Apparat zum Durchstechen oder Durchlöchern von Drucksachen, die leicht trennbar gemacht werden sollen, wie z. B. der Postmarken. Der Durchlöcherungsapparat besteht aus feinen, auf Stahlhülsen wirkenden Stahlstempeln, welche die Papierteilchen scharf und glatt ausschlagen und durch die Hülsen fallen lassen, oder aus gezahnten Linien, die das Papier schneiden, ohne Teile daraus zu entfernen. In Betrieb gesetzt wird die Perforiermaschine durch Hand- oder Trittbewegung oder Dampf, [* 2] in welch letzterm Fall sie mit einem Gebläse [* 3] zur Entfernung der ausgeschlagenen Papierteilchen versehen wird. Perforiermaschinen, welche gleich Nähmaschinen [* 4] arbeiten, und bei denen ein einziger auf- und niedergehender Stift die Löcher schlägt, während das Papier von der Maschine [* 5] selbstthätig weitergeschoben wird, sind nur bei geringem Bedarf zweckmäßig.
Altertümer, s. Pergamon. ^[= (lat. Pergamus), im Altertum berühmte Stadt in Mysien, in der Landschaft Teuthrania, am Selinos ...] [* 6]
Reich, eins der aus den Trümmern des makedonischen Weltreichs hervorgegangenen kleinern Reiche Asiens, bestand von 282 bis 133 v. Chr. Philetäros, Sohn einer paphlagonischen Tänzerin, später Schatzmeister des Königs Lysimachos von Thrakien, setzte sich in den auf die Ermordung des Seleukos Nikator folgenden Unruhen mit Hilfe der in Pergamon aufgespeicherten Schätze des Lysimachos (9000 Talente) in den unabhängigen Besitz von Pergamon und dem zugehörigen Gebiet und gründete somit 282 das Reich von Pergamon. Er behauptete sich gegen Syrer, Bithynier und Gallier und hinterließ das Reich 263 dem Sohn seines Bruders, Eumenes I., der große Eroberungen in Asien [* 7] machte und auch Antiochos von Syrien besiegte; er starb 241. Ihm folgte sein Vetter Attalos I., welcher das ganze westliche Kleinasien beherrschte, zuerst den Königstitel annahm, durch ein Bündnis mit den Römern seinem Reich Halt gab, Industrie und Gelehrsamkeit förderte und seine Hauptstadt durch prächtige Bauten schmückte; er starb 197. Sein Sohn und Nachfolger Eumenes II. erhielt, nachdem er in dem Krieg zwischen den Römern und Antiochos d. Gr. treuer Bundesgenosse der erstern gewesen, 189 die thrakische Chersonesos und die Länder des Antiochos diesseit des Taurus. Er begründete die nachmals so berühmte pergamenische Bibliothek und erbaute zur Erinnerung an die glückliche Abwehr der Gallier den prachtvollen Altar [* 8] mit dem Gigantenfries (s. Pergamon).
Auch sein Bruder und Nachfolger Attalos II. Philadelphos (seit 159) liebte die Wissenschaften; er starb 138. Dessen Neffe Attalos III. Philometor (seit 138) regierte dagegen als Tyrann, ließ seine Verwandten aus dem Weg räumen und vermachte 133 sterbend sein Reich den Römern, welche, obwohl die Echtheit des Testaments angefochten wurde, die Erbschaft annahmen und nach der Besiegung und Hinrichtung des Kronprätendenten Aristonikos, eines natürlichen Sohns Eumenes' II., 129 Pergamon unter dem Namen Asia propria in eine römische Provinz verwandelten, deren Hauptstadt Pergamon ward.
eigentümlich zubereitete Tierhaut, welche keine Gerbung erhalten hat und sich daher beim Kochen mit Wasser in Leim (Pergamentleim) verwandelt. Die zur Darstellung des Pergaments bestimmten Felle werden eingeweicht, gereinigt, in Kalkäscher behandelt, enthaart, gewaschen, auf dem Schabebaum bearbeitet, in einem Rahmen faltenlos ausgespannt, nochmals ausgestrichen, dünn geschabt und getrocknet (Trommelpergament aus Kalb-, Paukenpergament aus Eselfellen).
Das zum Schreiben bestimmte Pergamént wird, nachdem es auf beiden Seiten abgeschabt worden, mit einer magern Bleiweißölfarbe angestrichen. Derartiges Pergamént fertigt man aus den Häuten junger Kälber, Ziegen, totgeborner Lämmer, auch aus der Aasseite gespaltenen Schafleders. Oft wird das Pergamént, nachdem es auf dem Rahmen getrocknet ist, gekreidet, geschabt und mit Bimsstein abgerieben. Das feinste und dünnste Pergamént heißt Jungfernpergament. Schweinefelle liefern besonders Pergamént zu Büchereinbänden und Sieben.
Vgl. Wiesner, Die Weißgerberei und Pergamentfabrikation (Wien [* 9] 1877).
Ein Pergamentsurrogat für Schreibtafeln erhält man aus Papier, wenn man dasselbe auf beiden Seiten mit Kopallack leicht anstreicht, nach dem Trocknen ebenfalls auf beiden Seiten 2-3 Anstriche mit einer aus Bleiweiß, [* 10] Bleizucker, Bimssteinpulver, etwas Erdfarbe und Leinöl bereiteten Farbe macht und zuletzt mit Bimsstein und Wasser schleift. Ein andres Surrogat ist das Pergamentpapier und ein Fabrikat aus leinenem oder baumwollenem Gewebe, [* 11] welches man mit Papierzeug imprägniert und dann wie bei der Fabrikation des Pergamentpapiers mit starker Schwefelsäure [* 12] behandelt.
Die Erfindung des Pergaments ist uralt; schon zu Davids Zeiten hatten die Israeliten ausgerollte Bücher von Tierhäuten, und nach Herodots Erzählung schrieben die Ionier in den ältesten Zeiten auf ungegerbte Hammel- oder Ziegenfelle, von denen bloß die Haare [* 13] abgeschabt waren. Mit dem Wort Membrana bezeichneten die Alten zunächst überhaupt die Haut, [* 14] dann die zum Schreiben bereitete Haut oder das Pergamént. Später wurden die Felle durch Schaben und Reiben mit Kalk zu Blättern verdünnt, und wie Josephus erzählt, konnte Ptolemäos Philadelphos die Feinheit des Pergaments nicht genug bewundern, auf welches der Pentateuch geschrieben war, den ihm der Hohepriester Eleasar zuschickte.
Wesentlich verbessert wurde das Pergamént, wie es scheint, in Pergamon, und es machte den vorzüglichsten Handelsartikel dieser Stadt aus. Anfangs war das Pergamént gelb, in Rom [* 15] lernte man es weiß machen; nachher gab man ihm auch eine violette oder Purpurfarbe auf beiden Seiten. Nach Erfindung der Buchdruckerkunst wurden einzelne kostbare Werke in einigen Exemplaren auf Pergamént gedruckt (Pergamentdrucke); von manchen Werken wurden sogar dergleichen Abzüge in größerer Anzahl gemacht, und da sie ohnehin dem Zahn der Zeit leichter trotzen konnten, so sind von einzelnen Drucken, wie von dem »Psalterium« von 1457 und von der ersten Fust-Schöfferschen Bibel, [* 16] die Exemplare auf Papier zur größern Seltenheit geworden als die auf Pergamént. Die Sitte, von kostbaren Werken Pergamentabzüge zu veranstalten, hat sich, namentlich in England und Frankreich, bis auf die Gegenwart erhalten.
mit lederartigem Korn versehenes Pergamentpapier für Buchbinder. ^[= Simon, Maler, geb. 1856 zu Radzyn in Russisch-Polen als Sohn armer jüdischer Eltern, erlernte ...]
(vegetabilische Pergament, Papyrin), modifiziertes und tierischer Membran in mancher Hinsicht ähnlich gewordenes Papier. Zur Darstellung desselben leitet man endloses ungeleimtes und füllstofffreies Papier durch kalte Schwefelsäure von 60° R. und bemißt die Zeit der Einwirkung je nach der Stärke [* 17] des Papiers auf 3-12 Sekunden. Man benutzt bei der Fabrikation zur Leitung des Papiers Walzen aus Glas, [* 18] Kautschuk, Holz, [* 19] spritzt dasselbe nach dem Säurebad beiderseitig mit Wasser ab, leitet es durch ammoniakalisches Wasser, spritzt es abermals mit Wasser ab, preßt jedesmal zwischen Walzen die überschüssige Flüssigkeit ab und trocknet ¶
und glättet das Papier zuletzt zwischen mit Dampf geheimen Walzen. Letzteres Verfahren ist notwendig, weil beim Trocknen nicht gespanntes Pergamentpapier kraus und runzelig wird. Pergamentpapier ist hornartig, durchscheinend, steil, 3-4mal fester als das Papier, aus welchem es hergestellt wurde; es erweicht in Wasser, ohne an Festigkeit [* 21] zu verlieren, und gleicht dann der tierischen Blase. Es läßt Flüssigkeiten nur endosmotisch hindurch, wird durch kochendes Wasser nicht verändert, fault nicht und wird nicht von Insekten [* 22] angegriffen. Es widersteht kochenden Ätzlaugen, löst sich aber allmählich in heißer konzentrierter Salzsäure und Schwefelsäure.
Läßt man es zehn Minuten in konzentrierter Salpetersäure liegen und wäscht es dann aus, so zeigt es nach dem Trocknen viel größere Dicke, Festigkeit und Zähigkeit, ist gegen Säuren sehr widerstandsfähig und wird, wenn man es einige Minuten in Schwefelsäure taucht, glashell und durchsichtig. Bei der Bereitung schwindet unter Verdickung des Blattes das Flächenmaß um 10-30 Proz., während eine Gewichtsveränderung nicht stattfindet. Unmittelbar nach dem Eintauchen in Säure kann man zwei Bahnen miteinander vereinigen, indem man sie miteinander durch die Presse [* 23] laufen läßt, da das durch die Schwefelsäure gebildete Amyloid die Vereinigung herbeiführt. Um Pergamentpapier zu verleimen, erweicht man es mit starkem Branntwein, legt es noch feucht auf das mit starkem Leim bestrichene Material und reibt es mit einem Falzbein gut an. Auch eine Lösung von Cellulose in Kupferoxydammoniak eignet sich zum Verleimen. Pergamentpapier dient als Surrogat der tierischen Blase, zum Verpacken von Schokolade, Konserven, Fleischspeisen (künstliche Wurstdärme aus Pergamentpapier) etc., zum Verbinden von Einmachebüchsen, zum Auslegen von Fässern, als Surrogat des Pergaments für Urkunden, Dokumente, zum Durchzeichnen, zur Anfertigung von Patronenhülsen etc. Man kann weißes Pergamentpapier färben, aber auch Buntpapier in Pergamentpapier verwandeln und dies mit Reliefdruck versehen. So erhält man ein sehr schönes Material für Portefeuille-, Galanterie- und Buchbinderarbeiten, für künstliche Blumen etc. In der Chirurgie dient Pergamentpapier als Surrogat der Leinwand, des Wachstuchs und der Guttapercha. Im Laboratorium [* 24] und namentlich in der Zuckerfabrikation benutzt man es zu dialytischen Zwecken.