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Vertreibung der Seleukiden Persis beherrscht hatte, nachdem er die Parther in drei Schlachten besiegt und die Arsakiden, deren letzter König, Artaban, fiel, zu Satrapen erniedrigt hatte, das mittelpersische Reich der Sassaniden.
Artaxerxes I. nannte sich König der Könige und bemühte sich, das altpersische Wesen wiederherzustellen und in Religion, Sitte und geschichtliche Tradition an das Reich des Kyros und Dareios wieder anzuknüpfen. Die altiranische Lichtreligion des Zoroaster in ihrer alten Reinheit wurde als die Nationalreligion wieder eingeführt, alle Sekten zum Anschluß an dieselbe gezwungen, der alte Priesterstand der Magier wieder eingesetzt. Ekbatana war im Sommer, Madain am Tigris auf den Trümmern des alten Ktesiphon im Winter die Residenz.
Auch der Umfang des alten Reichs sollte wiederhergestellt werden. 230 fiel Artaxerxes im römischen Mesopotamien ein, und 400 vornehme Perser erhoben als Gesandte in Rom im Namen ihres Großkönigs Anspruch auf alle Länder, die jemals zum Perserreich gehört hatten. Artaxerxes starb 240 und hatte seinen Sohn Sapor I. (Schapur, 241-271) zum Nachfolger. Nachdem derselbe Armenien wieder unterjocht, griff er das römische Reich an, schlug den Imperator Valerianus 260 bei Edessa, drang in Syrien ein, eroberte Antiochia und ging unter großen Verheerungen bis nach Kappadokien vor, ward aber durch die beginnende Macht des Odänathos von Palmyra bald genötigt, seine Eroberungen wieder aufzugeben.
Gegen das Ende seiner Herrschaft trat Mani (s. Manichäer) auf. Sapors Nachfolger Hormisdas (Hormuzd, 271-272) begünstigte die Manichäer; Varanes I. (Bahram, 272-275) aber vertrieb dieselben aus seinem Reich. Sein Sohn und Nachfolger Varanes II. (275-283) verlor an die römischen Kaiser Carus und Diokletian Mesopotamien und Armenien. Auf seinen Sohn Varanes III. (283-284) folgte wieder dessen Sohn Narses (284-300), der nach wechselvollen Kämpfen 298 allen Ansprüchen auf jene beiden Länder entsagen und ein großes Gebiet auf dem linken Tigrisufer abtreten mußte.
Ihm folgte sein Sohn Hormisdas II. (300-309), diesem sein nachgeborner Sohn, Sapor II., d. Gr. (309-380). Dieser entriß den Römern mehrere Provinzen in Mesopotamien und schlug sie 348 unter Constantius bei Singara. Über die Christen verhängte er seit 342 blutige Verfolgungen. 358 verlangte Sapor von Rom ganz Mesopotamien und Armenien zurück; was zu einem neuen Krieg führte. Er rückte in Mesopotamien ein, mußte aber zurückweichen, als der römische Kaiser Julian 363 einen Angriff auf Persien selbst unternahm.
Schon war Sapors Residenz Madain in den Händen der Römer; Mangel an Nahrungsmitteln zwang aber Julian zum Rückzug, auf welchem er den Tod fand. Sein Nachfolger Jovian mußte den freien Abzug aus Persien durch einen schimpflichen Frieden erkaufen. Sapor wendete nun seine Macht gegen Armenien, das nach hartnäckigem Widerstand endlich bezwungen und dem Reich der Sassaniden einverleibt wurde, noch vor dem Lebensende Sapors jedoch seine nationale Unabhängigkeit wieder errang.
Sapor II. starb 380; und seinen Söhnen ward der Thron durch seinen Bruder entrissen, der sich indessen als Artaxerxes II. nur wenige Jahre (380-383) behauptete. Seine Nachfolger waren Sapors II. Sohn Sapor III. (383-388), Varanes IV. (388-399) und Isdegerd I. (Yezdegerd, 399-419), der den langen Krieg zwischen Persien und Rom durch einen 100jährigen Frieden mit letzterm schloß. Nach dessen Tod kam sein Sohn Varanes V. (420-439) zur Herrschaft. Derselbe begann eine blutige Christenverfolgung, die über 50 Jahre dauerte und sich selbst über Armenien ausdehnte.
Auf Varanes folgte 439 Isdegerd II., auf diesen 457 sein Sohn Hormisdas III., den aber schon kurze Zeit darauf sein Bruder Piruz (Perozes) mit Hilfe der Hunnen vom Thron stürzte. Derselbe kehrte später seine Waffen wider seine Bundesgenossen, verlor aber 488 auf einem Feldzug Sieg und Leben. Die Großen des Reichs ernannten nun seinen Bruder Balasch (Valens) zum König; derselbe schloß mit den Hunnen einen schmählichen Frieden und versprach ihnen Tribut, ward aber 491 von Kobad, dem Sohn Firuz', gestürzt.
Kobads lange, aber durch bürgerliche und religiöse Wirren beunruhigte Regierung endete 531, nachdem er seinen dritten Sohn, Chosru I. (Chosroes), zu seinem Nachfolger ernannt hatte. Dieser, mit dem Beinamen Nuschirwan (»der Gerechte«),
ließ, selbst Freund der Philosophie eines Platon und Aristoteles, die geschätztesten Werke griechischer Philosophen in die Sprache seines Landes übertragen, legte Schulen an, beförderte den Ackerbau, hob den Wohlstand des Volkes, ordnete die Rechtspflege und schaffte auch im Staatshaushalt manche Mißbräuche ab. Mit dem oströmischen Kaiserreich führte er von 540 an mehrere erfolgreiche Kriege, in denen er Syrien plünderte und sein Reich vom Indus bis zum Mittelmeer, vom Jaxartes bis an die Grenze Ägyptens ausdehnte; 570 drang er bis zum Glücklichen Arabien vor.
Aber unter der tyrannischen und grausamen Willkürherrschaft seines Sohns Hormisdas IV. (579-591) gingen die Früchte der langen und kraftvollen Regierung Chosrus I. in unglücklichen Kriegen gegen die Römer und Türken und in Empörungen der Provinzen wieder verloren. 591 wurde er von einem sassanidischen Fürsten gestürzt und sein Sohn Chosru II. (Parwîz, 591-628) auf den Thron gesetzt, der zwar von einem aufständischen Feldherrn, Varanes, vertrieben, aber bald darauf vom oströmischen Kaiser Maurikios wieder in seine Hauptstadt zurückgeführt wurde.
Chosru regierte anfangs friedlich und zeigte sich dem Christentum geneigt. Erst nach seines Gönners Maurikios Sturz (603) begann er 604 den Krieg gegen den oströmischen Usurpator Phokas, eroberte Persarmenien, nahm Edessa und Antiochia und zerstörte 614 Jerusalem. 616 drang ein persisches Heer in Ägypten ein und eroberte Alexandria, während ein andres durch Kleinasien bis Chalcedon vorrückte und Konstantinopel bedrohte. Überall wurden die Christen aufs grausamste verfolgt und die reichen Länder ausgeplündert, deren Schätze und Kunstwerke die neue Hauptstadt, Artemita, schmücken mußten.
Erst 622 befreite der Kaiser Heraklios Vorderasien, schlug 625 ein persisches Heer an der Grenze Irans selbst und drang nun verheerend in das Innere des Reichs ein. Schon war er im Begriff, einen Angriff auf Ktesiphon zu unternehmen, als Chosrus ältester Sohn, Schiruch (Siroes), unterstützt von der Aristokratie, die Fahne des Aufstandes aufpflanzte und auch das gegen Heraklios kämpfende Heer für sich gewann. Chosru ward auf der Flucht gefangen und getötet (628). Schiruch schloß nun mit den Oströmern einen Frieden, in dem die gegenseitigen Gefangenen und Eroberungen zurückgegeben wurden. Auch Armenien ging unter seiner 18monatlichen Regierung für Persien verloren. Ihm folgte sein siebenjähriger Sohn Ardeschir (Artaxerxes III.). Derselbe ward jedoch schon nach fünf Monaten ermordet, und nun folgten
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einige Jahre wilder Anarchie und Bürgerkriege in welchen die letzten Kräfte des persischen Reichs aufgerieben wurden, gerade zu der Zeit, als die Angriffe der Araber auf dasselbe begannen. Bereits 632 entrissen diese durch die Ketten- und die Augenschlacht den Persern das Euphratgebiet. Chosrus kraftvolle Tochter Argemidocht setzte zwar den Eroberungen der Araber eine Zeitlang ein Ziel; aber nach ihrer Ermordung durch Rustum wurde der schwache Isdegerd III., Chosrus Enkel, auf den Thron gesetzt, der nach der Niederlage seines Heers bei Kadesia und der Eroberung seiner Residenz Madain 636, wie einst Dareios III., nach Medien floh und nach fruchtlosen Kämpfen 650 durch Meuchelmord fiel. Sein Sohn Piruz führte als Flüchtling am chinesischen Hof bis 661 noch den persischen Königstitel. So erlag das Reich der Sassaniden dem Schwerte der Araber, die Religion des Zoroaster dem Islam.
Persien zerfiel; die Verwaltung der Kalifen begünstigte Bestrebungen der Statthalter zu Selbständigkeit, es regte sich aber auch zeitweise und örtlich das persische Nationalgefühl. So schwangen sich in Nischapur die Taheriden (819-862) zu Herren auf, bis die Saffariden (873-900) sie verdrängten;
länger (874-999) dauerte in Chorasan der Einfluß der Samaniden von ihrer Hauptstadt Bochara aus;
diesen Provinzkönigen machte aber seit 1037 die türkische Dynastie der Seldschukken ein Ende, von denen in Persien zwei Zweige, in Hamadan von 1037 bis 1175, in Kerma von 1041 bis 1187, herrschten.
Diese kleinen Reiche schwemmten die Mongolenzüge hinweg. 1223 fiel Dschengis-Chan in Persien ein; Hulagu, sein vierter Sohn, stiftete in Persien die türkisch-tatarische Dynastie der Il-chan (1259-1346), die zeitweilig über alle Länder zwischen Oxus im N., Tigris im W., Indus im O. gebot. Allen Versuchen, eine neue persische Dynastie zu gründen, machte 1380 Timur (Tamerlan) ein Ende, welcher Persien mit seinen Heeren überzog und 1387 in Ispahan ein fürchterliches Blutbad anrichtete, wobei 70,000 Köpfe zu einer Pyramide zusammengeschichtet wurden. Persien blieb seinem großen asiatischen Reich einverleibt, und der Grund war gelegt zur Herrschaft der Mogulsultane in Persien (1393-1505). Unter der Uneinigkeit der letzten Sultane gelang die Wiederaufrichtung einer Dynastie persischer Abstammung aus der Familie der Safi (Sufi, Sophi) und damit die Begründung des neupersischen Reichs.
Imael al Safi ben Schaich Haidar, Nachkomme von Safi uddin, einem Weisen (Philosophen, Safi), aus Aserbeidschân vom Turkmenenfürsten Dschehan Schah vertrieben, warf sich in Schirwan zum Führer der Perser auf, erhob die Bezeichnung Schiit, die bisher die schimpfliche Bedeutung eines Sektierers hatte, zu einem Ehrentitel und die schiitische Lehre zur Staatsreligion, indem er Haß gegen die sunnitischen Turkmenen predigte und Anhänger warb; 1502 konnte er sich Herr über ganz Persien nennen.
Unter den Safi kamen zu ewigen Fehden mit den Turkmenen häufige Kriege mit dem türkischen Kaiserreich, an das unter den schwachen Nachfolgern des Stifters mehrere Provinzen (Tebriz, Bagdad) verloren gingen. 1582 ward in Chorasan Abbas zum Herrscher ausgerufen, der sich den Beinamen des Großen verdiente und in langwierigen Kämpfen im Innern des Reichs und mit Bochara, Chiwa, den Türken, selbst mit den Portugiesen um die Insel Ormus im Persischen Golf den Thron befestigte, das Reich erweiterte.
Auf Abbas (1627) folgte ein Jahrhundert der Schwäche; 1722 schwang sich ein Afghane, Mahmud, auf den Thron, veranlaßte aber eine Verbindung Rußlands und der Türkei und mußte ersterm im Vertrag vom die West- und Südufer des Kaspischen Meers abtreten. Unerhörte Grausamkeiten führen 1725 die Erwürgung Mahmuds herbei, worauf ein Tatar, erst Regent für den Safi Tahmasp, 1736 als Nadir Schah zum König ausgerufen wurde. Schon als Regent nötigte er 1735 die Russen, die kaukasische Küstenländer bis auf Baku und Derbent zurückzugeben; siegreich gegen Turkmenen, Uzbeken in Bochara, Georgier und Afghanen, trug Nadir seine Waffen 1738-39 bis nach Dehli, wo er den Großmogul von Indien in seine Gewalt bekam und die Indusländer vorübergehend Persien zuteilte.
Auf der Höhe seiner Macht wurde Nadir 1747 ermordet. Kerim Chan aus dem Zendstamm vereinigte vom Süden aus wieder Persien zu einem Reich und herrschte von 1759 bis 1779 als weiser Herrscher; 1763 gestattete er den Engländern eine Niederlassung in Buschir sowie den Handel im Persischen Golf. Nach seinem Tod wiederholte sich die alte Erscheinung von Thronentsetzungen und innern Kriegen, bis 1794 Aga Mohammed Chan, aus dem Stamm der Kadscharen von Masenderan, wo er eine hohe Hofstellung einnahm, die noch jetzt in Persien regierende Dynastie der Kadscharen gründete; aber schon 1797 wurde Aga Mohammed ermordet. Sein Neffe Fath Ali regierte bis 1834. In den Kämpfen gegen die Russen (1804-13) verlor Persien durch den Frieden vom in Gulistan den größten Teil seiner kaukasische Besitzungen. Höchst unklug ward von Persien unter Führung des (1833 verstorbenen) Kronprinzen Abbas Mirza 1826 der Kampf um seine Besitzungen in Transkaukasien wieder aufgenommen; er endete im Frieden von Turkmantschai mit dem Verlust von Eriwan und Nachitschewan, der Zahlung der Kriegskosten und dem Verzicht auf eine Kriegsflotte auf dem Kaspischen Meer.
Im J. 1834 bestieg Mehmed Schah, Enkel von Fath Ali, den Thron, dem 1848 sein älterer Sohn, Nassr eddin, der noch jetzt regierende Schah von Persien, folgte. 1856 geriet Persien durch die Besetzung Herats in Konflikt mit England. England erklärte an Persien den Krieg, besetzte die Insel Charak vor Buschir und zwang Persien, das, ohne Kriegsflotte, seine Gestade England preisgegeben sah, im Pariser Frieden vom zum Verbrechen, in allen Streitigkeiten mit Herat oder Afghanistan vor der Kriegserklärung Englands Vermittelung eintreten zu lassen.
Wiederholt gespannt waren die Verhältnisse mit der Türkei; 1847 wurde die lange schwebende Grenzfrage, die schon durch das Schwert ausgetragen werden sollte, durch den Friedensvertrag von Erzerum dahin verglichen, daß Kommissare Rußlands, Englands und der beteiligten zwei Staaten die lange türkisch-persische Grenze regulieren und festsetzen sollten. Die Kommissare entledigten sich ihrer Aufgabe bis 1852 unter Überwindung großer Schwierigkeiten; der Vertrag wurde von den Türken aber nicht ratifiziert, und 1878 bestimmte der Berliner Vertrag, daß die Türkei den Bezirk von Chotur an Persien abzutreten habe. 1873 trat der Schah die schon lange beabsichtigte Reise nach Europa an. 1878 ward die Reise wiederholt. (Vgl. Nassr eddin.) Die Erwartungen, die sich an diese in Persiens Geschichte unerhörten Reisen geknüpft hatten, erfüllten sich nicht; die innere Verwaltung blieb so schlecht, wie sie war, die Verarmung ergriff immer weitere Kreise. Nur eine österreichische Militärmission, deren Entsendung 1877 ausgewirkt worden war, erwarb sich durch die
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Reorganisation und Schulung der Truppen Verdienste. Dem Baron Reuter wurden die ihm versehenen Konzessionen zur Anlage von Eisenbahnen, Ausbeutung der Minen, Schiffbarmachung der Flüsse und Ausnutzung der Wälder im Februar 1874 wieder entzogen. Mißlungen sind die Versuche Persiens, sich Ansehen unter den Turkmenen zu verschaffen. Die Feldzüge von 1860 und 1876 gegen Merw endeten mit einer völligen Niederlage der Perser. Indem Rußland die Achal-Teke unterworfen hat, ist es auch hier nächster Nachbar von Persien geworden, dessen nördliche Grenze der Vertrag vom festsetzte.
Vgl. Malcolm, History of Persia (deutsch von Becker, Leipz. 1830, 2 Bde.);
Gobineau, Histoire des Perses (1869, 2 Bde.);
Markham, History of Persia (Lond. 1874);
Justi, Geschichte des alten Persien (Berl. 1879);
Nöldeke, Aufsätze zur persischen Geschichte (Leipz. 1887);
Rawlinson, The seventh great oriental monarchy (Lond. 1876);
v. Gutschmid, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer seit Alexander d. Gr. (Tüb. 1888);
F. Spiegel, Eranische Altertumskunde (Leipz. 1871-78, 3 Bde.);
Bridges, The dynasty of the Kajars (Lond. 1833);
Watson, A history of Persia from the beginning of the 19th century (das. 1866);
Barbier de Meynard, Dictionnaire géographique, historique et littéraire de la Perse (Par. 1861);
Tomaschek, Zur historischen Topographie von Persien (Wien 1883-85, 2 Tle.);
Schwabe, Bibliographie de la Perse (Par. 1876).