trennt worden und bei der Schwierigkeit des
Schlusses von der
Beschaffenheit des einen Teils auf die
Eigenschaften eines andern
Teils desselben
Organismus eine
Quelle
[* 2] der Verwirrung, namentlich im
Sinn unnötiger Namensgebung, geworden (man denke an die
im
Kiefer eines Cestracions nebeneinander vorkommenden verschiedenen Zahnformen, an die Verschiedenheit zwischen
Wurzel- und
Stengelblättern bei den
Pflanzen etc.). Ein wichtiges Hilfsmittel zur bessern
Erkenntnis vieler
Versteinerungen ist ein vorsichtiges
Herausarbeiten
(Präparieren) aus dem einschließenden
Gestein, das Nehmen von
Abgüssen mittels
Gips,
[* 3]
Wachs oder
Guttapercha bei
konkaven
Abdrücken, um ein konvexes, besser untersuchbares
Objekt herzustellen, und in günstigen
Fällen der
Erhaltung die
Anfertigung mikroskopischer Schliffe.
Doch ließ er sich durch nichts schrecken, was die mächtige katholische
Partei, geführt von dem
Bischof von
Linköping, Braske,
und dem
Erzbischof von
Upsala,
[* 11]
Magnus, gegen ihn persönlich unternahm.
Olaus verheiratete sich 1525 und
fuhr fort, durch
Predigten und
Schriften, insbesondere durch eine schwedische
Agende: »Manuale sueticum«, sowie durch eine
Liturgie:
»Ordo missae sueticae«, für die Verbreitung der neuen
Lehre
[* 12] zu wirken;
1539 wurde
er als
Pastor an der Hauptkirche in
Stockholm angestellt. Da indessen der König die sämtlichen
Güter
der
Kirche nur zu weltlichen
Zwecken verwendete, so sprach
Olaus seine Unzufriedenheit offen aus;
als er aber einen gegen den
König angezettelten Mordplan nicht angezeigt hatte,
weil er ihm in der
Beichte mitgeteilt worden war, so
wurde er 1540 zum
Tod verurteilt.
Doch gelang es seiner
Gemeinde, seine
Begnadigung auszuwirken. In sein
Amt 1543 wieder eingesetzt,
starb er Unter seinen vielen
Schriften ist besonders eine »Kronik« merkwürdig, welche er nach alten
Urkunden über die ältere schwedische Geschichte verfaßt hat.
Sein jüngerer
Bruder, Laurentius, besaß
zwar nicht die Unerschrockenheit und
Beredsamkeit des
Olaus, übertraf ihn aber sowohl an
Gelehrsamkeit als an
Ruhe und Mäßigung.
Er wurde deshalb schon 1531 zum ersten lutherischen
Erzbischof von
Upsala erwählt.
Der König wies ihm große Einkünfte
zu und gab ihm eine Anverwandte seines
Hauses zur
Gattin. Er war
besonders thätig bei der Bearbeitung einer vollständigen
Bibelübersetzung, welche auch 1540 und 1541
in Folio
(Bibel
[* 13]
Gustavs
I.) erschien, und schrieb:
»Then svenska kyrkeordning« (1571), welche noch heutigestags Grundlage der schwedischen
Kirchenverfassung
ist. Er starb 1573.
Kettenfeier, kathol.
Kirchenfest, das 1. August als
Ersatz für die altrömischen feriae
Augusti gefeiert wird und sich
auf die
Legende gründet, die oströmische
KaiserinEudoxia habe zu
Jerusalem
[* 17] die
Kette erhalten, mit welcher
einst der
ApostelPetrus daselbst gefesselt worden war,
und sie nach
Rom
[* 18] geschickt.
Dort hielt man die
Kette mit derjenigen zusammen,
die
Petrus in seiner römischen Gefangenschaft getragen hatte, und durch ein
Wunder wurden beide plötzlich
so ineinander verschlungen, daß man sie nicht wieder trennen konnte. Zur
Aufbewahrung dieser beiden
Ketten wurde die
Kirche
Pietro in Vincoli erbaut und das Kirchweihfest derselben zum
Fest für die ganze
Christenheit erhoben.
(franz. Poitrinal, spr. poa-), eine zwischen
Arkebuse und
Pistole stehende Reiterwaffe des 16. Jahrh., die ihrer
Schwere wegen an einem
Riemen über der
Schulter getragen und beim
Schießen
[* 19] gegen den
Panzer gestemmt wurde, woher sie ihren
Namen haben soll.
Besonders entwickelt ist die fast ausschließlich von Deutschen betriebene Woll- und Baumwollindustrie, welche sich hauptsächlich
in Lodz konzentriert und seit Eröffnung der Warschau-WienerBahn mit einer Zweiglinie nach Lodz in stetem
Aufschwung begriffen ist. Die Baumwollweberei repräsentiert in ihrer Jahresproduktion einen Wert von 21 Mill. Rub., die Baumwollspinnerei
von 15 Mill. Rub., die Wollspinnerei von 11½ Mill. Rub., die Wollweberei von 12,2 Mill. Rub., die Tuchweberei von 3,2 Mill.
Rub., die Druckerei und Färberei von 3,5 Mill. Rub. In zweiter Linie sind zu nennen: die Branntweinbrennerei
(4,368,000 Rub.), die Mühlenindustrie (3,370,000 Rub.), die Bierbrauerei
[* 35] (915,000 Rub.). Außerdem gibt es noch Rübenzuckerfabrikation,
Ziegeleien, Ölschlägereien, Zementfabriken, Glas-, Lichte-, Leder-, Leinwandfabrikation u. a. Die Zahl aller Lehranstalten
ist (1883) 573 mit 39,580 Schülern, nämlich 569 Volksschulen, 3 Mittelschulen und eine Handwerkerschule.
Das Gouvernement zerfällt in acht Kreise:
[* 36] Bendin, Bresiny, Czenstochowa, Lask, Lodz, Nowo-Radomsk, Petrokow und Rawa.
Bemerkenswert sind ferner die drei Fabrikstädte Sgersh, Pabianize und Tamaschow, in denen sich neben Lodz auch der Großhandel
des Gouvernements konzentriert. Die gleichnamige Hauptstadt, an der Strada und der Warschau-WienerBahn, hat eine lutherische,
eine griechische und mehrere katholische, zum Teil in gotischem Stil erbaute Kirchen, mehrere Klöster,
eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Mädchenprogymnasium, schönes Rathaus, verfallenes Schloß, eine Judenvorstadt und (1885)
24,866 Einw. Petrokow ist eine der ältesten StädtePolens; unter der Jagellonischen Dynastie im 15. und 16. Jahrh. wurden hier
die Reichstage gehalten und die Könige gewählt; später war Petrokow der Sitz des Oberlandesgerichts (Krontribunals)
für die großpolnischen Provinzen. König Kasimir d. Gr. ließ die Stadt mit einer Mauer umgeben und das Schloß erbauen. 1769 wurden
hier die Anhänger der BarerKonföderation von den Russen geschlagen.