einen entscheidenden Einfluß auf den Bau üben konnte. Nach der Plünderung Roms (1527) ging er nach Siena, wo er eine Zeitlang
als Baumeister der Republik und Architekt des Doms thätig war, und wo ihm verschiedene Kirchen und Paläste zugeschrieben werden.
Auch hat er dort ein Fresko (Kaiser Augustus und die Sibylle von Tibur) in der Kirche Fontegiusta und ein
Paris-Urteil in der Villa Belarco gemalt. Als Architekt zeichnete er sich durch edle Formen und reizende Perspektivwirkung aus.
Sein letztes architektonisches Werk in Rom war der Palazzo Massimi alle Colonne (s. Massimi), welchen er selbst nicht mehr vollenden
konnte. Er starb 6. Jan. 1536 und wurde im Panthéon neben Raffael beigesetzt. Peruzzi war einer der Großmeister
der italienischen Renaissance. - Auch sein Sohn Giovanni Sallustio Peruzzi hat sich als Architekt bekannt gemacht.
2) Ubaldino, ital. Staatsmann, aus altem Florentiner Geschlecht, geb. 2. April 1822 zu Florenz, studierte in Siena die Rechte,
besuchte die École des mines zu Paris und die Bergakademie zu Freiberg und machte sodann während mehrerer Jahre Reisen. 1848 ernannte
ihn das Ministerium Guerrazzi-Montanelli zum Bürgermeister (Gonfaloniere) von Florenz. Als Anhänger der konstitutionellen Partei
ward er 1850 von der Regierung abgesetzt, zählte aber seitdem zu den gefeiertsten Führern der liberalen
Patrioten. 1859 war er Mitglied der Ende April gebildeten provisorischen Regierung und dann Vizepräsident der Konsulta von
Toscana.
Als Toscana annektiert worden war, wurde er 1860 Vertreter von Florenz in dem italienischen Parlament. 1861 berief ihn Cavour
als Leiter des Departements für öffentliche Arbeiten in das Kabinett, und diesen Ministerposten behielt
Peruzzi auch unter Ricasoli bis Anfang März 1862. Ende d. J. übernahm er das Ministerium des Innern. Die Septemberkonvention 1864,
welche den Sturz des Ministeriums zur Folge hatte, erregte besonders gegen Peruzzi Entrüstung in Turin, weil man ihm vor allen die
Verlegung des Sitzes der Regierung nach Florenz zuschrieb. Seitdem war er in der Kammer Führer der »Toscaner«
oder »Liberisten«, deren Abfall von der ministeriellen Majorität 1876 der Consorteria die Herrschaft entriß. Das Amt eines
Bürgermeisters von Florenz, zu welchem er wieder gewählt worden war, legte er 1878, als Florenz seine Zahlungen einstellen
mußte, nieder.
(lat.), bei den Alten die gottesdienstliche Nachtfeier zu Ehren einiger Gottheiten, namentlich der Bona Dea,
an der ursprünglich nur Frauen sich beteiligen durften. In späterer Kaiserzeit, wo auch Männern der Zutritt verstattet
war, kam noch eine Nachtfeier der Venus auf. Auf ein solches dreinächtiges Frühlingsfest bezieht sich
ein »Pervigilium Veneris« betitelter lateinischer Hymnus an die Venus aus dem 2. oder 3. Jahrh. n. Chr. (zuletzt hrsg. von Bücheler,
Leipz. 1859, von Riese in »Anthologia latina«, das. 1869,
und Bährens in »Poetae latini minores«, Bd.
4, das. 1882),
welchen Bürger in seiner »Nachtfeier der Venus« nachgebildet hat.
(lat.), Wahrnehmung, die als solche auch unbewußt, im Gegensatz zur Apperzeption (s. d.), welche
als Wahrnehmung der Wahrnehmung nur bewußt sein kann.
Dann ist Perzeption auch s. v. w. Einnahme, Einerntung.
Perzeptionsquantum, eine
einzunehmende Summe.
(lat.), einnehmen, einernten, in geistiger Beziehung s. v. w.
fassen, begreifen;
im juristischen Sinn, die Früchte einer Sache ziehen.
Für die juristische Lehre vom Fruchterwerb ist der
Unterschied zwischen perzipierten und zu perzipierenden Früchten (fructus percepti und percipiendi) von
Bedeutung (s. Früchte).
rechter, fischreicher Nebenfluß des Mesen im russ. Gouvernement Archangel, entsteht aus dem Zusammenfluß der
Rotschuja und Samossara, ist 425 km lang, aber nur für kleine Fahrzeuge schiffbar.
(franz.), in der Reitkunst die schulgerechte Bäumung eines Pferdes;
das Vorderteil erhebt sich, während die
in den Hanken gebogenen Hinterfüße unbeweglich bleiben.
Hauptstadt der italien. Provinz Pesaro-Urbino, an der Mündung der Foglia ins Adriatische Meer
und an der Eisenbahn Bologna-Ancona, ist mit Mauern und Bastionen umgeben, welche teilweise in Anlagen umgewandelt sind, hat fünf
Thore, einen schönen Hauptplatz, regelmäßige Straßen mit hübschen Palästen und mehrere Kirchen, darunter der alte und der
neue Dom, die große Renaissancekirche San Giovanni Battista und die Kirche Sant' Agostino mit schönem gotischen
Portal.
Unter den übrigen Gebäuden zeichnen sich aus: der Präfekturpalast, einst Palast der Herzöge von Urbino, mit imposanter Fassade,
das Stadthaus (mit bedeutender Majolikensammlung), das Seminar, die Paläste Baldassini, Bonamini-Pepoli, Machirelli (mit Bibliothek,
archäologischem und naturhistorischem Museum). Über die Foglia führt eine antike Brücke aus der Zeit
Trajans. Die Stadt zählt (1881) 12,547 Einw. Die Industrie derselben umfaßt hauptsächlich Seidenfilanden, eine Band- und
eine Majolikafabrik, Färberei, Gerberei, Eisengießerei, Schwefelraffinerie etc.; der Handel ist ziemlich lebhaft und vertreibt
vorzugsweise Wein, Öl, Feigen, Trüffeln, Seide, Leder, Häute, Seife, Käse, Eisen und Blei.
Der durch Erweiterung und Ausmauerung der Fogliamündung hergestellte Hafen ist nur für kleinere Fahrzeuge zugänglich, hat
einen schönen Leuchtturm und wird durch ein zur Zeit der Besitznahme von den Franzosen erbautes Fort verteidigt. In demselben
sind 1885: 329 Schiffe mit 7672 Ton. eingelaufen. An Unterrichtsanstalten besitzt Pesaro ein technisches Institut,
ein Gymnasium, eine technische Schule, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, ein Musiklyceum, ein bischöfliches Seminar und eine
Ackerbauschule. Außerdem gibt es hier eine öffentliche Bibliothek (mit Handschriften Tassos), ein Museum für Antiquitäten,
ein Theater (Teatro Rossini), eine Filiale der Nationalbank, ein Waisen- und ein Findelhaus, eine Irrenanstalt und verschiedene
andre (zusammen 28) wohlthätige Anstalten und Stiftungen. An der Meeresküste befindet sich eine Seebadeanstalt.
Die Stadt ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines
mehr
Zivil- und Korrektionstribunals, eines Assisenhofs, einer Finanzintendanz und einer Handelskammer. Sie ist der Geburtsort Rossinis,
dem hier eine Bronzestatue gesetzt wurde, und aus dessen der Stadt hinterlassenem Vermögen das erwähnte Musiklyceum errichtet
ward. Unweit von Pesaro liegt auf dem Monte Accio, jetzt San Bartolo, die schöne Villa imperiale, einst Landsitz
der Herzöge von Urbino, mit Fresken geschmückt, 1882 restauriert. Auch die übrigen Hügel der anmutigen Umgebung von Pesaro sind
mit Villen gekrönt, unter welchen die Villa Vittoria hervorzuheben ist. - Pesaro hieß zur Römerzeit Pisaurum und war eine römische
Kolonie.
Vom Gotenkönig Totilas zerstört, ward es von Belisar wieder aufgebaut und, zum ravennatischen Exarchat
gehörig und eine der Fünfstädte (Pentapolis), 755 vom Frankenkönig Pippin der römischen Kirche geschenkt. Kaiser Heinrich
VI. schenkte die Stadt mit der Mark seinem Großseneschall Markwald; 1197 erkannte sie die Oberherrlichkeit des Papstes wieder
an; 1285 kam sie unter die Herrschaft der Familie Malatesta, welche sie 1445 an die Sforzas verkaufte. Von
diesen kam sie an die Herzöge della Rovere, unter denen sie ein Mittelpunkt der italienischen Litteratur und von Tasso und
Leonore von Este häufig besucht war. Nach dem Aussterben dieses Hauses mit dem Tode des Herzogs Francesco Maria II. 1631 reklamierte
Papst Urban VIII. dessen Herrschaften als heimgefallene Lehen. Von da an gehörte die Vikarie von Pesaro zum
Kirchenstaat, bis es Ende 1860 an das Königreich Italien kam.