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verschiedene Waldtauben, fasanenartige Penelopen, fette Turcassas, Zahnhühner und Grashühner, der storchähnliche Yaribu, der rosenrote Löffler, Schnepfen, bunte Kraniche, Regenpfeifer, Rallen, Schnarren, Enten [* 2] etc. Von Amphibien finden sich in den Urwäldern große Flußschildkröten, Kaimane und zahlreiche Schlangen, [* 3] darunter als giftige der Jergon (Lachesis picta), die Afanida (Lachesis rhombeata), die furchtbare Echidna ocellata und Klapperschlange, jedoch selten. Von Batrachiern ist der violette Kehlenbläser und der riesige Trapichero (Bufo molitor) zu erwähnen. In Bezug auf Heilsamkeit ist das Klima [* 4] von Peru [* 5] im allgemeinen ein günstiges zu nennen; besonders ist die Sierra durchgängig gesund, und selbst die eisige Puna ist nur ganz schwächlichen Konstitutionen unzuträglich. Eigentümlich ist den hohen Gegenden die Puna- oder Sarochekrankheit; an der Küste sind Wechselfieber nicht selten.
Areal und Bevölkerung.
Die Bevölkerung Perus soll sich nach einer 1876 veranstalteten Zahlung auf 2,699,945 Seelen belaufen haben, wozu noch etwa 350,000 wilde Indianer kommen. Dieselbe verteilte sich auf die 19 Departements des Staats wie folgt:
Departements | QKilometer | Deutsche QMeil. | Bewohner | Bewohner auf 1 QKilom. |
---|---|---|---|---|
Amazonas | 34115 | 619.6 | 34245 | 1.0 |
Ancachs | 49898 | 906.2 | 284091 | 5.7 |
Apurimac | 15207 | 743.5 | 119246 | 7.8 |
Arequipa | 59017 | 1071.8 | 160282 | 2.7 |
Ayacucho | 38692 | 409.9 | 142205 | 3.7 |
Cajamarca | 30525 | 554.3 | 213391 | 7.0 |
Cuzco | 40936 | 949.8 | 238455 | 5.8 |
Huancavelica | 22569 | 702.7 | 104155 | 4.7 |
Huanuco | 35695 | 648.2 | 78856 | 2.2 |
Ica | 21761 | 395.2 | 60111 | 2.8 |
Junin | 65014 | 180.7 | 209871 | 3.2 |
La Libertad | 28153 | 1511.3 | 147541 | 5.2 |
Lambayaque | 14477 | 281.0 | 85984 | 5.6 |
Lima | 35479 | 644.3 | 226992 | 7.4 |
Callao | 35479 | 644.3 | 34492 | 7.4 |
Loreto | 448165 | 8139.1 | 61125 | 0.14 |
Moquegua | 15459 | 280.8 | 28786 | 1.8 |
Piura | 40810 | 741.2 | 135502 | 3.3 |
Puno | 52301 | 276.2 | 256594 | 4.9 |
Zusammen | 1119941 | 20339.2 | 2699945 | 2.4 |
Die bedeutendsten Städte sind: Lima [* 6] (181,488), Callao (33,502), Arequipa (29,237) u. Cuzco (18,370). Die Bevölkerung [* 7] scheint sehr langsam zuzunehmen oder gar stillzustehen, wenn man frühern Angaben über dieselbe Glauben zollen darf (1793 angeblich 1,076,996 Bewohner, 1862: 2,335,000, 1871: 3,199,000). Jedenfalls wird die Zunahme durch Seuchen (1868 starben in Lima 10,000, in Callao 3000 Menschen am gelben Fieber) und Erdbeben [* 8] sowohl als durch Bürgerkriege zuzeiten aufgehalten. Die Bevölkerung ist sehr ungleich verteilt, am dichtesten in der Sierra, sehr spärlich dagegen in der Cejaregion, am geringsten in dem fast ganz unbewohnten Osten. Dagegen ist (infolge des Bergbaues) die eisige Puna verhältnismäßig stark bevölkert.
Der Nationalität nach zählte man 1876 neben der einheimischen Bevölkerung und einschließlich der jetzt an Chile [* 9] abgetretenen Provinzen und der Guanoinseln 18,082 Europäer (darunter 6990 Italiener, 2647 Franzosen, 1699 Spanier, 1672 Deutsche [* 10] etc.), 50,032 Asiaten (meist Chinesen), 20 Afrikaner, 30 Australier etc. Der Rasse nach aber soll es 1876 neben Indianern, welche 62 Proz. der Bevölkerung ausmachen, nur 371,200 Weiße, 52,600 Neger, 51,200 Asiaten und 669,460 Mestizen gegeben haben.
Europäische Einwanderung hat nur in geringem Maß stattgefunden, obgleich das Klima der Hochlande ein gesundes ist und nach dem Dekret vom alle Ausländer, gleichviel ob sie das Bürgerrecht in Peru erlangt haben oder nicht, von allen Abgaben befreit sind. Indessen ist die Alleinberechtigung des römisch-katholischen Kultus zu drückend und auch das Innere des Landes durch Schiffahrt und Ausfuhr noch nicht genügend aufgeschossen. Nur in Pozuzu (s. d.) hat sich eine deutsche Kolonie gebildet, welche von Bedeutung werden kann, wenn sie Eisenbahnverbindung mit Pasco erhält.
Die Indianer sind über das ganze Land verbreitet, am überwiegendsten in der Bevölkerung der Puna und der Sierra. Man unterscheidet Küstenindianer und Gebirgsindianer. Sie sind im allgemeinen von mittlerer Größe, schlank und mehr zäh als kräftig. Eine bestimmte Nationalphysiognomie läßt sich bei ihnen nicht auffinden. Sie werden in der Regel sehr alt, wenn nicht übermäßige Genuß von Branntwein ihr Leben abkürzt. Die gesamte indigene Bevölkerung Perus gehört (mit Ausnahme der wilden und wenig bekannten Indianer in den Ebenen des Ostens) der sogen. andoperuanischen Rasse an und zerfällt in zwei Hauptvölkerschaften: die Quichua- oder Inkaindianer und die Aymara. Zu den erstern gehören alle Indianer von der Nordgrenze Perus südwärts bis in die Departements Cuzco, Puno und Arequipa, wo sie mit den Aymara zusammenstoßen, welche in dem südlichen Teil des Staats die überwiegende indianische Bevölkerung bilden.
Tschudi unterscheidet für die frühere Zeit drei große, durch ihre Schädelbildung verschiedene Stämme: die Chincha (Yunka) in der Küstenregion, die Huanca auf dem Hochland von Mittelperu und die Aymara auf dem perubolivianischen Plateau;
aus letztern ging die Dynastie der Inkas hervor, die alle übrigen Stämme unterjochte.
Die Mestizen oder Cholos (Mischlinge von Weißen u. Indianern) sind ebenfalls über alle Regionen verbreitet, stehen aber ihrem physischen Charakter nach unter den Indianern. Die Weißen leben vorzugsweise in den größern Städten, namentlich auf der Küste; die Neger und ihre Mischlinge beschränken sich fast einzig auf die tropische Küstenregion. Chinesen sind besonders als Arbeiter in den Guanogruben und Zuckerfabriken thätig.
Vgl. Tafel »Amerikanische Völker«, [* 11] Fig. 25 u. 26.
Bildung.
Was geistige Kultur anlangt, so steht Peru in intellektueller Bildung wohl über den meisten übrigen Staaten Südamerikas, an moralischer Bildung dagegen weit unter denselben. Es mag dies eine Folge der Eroberungs- und Zivilisationsart des Landes sowie der volkswirtschaftlichen Entwickelung zur spanischen Zeit sein. Dazu hatte der Ruf der reichen Goldminen Perus eine Menge Abenteurer herbeigezogen, infolgedessen der Landbau vernachlässigt und die einheimische Bevölkerung durch gezwungene Arbeit in den Minen demoralisiert und aufgegeben wurde. So erhielt Peru den entschiedenen Charakter einer Bergwerkskolonie und damit alle Untugenden, welche eine solche von den Ackerbaukolonien unterscheiden. Ausschweifung und Verschwendung, Spielwut, Prozeßsucht, Unlust zu anhaltender, regelmäßiger Arbeit wurden die Nationallaster der Peruaner. Auch die neuesten Reisenden, wie Chr. Wiener (1877), schildern die Bewohner, namentlich im Innern des Landes, als vollständig verkommen: ohne Unterricht und Bildung, ohne Geschicklichkeit und Thätigkeit und daher (mit Ausnahme der Priester) in tiefe Armut ¶
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versunken. Der Indianer Perus (vor der Zeit der spanischen Eroberung lebensfrischer und heiterer, wie schon die Schätze seiner dramatischen und lyrischen Poesie zeigen) ist jetzt ungemein finster, verschlossen, ungesellig, zanksüchtig, träge und von Haß gegen die Weißen erfüllt; noch ungünstiger lauten die Urteile der Reisenden über den Charakter der Mestizen. Die peruanischen Kreolen (Nachkommen von Spaniern) besitzen eine gewisse feine äußere Bildung, sind aber ebenfalls träge und entnervt und stehen meist unter der Herrschaft ihrer durch lebhaften Geist ausgezeichneten Frauen.
Durch größere Energie zeichnen sich die Neger und ihre Mischlinge aus. Zu den Nationalvergnügungen der Peruaner gehören vorzugsweise Hahnenkämpfe und Stiergefechte; der Genuß von Branntwein ist allgemein und zwar bei beiden Geschlechtern verbreitet. Die allein herrschende, durch die Verfassung anerkannte und geschützte Religion ist die katholische, doch wird die Ausübung andrer Kulte wenigstens in den größern Städten geduldet. Im J. 1876 gab es 5087 Protestanten, 498 Juden und 27,073 Seelen andrer Konfession.
Die Republik zerfällt in ein Erzbistum (Lima, seit 1541) und 7 Bistümer: Chachapoyas, Trujillo, Ayacucho, Cuzco, Arequipa, Huanuco und Puno (die beiden letztern erst 1861 gegründet). Das Patronat über die Kirche übt der Präsident der Republik aus, dessen Zustimmung auch die päpstlichen Bullen und Breven bedürfen. Die ehedem sehr reiche Kirche hat seit der Emanzipation außerordentlich von ihrem Reichtum eingebüßt und auch mehr und mehr ihren moralischen Einfluß auf das Volk verloren.
Die Zahl der Klöster, einst erstaunlich groß, war 1860 auf 130 zusammengeschmolzen und hat sich seitdem noch bedeutend vermindert. Die ehemals so wichtigen Missionen (Jesuiten und Franziskaner) unter den Indianern am obern Huallaga, Ucayali, Urubamba etc. sind ebenfalls längst eingegangen. An Wohlthätigkeitsanstalten ist Peru arm; man zählte 1858 im ganzen Staat nur 36 Hospitäler. Auch mildem Unterrichtswesen, welches fast ganz in den Händen der Geistlichen liegt, ist es noch mangelhaft bestellt trotzdem, daß der Schulbesuch obligatorisch sein soll und die von den Gemeinden unterhaltenen Schulen frei sind.
Seit 1855 besteht eine Generalstudiendirektion, unter welcher Departements-, Provinzial- und Kommunalkommissionen stehen. Von den höhern Bildungsanstalten sind vor allen die Universitäten in Lima (die älteste in Amerika), Cuzco und Arequipa zu nennen. Wichtiger und von Bedeutung für die Volkserziehung sind die höhern Schulen (colegios), deren es 1860: 30 öffentliche und 38 private gab (darunter 17 für weibliche Zöglinge). Für die Bildung der Geistlichen sorgen geistliche Seminare in den Hauptstädten der Diözesen; Elementarschulen zählte man 1860 in ganz Peru nur 790 (davon 288 Privatschulen).
Von größern Instituten für Wissenschaft und Kunst ist fast nur die 1864 gegründete Bergbau- und Ingenieurschule in Lima und von größern Bibliotheken ebenfalls nur die in Lima zu nennen; die ehemalige, für Geographie und Ethnographie [* 13] wichtige Bibliothek des Kollegiums der Missionäre von Ocopa ist nach der Aufhebung desselben (1823) zerstreut worden. Unter solchen Umständen ist es erklärlich, daß auch die wissenschaftliche Thätigkeit in Peru sehr gering ist. Während unter der spanischen Herrschaft verhältnismäßig große Mittel für die Wissenschaften, namentlich die physikalischen, aufgewendet wurden, kommt das, was die republikanische Regierung bisher auf wissenschaftliche Erforschung des Landes verwendet hat, gar nicht in Betracht.
Ackerbau und Viehzucht.
Der Ackerbau hat sich trotz der Zentralackerbaugesellschaft (seit 1860) noch wenig gehoben. Wie erwähnt, gedeihen in Peru alle Kulturgewächse der tropischen und der gemäßigten Zone; angebaut aber wurden sie bisher kaum bis zum Betrag des eignen Bedarfs. Seit neuerer Zeit liefert nur die Kultur des Zuckerrohrs und der Baumwolle [* 14] bereits erwähnenswerte Exportartikel, zu denen sich bald auch Weizen, Kakao etc. in größern Mengen gesellen werden. Am bedeutendsten ist der Landbau auf der Sierra.
Man kultiviert Mais, Weizen, Reis, Bohnen (Purutu), Quinoa und Knollengewächse, besonders treffliche Kartoffeln, aus denen auch Chupe (zerschnittene Kartoffeln mit spanischem Pfeffer und wässeriger Brühe), die gewöhnliche Speise der Indianer und Mestizen, bereitet wird; von sonstigen wichtigen Kulturpflanzen besonders Zucker, [* 15] Kaffee, Kakao (6800 Ztr.) und Tabak. [* 16] Zuckerrohr wird vorzugsweise in der Küstenregion auf künstlich bewässertem Boden gebaut; 1841 kannte man in Peru noch keine Zuckerausfuhr, 1873 wurden nach England allein 325,600 Ztr. Zucker geliefert, 1886-87 war der Ertrag 55,000 metr. Ton. Auch die Ausfuhr von Baumwolle ist bereits auf 120,000 Ztr. gestiegen.
Ferner zieht man die Weinrebe in den Thälern von Pisco und Ica, wo man jetzt einen trefflichen Wein bereitet und ausführt, während früher die Trauben nur zu Branntwein verwendet wurden. Auch Kochenille findet sich; Oliven wachsen in Menge bei Arequipa. In der fruchtbaren, aber ganz unkultivierten Region des Ostens ist nur der Anbau von Koka (Erythroxylon Coca) von Bedeutung, deren Genuß (man kaut die Blätter) wegen seiner nervenerregenden Wirkung dem Indianer unentbehrlich ist; die beste Koka in Peru wächst in der Provinz Carabaya.
Unter den für Peru wichtigen Produkten des Waldes steht die Fieberrinde obenan, obschon sich infolge vielfacher Verfälschungen der Absatz sehr verringert hatte. Man unterscheidet zwei Hauptregionen edler Cinchonen: die Huanucoregion (mit acht Spezies und Spielarten, seit 1778 ausgebeutet) am Abfall der Andes in der Provinz Huanuco, welche die »rote Rinde« liefert, und die Calisayaregion in der Provinz Carabaya (vom deutschen Botaniker Handel entdeckt),
welche die »gelbe Rinde« erzeugt. Die edelsten Sorten beider Regionen sind von den Engländern neuerdings nach Ostindien [* 17] verpflanzt worden. Von den sonstigen Waldprodukten, ausgenommen etwa die Sassaparille, kommt wenig in Handel. Eine Klasse von Indianern beschäftigt sich viel mit Einsammeln von Kräutern, Balsamen (Peru-, Tolu- und Kopaivabalsam) und von wohlriechenden Harzen, die sie im Land selbst verkaufen.
Die Viehzucht [* 18] ist von Bedeutung, wennschon nicht in den Viehgattungen (Rindvieh und Pferden), deren Zucht in andern Ländern Südamerikas die größte volkswirtschaftliche Wichtigkeit erlangt hat. Rindviehzucht wird vielmehr nur im kleinen, vorzüglich zur Gewinnung von Käse, betrieben. Wichtig ist dagegen die Zucht der einheimischen Auchenien (Lama und Alpako) und die Schafzucht, die sich jedoch auf das Hochland beschränken, wo das Ichugras die Hauptnahrung für diese Tiere bildet. Das Lama, welches vollkommen gezähmt ist, während das Alpako in halbwildem Zustand lebt, wird am meisten in den Südprovinzen Puno, Cuzco und Ayacucho gezüchtet; es dient besonders zum Warentransport. Der Hauptnutzen des Alpako besteht in seiner Wolle. Nicht gezähmt sind das Huanako und die Vicuña. Letztere leben in Scharen von 10-15 Weibchen mit einem ¶