mehr
Helios das Schicksal derselben enthüllte. Zeus versprach ihr darauf, ihr die Tochter zurückzugehen, wenn dieselbe im Reich
der Schatten noch nichts genossen hätte, und gewährte ihr, da Persephone mit Pluton bereits einen Granatapfel geteilt hatte, daß
sie wenigstens zwei Drittel des Jahrs auf der Oberwelt zubringen durfte. Der Sinn des Mythus ist unschwer
zu erraten: er ist eine allegorische Darstellung des alljährlich vor unsern Augen sich erneuernden Schauspiels der absterbenden
und wieder auflebenden Pflanzenwelt.
In den Eleusinischen Mysterien wurde der Mythus als das Bild einer höhern Idee, nämlich der Unsterblichkeit der Seele, aufgefaßt.
Hier tritt Persephone als Kora (Tochter) in Verbindung mit ihrer Mutter Demeter und deren Sohn Iakchos auf, heißt
aber auch, gleich jener, Despoina (»Herrin«). Außer in Eleusis ward Persephone auch in Böotien, im Peloponnes und auf Sizilien verehrt,
meist gemeinschaftlich mit ihrer Mutter. Bei den Orphikern der spätern Zeit ist eine allwaltende Naturgottheit und wird vielfach
mit andern mystischen Gottheiten, Hekate, Gäa, Rhea, Isis, vermengt.
Der römische Name Proserpina scheint nur eine Latinisierung von Persephone zu sein. Dargestellt ward Persephone und Hades (Relief im
Vatikan zu Rom) Persephone entweder als liebliche Tochter der Demeter oder als strenge Gemahlin des Hades, mit königlichen Insignien
und der Fackel, dem Symbol der eleusinischen Weihen (s. Abbildung). Einzelbilder sind schwer zu bestimmen,
da ihr Ideal mit dem ihrer Mutter mehr oder weniger zusammenfließt; nur wird sie stets jugendlicher aufgefaßt sein. In einer
Gruppe bildete sie Praxiteles, in einem Relief (zusammen mit Pluton, Dionysos und zwei Nymphen) Kolotes.
Öfters kommt sie in größern Darstellungen vor, besonders in Schilderungen der Aussendung des Triptolemos
(s. Abbildung bei Demeter, Fig. 2), ihrer Entführung durch Hades und ihrer Rückkehr auf die Erde. Diesen Gegenstand behandeln
mit Vorliebe die römischen Sarkophagreliefs, doch war der Raub der Kora auch Inhalt eines Gemäldes des Nikomachos und einer
Gruppe des Praxiteles. Die Auffahrt der Persephone aus der Unterwelt ist sehr schön auf einem Vasenbild (Fragment
des Marchese del Vasto) dargestellt. In der römischen Zeit ist ihre Vereinigung mit Dionysos (als Liber und Libera), der Brautzug
beider unter Begleitung bacchantisch rasender Satyrn und Mänaden sehr häufig auf Sarkophagen behandelt. Eine
dichterische Bearbeitung der Persephonesage enthält Goethes kleines, dem »Triumph der Empfindsamkeit« eingeschaltetes Monodrama
»Proserpin«.
Vgl. Preller, Demeter u. Persephone (Hamb. 1837);
Förster, Der Raub und die Rückkehr der Persephone (Stuttg. 1874) und in den
»Jahrbüchern für Philologie« (1876, S. 804 ff.);
Overbeck, Griechische Kunstmythologie, 4. Buch: »Demeter und Kora« (Leipz.
1878).
[* ]
^[Abb.: Persephone und Hades (Relief im Vatikan zu Rom).]
die spätere Hauptstadt Persiens, vornehmlich durch Dareios I. und Xerxes vergrößert und verschönert,
lag unweit der Vereinigung der Flüsse Araxes
(Kur) und Kyros oder Medos (Pulwar) in einer fruchtbaren Ebene und hatte eine mit
einer dreifachen Mauer umgebene, den königlichen Palast, das Erbbegräbnis und die Schatzkammer der Könige
enthaltende Burg, die von Alexander geplündert und niedergebrannt wurde, während die Stadt selbst wohl verschont blieb und
noch in der Makkabäerzeit erwähnt wird.
Die im Thal des Pulwar erhaltenen antiken Reste sind zweierlei: nördlich vom Fluß die mit vier altpersischen Gräbern
(darunter dasjenige des Dareios) und sassanidischen Skulpturen bedeckte steile Felswand Naqsch i Rustam und südlich davon,
vom Gräberberg Rachmed im Osten überragt, eine Gruppe von Terrassen, Tacht i Dschamshid (d. h. Thron des Dschamshid) genannt,
zugänglich gemacht durch Prachttreppen und Thorhallen, welche zu einer von 72 Säulen getragenen Audienzhalle führen, von der
noch 13 Säulen stehen. Südlich schließen sich die Reste zweier von Dareios und Xerxes erbauter Paläste, östlich die der
sogen. Hundertsäulenhalle daran. Während gewöhnlich letzterer Gebäudekomplex für die Burg von Persepolis gehalten wird, suchen
neuerdings Stolze und Andreas (»Die achämenidischen und sassanidischen Denkmäler und Inschriften von Persepolis«, 150 Lichtdrucktafeln
nach photographischen Aufnahmen, mit Erklärung von Nöldeke, Berl. 1882) dieselbe bei Naqsch i Rustam und
meinen, daß Tacht i Dschamshid (vulgär auch Tschihil minar, d. h. die 40 Türme, genannt) nur für feierliche, mit dem Kultus
in enger Verbindung stehende Handlungen, wie Neujahrs- und Krönungsfest, bestimmt war. An die Stelle der
am Pulwar liegenden Stadt Persepolis trat das aus dem Material derselben erbaute Istachr, das noch 632 Residenz des letzten Sassanidenkönigs
war, aber bald darauf vom Kalifen Omar zerstört wurde. (S. die Tafeln »Baukunst II« und »Bildhauerkunst I«.)
die von 490 bis 449 v. Chr. zwischen den Persern und den Griechen geführten Kriege,
unternommen von den Persern, um durch Unterwerfung von Hellas ihre Weltherrschaft zu vollenden, und, nachdem dies mißlungen,
fortgesetzt von den Griechen, um sämtliche Städte griechische Nationalität von dem fremden Joch zu befreien und sich die
Herrschaft im Mittelmeer anzueignen. Die Perserkriege sind die Heldenzeit des griechischen Volkes und haben eine
hervorragende weltgeschichtliche Bedeutung.
Der unter dem Zepter der persischen Großkönige vereinigte Orient schien nicht nur an Macht, sondern auch an Kultur dem kleinen,
einfachen, überdies politisch zersplitterten Griechenvolk so überlegen, daß dessen Unterordnung unter das Weltreich nicht
nur von den Persern, sondern auch von vielen Griechen selbst für unvermeidlich gehalten wurde und diesen
ebenso wie den ionischen Städten in Kleinasien und den Phönikern eine ehrenvolle, bedeutende Stellung in Aussicht stellte.
Daher war der Anlaß zum feindlichen Zusammenstoß ein fast zufälliger, der Widerstand der Griechen anfangs vereinzelt und unentschlossen.
Erst
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allmählich wurden die Griechen, vor allen die Athener, der Bedeutung des Kampfes sich bewußt und setzten, durch glückliche
Erfolge in ihrem Selbstbewußtsein gehoben, alle ihre Kräfte an die Verteidigung ihrer nationalen Unabhängigkeit, deren Behauptung
die Entwickelung der griechischen Kultur ermöglicht und so der Welt eine der herrlichen Blüten geistigen Lebens
erhalten hat.
Die Ausbreitung der persischen Herrschaft über Europa, zunächst über die Hämoshalbinsel, begann schon 515 während des
skythischen Feldzugs Dareios' I. Nach der Unterdrückung des ionischen Aufstandes sandte Dareios 492 seinen Schwiegersohn Mardonios
aus, um auch die europäischen Griechen der persischen Herrschaft zu unterwerfen. Als aber die persische Flotte
am Vorgebirge Athos scheiterte und das Landheer im Kampf mit thrakischen Völkern aufgegeben wurde, forderte der Großkönig 491 durch
Herolde die Griechen zur freiwillige Unterwerfung mittels Überreichung von Erde und Wasser auf.
Viele griechische Staaten verweigerten sie, ja die Spartaner und Athener verletzten sogar durch Tötung der Gesandten das Völkerrecht.
Gleichwohl thaten die Griechen nichts, um sich durch enge Verbindung und energische Rüstungen gegen den übermächtigen Gegner,
dessen Zorn sie gereizt hatten, zu schützen. Als daher 490 eine persische Flotte mit einem großen Landheer unter Datis und
Artaphernes im Ägeischen Meer erschien, um die verweigerte Unterwerfung zu erzwingen und in Griechenland
die vertriebenen Tyrannen (wie Hippias) als persische Vasallen wieder einzusetzen, konnte sie ungeändert die Kykladen unterjochen
und Eretria zerstören. Als sie bei Marathon in Attika landete, leisteten nur die Platäer den Athenern Beistand, welche unter
Miltiades' Führung es wagten, mit 10,000 Mann den Persern entgegentreten. Unterstützt durch glückliche Umstände,
erfochten sie 12. Sept. 490 den glänzenden Sieg bei Marathon (s. d.).
Ein Aufstand in Ägypten, dann der Tod des Dareios (485) verzögerten die Erneuerung des Eroberungskriegs, zu dem die Perser mit
aller Macht rüsteten. Wiederum aber versäumten die Griechen, sich für die Abwehr der drohenden Gefahr vorzubereiten. Nur
die Athener erkannten die Größe und Bedeutung derselben und trafen auf den Rat des genialen Themistokles
die geeigneten Maßregeln, um sich vor derselben zu schützen, indem sie die gesamten Kräfte ihres kleinen Staatswesens auf
den Bau einer Flotte verwendeten.
Als endlich Xerxes 481 ein ungeheures Heer (800,000 Mann zu Fuß und 80,000 Reiter) und eine große Flotte
(1200 Schiffe) in Kleinasien sammelte und die Gefahr nicht mehr verkannt werden konnte, hielten die Griechen im Herbst 481 auf
dem Isthmus von Korinth eine Bundesversammlung, an der die Peloponnesier, außer Argos, von den Staaten Mittelgriechenlands aber
bloß Athen, Megaris, Platää und Thespiä teilnahmen. Es wurde hier gemeinsamer Widerstand gegen den fremden
Eroberer beschlossen, allgemeiner Landfriede geboten und durch Gesandtschaften das ganze Volk zur Teilnahme am Krieg abgefordert,
Anschluß an die Perser als Hochverrat mit Strafe bedroht. Aber bei der Ausführung der Beschlüsse wirkte die alte Stammeseifersucht
wieder lähmend; die Kerkyräer, Kreter und Sizilier verweigerten ihre Hilfe, Sparta namentlich zeigte sich
kurzsichtig und eigennützig, und nur die heldenmütige Thatkraft und bewundernswerte Entsagung und Aufopferung der Athener
rettete Hellas.
Zuerst war die Absicht gewesen, dem Perserheer,
welches im Frühjahr 480 den Hellespont auf zwei Schiffbrücke in sieben Tagen
und sieben Nächten überschritten hatte und, ohne Widerstand zu finden, durch Thrakien und Makedonien heranzog,
im Thal Tempe den Weg zu verlegen, und 10,000 Griechen waren dorthin gezogen, aber, als sie erkannten, daß ihre Stellung umgangen
werden konnte und durch die Feindseligkeit der Aleuaden in Thessalien bedroht war, wieder zurückgegangen.
Auch Thessalien wurde also den Persern preisgegeben und nur die Verteidigung von Mittelgriechenland versucht.
Am Eingang in dasselbe, beim Paß der Thermopylen, stellte sich ein kleines Heer von 5500 Hopliten, zu dem die Spartaner nur 300 Mann
unter König Leonidas gesandt hatten, auf, während die griechische Flotte, 366 (darunter 200 athenische) Schiffe stark, zur
Deckung der Thermopylen am nördlichen Vorgebirge von Euböa bei Artemision ankerte; in edler Selbstverleugnung
traten die Athener auch den Oberbefehl über die Flotte dem Spartaner Eurybiades ab. Xerxes erzwang sich bei Thermopylä den
Weg nach Hellas durch den Verrat des Ephialtes.
Die griechische Flotte, welche der persischen, die durch Stürme ungeheure Verluste erlitten, bei Artemision
mehrere unentschieden Gefechte geliefert hatte, begab sich hierauf nach dem Saronischen Meerbusen, während Xerxes Phokis verwüsten
ließ und nach der freiwilligen Unterwerfung von Lokris und Böotien in Attika einfiel, dessen Einwohner nach Salamis, Ägina
und Argolis geflüchtet waren. Athen wurde ohne Widerstand von den Persern besetzt und verbrannt.
Die Spartaner wollten sich nun auf die Verteidigung des Peloponnes beschränken, Hellas also preisgeben;
aber die Athener unter Themistokles zwangen sie durch Drohungen und List dazu, den Kampf mit der doppelt so starken persischen
Flotte aufzunehmen. Der glänzende, wiederum hauptsächlich durch die Athener erfochtene Sieg bei Salamis (20. Sept.) bewog Xerxes,
nach Asien zurückzukehren und nur Mardonios mit 300,000 Mann in Thessalien zurückzulassen, um das unterbrochene Werk der Unterwerfung
Griechenlands 479 wieder aufzunehmen. Wirklich gelang es Mardonios im nächsten Frühjahr, abermals infolge der Saumseligkeit
der Peloponnesier, ganz Mittelgriechenland zu besetzen; erst im Sommer sammelte sich das griechische Heer, 110,000 Mann, unter
Pausanias und Aristeides und lieferte nach verhängnisvollem Schwanken im September 479 den Persern bei Platää in Böotien eine
Schlacht, in der Mardonios fiel und, während die übrigen Griechen zurückwichen, die Athener und Spartaner durch ihre wetteifernde
Tapferkeit einen glänzenden Sieg über die Perser errangen; das persische Lager mit unermeßlicher Beute
fiel in ihre Hände, Theben wurde für seine Hinneigung zu den Persern gezüchtigt. Um dieselbe Zeit erstürmte die Bemannung
der griechischen Flotte unter Leotychides und Xanthippos das persische Schiffslager auf dem Vorgebirge Mykale in Kleinasien und
brach die Seeherrschaft der Perser im Ägeischen Meer.
Sofort schritten nun die Athener zur Befreiung der kleinasiatischen Städte von dem Joch der Perser und stifteten
den Athenischen Seebund zur Verteidigung der Unabhängigkeit Griechenlands. Ein Versuch der Perser 466, das Verlorne wiederzugewinnen,
wurde durch Kimons Doppelsieg am Eurymedon vereitelt. Kimon betrieb darauf mit Eifer die Fortsetzung des Angriffskriegs gegen
Persien und veranlaßte eine Unternehmung der Athener zur Unterstützung des Aufstandes in Ägypten unter
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Inaros, die aber unglücklich endete (455). Im J. 449 brachte er einen neuen Zug
nach Kypros zu stande. Er eroberte dort Kition,
und nach seinem Tod besiegten die Athener eine persische Flotte bei Salamis; damit endeten aber für längere Zeit die Kämpfe,
indem die Athener, von neuem durch ihre Nebenbuhlerschaft mit Sparta in Anspruch genommen, den Angriffskrieg
aufgaben, die Perser, deren Reich bereits durch Palastintrigen und Unbotmäßigkeit der Satrapen in Zerrüttung verfiel, auf
die Herrschaft über die griechischen Kolonien in Asien verzichtete und den griechischen Handel in ihrem Gebiet nicht weiter
belästigten.
Ein förmlicher Friede wurde nicht abgeschlossen (s. Kimon 2). Die Perserkriege sind in ihrer welthistorischen Bedeutung
als der große Zusammenstoß orientalischer und hellenischer Bildung und infolge des Siegs der letztern als Grundlage einer
höhern und freiern Entwickelung der Menschheit zuerst von Herodot erkannt und in seinem klassischen Geschichtswerk in ebenso
umfassender, großartiger Anlage wie in meisterhafter Form dargestellt worden.
Vgl. H. Delbrück, Die Perserkriege und
die Burgunderkriege (Berl. 1887).