oder aus Rücksicht für die
Gesundheit der Mangel des natürlichen
Haars versteckt oder dem kahlen
Kopf eine vor
Erkältung
schützende
Decke
[* 2] gegeben werden soll. Je nach Umständen braucht man entweder Perücken, die den ganzen sonst behaarten Teil
des
Kopfes einhüllen und gleich einer
Mütze aufgesetzt werden
(Touren), oder solche, welche nur eine kleine
kahle
Stelle bedecken und teils (mit Quittenschleim und
Hausenblase) aufgeklebt, teils durch
Federn festgehalten werden (halbe
Perücken,
Atzeln,
Toupets und
Platten).
Die besten Perücken wurden eine Zeitlang aus
Paris
[* 3] bezogen. Doch kommen jetzt auch die deutschen Friseure ihren französischen
Kollegen in der Anfertigung von Perücken gleich. Das Festsitzen derselben auf dem
Kopf wird jetzt meist
mit Druckfedern bewirkt. Von besonderer Wichtigkeit ist die Perückenmacherei jetzt noch für
Bühne,
Zirkus, Maskengarderoben,
Schaufensterköpfe u. dgl.
(spr. -ruhdscha),Provinz und selbständige
Landschaft (compartimento) des
KönigreichsItalien,
[* 5] welche auch den
NamenUmbrien führt und aus der ehemaligen
Delegation Perugia des
Kirchenstaats sowie aus den damit vereinigten
DelegationenOrvieto,
Rieti und
Spoleto gebildet wurde. Sie umfaßt 9633 qkm, nach Strelbitsky 9474 qkm (172,1 QM.),
mit (1881) 572,060 Einw. (60 auf das QKilometer)
und ist größtenteils gebirgig, umfaßt aber auch größere
Ebenen, ausgefüllte Seebecken, wie die um
Rieti und
Foligno.
Die
Gebirge gehören den westlichen Verzweigungen des römischen
Apennin und den
SabinerBergen
[* 6] an. Der Hauptfluß ist der
Tiber,
welcher hier den Chiascino mit Clituno ^[richtig: Chiascio mit Clitunno] und Topino, die
Nera mit
Velino
und Turano und die Paglia aufnimmt. Das Land enthält mehrere
Seen, darunter den Trasimenischen
See (s. d.). Die reichbewässerten
Thäler bringen
Getreide
[* 7] (1886: 2,1 Mill.
hlWeizen, 1,6 Mill.
hlMais) u.
Hülsenfrüchte (1885: 124,577
hl),
Wein (Olivetano, 1886: 1 Mill.
hl), Maulbeer-,
Öl- und Obstbäume hervor; die gebirgigen Gegenden sind reich an guten
Weiden, welche die
Viehzucht
[* 8] begünstigen.
Die gleichnamige Hauptstadt liegt amphitheatralisch auf einer 520 m ü. M.
sich erhebenden Anhöhe am
Tiber und an der
EisenbahnFlorenz-Foligno-Rom, ist gut gebaut, von alten
Mauern umgeben, hat große
Vorstädte und 10
Thore. Die ehemalige
Citadelle wurde 1848 vom
Volk zerstört und geschleift. Die frühern Festungsgräben
sind in schöne Spaziergänge umgewandelt worden. Die gesunde
Lage und Sauberkeit der Stadt wie ihre Kunstschätze
und die
Intelligenz der
Bevölkerung
[* 13] ziehen viele der in
Rom lebenden
Fremden im
Sommer herbei.
Die hervorragendsten Stadtplätze sind: die
Piazza Grimana mit dem malerischen
Triumphbogen des
Augustus (dem besterhaltenen
und größten der alten etruskischen
Thore von Perugia, s. Tafel
»Baukunst
[* 14] V«,
[* 15] Fig. 4);
Unter den
Straßen ist der breite und palastreiche Corso zu erwähnen, welcher den Domplatz mit der
PiazzaVittorio Emmanuele verbindet und das hoch gelegene
Zentrum der Stadt ausmacht. Die bedeutendsten
Kirchen von Perugia sind: die
KathedraleSan Lorenzo, ein gotisches Gebäude des 15. Jahrh. mit bemerkenswerten Gemälden und Kunstwerken;
die
Basilika
[* 16] San Pietro fuori di mura (angeblich im 6. Jahrh. gegründet), dreischiffig, mit antiken
Granit- und Marmorsäulen, vielen Gemälden, schönem Stuhlwerk etc.;
Sant' Angelo, ein merkwürdiger, alter
Bau, von außen 16eckig mit gotischem
Portal, im Innern cylindrisch
mit 16 antiken korinthischen
Säulen;
[* 17]
San Severo, ehemalige Klosterkirche der Kamaldulenser, mit Freskobild
von
Raffael.
Andre hervorragende Gebäude sind: das Stadthaus
(Palazzo pubblico), in italienisch-gotischem
Stil, 1281 im
Bau begonnen,
mit einem
Portal gegen den Domplatz und einer
Fassade mit schönem Rundbogenportal gegen den Corso;
il
Cambio, ehemals Gerichtssaal
der Wechslerzunft, 1453-57 erbaut, mit berühmtem Freskencyklus von
Perugino;
die
Maestà delle
Volte hinter dem
Dom, ein grandioser Rest des einstigen
Palazzo
del
Podestà und Bischofsresidenz;
das ehemalige
Haus des Pietro
Perugino, wo der zwölfjährige
Raffael dessen
Unterricht genoß.
Perugia zählt (1881) 17,395, alsGemeinde 51,354 Einw. Die geringfügige
Industrie der Stadt liefert
Woll- und
Seidenstoffe, Wachskerzen und
Liköre;
der
Handel hat landwirtschaftliche
Produkte und Vieh zum Gegenstand.
Außerdem hat eine
Volksbank, eine
Filiale der
Nationalbank, ein altes
Leihhaus, ein Irrenhaus und andre
(zusammen 15) Wohlthätigkeitsanstalten. Perugia ist der Sitz der Präfektur, eines
Bischofs, eines Appellhofs, eines
Tribunals,
einer Finanzintendanz und zweier Präturen. In der nächsten Umgebung von an der
Straße nach
Rom, liegt die 1840 entdeckte
Nekropolis
(Grotta dei Volumni) mit etruskischen Grabkammern, vielen Aschencisten mit
Reliefs (namentlich der
Familie Volumnia)
und andern
Antiquitäten der etrusk. Zeit.
Krieg (41-40 v. Chr.) LuciusAntonius, Bruder des Triumvirs M. Antonius, nach seiner Erhebung gegen Oktavian sich hierher zurückzog
und von demselben belagert wurde. In der eng eingeschlossenen Stadt brach eine so furchtbare Hungersnot aus, daß der »perusinische
Hunger« (fames Perusina) sprichwörtlich wurde. Nachdem die Stadt kapituliert hatte, ließ Oktavian 300-400
vornehme Perusiner 15. März 40 am Altar
[* 21] des G. Cäsar hinschlachten. Die zur Plünderung verdammte Stadt wurde von einem ihrer
angesehensten Einwohner, Cestius Macedonicus, selbst angezündet.
Durch Augustus wieder aufgebaut, erhielt die Stadt den NamenPerusiaAugusta und bildete einen der festesten Orte. Zum zweitenmal
ward sie von dem Gotenkönig Totilas 546 erobert und zerstört. Nachdem sie von Narses wieder für Ostrom
erobert worden, fiel sie 568 in die Gewalt derLangobarden, 774 Karls d. Gr., dessen Sohn Ludwig der Fromme sie dem Papst schenkte.
Doch behielt Perugia seine selbständige bürgerliche Verwaltung, um deren Leitung sich verschiedene Parteien, wie die Rasparti,
Oddi und Baglioni, mit wechselndem Erfolg stritten. 1416 bemächtigte sich AndreaBraccio di Montone der Herrschaft und führte
sie weise und mild.
Nach seinem Tod fiel die Stadt an den Papst zurück und verlor damit ihre politische Bedeutung, erlangte aber später um so
größere Wichtigkeit in der Malerei durch eine Reihe großer Meister der berühmten umbrischen Malerschule. 1543 wurde
Perugia vom Papst völlig unterjocht und nach Errichtung einer Citadelle von Kardinallegaten regiert. Die 1553 von Julius III. verliehene
städtische Verfassung gewährte ihr nur eine scheinbare Freiheit. 1832, 1838 und 1854 litt die Stadt sehr durch Erdbeben.
[* 22] Im
Juni 1859 brach hier ein Aufstand zu gunsten eines Anschlusses an Piemont aus, welcher aber 20. Juni von päpstlichen
Truppen unter OberstSchmidt auf die blutigste Weise unterdrückt wurde. Ende 1860 fiel die Stadt mit der ganzen Delegation an
Italien.
Vgl. Bonazzi, Storia di Perugia (Perugia 1875-79, 2 Bde.).