wird. Von einer gemeinsamen
Regierungsform oder
Gesetzgebung findet sich keine
Spur; nur
im Fall eines
Kriegs oder Raubzugs vereinigen
sich die einzelnen
Horden und ernennen einen gemeinsamen Anführer. Die
Blutrache ist bei ihnen
Gesetz.
IhreWaffen
[* 2] sind
Lanzen,
Wurfschlingen und Wurfkugeln
(Bolas), in neuerer Zeit auch
Feuerwaffen. Von
Natur gelten sie für friedfertig,
offen und ehrlich. An der Westküste leben die Chono (Tschono), Poy-ya,
Key-ya und andre
Stämme, welche von ihren Nachbarn
als Yacanakunni
(»Fußvolk«) zusammengefaßt werden und meist von Fischfang leben.
Ihre Zahl scheint sehr gering zu sein. Zu diesen ursprünglichen Einwohnern sind aber seit 1832, in welchem Jahre
Rosas die ersten Pampasindianer oder
Pueltsche über den
Rio Negro
[* 3] trieb, zahlreiche Zuwanderer gekommen, und 1883 war das ganze
Gebiet im N. dieses
Flusses von
Indianern gesäubert und die neue
Grenze zugleich durch eine
Reihe von
Forts gegen Raubzüge geschützt
worden. Im zuletzt genannten Jahr gesellten sich den schon 1879 vertriebenen
Ranquele auch noch Manzanero
zu, die zwischen
Limay und Neuquen, den Quellflüssen des
Rio Negro, wohnten, neben
Pferden auch noch
Schafe
[* 4] und
Ziegen hielten
und überhaupt auf einer höhern
Stufe der
Kultur standen als ihre südlichen Nachbarn.
Politisch teilt sich Patagonien nach dem
Vertrag vom (dessenAuslegung indes infolge neuerer Forschungen
einige Schwierigkeiten veranlassen dürfte) zwischen der
Argentinischen Republik und
Chile
[* 5] (s. d., S. 1022). Auf erstere kommen
(ohne
Feuerland) 672,593 qkm (12,215 QM.) mit angeblich 22,000 Bewohnern, auf
Chile 172,302 qkm (3129 QM.) mit etwa 75,000
Einw., wovon allerdings 73,000 auf
Chiloe wohnen. Das argentinischeTerritorium Patagonien umfaßt indes noch einen
Teil von
Feuerland und hat daher einen Flächeninhalt von 693,035 qkm (12,586 QM.) mit etwa 24,000
Bewohnern.
Dagegen ist das 1853 angelegte
Punta Arenas zu einiger
Blüte
[* 6] gelangt, und auch das 1865 auf argentinischem Gebiet gegründete
Chubut (s. d.) geht nach Überwindung der ersten Schwierigkeiten einer bessern
Zukunft entgegen. Viel besser aber als diese Küstenbezirke eignen sich für die
Kolonisation die amFuß
der
Andes gelegenen fruchtbaren Ländereien, und das Gebiet am obern
Rio Negro hat bereits die
Aufmerksamkeit einer deutschen
Kolonisationsgesellschaft auf sich gelenkt.
Vgl. d'Orbigny,Voyage dans l'Amérique méridionale, Bd. 2 (Par.
1838);
(Padani), einSiam tributärer Malaienstaat an der Ostküste der hinterindischen
HalbinselMalakka, umfaßt 12,950 qkm (225 QM.) mit 30,000 Einw.,
welche auf dem sehr fruchtbaren
BodenReis,
Tabak
[* 13] und
Gewürze bauen.
Die gleichnamige
Hauptstadt hat 10,000 Einw. und einen
Hafen, der, mehr für kleine Küstenfahrer geeignet, von europäischen
Schiffen selten besucht wird. Im 17. Jahrh. bestanden hier holländische und englische
Faktoreien.
See- und Handelsstadt
Lykiens, südöstlich von der Mündung des
Xanthos, ein Hauptsitz des
Kultus des
Apollon,
[* 15] der hier unter dem Beinamen Patareus ein berühmtes
Orakel hatte.
(von Pataria, d. h. Lumpengesindel), ursprünglich Spottname für die kirchliche
Reformpartei in
Mailand,
[* 16] welche, von Ariald und Landulf, zwei vornehmen
Klerikern, um 1060 begründet und von den
Päpsten,
namentlich
Gregor VII., begünstigt, den hohen, mächtigen, aber verweltlichten
Klerus, namentlich die
Erzbischöfe von
Mailand, bekämpfte und die Ausrottung der Priesterehe und der
Simonie verlangte. Auch weltliche
Ziele erstrebten
sie unter der
Führung von Landulfs
BruderErlembaldCotta, der bürgerliche
Freiheit und Rechtsgleichheit für alle Einwohner
Mailands forderte. 1071 siegten die Patarener, unterlagen aber 1075 der Gegenpartei.
Später galt derName auch
als Bezeichnung für
Katharer (s. d.).
Vgl. Paech, Die Pataria in
Mailand (Sondersh. 1872).
(Sponsores, Fidejussores,Taufzeugen), bei der Kindertaufe erwachsene
Personen, welche im
Namen der
Unmündigen das
Glaubensbekenntnis abzulegen und die damit verbundenen
Fragen zu beantworten haben, womit sie zugleich
die Verpflichtung übernehmen, durch christliche Unterweisung und
Erziehung das in den
Kindern hervorzurufen, was sie in deren
Namen gelobt haben. Aus dem darin begründeten
Verhältnis geistiger
Verwandtschaft (cognatio spiritualis) erklären sich auch
die
¶
mehr
verschiedenen Benennungen der Paten: propatres, compatres und commatres, patrini und matrinae, Gevattern, und aus derselben Idee
der geistigen Verwandtschaft leitete die katholische Kirche seit Justinian die Begründung eines Ehehindernisses ab, was die
protestantische aufhob. Von größter Bedeutung war das Institut der Paten im Mittelalter, wo nur solche, die das Credo
und einige damit verbundene Stücke, namentlich das Paternoster, auswendig herzusagen wußten, zur Patenschaft zugelassen wurden.
Ihnen allein lag im Grunde die Verpflichtung des von der Kirche vernachlässigten Unterrichts der Jugend in den Elementen der christlichen
Religion ob. Mit der Zeit ist das Institut praktisch zur Bedeutung einer bloßen Taufzeugenschaft herabgesunken.
Die Zahl der Paten, früher als eine Art von kirchlichem Luxusartikel behandelt, wird jetzt in der Regel auf zwei beschränkt.
Mönchen und Nonnen, welche man ihrer Heiligkeit wegen in der ersten Zeit gern zu Taufzeugen nahm, wurde seit 578 die Übernahme
von Patenstellen verboten. Pate heißt auch das Kind in Beziehung auf den Taufzeugen sowie bei den Katholiken
der Gefirmte in Beziehung auf den Zeugen bei der Firmung; bei den Griechisch-Katholischen der Beistand bei der Trauung; bei den
Freimaurern das Logenmitglied, das sich für die Würdigkeit eines Aufzunehmenden verbürgt.