Ausgabe des Zendavesta (Wien 1853 ff., 2 Bde.).
Eine Menge im Zendavesta fehlender Notizen über die Mythologie und Kosmogonie der Zoroastrier, die durch die griechischen Berichte
über die Religion der alten Perser bestätigt werden, enthält der der Sassanidenzeit angehörige »Bundehesch« (s. d.). Die
Himmel- und Höllenfahrt eines parsischen Priesters beschreibt das oft an Dante erinnernde Buch von Ardâ Virâf
(Ausg. und Übersetzung von Haug und West, Lond. 1872),
das dem 3. Jahrh. n. Chr. angehört. Aus der gleichen Zeit stammt das
umfangreichste Pehlewiwerk, der wichtige »Dînkart«, den ein gelehrter
Parsenpriester herauszugeben begonnen hat (Bombay 1875 ff.). Andre Werke in Pehlewi sind: »Nirangistan«,
»Dadistan-i-dini«, »Minok-i-khard«,
»Chatrang-namak« etc. Ein p.-englisches Wörterbuch gibt Jamaspji in Bombay heraus. Die beste Grammatik des Pehlewi lieferte Haug
in seinem »Essay on the Pahlavi language« (Lond. 1870).
Vgl. auch Spiegel, Grammatik der Huzvâreschsprache (Leipz. 1856);
Harlez,
Manuel du Pehlevi (Par. 1880).
Die meisten Pehlewiwerke sind bisher nur in Handschriften vorhanden, die sich in München, Paris, Kopenhagen,
Bombay u. a. O. befinden.
(Pueltschen, »die Östlichen«),
südamerikan. Indianervolk in den Andes von Patagonien (s. d.) und von da
nach O. in die Ebenen sich ausbreitend, von den Tehueltschen mit dem Namen Penck bezeichnet und nach Musters
identisch mit den Pampa (während Falkner die Tehueltschen als Pueltschen bezeichnet). Sie sind kräftig gebaute, dunkel olivenfarbige,
räuberische Nomaden und stehen auf einer sehr tiefen Bildungsstufe. Ihre kegelförmigen Hütten gleichen den Jurten der Tataren.
Mit ihren Nachbarn liegen sie stets in Fehde, doch sind sie gegen Fremde gastfrei und im Handel ehrlich.
S. Tafel »Amerikanische Völker«, Fig. 30.
Badeort im Val Lugnez des schweizer. Kantons Graubünden,
mit 115 Einw. und einer vorzugsweise
Glaubersalz enthaltenden Mineralquelle, die 1868 durch Überschwemmungen verschüttet, 1874 aber wieder aufgefunden wurde.
(Peho, Pai-ho, »weißer Fluß«),
Fluß im nordöstlichen China, entspringt an der Grenze der Mongolei, fließt südöstlich
in einer Entfernung von 20 km an Peking vorüber, nimmt bei Tiëntsin den von NW. kommenden Whenho sowie von S. her den Janho
und Hutanho mit dem in letztern mündenden Kaiserkanal auf, durch welchen eine unmittelbar Wasserverbindung
zwischen Nanking und Peking hergestellt wurde, indem der Kanal von Tatung Peking und Tungtscheu am Peiho verband. Der Peiho ist ein
Glied in der »Wasserweg« genannten Abteilung der chinesisch-zentralasiatischen
Ausfuhrstraße nach Sibirien, da der Thee des mittlern China auf dem Jantsekiang ans Meer, von dort nach der
Mündung des Peiho und dann in flachen Booten flußaufwärts 116 km weit bis Tungtscheu geht.
Das Einlaufen in den Fluß erschwert eine Barre; die Wassertiefe ist 3½ m, nimmt aber später stark ab. An der Mündung bei
Taku hatte China zum Schutz seiner Hauptstadt starke Befestigungen angelegt, welche 24. Juni 1859 von einer
englischen Truppenabteilung zu stürmen versucht wurden (vgl. China, S. 20 f.). Seitdem sind diese Forts verstärkt, um Befestigungen
am Unterlauf des Flusses vermehrt
und mit Riesengeschützen deutschen und englischen Fabrikats ausgerüstet worden. Der Flußeingang
ist überdies durch Torpedoschiffe verteidigt.
ausgedehntes Fabrikdorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Reichenbach, an der Peile, besteht aus den
sechs Gemeinden: Oberpeilau I mit 2546, Oberpeilau II mit 1108, Obermittelpeilau mit 731, Mittelpeilau mit 630, Niedermittelpeilau
mit 747 und Niederpeilauschlössel mit 709, zusammen einschließlich sieben Gutsbezirke mit (1885) 7082 meist
evang. Einwohnern. Es befinden sich hier eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Schloß, bedeutende Baumwollwaren- und Leinenfabrikation, Fabriken für Marmorwaren, Öfen, Preßhefe, Gummiwaren
etc., Dampfmehl- und Dampfsägemühlen, Bierbrauerei etc. Bei Oberpeilau
I liegt die Herrnhuterkolonie Gnadenfrei (s. d.).
im Seewesen s. v. w. abmessen, untersuchen, beobachten. Die Sonne peilen heißt die Bestimmung des
Azimut; die Küste, bez. einen Leuchtturm peilen heißt die Berechnung des Winkels, den die vom Kompaß nach jenen festen, auf der
Seekarte vorgezeichneten Gegenständen gezogene Linie mit dem magnetischen Norden bildet. Kreuzpeilung heißt die Bestimmung
der Richtung, welche gleichzeitig von zwei solchen Gegenständen gewonnen wird, wobei der Ort des Schiffs
im Durchschnittspunkt beider Linien liegt. Die Tiefe peilen bezieht sich auf Tiefenmessung. Geringe Fahrwassertiefen werden mit
der Peilstange gemessen, größere mit dem Tieflot; der Wasserstand in den Schiffsräumen wie im Pumpensod (Bilge) wird durch
den Peilstock ermittelt, einen in Zentimeter geteilten Stab.
(Peina), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, an der Fuse, Knotenpunkt der Linie Hannover-Rheine der
Preußischen Staatsbahn und der Eisenbahn Peine-Ilsede, 68 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, ein Walz- und Stahlwerk, eine Zuckerfabrik, Malz-, Kunstdünger- u.
Stärkefabrikation, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, Petroleumraffinerie, Ziegeleien, Torfstiche, besuchte
Pferde- und Viehmärkte, Getreidehandel und (1885) 7868 meist evang. Einwohner. Peine ist
Geburtsort des Dichters Friedrich Bodenstedt, war ehemals eine starke Festung und gehörte bis 1803 zum Bistum Hildesheim.
Befragung (peinliche Frage), s. v. w. Spezialinquisition (s. Strafprozeß);
dann die beim hochnotpeinlichen
Halsgericht zum letztenmal wiederholte Frage an den Verbrecher, ob er sein Verbrechen noch jetzt zugestehe,
nach deren Bejahung der Stab gebrochen, das sogen. Zetergeschrei eröffnet und zur Vollstreckung der Strafe selbst geschritten
ward;
auch s. v. w. Tortur.
(franz., spr. pängtr-grawör, »Maler-Radierer«),
Maler, der nach eigner Zeichnung oder Komposition auf
der Kupferplatte radiert;
auch Titel der Verzeichnisse von Kupferstichen dieser Art und Kupferstichen überhaupt, z. B.
von A. Bartsch, Passavant, R. Dumesnil, Andresen u. a. (s. Kupferstecherkunst, S. 329 und 332).