zwar werden nach der bestehenden
Praxis solche Petitionen, welche wegen
Schlusses der
Session keine Berücksichtigung finden
konnten, den
Petenten zurückgegeben mit der Anheimgabe, dieselben für die nächste
Session zu erneuern. Es ist zulässig,
aber nicht notwendig, daß eine an den
Reichstag durch Vermittelung eines Reichstagsabgeordneten eingereicht wird, während
es in
England Brauch und in
Österreich
[* 2] (§ 13 der
Geschäftsordnung des
Reichsrats) Vorschrift ist, daß
eine an die
Volksvertretung gerichtete Petition durch ein Mitglied der betreffenden
Kammer überreicht werden muß.
Wie aber den
Volksvertretungen einerseits das
Recht zusteht, Petitionen entgegenzunehmen, so kann ihnen auch auf der andern
Seite die Befugnis nicht abgesprochen werden, sich selbst mit Petitionen an den
Souverän zu wenden. Doch
ist es hier parlamentarischer Brauch, nicht die Form der Petition, sondern die der
Adresse zu wählen, in welcher die
Stände ihre
Zustimmung oder ihre Mißstimmung angesichts gewisser Maßregeln der Staatsregierung aussprechen (s.
Adresse).
(petitorische
Rechtsmittel), diejenigen
Klagen, wobei es auf das
Recht selbst, namentlich auf das
Eigentum
einer
Sache, ankommt, im
Gegensatz zur possessorischen
Klage, bei welcher es sich bloß um den
Besitz, d. h. um die thatsächliche
Innehabung einer
Sache, oder nur um die einstweilige Ausübung eines
Rechts handelt.
Nachdem er bis 1883 im Saskatschewandistrikt gewirkt hatte, kehrte er nach
Frankreich
zurück, wo er seitdem eine große Anzahl von
Schriften veröffentlicht hat, darunter
»Traditions indiennes«
(Par. 1886),
»Textes originaux et traduction littérale« (das. 1886),
Tournois (spr. p'ti turnoa), franz. Silbermünze, welche
Philipp der
Schöne zuerst 1310 prägen ließ, à 15, 10 und 6
Sous,
wurde bald so schlecht, daß die
Annahme bei
Todesstrafe befohlen werden mußte.
(spr. pétöfi),Alexander, berühmter ungar. Dichter, geb. zu
Kis-Körös im
PesterKomitat, wo sein
VaterStephan Petrovics ein wohlhabender Fleischhauer war, besuchte die
Schulen in
Kecskemét,
[* 10]
Gyönk,
Pest u. a. O. und ging 1838 nach
Schemnitz, um das
Gymnasium zu besuchen, verließ jedoch die Bergstadt mitten im Schuljahr und begann ein
mehrjähriges Wanderleben, in welchem wir ihn bald als
Schauspieler, bald als
Soldaten, bald wieder als
Studenten (in
Papa) finden. 1842 erschien
sein erstes Gedicht: »A borozó« (»Der Weintrinker«),
im »Athenaeum« gedruckt und noch mit »Petrovics«
unterzeichnet. Die erste Sammlung seiner Gedichte
(Ofen 1844) begründete seinen
Namen als Dichter. Von
nun an entfaltete er seine wunderbare Produktivität als
Lyriker und versuchte sich auch im
Roman mit »A hóhér kötele« (»Der
Strick des
Henkers«) sowie im
Drama, doch in beiden letztern
Gattungen ohne Erfolg. Unter allen Verhältnissen seines bewegten
Jugendlebens an seiner
Bildung arbeitend, studierte er die moderne Litteratur, lernte deutsche, englische
und französische Dichter im
Original lesen und übersetzte unter anderm
Shakespeares »Coriolan«
(Pest 1848), welches
Drama seitdem
im ungarischen
Nationaltheater in Petöfis Übersetzung aufgeführt wird.
Mit begeisterungsvollem
Eifer beteiligte er sich an der
Revolution von 1848, deren Vorgefühl sich schon in einigen seiner
frühern Gedichte kundgegeben hatte. Am veröffentlichte er das
Lied »Talpra,
Magyar« (»Auf,
Magyar«),
das in jener
Zeit allgemein gesungen wurde, und mit
dem er eine längere
Reihe revolutionärer
Lieder eröffnete. Im
September 1848 trat er in
die Honvedarmee, diente unter
Bem und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch
Tapferkeit aus.
¶
mehr
Bei Gelegenheit der entscheidenden Schlacht bei Schäßburg wurde er zum letztenmal gesehen, und nach längerm Zweifel
ward endlich mit Gewißheit angenommen, daß er dort gefallen und mit vielen andern Opfern jenes Tags in einem gemeinsamen Grabe
bestattet worden sei. Petöfis Lyrik zeichnet sich durch Wahrheit und Natürlichkeit aus; er war der erste,
der sich gegen die lederne Schul- und Regelpoesie auflehnte; welche bis dahin in der ungarischen Litteratur alleinherrschend
gewesen, und an Stelle der klassischen konventionellen Rhetorik den ungekünstelten Naturschrei setzte.
Die Wahrheit und Realistik verschaffte seinen Dichtungen einen ungeheuern Erfolg bei seiner Nation und machte sie
zu wahren Volksliedern, in denen die leidenschaftliche Glut sowie die Melancholie und der Humor des ungarischen Naturells zum
reinsten Ausdruck kamen. Die erste vollständige Sammlung von denselben erschien 1874 in einer illustrierten Prachtausgabe,
der später zahlreiche andre, darunter auch billige, Volksausgaben folgten. Die erste deutsche Übersetzung Petöfischer
Gedichte veröffentlichte A. Dux (Wien
[* 12] 1846, neue Ausg. 1867); ihm folgten Kértbeny (mit mehreren Sammlungen),
Szarvady u. Hartmann (Stuttg. 1853), Opitz (2. Aufl., Pest 1868, 2 Bde.), H. v. Meltzl
(2. Aufl., Münch. 1883), Neugebauer (2. Aufl., Leipz. 1885), Aigner (Budapest
[* 13] 1880-82), A. Teniers (Halle
[* 14] 1887). Aus dem Deutschen
wurden Petöfis Dichtungen auch in andre fremde Sprachenübertragen, so ins Englische
[* 15] von Bowring, Butler
u. a., ins Französische von Sayous, Desbordes-Valmore, Dozon u. a.