Auftreten 1519 das
EvangeliumMatthäi durchpredigte und die
reformierte Kirche ihren
Predigern freie
Wahl ließ. Auch in der
evangelisch-lutherischen
Kirche hat
man es in neuerer Zeit mit neugewählten Reihenfolgen biblischer
Abschnitte versucht, und
faktisch ist der sogen. Perikopenzwang, dem gemäß der
Prediger bloß über die Perikopen predigen durfte, fast überall
ermäßigt.
Vgl.
Ranke, Das kirchliche Perikopensystem (Berl. 1847);
Derselbe, Zusammenstellung der im evangelischen
Deutschland
[* 2] eingeführten Perikopenkreise (das. 1850);
Bobertag, Das evangelische
Kirchenjahr (Bresl. 1853).
(Perillos), griech. Erzgießer, welcher für den
TyrannenPhalaris
[* 3] von Agrigent einen eisernen
Stier verfertigte,
dessen
Rücken man öffnen konnte, um Verbrecher hineinzuschieben.
Legte manFeuer unter, so drang das
Jammergeschrei der Unglücklichen durch die Nasenlöcher des
Stiers hervor und verursacht einen dem natürlichen
Brüllen ähnlichen
Laut.
(griech., auch
Kernkristall), Bezeichnung für die aus einem kristallographischen
Individuum bestehenden
Kristallhüllen, deren
Kern ein
Aggregat gewöhnlich ganz fremdartigen
Materials bildet.
in der
Astronomie
[* 8] s. v. w. Umlaufszeit; sodann der
Kreislauf der Zeit, daher
überhaupt ein Zeitraum. In der
Mathematik ist eine beständig wiederkehrende
Reihe von
Größen; daher heißen
Dezimal- und
Kettenbrüche periodisch, wenn in ihnen immer dieselbe Zahlengruppe sich wiederholt.
PeriodischeFunktionen sind
solche, welche wieder dieselben
Werte annehmen, wenn die unabhängige
Variable um eine gewisse
Größe wächst, z. B. die trigonometrischen
Funktionen. - In chronologischer Hinsicht wird Periode häufig in der Bedeutung von
Cyklus (s. d.) angewendet, ist aber
eigentlich ein durch Wiederholung oder
Verbindung zweier oder mehrerer Cyklen entstehender Zeitabschnitt.
Diese Perioden werden hauptsächlich gebraucht, um verschiedene Zeitberechnungsarten
untereinander auszugleichen. Die bekanntesten
sind: die chaldäische Periode,
Saros oder Periode der
Finsternisse, bestehend aus 223 synodischen
Monaten (s.
Monat), nach deren
Ablauf
[* 9] die
Finsternisse in derselben
Weise wiederkehren;
die Periode
Ludwigs d. Gr. von 11,600
Jahren, welche
Cassini erfand, und die
Julianische
Periode, welche
JosephScaliger aufstellte, indem er nach
JulianischenJahren (daher der
Name) den
Sonnen-,
Mond- und Indiktionencyklus
(zu 28, 19 und 15
Jahren) zu einer Periode verband, welche mit dem Jahr beginnt, mit dem alle drei Cyklen zugleich
anfangen.
Die Anzahl der Jahre dieser Periode ist 28 · 19 · 15 = 7980; das erste Jahr derselben ist das Jahr 4713
v. Chr.-
In der Geschichte versteht man unter Perioden die durch die
Epochen (s. d.) gegebenen
Abschnitte in der geschichtlichen
Entwickelung.
Da die Geschichte ein fortlaufende
Strom ist, so hat die
Einteilung derselben in Perioden immer etwas Willkürliches
und wird durch das individuen
Urteil des Betrachters oder durch den
Gesichtspunkt, unter dem man die Geschichte behandelt,
ob in rein politischer oder kulturgeschichtlicher oder religiöser Beziehung, ob die
Europas oder der ganzen
Welt etc., bestimmt.
In der Universalgeschichte ist die
Einteilung jetzt allgemein angenommen, nach welcher man zunächst
Altertum
und neue Zeit durch die
Völkerwanderung und das Herrschendwerden des christlichen
Elements und in letzterer wiederum das
Mittelalter
und die neuere Zeit hauptsächlich durch die
Entdeckung von
Amerika
[* 12] und
LuthersReformation voneinander scheidet und dadurch
die drei Hauptperioden der alten, mittlern und neuern Geschichte erhält. - In der
Grammatik versteht
man unter Periode vorzugsweise einen kunstvoll gegliederten
Satz, spricht aber auch von nackten Perioden, die aus einem einzigen
Hauptsatz bestehen.
Die eigentlichen, ausgeführten Perioden entstehen, wenn einzelne Teile eines Hauptsatzes sich zu Nebensätzen erweitern
und somit diesen einen Hauptsatz zumMittelpunkt des Ganzen machen. Die zusammengesetzten Perioden gehen
aus der
Verbindung mehrerer Hauptsätze hervor. Da nächst der logischen und grammatischen Richtigkeit rhythmische
Bewegung
Haupterfordernis einer guten Periode ist, so unterscheidet
man in dieser Beziehung fallende und steigende Perioden. Zu den erstern
gehören alle die, in welchen der
Gedanke, der das Ganze trägt, gleich zu Anfang steht, während alle
Beziehungen, Bestimmungen und weitern Ausführungen
¶
mehr
nachfolgen. Zu den letztern, auf welche manche Grammatiker den Namen Periode überhaupt beschränken, gehören alle Formen, in denen
der Anfang eine Vorbereitung auf das Folgende ist, in denen Erwartung und Befriedigung, Spannung und Lösung sich so als Gegensätze
einander gegenüberstehen, daß ein Verständnis erst mit dem Schluß des Ganzen möglich wird. Der vordere
Teil einer solchen Periode heißt Vorderglied oder Hebung
[* 14] (Protasis, Arsis), der andre, mit welchem der Gegensatz beginnt, Hinterglied
oder Senkung (Apodosis, Thesis). In zusammengesetzten Perioden kommen oft mehrere Hebungen und Senkungen vor, und man spricht
dann von mehrgliederigen Perioden. Die Periodologie oder die Lehre
[* 15] vom Periodenbau bildet einen der wichtigsten
Teile der Stilistik. - In der Musik heißt Periode ein abgeschlossenen sich in Vorder- und Nachsatz gliedernder Satz, in der Regel
von acht TaktenUmfang (vgl. Phrasierung). - In der Physiologie ist Periode gleichbedeutend mit Menstruation.