließ, machte ihn zum Beschützer des unglücklichen
Abälard (s. d.). Petrus Venerabilis starb 1156. Er hat
Briefe und
Schriften polnischen
Inhalts gegen
Petrobrusianer (s.
Bruys),
Juden und
Sarazenen
hinterlassen.
Vgl.
Wilkens, Petrus Venerabilis der Ehrwürdige (Leipz. 1857).
(altd. betschat, von dem gleichbedeutenden tschech.
pečet, auch Petschier),
Werkzeug, womit bei dem
Siegeln der
Briefe u. dgl. ein Namenszug, eine
[* 1]
Figur
oder ein
Wappen
[* 16] abgedruckt wird.
Der
Griff hat bei den Petschaften verschiedene zierliche Gestalten;
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Karlsbad, an der
Tepl, Sitz eines Bezirksgerichts, hat ein
Schloß
des
Herzogs von
Beaufort-Spontin, zu welchem die
Domäne Petschau mit großen
Forsten gehört, eine Musikschule, Bierbrauerei,
[* 17]
Gerberei
und Schuhwarenerzeugung, und (1880) 2240 Einw., von denen viele
als
Musiker umherreisen.
(Petscheneger), wildes Nomadenvolk türkischen
Stammes, von den
Russen Petschenegi, von den
Deutschen Pecinacer
oder Picenacer, von den Griechen
Bissener genannt und sich selbst Kangli oder Kangar nennend, wohnte ursprünglich im N. des
KaspischenMeers zwischen der
Wolga und dem
Jaik und ward durch die
Wolga von den
Chasaren geschieden, während
es im
S. und SO. die
Uzen zu Nachbarn hatte. Um 870 wurden die Petschenegen durch die verbündeten
Chasaren,
Uzen und
Slawen aus ihren bisherigen
Wohnsitzen vertrieben, wendeten sich in die heutige
Ukraine, verheerten
Bessarabien, die
Walachei und
Moldau und vertrieben 883 die
Ungarn
[* 18] zwischen dem
Don und
Dnjestr aus ihren Sitzen.
sehr beschwerlich fielen. Im 12. Jahrh. hatten sie noch einen kleinen Teil von Siebenbürgen im Besitz; doch waren sie schon
größtenteils den Magyaren steuerpflichtig, verschmolzen dann mit denselben und verschwinden im 13. Jahrh.
spurlos aus der Geschichte.
Vgl. Neumann, Die Völker des südlichen Rußland (Leipz. 1847).