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welches nach Manco Capac noch 13 Kaiser herrschten. Dieselben vergrößerte durch friedliche Unterwerfung angrenzender roher Volksstämme ihr Reich so sehr, daß es zur Zeit seines Falles das ganze weite Gebiet von Quito bis an den Máulefluß in Chile [* 2] und vom Großen Ozean bis zu den Urwäldern des Marañon umfaßte.
Nachdem die Spanier 1522 Kunde von einem mächtigen Reich erhalten hatten, das sie nach der zuerst erreichten kleinen Landschaft Biru Peru [* 3] nannten, begannen Francisco Pizarro, Diego de Almagro, ein Abenteurer, und Hernando de Luque, ein Priester, in Panama [* 4] 1524 die Entdeckungsfahrten von der darischen Landenge aus. Mit zwei geringen Schiffen und 114 bewaffneten Seeleuten segelten Pizarro und Almagro an der Westküste Südamerikas südwärts, gelangten aber 1524 bloß bis Biru und auf einer zweiten Fahrt 1526 bis Tumbez und kehrten um, da sie sich zu einem Eroberungszug zu schwach fühlten.
Pizarro begab sich daher nach Spanien, [* 5] und nachdem er vom Kaiser Karl V. die Erlaubnis erwirkt hatte, Peru zu erobern und dort als Generalkapitän zu herrschen, wenn er auf eigne Kosten die nötigen Truppen ausrüste, landete er 1531 in der Bai San Matheo mit drei Schiffen, 280 Fußsoldaten und 27 Pferden. 1525 war der 12. Inka, [* 6] Huayna Capac, gestorben und hatte seinem ältern Sohn, Huascar, Peru, dem jüngern, Atahualpa, das neueroberte Schyrireich (Quito) übergeben.
Huascar suchte es ihm zu entreißen, unterlag aber in einer Schlacht am Fuß des Chimborazo und ward gefangen gesetzt. Diese innern Kriege sowie eine im Volke gehende Weissagung vom Untergang der Herrschaft der Inkas durch weiße, bärtige Männer, Kinder der Sonne, [* 7] begünstigten das tollkühne Vordringen der Spanier. Von der Bai San Miguel aus, wo Pizarro im Mai 1532 die erste spanische Kolonie in Peru gegründet hatte, trat er im September den Marsch ins Innere an, erreichte auf einem beschwerlichen Weg über die Kordilleren glücklich Cajamarca, wo sich das Heerlager Atahualpas befand, und ließ denselben, als er sich bei einer Unterredung 16. Nov. weigerte, Christ zu werden, ins Gefängnis werfen, während zahllose Peruaner niedergemetzelt wurden. Nachdem Atahualpa Huascar hatte ertränken lassen, wurde er selbst unter der falschen Beschuldigung, einen Aufstand erregt zu haben, zum Feuertod verurteilt und, als er sich die Taufe hatte gefallen lassen, zur Erdrosselung begnadigt
Um die Eroberung Perus zu erleichtern, erhob Pizarro einen Bruder Huascars, Mango Capac, zum Scheinkönig unter spanischer Oberhoheit und besetzte Cuzco, die alte Hauptstadt des Landes, wo er noch ungeheure Beute machte, während er zu gleicher Zeit die neue Hauptstadt, Lima, [* 8] gründete. Zwar machten die Peruaner, welche bisher die Herrschaft der Spanier und die Ausbreitung des Christentums in stumpfer Resignation ertragen, 1536 unter Führung Mango Capacs einen verzweifelten Aufstandsversuch, konnten jedoch den tapfern Brüdern Pizarros Cuzco nicht entreißen, und selbst der zum offenen Kampf entbrennende Streit zwischen dem Eroberer von Chile, Almagro, und den Pizarros, der 1538 mit des erstern Niederlage und Hinrichtung endete, besserte ihre Lage nicht.
Die Peruaner führten von den Schluchten und Berghöhen der Andes aus noch lange einen erbitterten kleinen Krieg; an der Küste und in den fruchtbaren Ebenen setzten sich aber die Spanier dauernd fest, und Pizarro organisierte mit großem Geschick die Kolonisation des Landes. Aber wurde er durch eine Verschwörung des Sohns und der Freunde Almagros ermordet. Die spanische Regierung setzte darauf Christobal Vaca de Castro als Vizekönig ein. Dessen Nachfolger Vela (seit 1543) wurde 1544 von Gonzalo Pizarro gestürzt, doch konnte sich derselbe gegen den neuen Vizekönig, Pedro de la Gasca, nicht behaupten und wurde 1548 hingerichtet.
Ein Vizekönig, der in Lima seinen Sitz hatte, verwaltete seitdem mit Zuziehung der Audiencia (des höchsten Gerichtshofs in Lima) das Vizekönigtum Peru, zu dem noch Chile, Paraguay, Buenos Ayres [* 9] und Terra Firma geschlagen wurden; erst 1739 wurde die Terra Firma nebst Quito als eine besondere Statthalterschaft unter dem Namen Neugranada und 1776 Buenos Ayres als ein eignes Vizekönigreich Rio de la Plata [* 10] von Peru getrennt. Während am Hof [* 11] des Vizekönigs in Lima Reichtum und glänzender Luxus herrschten, wurden die armen Indianer zu der schwersten Arbeit in den Bergwerken gezwungen, der sie massenweise erlagen; der hoch entwickelte Ackerbau der Inkazeit, die blühenden Gewerbe gingen zu Grunde, die Straßen und Wasserleitungen verfielen, der Verkehr mit dem Ausland war gänzlich untersagt, der im Innern in die engsten Fesseln eingeschnürt.
Mehrere Male fanden noch Indianeraufstände statt, dann sank die eingeborne Bevölkerung [* 12] in ihr Phlegma zurück, und in Peru herrschte Ruhe, selbst dann noch, als schon alle andern spanisch-amerikanischen Länder die Herrschaft des Mutterlandes abgeworfen hatten.
Von Peru aus wurden 1809 Neugranada und 1813 Chile zurückerobert, und Argentinien fühlte sich nicht sicher, solange noch die spanische Herrschaft in Peru bestand. Nachdem daher der argentinische General San Martin der Revolution in Chile zum Sieg verholfen hatte, landeten die verbündeten Argentinier u. Chilenen in Pisco, südlich von Callao. Arenales, ein chilenischer Offizier, drang im Oktober in das Innere vor, brachte 6. Dez. unfern Pasco dem spanischen Brigadier O'Reilly eine empfindliche Niederlage bei und blieb von nun an Gebieter der Gebirgsprovinzen im Osten von Lima.
Von allen Seiten strömte ihm die Bevölkerung zu, der Aufstand verbreitete sich auch über die Nordprovinzen, und Abfall und Verräterei in den eignen Reihen machten die Lage des Vizekönigs immer gefährlicher. Die spanischen Befehlshaber, untereinander uneinig, bildeten endlich eine Kriegsjunta, von welcher der Vizekönig Pezuela entsetzt und an seiner Stelle der General Laserna gewählt wurde. Am 6. Juli mußte Laserna Lima räumen u. sich in das Innere bis Jauja zurückziehen, worauf die Unabhängigkeit Perus proklamiert u. 3. Aug. der chilenische Oberbefehlshaber San Martin zum Protektor der neuen Republik erwählt wurde.
San Martin bekundete jedoch bald Gelüste nach unbeschränkte Macht. Dazu entstanden zwischen ihm und dem chilenischen Admiral Lord Cochrane Streitigkeiten. brach in Lima ein heftiger Aufstand aus. San Martin legte endlich den Oberbefehl nieder und schiffte sich im August nach Chile ein. Während ein Militäraufstand den Kongreß zwang, den Obersten Riva Aguero zum Präsidenten der Republik zu ernennen, gewannen die Spanier wieder mehr Boden, schlugen die Republikaner 1823 in mehreren Gefechten und nahmen 19. Juni Lima ohne Schwertstreich. Die Spanier sahen sich zwar schon 16. Juli genötigt, Lima wieder aufzugeben; doch erlitten die Patrioten in mehreren Gefechten fast nur Verluste, und ganz Oberperu fiel wieder in die Hände der Spanier. Die Parteikämpfe in Spanien seit 1820 fanden indes auch in Peru ihren Widerhall, indem sich ¶
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auch unter den dortigen spanischen Offizieren zwei Parteien bildeten. Die eine verwarf jeden Vergleich mit den Patrioten, die andre riet im Geiste der spanischen Cortes zu Unterhandlungen und war bereit, den Amerikanern das Recht selbständiger innerer Verwaltung zu gewähren. Infolge davon brach zwischen dem Vizekönig Laserna und General Olañeta ein offener Kampf aus. Die Kunde hiervon bewog Bolivar, der am vom peruanischen Kongreß zum Diktator ernannt worden war, an der Spitze von wohl disziplinierten 11,000 Mann zu einem Einfall in Peru. Er schlug die Spanier 6. Aug. bei Junin auf der Hochebene der Andes und 9. Dez. in der Ebene von Ayacucho.
Der Vizekönig fiel verwundet in Gefangenschaft, und Canterac kapitulierte mit dem Reste des Heers. Nur Callao blieb bis im Besitz der Spanier. erfolgte die Unabhängigkeitserklärung Oberperus, dessen Provinzen Charcas, La Paz, Cochabamba, Potosi und Santa Cruz sich unter dem Namen Bolivia zu einer besondern Republik vereinigten. Bolivar strebte danach, Peru wie Bolivia mit Kolumbien zu einem Staat zu vereinigen, und oktroyierte Peru wie schon früher Bolivia eine antidemokratische Konstitution. Doch empörte sich Peru dagegen, wählte Lamar an Stelle Bolivars zum Präsidenten und begann 1829 mit einem Einfall in Ecuador den Krieg gegen den Befreier, welcher nach dessen Tod mit der Sicherung der Selbständigkeit Perus endete.
Seit der Befreiung bietet die Geschichte Perus bis in die neueste Zeit das Bild einer immer steigenden Anarchie, unzähliger Erhebungen ehrgeiziger Offiziere, schnell beendeter und im ganzen nicht sehr blutiger, aber in allen Provinzen und jährlich wiederholter Bürgerkriege, moralischer Verwilderung, Verarmung und Entvölkerung, wie sie, mit Ausnahme von Bolivia, keiner der Freistaaten Südamerikas erlebt hat. Lamar war 1829 durch Gamarra, dieser 1833 durch General Orbegoso gestürzt worden, gegen welchen aber schon 1835 eine Revolution unter Salaverry ausbrach.
Orbegoso rief die Hilfe Bolivias an, dessen Präsident Santa Cruz Salaverry im Februar 1836 besiegte und erschießen ließ. Als er aber darauf Peru mit Bolivia zu einer Confederacion Bolivio-Peruana vereinigen und in ihr eine monarchische Gewalt ausüben wollte, ja nach der Kaiserkrone strebte, erklärten ihm Chile und Argentinien 1837 den Krieg, in welchem Santa Cruz 1839 völlig geschlagen und Gamarra wieder als Präsident von Peru eingesetzt wurde. Im August 1842 trat General Vidal mit dem Titel eines provisorischen Präsidenten an die Spitze der Verwaltung von Peru. Er unterdrückte durch die Schlacht bei Pasco die Empörung des Generals Torrico, konnte sich aber gegen die Föderalisten nicht länger halten und legte nebst seinem Vizepräsidenten La Fuente die Präsidentschaft nieder, um sich nach Chile zurückzugehen. Don Justo Figuerola, der bisherige Vizepräsident des Staatsrats, folgte ihm als provisorische Präsident; aber schon 18. März sprengte das Haupt der Zentralisten, Oberst Ortiz, den Staatsrat und ließ Don Manuel Ignacio Vivanco zum Directore supremo ausrufen.
Die erste Periode der Ruhe, die der Freistaat Peru seit seinem Bestehen erfuhr, war die Zeit der Präsidentschaft des Generals Don Ramon Castilla, eines Mestizen, welcher, nachdem er Vivanco, der nach der Diktatur gestrebt, gestürzt hatte, das Ruder in die Hand [* 14] nahm. Regulierung des Finanzwesens, bessere Organisierung der Armee, Vermehrung der Marine, Anlage einer Eisenbahn zwischen Lima und dem Hafen von Callao, Förderung der Industrie und Eröffnung neuer Hilfsquellen waren die Hauptresultate seiner Regierung, welche ablief.
Zum erstenmal seit dem Bestehen der Republik ging die ausübende Gewalt an den gesetzlich gewählten Nachfolgenden General Don José Rufino Echénique, über. Dieser behauptete 1852 die guanoreichen Lobosinseln gegen die Ansprüche der nordamerikanischen Union und schloß mit Brasilien [* 15] einen Handels- und Freundschaftsvertrag. Aber die von ihm befohlene Herabsetzung des Zinsfußes der Nationalschuld veranlaßte 1853 große Mißstimmung, und obwohl der Kongreß von 1853 jene billigte und den Präsidenten mit außerordentlicher Gewalt bekleidete, ward die Ruhe doch durch einen Einfall des Generals Belzú an der Spitze der bolivianischen Truppen ins Gebiet von Peru sowie durch Aufstände in Tumbos und Ica unterbrochen. Am erklärte sich auch General Castilla für die Bewegung. Um sich zu stärken, versprach Echénique allen Sklaven, die in sein Heer eintreten würden, die Freiheit, wurde aber von Castilla überboten, welcher die völlige Emanzipation der Sklaven und die Aufhebung der Kopfsteuer der Indianer verkündigte.
Nach verschiedenen Wechselfällen schlug endlich Castilla an der Palma vor Lima die Regierungstruppen, und die 1855 berufene Nationalversammlung bestätigte Castilla in seiner Macht. Am ward eine neue Verfassung als Grundgesetz veröffentlicht. Dieselbe suchte die Macht der Zentralregierung gegenüber den partikularistischen Tendenzen zu stärken, beschränkte aber auch mehrfach die Rechte der katholischen Kirche und fand daher Widerspruch bei der Geistlichkeit, die im Bund mit ehrgeizigen Offizieren wiederholt Aufstände erregte. Um zu festen Zuständen zu gelangen, ordnete Castilla für den August 1858 die Wahl eines Präsidenten und eines Kongresses an. Erstere Wahl fiel auf ihn selbst. Ein Militäraufstand und eine Landung Echéniques in Callao vermochten ihn nicht zu stürzen. Am proklamierte er eine neue Verfassung, durch die allgemeines Stimmrecht und das Verbot jedes andern Kultus als des römisch-katholischen eingeführt ward. Sein Nachfolger wurde 1862 San Ramon, der aber bald darauf starb. Ihm folgte der zweite Vizepräsident, General Pezet.
1864 drohte eine Verwickelung mit Spanien zum Krieg zu führen. Die peruanische Regierung hatte nämlich die von seiten Spaniens wegen gewaltthätiger Angriffe auf baskische Kolonisten in Talambo erhobenen Beschwerden und die Erneuerung alter Schuldforderungen unbeachtet gelassen. Infolge davon hatte ein zu Pisco befindliches spanisches Geschwader unter dem Konteradmiral Pinzon Besitz von den Chinchainseln ergriffen, um dieselben als Pfand zu behalten. Da weder Spanien noch Pezet einen wirklichen Krieg wollten, kam ein Friedenstraktat zu stande, worin Peru die spanische Schuldforderung anerkannte, dagegen die Chinchainseln zurückerhielt. Indes diese Lösung befriedigte das künstlich gesteigert Nationalgefühl nicht. Der Präfekt von Arequipa, Oberst Mariano Prado, erklärte sich gegen Pezet, eroberte den ganzen Süden und rückte in Lima ein, worauf er 26. Nov. zum Diktator ausgerufen wurde. Nunmehr trat Peru gegen Spanien energisch auf. Am 5. Dez. schloß es mit Chile zu Lima einen Allianzvertrag, dem im Januar 1866 Ecuador, Ende ¶