Bei Gelegenheit der entscheidenden
Schlacht bei
Schäßburg wurde er zum letztenmal gesehen, und nach längerm
Zweifel
ward endlich mit
Gewißheit angenommen, daß er dort gefallen und mit vielen andern
Opfern jenes
Tags in einem gemeinsamen
Grabe
bestattet worden sei. Petöfis
Lyrik zeichnet sich durch
Wahrheit und Natürlichkeit aus; er war der erste,
der sich gegen die lederne
Schul- und Regelpoesie auflehnte; welche bis dahin in der ungarischen Litteratur alleinherrschend
gewesen, und an
Stelle der klassischen konventionellen
Rhetorik den ungekünstelten Naturschrei setzte.
Die
Wahrheit und Realistik verschaffte seinen
Dichtungen einen ungeheuern Erfolg bei seiner
Nation und machte sie
zu wahren Volksliedern, in denen die leidenschaftliche
Glut sowie die
Melancholie und der
Humor des ungarischen
Naturells zum
reinsten
Ausdruck kamen. Die erste vollständige Sammlung von denselben erschien 1874 in einer illustrierten Prachtausgabe,
der später zahlreiche andre, darunter auch billige, Volksausgaben folgten. Die erste deutsche Übersetzung Petöfischer
Gedichte veröffentlichte A.
Dux
(Wien
[* 2] 1846, neue Ausg. 1867); ihm folgten
Kértbeny (mit mehreren Sammlungen),
Szarvady u.
Hartmann (Stuttg. 1853),
Opitz (2. Aufl.,
Pest 1868, 2 Bde.), H. v. Meltzl
(2. Aufl.,
Münch. 1883), Neugebauer (2. Aufl., Leipz. 1885), Aigner
(Budapest
[* 3] 1880-82), A.
Teniers
(Halle
[* 4] 1887). Aus dem
Deutschen
wurden Petöfis
Dichtungen auch in andre fremde
Sprachenübertragen, so ins
Englische
[* 5] von
Bowring,
Butler
u. a., ins
Französische von
Sayous,
Desbordes-Valmore, Dozon u. a.
Stadt im Edomiterland, 104 km vom
ArabischenMeerbusen, in einem Felsenthal
am Ostfuß des
BergsHor, der
Sage nach von Recham, König der
Midianiter, erbaut, hieß eigentlich
Sela (»Felsenstadt«) und wurde
vom König
Amazia, der sie eroberte,
Jokteel und erst in der griechischen Zeit Petra genannt. Petra war durch die große bei ihr
vorüberziehende
Straße vom
RotenMeer nach N. ein wichtiger Handelsplatz. Nach ihr wurde das
Peträische Arabien
benannt. Seit etwa 300
v. Chr. bis 200
n. Chr. war es die Hauptstadt der
Nabatäer.
Des
AntigonosGeneralAthenäos überfiel 312 Petra und plünderte es, ward aber wieder vertrieben und sein
Heer aufgerieben;
Demetrios
belagerte darauf die unzugängliche Felsenstadt vergeblich. Erst Trajan unterwarf sie 105 den
Römern.
Seit Anfang des 5. Jahrh. War Petra ein christlicher Metropolitansitz unter dem
Patriarchat von
Jerusalem.
[* 9] Mit der mohammedanischen
Eroberung verlor es seine Bedeutung und hieß seitdem
WadiMusa
(»Thal des
Moses«). Die großartigen
Ruinen aus spätrömischer
Zeit (Felsengräber, Reste eines
Amphitheaters, mehrere
Tempel,
[* 10] ein
Triumphbogen etc.) wurden 1812 von
Seetzen
und
Burckhardt wieder aufgefunden, dann von den Engländern Irby und Mangles, den
FranzosenGrafenLéon de
Laborde und Linant
(»Voyage dans l'Arabie Pétrée«, Par. 1830),
dem
Herzog von
Luynes ("
Voyage d'exploration etc.«, das. 1875) u. a.
besucht.
(Petralia
Soprana und Petralia Sottana), zwei
Flecken in der ital.
ProvinzPalermo
[* 11]
(Sizilien),
[* 12]
Kreis
[* 13]
Cefalù, ersterer, auf
einer Anhöhe gelegen, hat eine Hauptkirche, eine Reformatenkirche (mit schönem Holzkruzifix von
Fra Umile) und (1881) 2651 Einw.;
letzterer, am
Fuß der Anhöhe, hat
Wein- und Ölbau und (1881) 5244 Einw.
Francesco, der größte lyrische Dichter
Italiens
[* 14] und zugleich einer der größten
Gelehrten
seiner Zeit, wurde zu
Arezzo geboren.
SeinVater Pietro di
Parenzo, nach italienische
Weise im Diminutiv Petracco (lat.
Petracchus), ein
Notar aus
Florenz,
[* 15] war, als zur
Partei der
Weißen gehörig, 1302 zugleich mit
Dante u. a. verbannt worden
und begab sich nach mehrjährigem Aufenthalt in
Arezzo und in
Pisa
[* 16] 1313 mit seiner
Familie nach
Avignon, wo damals der päpstliche
Hof
[* 17] sich aufhielt, schickte aber letztere nach dem benachbarten
Carpentras, wo der junge Petrárca vier glückliche Jahre verlebte.
Hier erhielt er von dem
Grammatiker Connevole da
Prato, der schon in
Pisa sein
Lehrer gewesen war,
Unterricht
in der
Grammatik,
Logik und
Rhetorik und widmete sich hierauf dem
Wunsch seines
Vaters gemäß seit 1318 zu
Montpellier
[* 18] und seit 1322 noch
drei Jahre zu
Bologna der
Rechtswissenschaft, beschäftigte sich jedoch vorzugsweise mit klassischen
Studien. Nach dem
Tod seines
Vaters (1326), dem bald darauf auch die
Mutter ins
Grab folgte, kehrte er nach
Avignon zurück, wo er die
Bekanntschaft der reichen
FamilieColonna machte, welche seit ihren Streitigkeiten mit
Bonifacius VIII. dorthin ausgewandert
war. Da seine Eltern ihm kein
Vermögen hinterlassen hatten, trat er in den geistlichen
Stand, nahm jedoch nur die
niedern
Weihen. In
Avignon war es auch, wo er 1327 zum erstenmal die Geliebte sah, welche er in seinen Gedichten unter dem
NamenLaura (s. d.) feiert.
Ungeheilt von seiner
Liebe kehrte er nach
Frankreich zurück und kaufte sich an der durch ihn so berühmt
gewordenen
Quelle
[* 27] von
Vaucluse im reizenden
Thal der Sorgue in der
Nähe von
Avignon ein kleines
Haus, wo er nun mehrere Jahre
in der
Stille seinen
Studien lebte. Viele seiner schönsten Gedichte an
Laura entstanden hier, auch der größte Teil seiner
lateinischen
Eklogen, viele seiner lateinischen
Episteln, zahlreiche
Briefe und das Werk
»De vita solitaria
libri II«.
Seine
Poesien erwarben ihm bald den höchsten
Ruhm. Vom römischen
Senat und dem
Kanzler der
PariserUniversität gleichzeitig
eingeladen, die Dichterkrone entgegenzunehmen, entschied sich Petrárca für den von
Rom angebotenen Lorbeer und empfing denselben
am ersten Ostertag auf dem
Kapitol aus der
Hand
[* 28] des
Senators Orso dell' Anguillara. Petrárca ließ
hierauf den
Kranz am
Altar
[* 29] der
Peterskirche aufhängen. Auf der Rückreise verweilte er ein Jahr in
Parma
[* 30] bei seinem
Freund Azzo
da
Correggio, der sich eben erst zum
Herrn dieser Stadt gemacht hatte. Nach
¶
mehr
Avignon zurückgekehrt, richtete er ein drittes Gedicht an den Papst, worin er ihn zur Rückkehr nach Rom aufforderte, und erhielt
dafür das Priorat von Migliarino in der DiözesePisa. Von Ende Mai 1342 bis Anfang September 1343 hielt sich Petrárca teils in Avignon,
teils in Vaucluse auf und vollendete in diesem Zeitraum eins seiner bedeutendsten Werke, das gewöhnlich
»De contemtu mundi libri III« überschrieben ist, von ihm selbst aber »Secretum
suum« genannt wurde. Durch den Griechen Barlaam lernte er damals die Elemente der griechischen Sprache
[* 32] kennen. Im September 1343 unternahm
er im Auftrag des Papstes und des KardinalsColonna eine Reise nach Neapel
[* 33] und kehrte sodann über Verona,
[* 34] wo er ein Manuskript der BriefeCiceros »Ad familiares« fand, und durch die Schweiz
[* 35] im Dezember 1345 nach Avignon zurück.
Ein ihm vom Papst angetragenes Bistum schlug er aus, weil er »genug mit der Sorge um seine eigne Seele zu thun habe«;
dagegen erhielt er im folgenden Jahr ein Kanonikat in Parma. Die Nachricht von der Erhebung des römischen Volkes gegen seine
adligen Tyrannen und von der Ernennung ColaRienzis zum Volkstribun begeisterte ihn zu einem Brief an den letztern und an das
römische Volk, in welchem wir den Dichter in den Ideen des römischen Altertums schwärmen sehen. Da solche
Gesinnungsäußerungen sein gutes Einvernehmen mit dem KardinalColonna trübten, begab sich Petrárca 1347 nach Padua,
[* 36] wo er von Jacopo
da Carrara 1348 ein Kanonikat erhielt, und lebte nun abwechselnd in Padua, Parma und Verona. In Parma erhielt er 1348 die Nachricht
von dem Tod seiner Laura, welcher ihn in die tiefste Trauer versetzte.
Das Jahr 1350, ein Jubeljahr, rief ihn nach Rom. Auf dem Weg dahin besuchte er zum erstenmal seine Vaterstadt Florenz, wo er
mit Boccaccio innige Freundschaft schloß. In Padua ward ihm durch diesen ein Schreiben der RepublikFlorenz überreicht,
worin ihm die Zurückgabe seiner väterlichen Güter angekündigt und er eingeladen ward, nach Florenz zu kommen, um an der
neugestifteten Universität zu wirken. Da er aber den letztern Antrag ablehnte, so nahmen die Florentiner
[* 37] auch ihre Schenkung
wieder zurück.
Von Vaucluse aus, wohin er im Sommer 1351 zurückkehrt, nahm er sich Rienzis, der im Kerker schmachtete,
eifrig an. Im Mai 1353 begab er sich wieder nach Italien,
[* 38] zunächst an den Hof des Erzbischofs von Mailand,
[* 39] Giovanni de' Visconti,
und brachte fast zehn Jahre in und bei Mailand im engsten Verhältnis mit den Visconti zu, die ihn zu manchen Sendungen gebrauchten.
KaiserKarl IV. empfing ihn bei seinem Besuch in Italien überaus freundlich und unterhielt sich tagelang mit ihm; fand sich
jedoch in seinen Erwartung von ihm getäuscht und schrieb einen Brief von großer Kühnheit an den Kaiser.
Gerüchte, daß dieser einen neuen Zug
nach Italien beabsichtige, veranlaßten 1355 eine Sendung Petrarcas
an den kaiserlichen Hof zu Prag.
[* 40] Der Kaiser überschickte ihm infolgedessen das Diplom eines Pfalzgrafen in einer schönen goldenen
Kapsel. Während seines Aufenthalts in Mailand schrieb Petrárca die zwei Bücher »De remediis utriusque fortunae« für seinen Freund
Azzo da Correggio, der zu Mantua
[* 41] als Verbannter lebte. Dieses Werk, so trivial es uns auch erscheint, machte
zu seiner Zeit großes Aufsehen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. 1360 wurde eine Gesandtschaft an den König Johann vonFrankreichübertragen; doch schlug er alle dringenden Einladungen desselben, in Paris zu bleiben, aus, wie er auch ähnliche
Anträge des Kaisers ablehnte.
Für die nächsten Jahre ward Padua
sein ständiger Aufenthaltsort, und er verheiratet hier seine Tochter (Petrárca hatte zwei Kinder
von einer uns unbekannten Mutter) an einen MailänderEdelmann, Francesco di Brossano. 1362 begab er sich nach Venedig,
[* 42] wo er
seine Bücher einer zu bildenden öffentlichen Bibliothek der Republik vermachte, und zog sich dann (1370)
in das Dorf Arquà am südlichen Abhang der Euganeischen Hügel zurück, wo er seine letzten Lebensjahre in der Familie seiner
Tochter zubrachte.
Hier starb er indem den über einen Folianten Hingebeugten ein Schlagfluß überraschte. Sein Schwiegersohn ließ
ihm ein Monument von rotem Marmor errichten, welches 1567 mit des Dichters bronzener Büste geziert ward. 1818 wurde
eine Marmorbüste Petrarcas don Rinaldo, einem SchülerCanovas, in der Kathedrale von Padua aufgestellt; eine Marmorstatue des
Dichters (von Leoni) findet sich in Florenz. Sein 500jähriger Todestag ward in ganz Italien feierlich begangen.
Von Petrarcas zahlreichen lateinischen Schriften sind die »Eklogen«, zwölf an der Zahl, mit großem Fleiß
gearbeitet, allegorischen und zum Teil schwerverständlichen Inhalts. Eine korrekte Ausgabe derselben mit Übersetzung und
Kommentar besorgte Rossetti (Mail. 1829). Sein großes Werk »De vitis virorum illustrium« enthält die Biographien von 31 berühmten
Römern von Romulus bis Julius Cäsar (hrsg. von Schneider, Leipz. 1827). Die 4 Bücher »Rerum memorandarum«
sind eine Sammlung von Anekdoten und interessanten Zügen, Worten und Thaten berühmter Männer alter und neuer Zeit. Das in
den Augen des Dichters selbst und seiner Zeitgenossen wichtigste, in Wirklichkeit aber im ganzen trockne und phantasiearme
Werk ist das epische Gedicht »Africa« (1342 vollendet),
dessen HeldScipioAfricanus der ältere ist, und von dem Fabio Maretti eine Übersetzung in Ottaven (Vened. 1570) verfaßte.
Die »Epistolae« oder »Carmina«, verschiedenen Inhalts und an verschiedene Personen gerichtet, gehören zu den anmutigsten und
lehrreichsten Werken Petrarcas und klären uns viele seiner Lebensumstände auf. Eine korrekte Ausgabe
besorgte zuerst Rossetti in den »Opere minori del Petrárca«. Bedeutend sind ferner die drei Bücher »De contemtu mundi«.
Das höchst unbedeutende Werk »De remediis utriusque fortunae libri II« ward ebenfalls in mehrere Sprachen übersetzt. Unter
allen lateinischen Werken Petrarcas nehmen die Briefe an Zahl und Umfang wie an Wichtigkeit für die Geschichte
seiner Zeit den ersten Rang ein. In den verschiedenen Ausgaben der Werke Petrarcas pflegen sie in fünf Klassen geteilt zu sein:
Familiarium, Variarum, Ad veteres illustres, Senilium und Sine titulo. Allein sind sie gedruckt Genf
[* 43] 1601; eine neue kritische Ausgabe
der beiden ersten Klassen, mit manchen ungedruckten Briefen vermehrt, hat Fracassetti besorgt (Flor. 1859-67, 5 Bde.).
Obwohl Petrárca seinen Ruhm hauptsächlich auf diese seine lateinischen Werke gründete, so sind sie es doch nicht, die seinen Namen
der Nachwelt überliefert haben, sondern seine nationallitterarische Bedeutung beruht auf den von ihm selbst gering geschätzte
italienischen Gedichten, seinem Liederbuch (Canzoniere), das unter dem einfachen Titel: »Rime« seine Liebesgedichte
(Kanzonen, Sonette, Sestinen, Balladen, Madrigale) enthält und für die italienische Lyrik in ebendem Grad fast ausschließlich
tonangebend wie überhaupt für alle Zeiten ein poetischer Kanon der Liebesschwärmerei geworden ist. Daß die Provençalpoesie
auf Petrarcas Lyrik Einfluß gehabt hat, ist
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