Nachdem er im April 1854 aus Gesundheitsrücksichten sein
Portefeuille niedergelegt, ging er im Mai 1855 als Gesandter nach
England; wo er bis Mai 1858 blieb, und wohin er zurückkehrte. Vom bis war er wieder
Minister des
Innern und vertrat mit
Energie und nicht ohne
Geschick das streng absolutistische Repressivsystem.
Der ungünstige
Ausgang der
PariserWahlen 1863 veranlaßte ihn zum Rücktritt. Am 13. Sept. ward er zum
Herzog ernannt. Seitdem
war er nur noch als
Senator und als Mitglied des
GeheimenRats politisch thätig. Nachdem
er denSturz seines
Freundes noch erlebt, starb er plötzlich in
Nizza.
[* 10]
(einheimisch Pârsâ, jetzt
Farsistan), im
AltertumLandschaft in
Asien,
[* 11] welche zuerst auch
Karmanien
(Kirman)
in sich
begriff, das jedoch nach einer Empörung gegen
Dareios davon abgetrennt und zu einer steuerzahlenden Satrapie
gemacht wurde. Dieses Stammland des großen Perserreichs, von
Susiana,
Medien,
Karmanien und dem
PersischenMeerbusen begrenzt,
bestand aus drei Teilen: einem kahlen
Hochland im N. mit der Stadt
Persepolis, einer breiten
Zone paralleler, von SO. nach
NW.
streichender
Gebirge und einem schmalen, ebenen, heißen Küstenstrich.
Dies Gebiet hattenStämme zweier verschiedener Völkerfamilien inne: die nicht arischen nomadisierenden
Daër, Sagartier,
Marder
[* 12] und Dropiker;
ferner die ansässigen Germanier, Panthialäer und Derusiäer nebst den drei obersten
arischen
Stämmen der Pasargaden, Maspier und Maraphier.
Der vornehmste war der der Pasargaden, aus welchem die Königsfamilie
der Achämeniden stammte.
Ihre ältere
Residenz war
Pasargadä, ihre spätere
Persepolis. Von dort aus breitete
sich seit der Mitte des 6. Jahrh.
v. Chr. die Herrschaft der
Perser allmählich aus (s.
Persien, Geschichte, S. 870).
Fayencen, eine
Gruppe von
Schalen,
Tellern,
Schüsseln etc., welche etwa vom 15. bis 18. Jahrh. unter
chinesischem Einfluß in
Persien teils aus
Fayence,
[* 16] teils aus einer weißen, porzellanartigen, aber undurchsichtigen
Masse gefertigt
und mit stilisieren
Blumen, blau und farbig, dekoriert wurde (s. Tafel
»Keramik«,
[* 17] Fig. 3). Seltener sind
Schalen mit durchbrochenem
Rande, dessen Öffnungen durch die durchsichtige Glasurmasse geschlossen sind. Im 16. Jahrh.
kam die Fabrikation ähnlicher
Gefäße auf der
InselRhodos auf. Die reichste Sammlung solcher
Fayencen besitzt das
MuséeCluny
in
Paris.
Litteratur. Die Geschichte der persischen Litteratur beginnt erst mit der Zeit, wo sich
die neupersische
Sprache
[* 18] zu bilden begann, d. h. mit dem Eindringen des
Islam. Als die Araber das Sassanidenreich stürzten
(651),
war in demselben eine
Fülle orientalische
Kultur vorhanden.
Fürsten, namentlich die beiden Chosrau (Anôscharwân, 531-579,
und Parwêz, 590-628), und
Priester (die Mobeds) hatten das Altpersische verjüngt und fortgebildet; aus demZend
waren
Schriften in das
Pehlewi und
Parsiübertragen worden, und die
Wissenschaft fand treffliche
Pfleger in den
Nestorianern, die
Byzanz vertrieb. Bei dem Ansturm der
Moslems gingen diese Kulturschätze zum größten Teil verloren.
Omar ließ bei der
Eroberung
die große
Bibliothek von
Madâin verbrennen, und auch später noch suchte der mohammedanische
FanatismusSchriften zu vernichten, wo er ihrer nur habhaft wurde. Bei dem Übertritt zum
Islam wurden die
Perser durchgehends
Schiiten
und daher von dem
Rigorismus der andern Mohammedaner weniger erfüllt. Im übrigen
¶
mehr
konnten sie sich des arabischen Einflusses nicht entschlagen, und Inhalt und Form ihrer Litteratur nahm eine mehr oder weniger
arabische Färbung an. Theologie, Rechts und Staatswissenschaft wurden auch von den persischen Gelehrten in arabischer Sprache
behandelt (s. Arabische Litteratur). Das eigentliche Gebiet der persischen Litteratur bleibt daher die Poesie, für
welche das Persische vermöge seiner Anmut sich vorzugsweise eignete, daneben die Geschichte; doch tritt die letztere erst
mit der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. in den Bereich der Litteraturgeschichte.
führt
zwei persische Reimzeilen von diesem hochberühmten Herrscher an; Veranlassung dazu soll seine geliebte Sklavin Dilârâm
(»Herzensruhe«) gegeben haben, welche die dichterische
Anrede ihres Herrn und Geliebten mit gleichgemessenen und am Ausgang gleichtönenden Worten erwiderte. Nach ihm hatte Barsûje
die Fabeln des Bidpai persisch bearbeitet und der Wesir Busurdschmihr das älteste persische Heldengedicht: »Wâmik und Asra«,
gedichtet, welches später in vielfachen Bearbeitungen wiederholt wurde (nach einer türkischen des Lamii
deutsch von Hammer,
[* 21] Wien 1833). Der Boden, in welchen der Islam und der arabische Geist bei EroberungPersiens dann ihren Samen
[* 22] streuten,
war demnach kein unfruchtbarer.
Als sich darauf die durch die arabische Invasion aufgewühlten Elemente niedergeschlagen und geklärt hatten und Ordnung, Sicherheit
und Ruhe hergestellt waren, begann unter dem Patronat ruhmliebender Fürsten alsbald die Glanzperiode neupersischen
Geisteslebens. Die neupersische Poesie entwickelte sich zunächst seit der Staatsverwaltung der Samaniden (913) und ward von
den Ghasnawiden (seit 975), Seldschukken (seit 1037) und spätern Geschlechtern gefördert, so daß vom 10. bis in das 14. Jahrh.
die neupersische Dichtkunst in hoher Blüte
[* 23] stand. Hammer-Purgstall hat sie in sieben Perioden geteilt und
jede an einen bedeutenden Dichternamen geknüpft.
Im ersten Zeitraum (913-1106) tritt die reinste und schönste Blüte der persischen Heldendichtung zu Tage. Am Eingang desselben
steht inmitten einer Reihe kleinerer Poeten, von denen allen nur einzelne Liedchen durch Aufi übermittelt sind (gesammelt
und übersetzt von Ethé in den »Morgenländischen Forschungen«,
Leipz. 1875), der große Dichter Rûdagî (gestorben um 950), von dessen der Sage nach in 100 Bänden gesammelten Gedichten
aber nur Bruchstücke erhalten sind.
Etwa 50 seiner Lieder, zerstreut in den verschiedensten Handschriften, sind in Text und metrischer Übersetzung 1873 in den
»Nachrichten« der GöttingerGesellschaft von Ethé veröffentlicht worden, ebenso wie die Gedichte eines
der Nachfolger Rûdagîs, mit Namen Kisâi, in den Sitzungsberichten der MünchenerAkademie (1874). Dagegen ist uns in dem
»Kâbûsnâme« von Keikâwus, dem Enkel des Kâbûs ben Waschmgîr, worin in 44 KapitelnMoral und Lebensweisheit gepredigt
wird, und das noch heute im Orient für den trefflichen Fürstenspiegel gilt (nach der türkischen Übersetzung
ins Deutsche
[* 24] übertragen von v. Diez, Berl. 1811), ein wichtiges Werk aus jenen Anfangszeiten der neupersischen Litteratur
aufbewahrt geblieben.
Der eigentliche Aufschwung derselben datiert
aber von der Regierung des GhasnawidenMahmûd (997-1030), der nicht nur zahlreiche
Dichter und Gelehrte um sich versammelte und dem bedeutendsten die Ehrenstelle eines Dichterkönigs verlieh,
welche von da ab stehende Hofcharge wurde, sondern der dichterischen Produktion auch zu einem größern innern Gehalt zu verhelfen
wußte, indem er ihr eine nationale Grundlage gab und sie auf die reiche Fundgrube der alten Nationalsagen hinwies.
Namentlich übertrug er die unter dem Titel: »Bustânnâme« existierende Sammlung historischer Traditionen des persischen Volkslebens
mehreren seiner Hofdichter zur Bearbeitung. Den Preis trug Unsurî (gest. 1039) mit seiner Bearbeitung der Sage von Suhrâb
davon; später erneuerte er auch das alte Gedicht von »Wâmik and Asra« und besang seinen Gebieter in
einer Kasside von 180 Distichen.
Ein Schüler Unsurîs war Farruchi (s. d.). Das Größte in der nationalen Heldendichtung leisteten
Dakîkî (s. d.) und Firdusi (s. d.). An das große Nationalepos des letztern, das »Schâhnâme«,
lehnten sich nachher viele andre Dichtungen aus denselben Sagenkreisen an, so das »Garshâspnâme«, das »Dschahângirnâme«,
»Barsûnâme« u. a., die in
MohlsEinleitung zu seiner Ausgabe des »Schâhnâme« genauer besprochen sind. In diese erste Periode fallen auch noch die Vierzeilen
des berühmten ScheichsAbûSaîd Abulchair und Nâsir Chusraus tiefsinnige didaktische Gedichte (zum Teil herausgegeben und
übersetzt von Ethé in der »Zeitschr. der Deutschen Morgenländ. Gesellschaft«, Bd. 33, 34); ferner Menotschehri
(gest. 1090; teilweise herausgegeben von Biberstein-Kazimirski, Versailles
[* 25] 1876). Unter dem Seldschukken Melikschâh (1072-1092)
lebte der Dichterfürst Emir Muizzî, in der Kasside ein Muster für viele spätere Nachahmer. - Mit dem 12. Jahrh. Beginnt
die zweite Periode (1106-1203), in welcher das nationale Element schon mehr zurücktritt, um einerseits dem panegyrischen Hofton
Platz zu machen, anderseits in romantischen Stoffen aufzugehen. In ersterer Weise, als höfischer Panegyriker, that sich vor
allen hervor Anwarî (gest. 1190). Der beste unter den ältesten mystischen Dichtern war Sanâi
(gest. 1130 oder später), der in seinem »Ziergarten«
(»Hadîka«) die Geheimnisse des Wesens der Gottheit und der Menschheit zu durchdringen versuchte.
Den Gegensatz zu ihm bildete der Satiriker Omar Chajjâm (gest. 1123; hrsg. von Nicolas, Par.
1867). In Anwarîs Art dichtete auch der gelehrte Chakânî Hakâïkî (gest. 1186 oder 1199;
hrsg. von Salemann, Petersb. 1875), der am Hof
[* 26] des Fürsten von Schirwan, später am Hof Arslans lebte. Sein Zeitgenosse
war Raschîd Watwât (gest. 1182), der Hauptgesetzgeber für die persische Metrik und Poetik. Der größte Glanz dieser Litteraturperiode
ging aber aus von Nisâmî (s. d.). Seine Liebesgeschichten blenden nicht allein durch anmutige
Phantastik, sondern spannen auch durch meisterhaft ersonnene und kunstvoll durchgeführte Verwickelungen und sprechen durch
das rein menschliche Gefühl, das sich darin kundgibt, ebensosehr zu unserm Herzen wie zur Phantasie. -
In der dritten Periode (1203-1300), welche historisch mit der Überschwemmung des Landes durch die Mongolen unter Dschengis-Chan
zusammenfällt, wendet sich die poetische Thätigkeit mehr nach innen. Beschaulichkeit und theosophische Betrachtung herrschen
vor, Mystik und Didaktik gelangen zur höchsten Blüte. Der Vorläufer der Hauptrepräsentanten dieser Richtung
ist Ferîd eddin Attâr (s. d.), der nicht nur selbst eine Menge mystischer und ethischer Originalwerke schrieb,
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