Besonders entwickelt ist die fast ausschließlich von
Deutschen betriebene
Woll- und Baumwollindustrie, welche sich hauptsächlich
in
Lodz konzentriert und seit
Eröffnung der
Warschau-WienerBahn mit einer Zweiglinie nach
Lodz in stetem
Aufschwung begriffen ist. Die Baumwollweberei repräsentiert in ihrer Jahresproduktion einen Wert von 21 Mill.
Rub., die Baumwollspinnerei
von 15 Mill.
Rub., die Wollspinnerei von 11½ Mill.
Rub., die Wollweberei von 12,2 Mill.
Rub., die Tuchweberei von 3,2 Mill.
Rub., die Druckerei und
Färberei von 3,5 Mill.Rub. In zweiter
Linie sind zu nennen: die
Branntweinbrennerei
(4,368,000
Rub.), die Mühlenindustrie (3,370,000
Rub.), die Bierbrauerei
[* 8] (915,000
Rub.). Außerdem gibt es noch Rübenzuckerfabrikation,
Ziegeleien,
Ölschlägereien, Zementfabriken,
Glas-,
Lichte-,
Leder-, Leinwandfabrikation u. a. Die Zahl aller Lehranstalten
ist (1883) 573 mit 39,580
Schülern, nämlich 569
Volksschulen, 3
Mittelschulen und eine Handwerkerschule.
Das
Gouvernement zerfällt in acht
Kreise:
[* 9]
Bendin,
Bresiny,
Czenstochowa,
Lask,
Lodz,
Nowo-Radomsk, Petrokow und
Rawa.
Bemerkenswert sind ferner die drei Fabrikstädte Sgersh,
Pabianize und Tamaschow, in denen sich neben
Lodz auch der Großhandel
des
Gouvernements konzentriert. Die gleichnamige Hauptstadt, an der
Strada und der
Warschau-WienerBahn, hat eine lutherische,
eine griechische und mehrere katholische, zum Teil in gotischem
Stil erbaute
Kirchen, mehrere Klöster,
eine
Synagoge, ein
Gymnasium, ein Mädchenprogymnasium, schönes
Rathaus, verfallenes
Schloß, eine Judenvorstadt und (1885)
24,866 Einw. Petrokow ist eine der ältesten
StädtePolens; unter der Jagellonischen Dynastie im 15. und 16. Jahrh. wurden hier
die
Reichstage gehalten und die
Könige gewählt; später war Petrokow der Sitz des Oberlandesgerichts (Krontribunals)
für die großpolnischen
Provinzen. König
Kasimir d. Gr. ließ die Stadt mit einer
Mauer umgeben und das
Schloß erbauen. 1769 wurden
hier die Anhänger der
BarerKonföderation von den
Russen geschlagen.
[* 1]
(Petroleummotor),
[* 12] ein
Motor, welcher durch die bei der
Verbrennung von fein zerteiltem
Petroleum
mit atmosphärischer
Luft erhaltene motorische
Kraft
[* 13] in
Gang
[* 14] gesetzt wird. Die erste brauchbare Petroleumkraftmaschine wurde von
Hock in
Wien
[* 15] konstruiert,
erregte 1873-76 Aufsehen, konnte sich jedoch, hauptsächlich wegen zu großer Betriebskosten, nicht lange
halten und ist jetzt veraltet. Die Hocksche Petroleumkraftmaschine war einer einfach wirkenden horizontalen
Dampfmaschine
[* 16] ähnlich konstruiert.
Ihr
Kolben saugte während des ersten Drittels seines Vorganges aus einer feinen Öffnung
Petroleum an, welches von einem
Strom
eingepumpter
Luft getroffen und fein zerstäubt wurde. Der nun eintretenden
Entzündung des Gasmisches
von
Petroleum und
Luft folgte eine allmähliche
Verbrennung, durch welche der zur
Bewegung des
Kolbens nötige
Druck hervorgerufen
wurde. Die
Maschine
[* 17] verbrauchte pro
Stunde und
Pferdekraft etwa 1,25 kg
Petroleum. Seit der
Ausstellung zu
Philadelphia
[* 18] von 1876 allgemein
bekannt und vielfach angepriesen ist die Petroleumkraftmaschine von Brayton.
Dieselbe ist in ihrer ersten
Anordnung ebenfalls als liegende
Maschine, jedoch im
Gegensatz zur Hockschen
doppelt wirkend ausgeführt.
Petroleum und
Luft werden hier nicht, wie bei der letztern, durch Luftverdünnung im
Cylinder unter dem
Druck der äußern
Atmosphäre
in den
Cylinder befördert, sondern vermittelst
Pumpen
[* 19] unter hohem
Druck eingeführt. An jedem Cylinderende
ist eine mit Fasermaterial,
Filz oder
Schwamm angefüllte
Kammer angebracht, welche durch eine kleine
Pumpe
[* 20] kontinuierlich mit
Petroleum gespeist wird, während die mit
Petroleum getränkte
Masse kontinuierlich von einem feinen Luftstrahl durchströmt
wird. Dadurch bildet sich eine Art Petroleumnebel, der sich auf einem
Drahtgewebe als Schaum nieder-
schlägt, um darauf mit reichlich zugeführter Luftmenge zu verbrennen. - Eine neuere Form der Braytonschen Petroleumkraftmaschine ist
in
[* 21]
Fig. 1 dargestellt. In dem kastenförmigen Gestell dd ist die gekröpfte Kurbelwelle c gelagert, während der Arbeitscylinder
e und der Kompressionscylinder f von oben eingehängt sind. Unter ihnen liegt ein Balancier
[* 22] g mit unsymmetrischen
Armen derart, daß der Kolbenhub des Kompressionscylinders halb so groß wie der des Arbeitscylinders ist und nur ein
Drittel des Kurbeldurchmessers beträgt.
Beide Cylinder e und f sind unten offen, also nur einfach wirkend. Der Kompressionscylinder entsendet Luft entweder direkt
zum Arbeitscylinder oder in zwei Reservoirs h, welche teils als Druckregulatoren, teils zur Aufnahme eines
Luftvorrats zum Anlassen der Maschine nach Betriebspausen dienen. Der Treibcylinder, dessen oberer Teil durch
[* 21]
Fig. 2 in größerm
Maßstab
[* 23] dargestellt ist, hat in seinem Deckel ein Austrittsventil a für die Verbrennungsgase und die Einführungsvorrichtung
für Petroleum und Luft.
Das Petroleum wird von einer Pumpe p durch eine Bohrung x' in den ringförmigen, mit Fasermaterial erfüllten
Raum y gedruckt, während zugleich durch die mit den Windsammlern kommunizierende Bohrung x Luft in geringer Menge kontinuierlich
hindurchstreicht und das Petroleum in Schaumform an dem Diaphragma z, welches aus gelochten Blechscheiben mit zwischenliegendem
Drahtnetz gebildet wird, niederschlägt. Bläst nun durch das zu Beginn des Kolbenhubs von der Maschine
geöffnete Luftzuführungsventil b ein kräftiger Luftstrom, so schwängert er sich beim Durchstreichen des Diaphragmas mit
Petroleumbläschen, und das Gemisch wird im Moment des Übertritts in den Raum v durch eine dort kontinuierlich brennende Flamme
[* 24] entzündet, welche durch den die Schaumbildung erzielenden kontinuierlichen Luftstrom gespeist wird.
Ein Durchschlagen der Flammen nach dem Raum y wird durch das wie das Drahtnetz einer Sicherheitslampe fungierende Diaphragma verhindert.
Nach einem gewissen Kolbenweg wird das Luftventil b geschlossen, so daß die treibende Flamme erlischt und nur die Zündflamme
weiterbrennt, worauf die Verbrennungsgase durch Expansion auf den Kolben treibend wirken. Beim Rückgang
des Kolbens, der ebenso wie der Vorgang der Kompressionspumpe nur durch die Einwirkung der lebendigen Kraft des Schwungrads hervorgebracht
wird, entweichen die verbrannten Gase
[* 25] durch Ventil
[* 26] a. Die Regulierung der Maschine erfolgt durch einen horizontalen Zentrifugalregulator
in der Weise, daß das Luftventil b früher geschlossen wird, wenn die Maschine zu schnell geht, und umgekehrt.