trennt worden und bei der Schwierigkeit des Schlusses von der Beschaffenheit des einen Teils auf die Eigenschaften eines andern
Teils desselben Organismus eine Quelle der Verwirrung, namentlich im Sinn unnötiger Namensgebung, geworden (man denke an die
im Kiefer eines Cestracions nebeneinander vorkommenden verschiedenen Zahnformen, an die Verschiedenheit zwischen Wurzel- und
Stengelblättern bei den Pflanzen etc.). Ein wichtiges Hilfsmittel zur bessern Erkenntnis vieler Versteinerungen ist ein vorsichtiges
Herausarbeiten (Präparieren) aus dem einschließenden Gestein, das Nehmen von Abgüssen mittels Gips, Wachs oder Guttapercha bei
konkaven Abdrücken, um ein konvexes, besser untersuchbares Objekt herzustellen, und in günstigen Fällen der Erhaltung die
Anfertigung mikroskopischer Schliffe.
Über die verschiedene Auffassung, welcher die Petrefakten im Lauf der Zeiten unterlegen sind, sowie über den großen Wert der Petrefakten zur
Beurteilung des Zustandes der Erde in frühern Perioden und über die Wichtigkeit derselben zur Entscheidung geologischer Fragen
und solcher aus dem Gebiet der Entwickelungsgeschichte vgl. Paläontologie.
Marcus, röm. Feldherr, vernichtete 62 v. Chr. als Unterfeldherr des Antonius bei Pistoria
das Catilinarische Heer, befehligte 54-49 nebst Afranius das Heer des Pompejus in Spanien, wurde 49 von Cäsar bei Ilerda zur Ergebung
gezwungen, ging dann nach Afrika, wo er die Reste der Pompejaner sammelte, und tötete sich nach der Niederlage
bei Thapsos 46.
Olaus und Laurentius, die schwedischen Reformatoren, Söhne eines Schmiedes zu Örebro. Olaus studierte seit 1516 in
Wittenberg, wo Luther auf ihn einen großen Einfluß ausübte, promovierte dort 1518, kehrte 1519 nach Schweden zurück und
verkündete als Diakonus in Strengnäs sogleich reformatorische Grundsätze. Als erster Prediger nach Stockholm
versetzt, mußte er zwar von dem König Vorwürfe entgegennehmen, weil er während der Abwesenheit desselben 1524 den deutschen
Wiedertäufern in Stockholm nicht streng genug entgegengetreten war.
Doch ließ er sich durch nichts schrecken, was die mächtige katholische Partei, geführt von dem Bischof von Linköping, Braske,
und dem Erzbischof von Upsala, Magnus, gegen ihn persönlich unternahm. Olaus verheiratete sich 1525 und
fuhr fort, durch Predigten und Schriften, insbesondere durch eine schwedische Agende: »Manuale sueticum«, sowie durch eine Liturgie:
»Ordo missae sueticae«, für die Verbreitung der neuen Lehre zu wirken;
dabei war er 1531-33 Kanzler des Königs;
1539 wurde
er als Pastor an der Hauptkirche in Stockholm angestellt. Da indessen der König die sämtlichen Güter
der Kirche nur zu weltlichen Zwecken verwendete, so sprach Olaus seine Unzufriedenheit offen aus;
als er aber einen gegen den
König angezettelten Mordplan nicht angezeigt hatte, weil er ihm in der Beichte mitgeteilt worden war, so
wurde er 1540 zum Tod verurteilt.
Doch gelang es seiner Gemeinde, seine Begnadigung auszuwirken. In sein Amt 1543 wieder eingesetzt,
starb er 19. April 1552. Unter seinen vielen Schriften ist besonders eine »Kronik« merkwürdig, welche er nach alten
Urkunden über die ältere schwedische Geschichte verfaßt hat. Sein jüngerer Bruder, Laurentius, besaß
zwar nicht die Unerschrockenheit und Beredsamkeit des Olaus, übertraf ihn aber sowohl an Gelehrsamkeit als an Ruhe und Mäßigung.
Er wurde deshalb schon 1531 zum ersten lutherischen Erzbischof von Upsala erwählt.
Der König wies ihm große Einkünfte
zu und gab ihm eine Anverwandte seines Hauses zur Gattin. Er war
besonders thätig bei der Bearbeitung einer vollständigen Bibelübersetzung, welche auch 1540 und 1541 in Folio (Bibel Gustavs
I.) erschien, und schrieb: »Then svenska kyrkeordning« (1571), welche noch heutigestags Grundlage der schwedischen Kirchenverfassung
ist. Er starb 1573.
Vgl. Weidling, Schwedische Geschichte im Zeitalter der Reformation (Gotha 1882).
Kettenfeier, kathol. Kirchenfest, das 1. August als Ersatz für die altrömischen feriae Augusti gefeiert wird und sich
auf die Legende gründet, die oströmische Kaiserin Eudoxia habe zu Jerusalem die Kette erhalten, mit welcher
einst der Apostel Petrus daselbst gefesselt worden war, und sie nach Rom geschickt. Dort hielt man die Kette mit derjenigen zusammen,
die Petrus in seiner römischen Gefangenschaft getragen hatte, und durch ein Wunder wurden beide plötzlich
so ineinander verschlungen, daß man sie nicht wieder trennen konnte. Zur Aufbewahrung dieser beiden Ketten wurde die Kirche
Pietro in Vincoli erbaut und das Kirchweihfest derselben zum Fest für die ganze Christenheit erhoben.
(franz. Poitrinal, spr. poa-), eine zwischen
Arkebuse und Pistole stehende Reiterwaffe des 16. Jahrh., die ihrer Schwere wegen an einem Riemen über der
Schulter getragen und beim Schießen gegen den Panzer gestemmt wurde, woher sie ihren Namen haben soll.
kathol. Weltgeistliche, weil der Apostel Petrus als Stifter des Predigtamtes gilt (s. Kleriker);
auch eine der
Parteien, in welche die christliche Gemeinde zu Korinth und auch sonst vielfach das Urchristentum geteilt
war (1. Kor. 1, 12).
Stadt im kroatisch-slawon. Komitat Agram, an der Kulpa, mit einem Schloß, 2 Kirchen, (1881) 4478 Einw., bedeutendem
Seidenbau, Schiffahrt und Produktenhandel. Petrinja hat einen Gerichtshof, eine Gewerbekammer, Lehrerpräparandie und Unterrealschule
und war Amtssitz des ehemaligen kroatischen Militärgrenzdistrikts Petrinja (Banaldistrikt) zwischen
der Kulpa und Unna, welcher 2770 qkm (50 QM.) umfaßte und 1886 dem Komitat Agram einverleibt wurde.
Stuhlfeier, seit dem 6. Jahrh. Fest der röm. Kirche zur Erinnerung an die Errichtung der Bischofsstühle zu Rom und
Antiochia durch den Apostel Petrus, wird für den römischen Stuhl 18. Januar, für den zu Antiochia nach Pauls IV.
Bestimmung (1557) 22. Februar gefeiert.
(poln. Piotrkow, deutsch Petrikau), russisch-poln. Gouvernement, im S. an Galizien, im SW. an Preußen (Schlesien),
im W. an das Gouvernement Kalisch, im N. an Warschau, im O. an Radom und Kjelzy grenzend, hat ein Areal von
12,249 qkm (222,5 QM.). Das Land ist flach, gegen S. wellenförmig
ansteigend, der Boden sandig oder sandig-lehmig. Die Bevölkerung beträgt (1883) 865,777, d. h. 71 Einw.
pro QKilometer, darunter ca. 75 Proz. Katholiken, 13 Proz. Protestanten und 12 Proz. Juden. Alle Getreidearten
gedeihen; über den innern
mehr
Bedarf werden aber fast nur Kartoffeln, Runkelrüben und etwas Hafer gebaut. Das Erdreich liefert Steinkohlen, Eisen, Zink, Galmei,
Kalk und Zement. Der Viehbestand betrug 1878: 178,500 Stück Hornvieh, 447,000 Schafe, 79,500 Schweine und 65,400 Pferde. Die Gesamtproduktion
aus Feldbau und Viehzucht repräsentierte 1878 einen Wert von 16¾ Mill. Rubel. Die Industrie ist sehr bedeutend;
man zählte 1884: 1858 Fabriken mit 43,649 Arbeitern. Der Wert der gesamten Produktion wird auf 83,615,000 Rub. angegeben.
Besonders entwickelt ist die fast ausschließlich von Deutschen betriebene Woll- und Baumwollindustrie, welche sich hauptsächlich
in Lodz konzentriert und seit Eröffnung der Warschau-Wiener Bahn mit einer Zweiglinie nach Lodz in stetem
Aufschwung begriffen ist. Die Baumwollweberei repräsentiert in ihrer Jahresproduktion einen Wert von 21 Mill. Rub., die Baumwollspinnerei
von 15 Mill. Rub., die Wollspinnerei von 11½ Mill. Rub., die Wollweberei von 12,2 Mill. Rub., die Tuchweberei von 3,2 Mill.
Rub., die Druckerei und Färberei von 3,5 Mill. Rub. In zweiter Linie sind zu nennen: die Branntweinbrennerei
(4,368,000 Rub.), die Mühlenindustrie (3,370,000 Rub.), die Bierbrauerei (915,000 Rub.). Außerdem gibt es noch Rübenzuckerfabrikation,
Ziegeleien, Ölschlägereien, Zementfabriken, Glas-, Lichte-, Leder-, Leinwandfabrikation u. a. Die Zahl aller Lehranstalten
ist (1883) 573 mit 39,580 Schülern, nämlich 569 Volksschulen, 3 Mittelschulen und eine Handwerkerschule.
Das Gouvernement zerfällt in acht Kreise: Bendin, Bresiny, Czenstochowa, Lask, Lodz, Nowo-Radomsk, Petrokow und Rawa.
Bemerkenswert sind ferner die drei Fabrikstädte Sgersh, Pabianize und Tamaschow, in denen sich neben Lodz auch der Großhandel
des Gouvernements konzentriert. Die gleichnamige Hauptstadt, an der Strada und der Warschau-Wiener Bahn, hat eine lutherische,
eine griechische und mehrere katholische, zum Teil in gotischem Stil erbaute Kirchen, mehrere Klöster,
eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Mädchenprogymnasium, schönes Rathaus, verfallenes Schloß, eine Judenvorstadt und (1885)
24,866 Einw. Petrokow ist eine der ältesten Städte Polens; unter der Jagellonischen Dynastie im 15. und 16. Jahrh. wurden hier
die Reichstage gehalten und die Könige gewählt; später war Petrokow der Sitz des Oberlandesgerichts (Krontribunals)
für die großpolnischen Provinzen. König Kasimir d. Gr. ließ die Stadt mit einer Mauer umgeben und das Schloß erbauen. 1769 wurden
hier die Anhänger der Barer Konföderation von den Russen geschlagen.