Auch das Jahr 170 war für die
Römer
[* 5] nicht glücklicher, und hätte Perseus mehr
Energie besessen und nicht
aus
Geiz sein
Heer vermindert, würde er große Erfolge errungen haben. Seine schwankende
Haltung verschaffte den
Römern Zeit,
die verfallene
Kriegszucht in ihren
Heeren wiederherstellen, und 168 erfocht derKonsulL.Ämilius Paullus bei
Pydna einen entscheidenden
Sieg über Perseus.
Letzterer entfloh nach
Samothrake, mußte sich hier aber, von allen, bis auf seine zwei
SöhnePhilipp und
Alexander, verlassen, ergeben und hierauf mit seiner
Familie den
Triumph seines Siegers schmücken. Er starb 166 zu
Alba in
[* 6] römischer Gefangenschaft.
(Persio), s.
Orseille. Persico heißt auch ein aus bittern
Mandeln oder Pfirsichkernen bereiteter
Likör, welcher
auch durch Mischen von
Spiritus
[* 8] mit sogen. Persicoliköröl, einem gemischten ätherischen
Öl, erhalten wird.
Sie folgt hiernach dem Unterlauf des
Atrek aufwärts bis zumFort Tschat, dann dem
Kamm des Songu
Dagh und
dem Sjagirimgebirge, schneidet den obern Tschandyr, läuft nordöstlich zum Sumbar, dem sie bis zu seiner
Quelle
[* 11] folgt, und
dann auf dem
Kamm des Kopet
Dagh nach SO., indem sie im großen und ganzen der nördlichen
Wasserscheide des Atrekflußgebiets
bis
Aschabad folgt und dann in südöstlicher
Richtung bis Serachs verläuft. Der Flächenraum wird zu
1,647,070 qkm (29,912 QM.), die
Bevölkerung
[* 12] zu
ca. 7½ Mill. berechnet.
Bodengestaltung.
Das ganze Gebiet bis zum
Indus
(Afghanistan und
Belutschistan eingeschlossen) wird von einem im einzelnen mannigfach abgestuften,
abflußlosen, durch Faltung und nachfolgend
Verwitterung und Abtragung entstandenenHochland eingenommen,
welches rings von Randgebirgen umgeben ist und sich in der Mitte bis zu 500 m
Höhe einsenkt. Der Salzgehalt dieser von
Wüsten
erfüllten
Depression
[* 13] beweist, daß sie in frühern geologischen
Epochen von einem
Binnenmeer bedeckt war (Tietze schreibt neuerdings
den Salzgehalt der
Steppen einem subaërischen Ursprung
zu).
In denGebirgen Persiens walten drei
Richtungen vor, darunter zwei von beschränkter Verbreitung: eine ostwestliche
im äußersten Südosten, an der
Grenze von
Belutschistan (Zamirân- und Daramgebirge), und eine von ONO. gegen WSW., welche
im östlichen Elburzgebirge (Sewad
Kuh, Schahwar
Kuh etc.) auftritt.
Alle andern
Gebirge, sowohl längs der
Küste als im Innern,
verlaufen fast ausnahmslos von SO. nach
NW., also in derselben
Richtung wie der westliche
Himalaja, der
Kaukasus etc. Vom Kören
Tagh im
NO., an der
Grenze der Turkmenensteppe, bis zu den letzten Vorbergen des Puschti
Kuh gegen das Tiefland des
Tigris wiederholt
sich diese
Richtung unzähligemal; besonders scharf ist sie in den zahlreichen parallelen Kalkzügen
Luristans
und
Chusistans ausgedrückt. Im ganzen scheinen in Persien sämtliche geologische
Formationen vertreten zu sein, von den altkristallinischen
an bis zu den jüngern Eruptivgesteinen und jüngsten Detritusbildungen.
Übrigens sind
Geologie
[* 14] und
Orographie Persiens bis heute noch sehr wenig erforscht (einen Abriß der
Geologie gaben Blanford
in »Eastern Persia«, Lond. 1876, und E. Tietze).
Die Gebirgszüge treten nicht bis unmittelbar an den
PersischenMeerbusen, sondern lassen für einen flachen, heißen
StrandRaum. Die
Gebirge erscheinen, mit Ausnahme der zwei Frühlingsmonate April und Mai, in denen ein grüner
Anflug entsteht, einförmig
rotbraun und dürr.
Daher bleiben nur die untern Teile der Gebirgsabhänge und ihr Übergang zu den
Hochebenen
sowie die Hügellandschaften nebst den die
Flüsse
[* 15] säumenden Landstrichen als diejenigen
Strecken übrig, in denen Bodenkultur
möglich ist. Zu den angenehmsten
Landschaften gehören die sich sanft senkenden Südabhänge des Elburzgebirges, namentlich
die
Landschaft Schimran im N. von
Teheran, welche zahlreiche dicht bei einander und zwischen immergrünen,
herrlichen
Gärten gelegene
Dörfer enthält.
Hydrographisch läßt sich Persien in drei Gebiete teilen: in den
Norden,
[* 16] den
Süden und das abflußlose
Innere. Die große
Erhebung
des
Landes gegenüber den nördlich vorliegenden
Wüsten (Plateaustufen von 1500-1800 m, Randgebirge von 4-5000, ja im
Demawend über 6000 m
Höhe) bedingt eine sehr ungleichartige Verteilung der
Niederschläge: an der Südküste des
KaspischenMeers sind dieselben sehr bedeutend und erzeugen dort die üppigste
Vegetation, im Innern Persiens und an seinen
südlichen
Küsten sind sie sehr selten und stellenweise fast gleich
Null.
Reich an
Flüssen ist darum nur der
Norden, das Gebiet des
KaspischenMeers, mit dem
Aras (dem alten
Araxes),
dem
KisilUzen oder Sefid
Rud, den zahlreichen kurzen, aber wasserreiche
FlüssenMasenderans und dem Gurgen und
Atrek, welch letztere
beide im nördlichen
Chorasan entspringen. Auch der
Süden, und besonders der Südwesten, ist nicht ganz arm anFlüssen,
welche in dem westlichen und nordwestlichen Gebirgsrand entspringen und nach kurzem
Lauf teils in den
Tigris, wie der
Kercha
und
Kuren, teils in den
PersischenMeerbusen, wie der Dscherra,
Zore, Sefid
Rud, Sitaregjan, Nabend
Rud, Chalata etc., münden.
Schiffbar ist außer dem
Aras nur der
Karun aufwärts bis
Ahwas, doch bedarf er noch sehr menschlicher Nachhilfe.
Durchaus arm an
Niederschlagen und
Flüssen ist aber das abflußlose
Innere, dessen wenige
Flüsse im
Sande der großen Salzwüste
(Deschti Kuwir) bald versiegen oder in
Salzseen und
Sümpfe
(Urmiasee, Nirîs oder
Bachtegân und Hamunsumpf) sich ergießen.
Am
Austritt aus dem
Gebirge bewässern dieseFlüsse meist fruchtbare
Oasen,
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Das Klima, welches durchweg durch die Geringfügigkeit der Niederschläge charakterisiert wird, weist nach Verschiedenheit
der Lage des Landes außerordentliche Gegensätze auf; während in einigen Gegenden der Winter mit äußerster Strenge auftritt,
herrscht in andern fast ewiger Sommer mit glühender Hitze. Die höchsten Gebirgskette bleiben lange mit
Schnee
[* 22] bedeckt. Teheran hat schon Ende Oktober -5° R. und Anfang März oft noch viel von Schnee und starkem Frost zu leiden.
Dagegen zeigt das Thermometer
[* 23] um Mitte April oft schon 22° R., und in Schiraz fällt es um Mitte Juni
kaum je unter 30° R. Während die nördlichen Provinzen plötzlichen Wechseln derWitterung ausgesetzt sind, zeigen Ispahan
und Schiraz sowie der ganze Süden eine auffallende Regelmäßigkeit ihrer klimatischen Erscheinungen. Im wüsten Küstenstrich
herrscht afrikanische Sommerhitze bei großem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Im ganzen aber ist Persien (mit Ausnahme der
feuchten Niederungen am KaspischenMeer) ein gesundes Land. Die Luft ist überaus trocken, der Himmel
[* 24] von außerordentlicher Klarheit
und daher der Glanz derSterne bei Nacht von ungewöhnlicher Pracht. Wo der BodenPersiens nur einigermaßen Bewässerung erhält,
zeigt er auffallende Fruchtbarkeit; selbst an der ganz sandigen Küstenebene von Buschir, die nur Tau und
wenige Gewitterregen erfrischen, erntet man 14fältige Frucht.
Der Rand des KaspischenMeers ist mit Eichen, Buchen, Ahornen, Ulmen, Buchsbaum, wilden Kirschen etc. bedeckt,
die sämtlich durch üppig wachsende Weinranken miteinander verbunden sind. Süßholz erzeugen die Ebenen von Merdascht und
die um Schiraz; die Ammoniakpflanze (Dorema armeniacum), bis fast 2 m hoch, wächst im südlichen Persien und liefert das Ammoniakharz
in den Handel. Die gewöhnlichen Gemüse gedeihen reichlich, und auch der Blumenflor (namentlich alle Arten
von Rosen) ist in der bewässerten Gegend von seltener Pracht.
Als Haustiere zieht man außer den gewöhnlichen Tieren auch Kamele.
[* 35] Auf die Pferdezucht
[* 36] versteht man sich
vortrefflich. Das persische Pferd
[* 37] ist kräftig und ausdauernd, aber ursprünglich keineswegs schön und gut geartet, daher
man es durch die arabische Rasse aufzubessern versucht hat. Die Kamele bilden in den dürren und sandigen Landstrichen den Hauptreichtum
der Bevölkerung; in den übrigen Landesteilen bedient man sich zum Tragen von Lasten der Maultiere.
(4,6 Menschen auf 1 qkm). Davon sind 6,860,600 Schiiten, 700,000 Sunniten und mohammedanische Sektierer, 8000 Parsen, 19,000
Juden, 43,000 Armenier und 23,000 Nestorianer und Chaldäer. Diese Bewohner sind nach Abstammung, Sitte und Sprache
[* 46] außerordentlich
verschieden (Perser, Turktataren, Turkmenen, Armenier, Nestorianer, Chaldäer, Juden, Kurden, Araber, Zigeuner,
Neger, Afghanen, Belutschen, Hindu etc.). Die überwiegende Mehrzahl besteht aus Tadschik, den seßhaften Ureingebornen oder
Ureinwanderern, die namentlich den Nordwesten und einige mittlere Provinzen bewohnen. Daneben besteht ¼ oder ⅓ der Bevölkerung
aus eingewanderten Stämmen, welche sich durch ihre Gewohnheiten und ihre Lebensweise von den übrigen
Bewohnern Persiens unterscheiden. Sie heißen Ilat oder Ilijat und bewohnen die innern Ebenen im O., die Nordostgrenzen und
die Gebirgsländer im W. Einige leben stets unter Zelten, im Winter auf den tiefer gelegenen Ebenen in Kischlaks oder
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