(franz., spr. -wahsch, im
Latein des
MittelaltersPavagium), in den altenglischen Gesetzbüchern
eine Geldabgabe, welche zur Pflasterung der
Straßen und Hochwege diente;
in
Frankreich (droit de chaussée) eine
Abgabe, welche
für ein- oder durchgehende
Waren entrichtet werden mußte.
(Padovana, Paduana), alter
Tanz italienischen Ursprungs (aus
Padua)
[* 21] in geradem
Takt und gravitätischerBewegung,
der später besonders in
Spanien
[* 22] zu großer Beliebtheit gelangte.
Die Pavane begegnet uns häufig in den ältesten
Drucken von
Tanzstücken (z. B. bei Pavane Attaignant).
Pavé de
l'ours oder bloß Pavé, in der
Sprache
[* 23] der französischen Journalisten s. v. w. ungeschickte
Verteidigung, welche den Verteidigen
erst recht bloßstellt, nach der bekannten
Fabel von jenem
Bären, der, um eine
Fliege auf der
Stirn seines
schlafenden
Herrn zu töten, einen großen
Stein auf diesen niederfallen ließ.
(ital.,
Boffesen,
Setztartschen), im
Mittelalter die 2 m hohen, 1 m breiten, mit starkem
Eisenblech beschlagenen
Schilde, welche namentlich bei Belagerungen den Armbrustschützen als
Deckung dienten und mit einem am
untern Ende angebrachten eisernen
Stachel in die
Erde gestoßen werden konnten. Vgl.
Schild.
[* 24] - In der
Kochkunst heißen Pavesen mit
Pflaumenmus, Kalbsgehirn oder geräuchertem
Lachs gefüllte, in
Milch eingeweichte Semmelscheiben, welche paniert und in
Schmalz
gebacken werden.
»Miradj-Nâmeh, récit de l'ascension de
Mahomet au ciel«
(Text und Übersetzung, 1882) u. a. Mit
Barbier de Meynard gab er die
»Prairies d'or« des
Masudi (1861-74, 8 Bde.),
mit M.
Ubicini
»État présent de l'empire ottoman« (1876) heraus.
ital.
Provinz in der
Lombardei, im N. von der
ProvinzMailand,
[* 26] im O. vonPiacenza, im S. von
Genua, im
SW. von
Alessandria, im W. von
Novara begrenzt, umfaßt 3325 qkm (nach Strelbitsky 3399 qkm oder 61,7 QM.)
mit (1881) 469,831 Einw. Das Land ist, mit Ausnahme des südlichen
gebirgigen
KreisesBobbio, eben, gut bewässert und sehr fruchtbar (»der
Garten
[* 27] der
Lombardei«) und wird vom
Po mit seinen Nebenflüssen
Sesia, Agogna, Terdoppio,
Ticino und
Olona (von N.) und der Staffora und
Trebbia (von S.) bewässert.
Außerdem ist die
Provinz von einem reichverzweigten
Netz von
Kanälen durchzogen, unter welchen der
Naviglio di Pavia (von der
Olona bei
Mailand zum
Ticino bei Pavia, 33 km lang), die Bereguardo und der Navigliaccio die bedeutendsten
sind. Etwa 6000
Hektar sind Sumpfland, doch wird an deren Austrocknung gearbeitet. Hauptprodukte der vorzugsweise ackerbautreibenden
Provinz sind:
Reis (1886: 1,4 Mill.
hl),
Mais (¾ Mill.
hl),
Weizen (465,500
hl),
Hafer,
[* 28]
Hülsenfrüchte und Küchengewächse,
Wein
(679,000
hl).
Kastanien,
Obst und Ölsaaten.
Die gleichnamige Hauptstadt der Provinz liegt in einer fruchtbaren, hauptsächlich mit Reis bebauten Ebene links am Ticino, der
sich hier mit dem Naviglio di Pavia vereinigt und von hier an schiffbar ist. Über den Fluß führt eine unter Galeazzo II. Visconti 1353 erbaute
gedeckte Brücke
[* 32] von sieben Marmorbogen, durch welche die Stadt mit der jenseits gelegenen Vorstadt (Sobborgo
Ticino) verbunden wird. Außerdem führt über den Fluß eine 762 m lange Eisenbahnbrücke.
Die Stadt hat teilweise noch erhaltene Wälle und Mauern mit zwölf alten Türmen. Unter den Plätzen sind die bedeutendsten:
die Piazza grande, mit Arkaden und dem altertümlichen Rathaus;
die Piazza d'Italia vor dem Universitätsgebäude,
mit der Marmorstatue der Italia, und die weite, freie Piazza di Castello.
Von den Straßen zeichnet sich namentlich der die ganze
Stadt von N. nach S. durchschneidende Corso Vittorio Emmanuele aus. Ein andrer wichtiger Straßenzug ist der Corso Cavour.
Unter den 18 Kirchen ist besonders der Dom bemerkenswert, ein großartiges, aber unvollendetes Bauwerk
im Renaissancestil (1488 begonnen), mit dem prachtvollen Grabmal des heiligen Augustinus von 1362, in gotischem Stil. Ein interessanter
Bau ist ferner die auf alten Fundamenten im 12. Jahrh. errichtete lombardische Basilika
[* 33] SanMichele (1863-76 restauriert) mit
reichen Skulpturen an der Fassade und an den drei Portalen, dreischiffig mit Kuppel.
Sie diente als Krönungskirche der ersten Könige von Italien und wurde in neuester Zeit zur Basilica reale erklärt. Andre
bemerkenswerte Kirchen sind: die KircheSanta Maria del Carmine, ein Backsteinbau von 1373, San Francesco und die schöne kleine
Kuppelkirche Santa Maria Coronata di Canepanova, 1492 nach dem EntwurfBramantes erbaut. Von den weltlichen
Gebäuden sind hervorzuheben: das geräumige, 1490 von LodovicoSforza erbaute, später erweiterte und verschönerte Universitätsgebäude,
zu welchem 1845 die imposante Aula hinzukam;
Die Bevölkerung
[* 35] von Pavia beläuft sich (1881)
einschließlich der Vorstädte auf 29,836 Einw. Die Industrie von Pavia ist gering; von einiger Wichtigkeit sind nur die Käsebereitung,
der Orgelbau, die Fabrikation von Eisengußwaren, landwirtschaftlichen Maschinen und Marmorarbeiten, die
Zubereitung von Fellen. Bedeutender ist der Handel, insbesondere mit Bodenprodukten der Umgebung; gefördert wird derselbe durch
zahlreiche Eisenbahnen und Wasserstraßen. Zu erwähnen sind auch die Handels- undGewerbekammer, die Filiale der Nationalbank
und die Sparkasse.
Unter den Wohlthätigkeitsanstalten von Pavia (ein Taubstummeninstitut, Waisen- und Findelhaus,
mehrere Spitäler) ist das großartige Zivilspital San Matteo mit 700 Betten hervorzuheben (1449 von den Bürgern Pavias errichtet).
Ihre Bedeutung verdankt die Stadt hauptsächlich der im Mittelalter zu hohem Ruf gelangten Universität. Dieselbe soll von Karl
d. Gr. gegründet worden sein; als wirkliche Universität wurde sie aber erst 1361 unter KaiserKarl IV.
durch GaleazzoVisconti errichtet. An ihr wirkte unter andern der PhysikerVolta, dem hier 1878 ein Denkmal errichtet wurde.
Zur Universität gehören noch zwei Konvikte für dürftige Studierende, das eine 1563 von dem Erzbischof von Mailand, Carlo
Borromeo, das andre 1569 von PapstPius V., dem in Pavia ein Standbild errichtet worden ist, gegründet. Andre Unterrichtsanstalten
sind: ein technisch-agronomisches Institut mit agrarischem Garten, ein Gymnasiallyceum, ein Seminar, eine Lehrer-
und Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Schule der schönen Künste mit Zeichen- und Kupferstecherschule und bedeutender Kupferstichsammlung
und eine Malerschule. Pavia ist Sitz der Präfektur und andrer Provinzialbehörden, eines Assisenhofs und eines Bischofs. 8 km
nördlich von Pavia liegt an der Eisenbahn nach Mailand die berühmte Certosa (s. d.).
Geschichte. Pavia ist das alte Ticinum, ward später römisches Munizipium und von den Hunnen zerstört. 490 kam
die Stadt an die Ostgoten, deren König Theoderich hier einen Palast erbaute und den Ort befestigte. Damals kam auch statt des
römischen NamensTicinum der alte keltische Name der Stadt, Papia, wieder in Gebrauch. Von dem Langobardenkönig Alboin
an, welcher Pavia 572 nach dreijähriger Belagerung eroberte, war es die Hauptstadt des langobardischen Reichs und blieb auch
nach dem Sturz desselben 774 Krönungsstadt der italienischen Könige.
Otto d. Gr. ließ sich 951 mit der Eisernen Krone hier zum König von Italien kronen. 1004 wurde die Stadt durch eine Feuersbrunst
zerstört. Mit Mailand hatte sie mehrmals, namentlich 1059, heftige Kämpfe zu bestehen; später stand
sie unter eignen Herren. In den ghibellinisch-guelfischen Streitigkeiten schloß sie sich meist an die Partei der Ghibellinen
an. Im Anfang des 14. Jahrh. stritten sich hier die ghibellinische FamilieBeccaria und die guelfische Familie Langusco um die
Regierung.