geboren auf Ägina, lebte eine Zeitlang in Alexandria. Er hat ein Sammelwerk: »Erinnerungsbuch« (Vened.
1528, Basel
1538, mehrfach in lateinischer Übersetzung; engl. von Adams, Lond. 1845-47, 3 Bde.),
hinterlassen, welches einen Abriß der ganzen Medizin enthält, in den Kapiteln über innere Krankheiten im wesentlichen ein
Auszug aus Galenos, Aetius und Oribasius ist, indessen auch und zwar besonders in seinem chirurgischen Teil
(6. Buch) zahlreiche selbständige Beobachtungen und Methoden enthält.
Die Beschreibung einer über Italien und andre Länder verbreiteten epidemischen »Kolik« mit Ausgang in »Epilepsie« und »Lähmung«,
die Beschreibung der Gicht, des Bluthustens infolge von Lungensteinen, der Anwendung eines Scheidenspekulums, die
von ihm zuerst ausgegangen Empfehlung des Opiums sind von hervorragende Interesse. Paul von Ägina wurde vor allen von den Arabern hoch geschätzt
und sein Werk schon sehr früh durch Honein ins Arabische übertragen. Seine »Chirurgie« ist die Grundlage der »Chirurgie« des
Abulkasem und dadurch indirekt zum Teil die Quelle für die Kenntnisse der Wundärzte des Abendlandes gewesen.
(spr. pohl-), James Kirke, amerikan. Schriftsteller, geb. 22. Aug. 1779 zu Pleasant
Valley im Staat New York, begründete 1807 zu New York in Verbindung mit dem ihm verschwägerten Washington
Irving die satirische Zeitschrift »Salmagundi«, die großen Beifall fand, war 1814 nach Beendigung des Kriegs mit England kurze
Zeit Sekretär im Marineausschuß zu Washington, hierauf viele Jahre Regierungsagent für die Marine zu New York. Nachdem er
unter der Präsidentschaft van Burens 1837-41 das Marinedepartement verwaltet, zog er sich vom öffentlichen
Leben zurück.
Der demokratischen Partei angehörig, war er von derselben stets hoch geschätzt worden. Er starb 6. April 1860 in Hydepark (New York).
Durch die Angriffe der englischen Presse auf sein Vaterland wurden die Satiren: »Lay of a Scotch fiddle« (1813),
»The United States
and England« (1814),
ein gegen die »Quarterly Review« gerichtetes Pamphlet, und die beste seiner Satiren:
»The diverting history of John Bull and Brother Jonathan« (1816),
veranlaßt. Die Frucht eines mehrmonatlichen Aufenthalts in
Virginia waren die interessante »Letters from the South« (1817). Das wertvolle Gedicht »Backwoodsman« (1818) schildert
das romantische, aber gefahr- und mühevolle Leben eines Auswanderers im fernen Westen. Am bekanntesten
wurden seine Romane und Novellen, namentlich: »Koningsmarke« (1823, 3 Bde.),
worin die Geschichte der schwedischen Niederlassung am Delaware in humoristischer Weise behandelt wird;
»Tales of a good woman
by a doubtful gentleman« (1823);
»The Dutchman's fireside« (1831, neue Ausg. 1868);
»Westward ho!« (1832, 3 Bde.),
eine Schilderung des Lebens in Kentucky;
»The old continental« und »The
puritan and his daughter« (1849, 3 Bde.).
Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: »John Bull in America« (1824);
»Merry
tales of the three wise men of Gotham« (1826),
eine gegen den Owenschen Philanthropismus, die Phrenologie
und das Protektionssystem gerichtete Satire;
»Letters on slavery« (1835);
ganz besonders aber »Life of Washington« (1835; neue
Ausg., New York 1854, 2 Bde.), für die Jugend bearbeitet.
Neue Ausgaben seiner Werke, von denen einzelne auch
ins Deutsche übersetzt
sind, erschienen New York 1851 und 1868. In Europa konnten die Schriften Pauldings niemals recht Boden gewinnen,
da er ein zu spezifischer Amerikaner ist und seine satirischen Schriften zumal eine sehr genaue Kenntnis transatlantischer
Verhältnisse voraussetzen.
Vgl. »Literary life of J. K. Paulding« von seinem Sohn (New York 1867).
Theodor, ungar. Rechtsgelehrter und Minister, geb. 9. April 1816 zu Ofen, studierte in Pest, wurde 1838 Professor
in Agram, 1847 Professor an der Rechtsakademie in Raab und 1848 an der Pester Universität. Nach Eötvös' Tod wurde er 1871 zum
ungarischen Kultus- und Unterrichtsminister und ein Jahr darauf zum Justizminister ernannt, letzterer Stelle aber 1875 infolge
der Fusion der beiden großen politischen Parteien und des Rücktritts des Kabinetts Bittó enthoben u. 1876 zum
Präsidenten des ungarischen Landesunterrichtsrats ernannt.
Seit 1871 vom ersten Ofener Bezirk immer wieder zum Reichstagsabgeordneten gewählt und seit 1875 von neuem in seiner frühern
Stellung als Universitätsprofessor thätig, starb er 30. April 1886. Von seinen Werken sind anzuführen:
»Encyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaften« (Pest 1851, 4. Aufl. 1871),
»Lehrbuch des Strafrechts« (3. Aufl., das. 1873),
beide von der ungarischen Akademie, deren Mitglied er seit 1845 war, mit Preisen ausgezeichnet, und »Propädeutik der Vernunftrechtslehre«
(das. 1852, 3. Aufl. 1873), alle in ungarischer Sprache.
(franz., spr. pol-, Droit annuel), in Frankreich eine nach ihrem ersten Pachter, Charles
Paulet, benannte Abgabe, welche der König jährlich von dem Einkommen sämtlicher Staatsbeamten bezog und zwar im Betrag von
1/60 dieses Einkommens.
Die Paulette, durch welche die Beamten sich die Erblichkeit ihrer Stellen sicherten, wurde erst durch die
Revolution beseitigt.
1) Johannes, geboren um 1455 zu Pfeddersheim von jüdischen Eltern, trat zur katholischen
Kirche über und ward Franziskaner, zuerst Guardian im Kloster zu Straßburg, dann Lektor in dem zu Thann im Oberelsaß, wo er um 1530 starb.
Pauli ist Verfasser des seinerzeit sehr beliebten Volksbuches »Schimpff
und Ernst« (Straßb. 1522),
einer Sammlung von 700 Schwenken, Geschichten, Fabeln, Anekdoten etc., die zahlreiche
Auflagen erlebte (neu hrsg. von Österley, Stuttg. 1866; »erneut« von
Simrock, Heilbr. 1876; Auswahl, hrsg. von Dithmar, Marb.
1856, und von Junghans, Leipz. 1880). Außerdem hat er eine große Anzahl deutscher Predigten von Geiler von Kaisersberg, den
er Gelegenheit hatte von 1506 bis 1510 regelmäßig zu hören, herausgegeben, und zwar: »Das
Evangelienbuch«, die »Emeis«, die »Brösamlin«
und das »Narrenschiff«.
Vgl. Veith, Über den Barfüßer Johannes Pauli etc. (Wien 1839).
2) Georg Reinhold, Geschichtschreiber, geb. 25. Mai 1823 zu Berlin, studierte dort sowie in Bonn und ging 1847 nach England und
Schottland, teils im Interesse eigner Studien, teils für Pertz' »Monumenta Germ. hist.« 1849-52 war er Privatsekretär bei Bunsen
und fand in dieser Stellung Gelegenheit, mit den bedeutenden Männern Englands, Gelehrten und Politikern, in persönliche Berührung
zu kommen. Im Herbst 1855 nach Deutschland zurückgekehrt, habilitierte sich an der Bonner Universität,
ging indes schon 1857 als Professor nach Rostock. 1859 folgte er einem Ruf nach Tübingen. Als er hier 1866 zur Zeit des deutschen
Kriegs in den
mehr
»Preußischen Jahrbüchern« einen scharfen Artikel über die Zustände Württembergs erscheinen ließ, wurde er zur Strafe an
das kleine Seminar zu Schönthal versetzt, nahm aber seinen Abschied und wurde 1867 als Professor nach Marburg, 1870 nach Göttingen
berufen. Er starb 3. Juni 1882 in Bremen. Von kleinern Arbeiten in Zeitschriften abgesehen, sind von Pauli zu
nennen: »König Aelfred und seine Stelle in der Geschichte Englands« (Berl. 1851, in zweifacher englischer Übersetzung erschienen);
die Fortsetzung von Lappenbergs »Geschichte von England« (Bd. 3-5, Gotha 1853-58);
ferner eine »Geschichte Englands seit den
Friedensschlüssen von 1814 und 1815« (Leipz. 1864-75, 3 Bde.);
»Bilder aus Altengland« (Gotha 1860, 2. Ausg. 1876; ebenfalls in das Englische übersetzt);
»Simon von Montfort,
Graf von Leicester, der Schöpfer des Hauses der Gemeinen« (Tübing. 1867);
»Aufsätze zur englischen Geschichte« (Leipz. 1869,
neue Folge 1883).
Außerdem gab er J. ^[John] Gowers »Confessio amantis« heraus (Lond. 1856, 3 Bde.).